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Giacomo Boni geboren am 25 April 1859 in Venedig gestorben am 19 Juli 1925 in Rom war ein italienischer Klassischer Archaologe und Architekt Von 1898 bis zu seinem Tod war er Leiter der Ausgrabungen auf dem Forum Romanum in Rom Intensiv an romischer Religion interessiert versuchte er eine Wiederbelebung antiker Kulte herbeizufuhren Unterstutzung hierbei erhoffte er sich von Benito Mussolini und den italienischen Faschisten Seine Interessen waren weit gespannt und er beschaftigte sich neben seiner archaologischen Forschung mit Botanik Geologie und Literatur Giacomo Boni vor dem Titusbogen in Rom Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und fruhe Jahre 2 Leiter der Ausgrabungen auf dem Forum Romanum 3 Wirken 4 Ehrungen 5 Literatur 6 WeblinksAusbildung und fruhe Jahre BearbeitenGiacomo Boni war der Sohn des Kapitans Luigi Boni und dessen Frau Maria geborene De Nardi Nach einem technischen Studium nahm er ab 1878 an der seit 1870 laufenden Restaurierung des Dogenpalasts in Venedig teil Hier zeigte er sein besonderes Talent in der technischen Dokumentation aber auch im Umgang mit den historischen Aspekten alter Bauwerke Er begann mit John Ruskin und William Morris uber Fragen der Restaurierung zu korrespondieren beide waren Vorreiter einer modernen Denkmalpflege und knupfte enge Verbindungen zur kulturellen Welt Grossbritanniens 1880 nahm Boni ein Architekturstudium an der Accademia di belle arti di Venezia auf das er 1884 abschloss und vertiefte seine Kenntnisse der antiken Kultur und Gedankenwelt Reisen durch die Provinzen des Romischen Reiches fuhrten ihn auch nach Osterreich und Deutschland Ab 1885 leitete er die erste Ausgrabung an den Fundamenten des Campanile von San Marco und entwickelte hierbei unabhangig von Wilhelm Dorpfeld und anderen die Methode der Stratigraphischen Untersuchung in der archaologischen Feldforschung Im selben Jahr wurde er Mitglied des Royal Institute of British Architects 1888 ernannte ihn der frisch berufene Unterrichtsminister Paolo Boselli zum Sekretar an der Koniglichen Sammlung von Kupferstichen zwei Jahre spater wurde er Inspektor an der Generaldirektion fur Altertumer und Kunste unter der Leitung von Giuseppe Fiorelli Unter anderem nahm er in dieser Funktion 1892 an der Untersuchung des Pantheon teil die von Luca Beltrami und Giuseppe Sacconi dem Architekten des Monuments fur Vittorio Emanuelle II durchgefuhrt wurde In den Jahren 1895 und 1896 leitete er das fur Rom zustandige Buro der Generaldirektion Als Architekt verantwortete er von 1896 bis 1897 ausserdem die Restaurierung der Villa Blanc des damaligen italienischen Aussenministers Alberto Blanc Im Garten der Villa liess Boni ein romisches Mausoleum wieder aufbauen das er im Tor di Quinto genannten Stadtteil Roms ausgegraben hatte und dessen ursprunglicher Aufstellungsort sich heute unter der erweiterten Via Nomentana befindet Leiter der Ausgrabungen auf dem Forum Romanum BearbeitenAnfang 1898 berief ihn der Unterrichtsminister Guido Baccelli zum Leiter der Ausgrabungen auf dem Forum Romanum Erstmals wurden nun stratigraphische Untersuchungen des Forums durchgefuhrt und Boni dokumentierte alle Funde und Befunde gleichermassen Mittelalterliches war fur ihn genauso interessant wie Antikes und wurde in Zeichnungen Fotografien und schriftlicher Dokumentation gleichberechtigt aufgenommen Damit war er wegweisend fur die archaologische Forschung in ganz Italien und setzte Standards fur seine Nachfolger in der Grabungsarchaologie zur romischen Antike in Italien In den Jahren bis 1907 legte er auf dem Forum unter anderem die archaische Nekropole beim Tempel des Antoninus Pius und der Faustina frei entdeckte den Lapis Niger die Regia den Lacus Curtius und die unterirdischen Gange unter dem Forum aus der Zeit Caesars ausserdem die Reste der Horrea Agrippae und des Heiligtums der Venus Cloacina 1899 liess er auf dem Forum die Kirche Santa Maria Liberatrice abreissen um die Reste der fruhchristlichen Kirche Santa Maria Antiqua freilegen zu konnen Neben all dem beaufsichtigte er als bauleitender Architekt ausserdem die Restaurierung des bei einem Erdbeben 1903 schwer beschadigten Campanile von San Marco in Venedig der 1910 wieder der Offentlichkeit ubergeben werden konnte Im Jahr 1907 wurde seine Kompetenz und Zustandigkeit auf den Palatin ausgeweitet In den folgenden Jahren entdeckte er auf dem Palatin eine archaische tholosformige Zisterne die Casa dei Grifi die sogenannte Aula Isiaca die sogenannten Bader des Tiberius in der Domus Transitoria und Reste einer eisenzeitlichen Hutte unter dem Peristyl der Domus Flavia Der Erste Weltkrieg unterbrach die Forschungen auf Forum und Palatin und Boni meldete sich zur Armee Nach der Ruckkehr von der Front erkrankte er schwer und nahm seine archaologischen Arbeiten erst 1916 wieder auf Fur seine Leistungen aber auch wegen seiner Nahe zum italienischen Faschismus wurde er 1923 zum Senator des Konigreichs ernannt Daruber hinaus erhielt er zahlreiche hohe Auszeichnungen und Ehrungen Sein Grab befindet sich wie von seinem Freund Gabriele D Annunzio gegenuber Mussolini erbeten inmitten der Farnesinischen Garten auf dem Palatin Wirken Bearbeiten nbsp Das Grab Giacomo Bonis auf dem PalatinNeben seinen archaologischen Forschungen und Interessen die nicht nur in seinen fortschrittlichen und unvoreingenommenen Grabungsmethoden ihren Niederschlag fanden galt sein Augenmerk allgemein der Dokumentation von Altertumern und der diesbezuglichen Offentlichkeitsarbeit So unterstutzte er die Grundung des Gabinetto Fotografico Nazionale in Rom uberwachte die Einrichtung eines staatlichen Katalogs der Altertumer und war an der Entwicklung der Normen fur Restaurierungen beteiligt bei denen er die Konservierung fur wichtiger als die Rekonstruktion erachtete Fruh entwickelte Boni ein ausgepragtes Interesse an den ostlichen Religionen Indiens Chinas und Japans und er empfand eine zunehmende Entfremdung gegenuber dem Christentum Schliesslich wandte er sich unter dem Eindruck personlicher mystischer Erlebnisse er nahm zum Beispiel im Traum die tags darauf folgende Entdeckung des Lapis Niger vorweg der antiken romischen Religion zu und stellte Uberlegungen an wie man sie unter den Schutz des Staates gestellt zu neuem Leben erwecken konne In diesem Sinne wollte er Francesco Crispi Sidney Sonnino vor allem Benito Mussolini beeinflussen Von Mussolini und den italienischen Faschisten erhoffte er sich eine Auferstehung des antiken Rom Immer wieder veranstaltete Boni in seinen Augen pagane Rituale etwa ein Trankopfer am Jahrestag der 1903 erfolgten Entdeckung des Lacus Curtius zusammen mit dem britischen Historiker und Freund Horatio Brown Am falschlicherweise fur den Tempel des Juppiter Victor gehaltenen Apollotempel auf dem Palatin vollzog Boni 1916 ein Reinigungsritual 1917 errichtete er auf dem Palatin einen Altar die von ihm sogenannte ara graminea an dem jeder Italiener fur ein gunstiges Schicksal Italiens im Ersten Weltkrieg opfern sollte Fur den Jahrestag des von Mussolini initiierten Marsches auf Rom der den Duce in der Folge zum Ministerprasidenten machte entwarf Boni ein umfassendes Programm das unter anderem die Feier der Lupercalien Opfer am Mundus Cereris und die Veranstaltung eines Ludus Troiae sowie palatinischer Spiele vorsah Boni unterhielt auch enge Beziehungen zu esoterischen Kreisen seiner Zeit etwa zu Emmelina De Renzis Mutter von Giovanni Antonio Colonna Di Cesaro Postminister unter Mussolini Mit Leone Caetani stand er in Schriftkontakt Zusammen mit den Archaologen Roberto Paribeni und Giulio Quirino Giglioli beriet er Roggero Musmeci Ferrari Bravo einen unter dem Pseudonym Ignis publizierenden und dem Via romana agli Dei angehorenden Schriftsteller fur den Boni die altromischen Charaktere der Tragodie Rumon entwickelte Ehrungen BearbeitenTrager des Ordens der Krone von Italien Mitglied der Ehrenlegion Trager des Roten Adlerordens Ehrendoktorwurden der Universitaten Oxford Cambridge und Yale Literatur BearbeitenGiacomo Boni Zum Tode des Palatin Ausgrabers In Vossische Zeitung 11 Juli 1925 Morgen Ausgabe S 9 Sandro Consolato Giacomo Boni l archeologo vate della Terza Roma In Gianfranco De Turris Hrsg Esoterismo e fascismo storia interpretazioni documenti Edizioni Mediterranee Rom 2006 ISBN 88 272 1831 9 S 183 193 Myriam Pilutti Namer Giacomo Boni Storia memoria archeonomia Saggi di storia antica Band 42 L Erma di Bretschneider Rom 2019 ISBN 9788891318572 Pietro Romanelli Boni Giacomo In Alberto M Ghisalberti Hrsg Dizionario Biografico degli Italiani DBI Band 12 Bonfadini Borrello Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 1970 S 75 77 Paola S Salvatori L adozione del fascio littorio nella monetazione dell Italia fascista In Rivista Italiana di Numismatica e Scienze Affini Band 109 2008 S 333 352 Paola S Salvatori Liturgie immaginate Giacomo Boni e la romanita fascista In Studi Storici Band 53 2012 S 421 438 Eva Tea Giacomo Boni nella vita del suo tempo 2 Bande Ceschina Mailand 1932 problematisch David Whitehouse Boni Giacomo In Nancy Thomson de Grummond Hrsg Encyclopedia of the History of Classical Archaeology Band 1 Greenwood Press Westport CT 1996 S 171 172 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Giacomo Boni Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Biographie auf der Seite des Archivio di Documentazione Archeologica der Soprintendenza Speciale per i Beni Archeologici di Roma Biographie im Dictionary of Art Historians Eintrag in der Datenbank Senatori dell Italia fascista beim Historischen Archiv des Italienischen Senats Literatur von und uber Giacomo Boni im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Myriam Pilutti Namer Giacomo Boni e il campanile di San Marco Prima di Venezia e la prima Venezia VII lezione Corso di Archeologia dell Ateneo veneto 2022Normdaten Person GND 119270412 lobid OGND AKS LCCN n86054260 VIAF 20487103 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Boni GiacomoKURZBESCHREIBUNG italienischer Klassischer Archaologe und ArchitektGEBURTSDATUM 25 April 1859GEBURTSORT VenedigSTERBEDATUM 19 Juli 1925STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Giacomo Boni Archaologe amp oldid 238303619