www.wikidata.de-de.nina.az
Max Heinrich Hermann Reinhardt Nettlau 30 April 1865 in Neuwaldegg heute Teil von Wien 23 Juli 1944 in Amsterdam war ein deutscher Sprachforscher und Historiker des Anarchismus Max Nettlau Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Zitate 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNettlau studierte ab 1882 in Berlin Keltische Sprache und Literatur 1885 begann er ein Studium in London wo er der Sozialistischen Liga Socialist League beitrat und sich fur anarchistische und sozialistische Literatur zu interessieren begann und diese sammelte Von 1885 bis 1890 war Nettlau Mitglied der Socialist League und besuchte als deren Delegierter die 2 Internationale Durch seine Kontakte mit Victor Dave und Johann Most wurde er mit den Ideen des Anarchismus vertraut gemacht Ab 1895 war er Mitglied der anarchistischen Freedom Group und an der Grundung der Freedom Press beteiligt Mit der Arbeit Beitrage zur cymrischen Grammatik wurde er zum Dr phil promoviert Die Dissertation erschien 1887 in Leipzig Nettlau baute in seinem Leben eine riesige Sammlung von Zeitschriften und Buchern auf und verarbeitete diese in einer Darstellung der Geschichte des Anarchismus und seiner Vertreter Durch eine Erbschaft seines 1892 verstorbenen Vaters wurde er finanziell unabhangig und wandte sich ganz der Erforschung der Geschichte des Anarchismus zu Diese wurden besonders durch seine Kontakte mit vielen bekannten Anarchisten begunstigt In den folgenden Jahren verfasste Nettlau viele Artikel fur verschiedene internationale anarchistische Zeitungen wie die Freiheit Freedom oder Les Temps Nouveaux und veroffentlichte Biografien uber Michail Bakunin Elisee Reclus und Errico Malatesta Sein Hauptwerk ist seine ab 1925 veroffentlichte auf 7 Bande konzipierte Geschichte der Anarchie Band 6 und 7 blieben unveroffentlicht und werden als handschriftliche Manuskripte im IISG aufbewahrt Wahrend der Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg verlor er durch die Inflation das von seinen Eltern ererbte Vermogen und lebte in armlichsten Verhaltnissen in Wien Nichtsdestoweniger sammelte und publizierte er weiterhin Seine Sammlung musste Nettlau 1935 wegen finanzieller Probleme an das Internationale Institut fur Sozialgeschichte IISG in Amsterdam verkaufen 1938 als Osterreich dem deutschen Reich angeschlossen wurde floh er mit Hilfe von Meta Kraus Fessel nach Amsterdam 1 wo er bis zu seinem Tod 1944 lebte Er arbeitete weiterhin an der Katalogisierung des Archivs des IISG Die Nazis waren sich dessen offensichtlich nicht bewusst und Nettlau starb wahrscheinlich an Magenkrebs ohne jemals von ihnen belastigt worden zu sein 2 Zitate Bearbeiten Die sozialen Bewegungen seit 1917 und alle fruheren und ihr bisheriger Misserfolg beweisen nicht etwa dass der Sozialismus an dem naturlichen Freiheitsbedurfnis scheitert sondern dass ein diesem Drang nach Freiheit nicht entsprechender Sozialismus nicht lebensfahig ist auch wenn ihm alle durch Gewalt erzwungenen Hilfsmittel zur Verfugung stehen Denn jeder Organismus braucht eine freie Bewegungssphare ohne welche Stillstand und Verfall eintreten Dies hat jede soziale Klasse begriffen auch wenn sie die denkbar grosste Machtstellung sich verschafft hatte Der Freiheitsdrang des Unrechts des Privilegs ist eben der unaufhorliche Kampf fur deren Ausdehnung und Verstarkung wahrend die starren Systeme des autoritaren Sozialismus diesem Bewegungsdrang nach Herstellung sozialer Gerechtigkeit Einhalt bieten zu konnen glauben eine Illusion weil sie dadurch der Menschheit das sie belebende freiheitliche Element entziehen wurden weshalb sich ihrer ernstlichen Verwirklichung stets instinktsicheres Misstrauen entgegenstellt Die Geschichte kennt neben kurzeren Perioden anscheinender Ruhe in denen eine Herrschaft ein System sich durchgesetzt zu haben schienen wahrend in Wirklichkeit dieser kurzen Blute unvermeidlich Verbluhen und Verfall folgten Normalzeiten bestandiger Kampfe die entweder die Verteidigung einer Unabhangigkeit oder Autonomie oder den Angriff zur Ausdehnung einer Herrschaft oder eines Privilegs zum Ziel hatten Jeder Feudalherr kampfte in diesem Sinn gegen Konige Stadte und den Staat um seine alten oder neue Privilegien oder im Bunde mit denselben gegen schwachere Nachbarn um Beute Die beginnende Bourgeoisie der freien Stadte des Mittelalters selbst Tyrannen in ihrem Stadtgebiet und dessen ihrer Macht erreichbaren Umkreis verteidigte sich gegen Adel und Konige und den sie zu erdrucken bereiten zentralistischen Staat der Neuzeit Diese grandiosen Kampfe des Burgertums in Italien Holland England Amerika Frankreich vom funfzehnten zum achtzehnten Jahrhundert und in aller Welt im Lauf des neunzehnten verschafften der Bourgeoisie schliesslich die heute vom internationalen Finanzkapital vertretene vollstandige Herrschaft eine Macht die noch viele Ausdehnungsmoglichkeiten zu haben vermeint die aber doch langst einen hippokratischen Zug zeigt durch Ausschliessung der ungeheuren Volksmassen entbehrt die nominelle Macht der Bourgeoisie jeder dauernd festen Grundlage und wird eigentlich vor allem durch das Misstrauen gegen den Sozialismus aufrechterhalten fur den eine das naturliche Freiheitsbedurfnis friedigende Form den Massen noch nicht bekannt ist wahrend die freiheitlichen Richtungen des Sozialismus der Anarchismus also sich schon seit langem bemuhen praktische Arten der Synthese von Freiheit und Solidaritat zu finden Max Nettlau 1925 3 Schriften BearbeitenMichael Bakunin Eine Biographie 1896 1900 Bibliographie de l Anarchie 1897 1976 Geschichte der Anarchie 7 Bande Inhaltsubersichten Memento vom 19 September 2010 im Internet Archive Band 1 Der Vorfruhling der Anarchie 1925 1993 online als pdf Neuausgabe Liberdad Verlag Berlin 2019 ISBN 978 3 922226 25 3 Band 2 Der Anarchismus von Proudhon zu Kropotkin 1927 1993 Band 3 Anarchisten und Sozialrevolutionare 1931 1996 Band 4 Die erste Blutezeit der Anarchie 1886 1894 1981 Band 5 Anarchisten und Syndikalisten Teil 1 1984 Band 6 Anarchisten und Syndikalisten Teil 2 unveroff Band 7 Anarchisten und Syndikalisten Teil 3 unveroff Erganzungsband zur Geschichte der Anarchie 1972 1984 Gesammelte Aufsatze Verlag Die Freie Gesellschaft Hannover 1980 Aufsatze aus Die Internationale FAUD 1929 1932 Eugenik der Anarchie Hg v Heiner M Becker Wetzlar 1985 Errico Malatesta Das Leben eines Anarchisten Verlag Der Syndikalist Berlin 1922 Elisee Reclus Anarchist und Gelehrter 1830 1905 Verlag Der Syndikalist Berlin 1928 Literatur BearbeitenManfred Burazerovic Max Nettlau Der lange Weg zur Freiheit Oppo Verlag Berlin 1996 ISBN 3 926880 10 4 Andreas G Graf Nettlau Carl Hermann Max In Neue Deutsche Biographie NDB Band 19 Duncker amp Humblot Berlin 1999 ISBN 3 428 00200 8 S 88 f Digitalisat Rainer Holze Max Nettlau 1865 1944 In Bewahren Verbreiten Aufklaren Archivare Bibliothekare und Sammler der Quellen der deutschsprachigen Arbeiterbewegung Friedrich Ebert Stiftung Bonn Bad Godesberg 2009 S 216 221 ISBN 978 3 86872 105 8 online pdf 280 kB Arthur Lehning Necrology of Max Nettlau Leiden 1950 Rudolf Rocker Max Nettlau Leben und Werk des Historikers vergessener sozialer Bewegungen Karin Kramer Verlag Berlin 1978 Ricardo Lenard Anarquismo e renovacao da cultura Max Nettlau e o projeto emancipatorio na La Revista Blanca Goiania Brasilien 2019 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Max Nettlau Sammlung von Bildern nbsp Wikisource Max Nettlau Quellen und Volltexte Literatur von und uber Max Nettlau im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Max Nettlau in der Deutschen Digitalen Bibliothek Max Nettlau Sammlung im Internationalen Institut fur Sozialgeschichte engl Max Nettlau page Memento vom 4 Juni 2011 im Internet Archive in der Anarchist Encyclopedia engl Max Nettlau von Manfred Burazerovic im Lexikon der AnarchieEinzelnachweise Bearbeiten Meta Kraus Fessel im Archiv fur die Geschichte der Soziologie in Osterreich an der Karl Franzens Universitat Graz Brief History of the Collection auf der Website des IISG Max Nettlau Der Vorfruhling der Anarchie Berlin Verlag Der Syndikalist Fritz Kater 1925 S 5 Normdaten Person GND 118587110 lobid OGND AKS LCCN n79023223 VIAF 44406290 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Nettlau MaxALTERNATIVNAMEN Nettlau Max Heinrich Hermann Reinhardt vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Sprachforscher und Historiker des AnarchismusGEBURTSDATUM 30 April 1865GEBURTSORT Neuwaldegg heute Teil von WienSTERBEDATUM 23 Juli 1944STERBEORT Amsterdam Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Max Nettlau amp oldid 237329185