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Luigi Luzzatti 11 Marz 1841 in Venedig 29 Marz 1927 in Rom war ein italienischer Volkswirtschaftler Finanzmann und Politiker Er war mehrfach italienischer Finanz bzw Schatzminister Prasident des Ministerrats Ministerprasident vom 31 Marz 1910 bis zum 2 Marz 1911 und amtierte in dieser Zeit auch als Innenminister Luigi Luzzatti Denkmal zu Ehren Luigi Luzzattis Stadtpark OderzoInhaltsverzeichnis 1 Leben und wissenschaftliche Karriere 2 Politische Karriere 3 Veroffentlichungen 4 Sonstiges 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und wissenschaftliche Karriere BearbeitenIn einer wohlhabenden judischen Fabrikantenfamilie geboren 1 studierte Luzzatti von 1858 bis 1863 Staats und Rechtswissenschaften in Padua Im Oktober 1863 zwei Monate nach seinem Studienabschluss veroffentlichte er La diffusione del credito e le banche popolari Kreditversorgung und Volksbanken worin er in Anlehnung an Hermann Schulze Delitzsch auf die soziale Funktion der Bekampfung des Wuchers und der Bereitstellung gunstiger Kredite hinwies Zum Jahreswechsel 1863 64 zog er nach Mailand um an dem neu gegrundeten Hoheren Technischen Institut heute Politecnico di Milano Statistik und Volkswirtschaft zu lehren 1 Im Gegensatz zu Venedig welches noch bis 1866 zu Osterreich gehorte war ihm von Mailand aus auch die uneingeschrankte Teilnahme am politischen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben Italiens moglich In den nachsten Jahren wirkte er publizistisch und praktisch fur die Ausbreitung der Genossenschaften und Volksbanken in Italien Die alteste Volksbank des Landes Banca Popolare di Lodi wurde 1864 von ihm selbst gegrundet Im Oktober 1867 wurde er zum Professor fur Verfassungsrecht an die bis 1866 osterreichische Universitat Padua berufen kurz darauf wurde er Mitglied der Gesellschaft fur Wissenschaft Literatur und Kunst Venedigs und wirkte dort mit bemerkenswertem Redetalent und grosser Energie fur die Verbreitung der wirtschaftlichen Theorien Hermann Schulze Delitzschs ausserdem war er an der Grundung der Handelskammer Venedig beteiligt 1 Politische Karriere BearbeitenIm Jahre 1869 wurde er in der Regierung Minghetti I zum Staatssekretar fur Landwirtschaft und Handel ernannt In diesem halben Jahr Amtszeit schaffte er die Aufsicht der Regierung uber die Handelsunternehmen ab und forderte eine tiefgreifende Untersuchung uber die Lage der Industrie Obwohl theoretisch Befurworter des Freihandels war er de facto fur die Entstehung eines protektionistischen Wirtschaftssystems entscheidend verantwortlich 1871 wurde er als Rechtsliberaler erstmals ins italienische Parlament gewahlt dem er ohne Unterbrechung bis 1921 angehorte Von 1871 bis 1873 war er in der Regierung Giovanni Lanza erneut Staatssekretar und widmete sein besonderes Augenmerk der Reform des Handelsgesetzbuches und der Forderung der Berufsbildung Seine Amtsfuhrung fand nicht uneingeschrankten Beifall man warf ihm wegen seiner Bemuhungen um den Arbeiterschutz und die Regulierung der Kinderarbeit eine zu grosse Nahe zum Kathedersozialismus Adolph Wagners vor Auch als einfacher Abgeordneter zeitweise als Vorsitzender oder stellvertretender Vorsitzender entsprechender Kommissionen 2 gehorte er zu den entscheidenden Personlichkeiten der italienischen Wirtschaftspolitik So gehorte er 1874 zu den Verfassern des italienischen Bankenrechts setzte sich 1875 fur die Grundung der Postsparkasse ein nahm 1877 an den Handelsvertragsverhandlungen mit Frankreich teil verfasste 1878 den italienischen Zolltarif und war in den folgenden Jahren Chefunterhandler fur alle Handelsabkommen die Italien mit anderen Landern abschloss 1 Nach seiner Ernennung zum Finanzminister im Kabinett Rudini I im Jahre 1891 schaffte er unverzuglich das System der Verrechnungen zwischen den sechs in Italien bestehenden Zentralbanken ab was eine Vervielfachung des Geldumlaufs bewirkte und die Krise des Bankwesens im Jahre 1893 beschleunigte 1896 war er Finanzminister im zweiten Kabinett von Antonio Starabba di Rudini und erliess Gesetze mit deren Hilfe die Bank von Neapel vor dem Bankrott gerettet werden konnte Nachdem er das Amt 1898 verliess beschaftigte er sich mit dem Abschluss der Handelsverhandlungen mit Frankreich wahrend er als Abgeordneter Journalist und Professor aktiv am politischen und wirtschaftlichen Leben seines Landes teilnahm Er wurde erneut zum Finanzminister vom November 1903 bis zum Marz 1905 im Kabinett von Giovanni Giolitti ernannt und zum dritten Mal vom Februar bis Mai 1906 im Kabinett von Sidney Sonnino Am Ende seiner Amtszeit gelang ihm die Konversion der italienischen Staatsschulden von dem bisherigen Zinsfuss von 5 schrittweise auf 4 3 5 und dann auf 3 Diese Operation hatten vor ihm andere Minister ohne Erfolg versucht Obwohl die Konversion nicht vollstandig in seiner Amtszeit vollbracht wurde hatte er den grossten Anteil daran Dies trug wesentlich zur Konsolidierung des Wertes der italienischen Lira bei 2 Luigi Luzzatti wurde 1910 der dritte Ministerprasident judischer Abstammung Italiens nach Alessandro Fortis und Sidney Sonnino Er bildete ein Kabinett aus Vertretern verschiedener liberaler Richtungen 3 welches eine Reform des Wahlrechts fur die Abgeordnetenkammer und eine grundlegende Reform der Zusammensetzung des Senats anstrebte Wahrend die Wahlrechtsreform die Ausweitung des aktiven Wahlrechts auf alle des Lesens und Schreibens kundige Manner im Dezember 1910 durchgesetzt werden konnte verfiel die Senatsreform der Ablehnung 1 Die Auseinandersetzungen um das Wahlrecht hatten den Zusammenhalt der verschiedenen Gruppen der bisherigen Regierungsmehrheit im Parlament gesprengt daher konnte Giovanni Giolitti Luzzatti nach weniger als einem Jahr im Amt sturzen und selbst zum vierten Male Ministerprasident werden Man warf Luzzatti Fuhrungsschwache und mangelnden Kampfwillen gegen die Opposition vor 1 Wahrend des Ersten Weltkrieges engagierte sich Luzzatti in Hilfsorganisationen fur die Kriegsfluchtlinge aus dem italienisch osterreichischen Frontgebiet und propagierte den Anschluss Dalmatiens an Italien 1 Von Mitte Marz bis Ende Mai 1920 war er nochmals kurzzeitig Finanzminister im Kabinett Nitti welches vor allem mit inneren Unruhen zu kampfen hatte 1921 kurz nach seinem 80 Geburtstag und seinem Ausscheiden aus dem Parlament nach 50 Jahren wurde Luzzatti zum Senator ernannt Er hielt sich von samtlichen Oppositionsaktivitaten seiner liberalen politischen Freunde fern und widmete seine letzten Lebensjahre dem weiteren Ausbau des Genossenschaftswesens und des Arbeiterschutzes so bei der Grundung der Genossenschaftsuniversitat 1922 und des Nationalinstitutes fur Hygiene Renten und Versicherungswesen 1924 sowie als Ehrenprasident des italienischen Genossenschaftsverbandes ab 1925 1 Veroffentlichungen BearbeitenNeben zahlreichen Artikeln in allgemeinen Zeitungen und Fachzeitschriften verfasste Luzzatti La diffusione del credito e le banche popolari 1863 L inchiesta industriale e i trattati di commercio 1878 Le odierne controversie economiche nelle loro attinenze colla protezione e col socialismo 1894 La liberta di coscienza e di scienza 1909 Freiheit des Gewissens und Wissens Studien zur Trennung von Staat und Kirche einzig autorisierte Ubertsetzung von J Bluwstein Leipzig 1911 4 Pro italico nomine Herausgegeben vom Nationalverein Dante Alighieri Ins Deutsche ubertragen Von E Sonntag Vorbusch Roma 1912 5 Postum erschienen drei Bande mit Lebenserinnerungen und Dokumenten 2 Memorie autobiografiche e carteggi 1 1841 1876 Bologna 1930 Memorie tratte dal carteggio e da altri documenti 1876 1900 Bologna 1935 Memorie 3 1901 1927 Milano 1966 a cura di Elena De Carli Ferruccio De Carli Alberto De StefaniSonstiges BearbeitenVon 1865 bis 1870 war Luzzatti Prasident der Mailander Volksbank anschliessend bis zu seinem Tode deren Ehrenprasident 1907 war er Vorsitzender der Genossenschaften von Cremona Im Palazzo Loredan a Santo Stefano in Venedig wurde zur Hundertjahrfeier seiner Ernennung zum Prasident des Ministerrates ein Saal zum Gedenken an ihn eroffnet Literatur BearbeitenPaolo Pecorari Pierluigi Ballini Luzzatti Luigi In Mario Caravale Hrsg Dizionario Biografico degli Italiani DBI Band 66 Lorenzetto Macchetti Istituto della Enciclopedia Italiana Rom 2006 Vera Negri Zamagni Luigi Luzzatti In Il Contributo italiano alla storia del Pensiero Economia Roma 2012Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Luigi Luzzatti Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag in der Datenbank Senatori dell Italia liberale beim Historischen Archiv des Italienischen Senats Eintrag im Portale storico der Camera dei deputati Veroffentlichungen von und uber Luzzatti im Opac des Servizio bibliotecario nazionale SBN Normeintrag im Opac des SBN Zeitungsartikel uber Luigi Luzzatti in den Historischen Pressearchiven der ZBW Luigi Luzzatti Eintrag bei der Academie royale des Sciences des Lettres et des Beaux Arts de Belgique franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Luzzatti Luigi In Dizionario Biografico degli Italiani Band 66 2006 a b c Luzzatti Luigi In C Donzelli Hrsg L Unificazione italiana Treccani Rom 2011 Kabinettsliste im Portale storico della Camera Nachweis im SBN Opac Memento des Originals vom 29 Dezember 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot opac sbn it Nachweis im SBN Opac Memento des Originals vom 29 Dezember 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot opac sbn itPrasidenten des Ministerrats des Konigreichs Italien von 1861 bis 1946 Camillo Benso von Cavour Bettino Ricasoli Urbano Rattazzi Luigi Carlo Farini Marco Minghetti Alfonso La Marmora Bettino Ricasoli 2 Urbano Rattazzi 2 Luigi Federico Menabrea 1 3 Giovanni Lanza Marco Minghetti 2 Agostino Depretis Benedetto Cairoli Agostino Depretis 3 Benedetto Cairoli 2 3 Agostino Depretis 4 8 Francesco Crispi 1 2 Antonio Starabba di Rudini Giovanni Giolitti Francesco Crispi 3 4 Antonio Starabba di Rudini 2 5 Luigi Pelloux 1 2 Giuseppe Saracco Giuseppe Zanardelli Giovanni Giolitti 2 Tommaso Tittoni Alessandro Fortis Sidney Sonnino Giovanni Giolitti 3 Sidney Sonnino 2 Luigi Luzzatti Giovanni Giolitti 4 Antonio Salandra Paolo Boselli Vittorio Emanuele Orlando Francesco Saverio Nitti Giovanni Giolitti 5 Ivanoe Bonomi Luigi Facta Benito Mussolini Duce Pietro Badoglio prov Ivanoe Bonomi 2 3 Ferruccio Parri Alcide De GasperiInnenminister des Konigreichs Italien von 1861 bis 1946 Marco Minghetti Bettino Ricasoli Urbano Rattazzi Ubaldino Peruzzi Giovanni Lanza Giuseppe Natoli Desiderio Chiaves Bettino Ricasoli 2 Urbano Rattazzi 2 Filippo Antonio Gualterio Carlo Cadorna Gerolamo Cantelli Luigi Ferraris Antonio Starabba di Rudini Giovanni Lanza 2 Gerolamo Cantelli 2 Giovanni Nicotera Francesco Crispi Agostino Depretis Giuseppe Zanardelli Agostino Depretis 2 Tommaso Villa Agostino Depretis 3 Francesco Crispi 2 Giovanni Nicotera 2 Giovanni Giolitti Francesco Crispi 3 Antonio Starabba di Rudini 2 Luigi Pelloux Giuseppe Saracco Giovanni Giolitti 2 Giuseppe Zanardelli 2 Giovanni Giolitti 3 Tommaso Tittoni Alessandro Fortis Sidney Sonnino Giovanni Giolitti 4 Sidney Sonnino 2 Luigi Luzzatti Giovanni Giolitti 5 Antonio Salandra Vittorio Emanuele Orlando Francesco Saverio Nitti Giovanni Giolitti 6 Ivanoe Bonomi Luigi Facta Paolino Taddei Benito Mussolini Luigi Federzoni Benito Mussolini 2 Bruno Fornaciari Umberto Ricci Vito Reale Ivanoe Bonomi 2 Ferruccio Parri Giuseppe Romita Normdaten Person GND 11935649X lobid OGND AKS LCCN n84186674 VIAF 4966483 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Luzzatti LuigiKURZBESCHREIBUNG italienischer Volkswirtschaftler Finanzmann und Politiker italienischer PremierministerGEBURTSDATUM 11 Marz 1841GEBURTSORT VenedigSTERBEDATUM 29 Marz 1927STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luigi Luzzatti amp oldid 238154627