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Paolo Boselli 8 Juni 1838 in Savona 10 Marz 1932 in Rom war ein italienischer Finanzwissenschaftler und Politiker Er war mehrfach Minister und vom 18 Juni 1916 bis zum 29 Oktober 1917 Prasident des Ministerrats Ministerprasident seines Landes 1 2 Paolo Boselli Inhaltsverzeichnis 1 Leben und wissenschaftliche Karriere 2 Politische Karriere 3 Sonstiges 4 Veroffentlichungen Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und wissenschaftliche Karriere BearbeitenBoselli entstammte einer liberalen Familie die zu den Honoratioren seiner Heimatstadt gehorte 3 Nach dem Besuch einer Piaristenschule studierte er wie sein Vater von 1856 bis 1860 in Turin Rechtswissenschaften und knupfte bereits in dieser Zeit viele Verbindungen zu den politischen und kulturellen Kreisen der damaligen Hauptstadt Sardinien Piemonts Nach dem Studium heiratete er Corinna Cambieri die Schwester eines seiner Dozenten Mit ihr hatte er drei Kinder den Sohn Silvio und die Tochter Maria und Luisa Boselli liess sich als Rechtsanwalt nieder und verfasste nebenher zusammen mit anderen 1865 einen Kommentar zum neuen Kommunal und Provinzialverwaltungsgesetz 3 Ausserdem veroffentlichte er eine Reihe von Artikeln zu politischen wirtschaftlichen und Verwaltungsthemen in angesehenen Zeitschriften des Landes Schon 1862 war er dem Staatsrat des neuen vereinigten Konigreiches Italien als Auditor zugeteilt worden 4 was praktisch das Ende seiner Anwaltstatigkeit bedeutete 1865 wurde er auch Berater der Prafektur in Mailand 1867 wurde er Kurator am Industriemuseum in Turin und begann Industriewirtschaft zu lehren In diesem Jahr war er ausserdem Generalsekretar der italienischen Delegation zur Weltausstellung 1867 in Paris 3 1869 wurde er Professor fur Politische Okonomie an der neugegrundeten Handelshochschule in Venedig In diese Zeit fallt auch seine erste Beschaftigung mit den Fragen der hoheren Schul und Berufsbildung wobei Boselli die Notwendigkeit nachdrucklich betonte auch technische Ausbildungen bis auf ein universitares Niveau zu fuhren 1871 wurde er zum Professor fur Finanzwissenschaften an die Universitat Rom berufen gab die Lehrtatigkeit in Venedig aber erst 1874 auf Politische Karriere Bearbeiten1869 wurde Boselli erst Mitglied und dann Vorsitzender des Standigen Rates der Finanzen eines Gremiums welches sich mit der Neuorganisation der Grundsteuer verschiedener Gemeindesteuern sowie der Pensionsfonds beschaftigte 3 Mitglieder des Gremiums waren neben ihm und anderen auch einige weitere spatere Ministerprasidenten wie Agostino Depretis Luigi Luzzatti und Antonio Starabba di Rudini 1870 wurde Boselli Ratsherr in seiner Heimatstadt und im November des gleichen Jahres als Vertreter seiner Hochschule in die Abgeordnetenkammer gewahlt wo er sich zu den Rechtsliberalen der Fraktion Historische Rechte hielt 3 Die nachsten Jahre waren von intensiver parlamentarischer Tatigkeit vor allem zu finanziellen und wirtschaftlichen Fragen gekennzeichnet Dazu gehorten auch die Anfange der italienischen Sozialgesetzgebung und des Arbeiterschutzes Dabei setzte sich Boselli im Gegensatz zur Theorie des klassischen Manchesterliberalismus fur eine grossere Rolle des Staates ein In den 1880er Jahren beschaftigte er sich auch mit verschiedenen Aspekten des italienischen Verkehrswesens so mit der Frage der Verstaatlichung der Eisenbahnen des Ausbaus der Handelsmarine und des Schiffsbaus wobei er auch hier allmahlich zu einer die Rolle des Staates starker betonenden Position wechselte wodurch er sich den Linksliberalen naherte 3 Er war an der Schaffung des italienischen Handelsgesetzbuches aktiv beteiligt und 1885 italienischer Delegierter auf dem Internationalen Kongress fur Handels und Seerecht in Antwerpen Nachdem sein Vorganger wegen Studentenunruhen zuruckgetreten war wurde Boselli am 17 Februar 1888 Unterrichtsminister unter Ministerprasident Francesco Crispi im Kabinett Crispi I und blieb dies bis zum Ende des Kabinetts Crispi II am 6 Februar 1891 In dieser Zeit waren verschiedene Schulreformen sein Hauptarbeitsgebiet Seine Ziele eine Vereinheitlichung des Schulsystems und eine starkere Einbeziehung technischer Bildung in den Unterricht konnte er dabei wegen des Widerstandes im Parlament nur teilweise umsetzen 3 Am 15 Dezember 1893 wurde er im Kabinett Crispi III Minister fur Landwirtschaft Industrie und Handel und wechselte mit dem Kabinett Crispi IV am 14 Juni 1894 in das Finanzressort Die Bekampfung der damaligen schweren Wirtschaftskrise und die Konsolidierung des Staatshaushaltes standen dabei im Mittelpunkt seiner Tatigkeit Die von ihm verantworteten Steuer und Zollerhohungen u a auf Stadtgas und elektrischen Strom Zucker und Baumwolle sanierten zwar den Staatshaushalt machten die Regierung aber extrem unpopular so dass sie nach der verlorenen Schlacht von Adua im Marz 1896 zurucktreten musste 3 Seit der Parlamentswahl 1893 wurde Boselli nicht mehr fur die Hochschule sondern fur den Wahlkreis Avigliana in die Abgeordnetenkammer gewahlt Zwischen Mai 1899 und Juni 1900 war Boselli Schatzminister diesmal im Kabinett Pelloux II zwischen Februar und Mai 1906 wieder Unterrichtsminister in der Regierung Sonnino I 3 Danach schien die Karriere Bosellis in der grossen Politik beendet Er wurde mit offentlichen Ehrungen und Ehrenamtern bedacht spielte aber in der Tagespolitik die inzwischen von jungeren Politikern dominiert wurde keine Rolle mehr Er unterstutzte den Eintritt Italiens in den Ersten Weltkrieg und wurde nach dem Rucktritt Antonio Salandras wegen militarischer Misserfolge am 18 Juni 1916 im Alter von 78 Jahren Ministerprasident nachdem zwei andere Politiker das Amt abgelehnt hatten Boselli entpuppte sich als nicht sonderlich fahiger Kriegs Ministerprasident und musste am 29 Oktober 1917 nach der Niederlage von Karfreit zurucktreten 1921 schied er aus dem Parlament aus und wurde zum Senator ernannt In spateren Jahren zeigte sich Boselli dem Faschismus zugeneigt mit dem er seine Aversion gegen den Sozialismus teilte Sonstiges BearbeitenIm Oktober 1907 wurde Boselli Prasident der Nationalen Dante Alighieri Gesellschaft und blieb dies bis zu seinem Tod 3 Seit 1914 gehorte er der Accademia della Crusca in Florenz an 5 Nach seinem Tod erhielt Boselli ein Staatsbegrabnis auf dem der Konig anwesend war und im Senat gab es eine Trauer und Gedenkveranstaltung zu seinen Ehren 3 Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenGuida amministrativa 1865 Relazione d inchiesta sulla marina mercantile 1882 Le droit maritime en Italie frz 1885 Carlo Alberto e l ammiraglio Des Geneys nel 1825 1892 Il ministro Vallesa e l ambasciatore Dalberg nel 1817 1893 Discorsi e scritti 4 Bande 1915ff La patria negli scritti e nei discorsi 1917 Discorsi di guerra preceduti da un profilo dettato dal senatore Valli 1917 Per la Dante e per la Vittoria 1924 4 Literatur BearbeitenBoselli Paolo In Enciclopedia Italiana Bd 7 Bil Bub Rom 1930 Raffaele Romanelli Boselli Paolo In Alberto M Ghisalberti Hrsg Dizionario Biografico degli Italiani DBI Band 13 Borremans Brancazolo Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 1971 Boselli Paolo In Dizionario di Storia Rom 2010 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Paolo Boselli Sammlung von Bildern und Audiodateien Boselli Paolo auf Senatori d Italia italienisch Paolo Boselli auf Camera dei Deputati Portale storico italienisch Paolo Boselli auf accademiadellescienze it italienisch Boselli Paolo In Enciclopedia on line Istituto della Enciclopedia Italiana Rom Abgerufen am 21 Januar 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Gazzetta Ufficiale del Regno d Italia Anno 1916 20 giugno n 144 S 3171 Digitalisat Gazzetta Ufficiale del Regno d Italia Anno 1917 31 ottobre n 257 S 4493 Digitalisat a b c d e f g h i j k Raffaele Romanelli Paolo Boselli In Dizionario Biografico degli Italiani DBI a b Boselli Paolo In Enciclopedia Italiana Bd 7 Bil Bub Rom 1930 S 1929ff Boselli Paolo lt 1838 1932 gt In accademicidellacrusca org 12 Juli 2012 abgerufen am 21 Januar 2022 italienisch Prasidenten des Ministerrats des Konigreichs Italien von 1861 bis 1946 Camillo Benso von Cavour Bettino Ricasoli Urbano Rattazzi Luigi Carlo Farini Marco Minghetti Alfonso La Marmora Bettino Ricasoli 2 Urbano Rattazzi 2 Luigi Federico Menabrea 1 3 Giovanni Lanza Marco Minghetti 2 Agostino Depretis Benedetto Cairoli Agostino Depretis 3 Benedetto Cairoli 2 3 Agostino Depretis 4 8 Francesco Crispi 1 2 Antonio Starabba di Rudini Giovanni Giolitti Francesco Crispi 3 4 Antonio Starabba di Rudini 2 5 Luigi Pelloux 1 2 Giuseppe Saracco Giuseppe Zanardelli Giovanni Giolitti 2 Tommaso Tittoni Alessandro Fortis Sidney Sonnino Giovanni Giolitti 3 Sidney Sonnino 2 Luigi Luzzatti Giovanni Giolitti 4 Antonio Salandra Paolo Boselli Vittorio Emanuele Orlando Francesco Saverio Nitti Giovanni Giolitti 5 Ivanoe Bonomi Luigi Facta Benito Mussolini Duce Pietro Badoglio prov Ivanoe Bonomi 2 3 Ferruccio Parri Alcide De Gasperi Normdaten Person GND 119517906 lobid OGND AKS LCCN n90666101 VIAF 5070373 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Boselli PaoloKURZBESCHREIBUNG italienischer Politiker Mitglied der CameraGEBURTSDATUM 8 Juni 1838GEBURTSORT SavonaSTERBEDATUM 10 Marz 1932STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paolo Boselli amp oldid 232832678