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Die Hirsch Dunckerschen Gewerkvereine offiziell bis 1919 Verband der deutschen Gewerkvereine seit 1919 Teil des Gewerkschaftsrings deutscher Arbeiter Angestellten und Beamtenverbande wurden am 28 September 1868 gegrundet Sie standen auf liberaler Grundlage und konkurrierten mit den sozialistischen sogenannten freien Gewerkschaften und den christlichen Gewerkschaften Die Gewerkvereine bestanden bis zu ihrer zwangsweisen Auflosung 1933 Inhaltsverzeichnis 1 Kaiserreich 2 Weimarer Republik 3 Literatur 4 EinzelnachweiseKaiserreich BearbeitenDie Gewerkvereine wurden auf Anregung von Max Hirsch ab 1868 1 Die Musterstatuten entwarf auf einer sozialliberalen Grundlage in erster Linie Franz Duncker 2 Nach den beiden wurden die Organisationen bis zu ihrem Ende meist als Hirsch Dunckersche Gewerkvereine bezeichnet Seit 1868 entstanden zahlreiche Vereine Diese schlossen sich 1869 zum Verband der deutschen Gewerkvereine zusammen Im Jahr 1869 gab es etwa 258 Vereine mit ungefahr 30 000 Mitgliedern Die eigentliche Fuhrung lag bei Max Hirsch Er war bis 1905 Verbandsanwalt Die Verbandszeitschrift war die bis 1933 erscheinende Wochenschrift Der Gewerkverein Ihr Ziel war es eine Sozialreform durch Interessensausgleich und Kooperation zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern durchzusetzen Die Gewerkvereine folgten dem Vorbild der englischen Trade Unions Schutz und Forderung der Rechte und Interessen ihrer Mitglieder sollten auf gesetzlichem Wege erfolgen Dazu diente der Aufbau von Selbsthilfeorganisationen wie Kranken Invaliden Begrabnis und Altersunterstutzungsvereinen Politisch standen die Gewerkvereine der linksliberalen Deutschen Fortschrittspartei nahe wenngleich sich deren Mitglieder mehrheitlich gegen sozialreformerische Impulse verwehrten Deshalb fand Hirsch in der Fortschrittspartei fur seine Gewerkschaften noch weniger Unterstutzung als Hermann Schulze Delitzsch seinerzeit fur seine Genossenschaften 3 Seit 1868 entstanden zahlreiche Vereine Diese schlossen sich 1869 zum Verband der deutschen Gewerkvereine zusammen Im Jahr 1869 gab es etwa 258 Vereine mit ungefahr 30 000 Mitgliedern Die eigentliche Fuhrung lag bei Max Hirsch Er war bis 1905 Verbandsanwalt Die Verbandszeitschrift war die bis 1933 erscheinende Wochenschrift Der Gewerkverein Trotz der Uberzeugung dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber dieselben Interessen hatten waren die Gewerkvereine keine wirtschaftsfriedlichen Verbande Bereits Ende 1869 kam es zu einem ersten Bergarbeiterstreik im Waldenburger Revier Der Waldenburger Bergarbeiterstreik dauerte acht Wochen und endete erfolglos Die Niederlage hat die Gewerkvereine schwer belastet In der Folge bauten die Vereine vor allem das Unterstutzungswesen aus Gegenuber den freien und christlichen Gewerkschaften gerieten die Gewerkvereine ins Hintertreffen Im Jahr 1910 auf dem Hohepunkt ihrer Entwicklung hatten die Gewerkvereine nur 122 000 Mitglieder wahrend die Freien Gewerkschaften uber 2 5 Millionen Mitglieder hatten Insbesondere nach der Jahrhundertwende beteiligten sich die Gewerkvereine an mehreren grosseren Arbeitskampfen So nahmen sie am Bergarbeiterstreik von 1905 sowie am Bergarbeiterstreik von 1912 teil Im Jahr 1907 gaben sich die Vereine ein neues Programm Dieses enthielt neben sozialpolitischen Forderungen den Grundsatz der parteipolitischen und religiosen Neutralitat An der grundsatzlichen Nahe zum Linksliberalismus der sich 1893 organisatorisch in die Freisinnige Volkspartei und die Freisinnige Vereinigung aufgespalten hatte anderte sich jedoch nichts Allerdings unternahmen die Linksliberalen seit 1910 organisatorisch wiedervereinigt in der Fortschrittlichen Volkspartei ihrerseits 1912 den Versuch alle Arbeitnehmer unter ihren Anhangern im Reichsverein liberaler Arbeiter und Angestellter zusammenzufassen Diese Bestrebungen waren jedoch wenig erfolgreich nach einem Jahr zahlte der Verein lediglich etwa 3 400 Mitglieder 4 Der Gewerkverein der deutschen Frauen und Madchen war die Frauenorganisation der Gewerkvereine Er wurde 1902 gegrundet und hatte 1919 25 Ortsgruppen Zweck war die Hebung der wirtschaftlichen Lage der arbeitenden Frauen und Madchen ohne sich in politischer oder in kirchlicher Beziehung zu betatigen Weimarer Republik BearbeitenNach der Novemberrevolution schlossen sich die Gewerkvereine zunachst zusammen mit den christlichen Gewerkschaften im DGB zusammen Im November 1919 verliessen sie die Dachorganisation wieder Ein Jahr spater grundeten sie den Gewerkschaftsring deutscher Arbeiter Angestellten und Beamtenverbande Neben den Arbeitergewerkschaften der Hirsch Dunckerschen Gewerkvereine gehorte dazu auch der Gewerkschaftsbund der Angestellten als Zusammenschluss von Angestelltenverbanden und der Ring Deutscher Beamtenverbande als Dachorganisation fur Beamtenverbande Die Gewerkvereine lehnten die Novemberrevolution als solche ab haben allerdings das Novemberabkommen die ZAG die Wahl zur Nationalversammlung und die Republik unterstutzt Wahrend des Kapp Putsches standen sie im Lager der Verteidiger der Demokratie Den Klassenkampf lehnten die zusammengeschlossenen Organisationen als undemokratisch und ungewerkschaftlich ab Der Streik wurde zwar als letztes gewerkschaftliches Mittel anerkannt aber in der Praxis hat man der Verhandlungslosung den Vorzug gegeben Dazu trugen einerseits die Programmatik andererseits die Schwache der Organisation bei Nach der Novemberrevolution konnten die Vereine neue Mitglieder gewinnen Sie blieben mit 225 000 Mitgliedern kleinste Gewerkschaft der 1920er Jahre Die Organisation stand fest hinter der Weimarer Republik hatte aber nur geringen Einfluss Bis 1931 sank die Mitgliederzahl auf etwa 149 000 ab Die Vereine standen anfangs der Deutschen Demokratischen Partei DDP nahe Als ihr Vorsitzender Anton Erkelenz 1930 aus der Partei aus und in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands SPD eintrat war das auch ein Symbol fur den schwacher werdenden deutschen Liberalismus Mit dem Niedergang der DDP am Ende der Republik kam es zu Annaherungen an den ADGB und die SPD Im Mai 1933 waren auch die Hirsch Dunckerschen Gewerkvereine Opfer der Zerschlagung der Gewerkschaften Ihr Vermogen wurde in die neu gegrundete Deutsche Arbeitsfront DAF ubernommen Literatur BearbeitenWolfgang Ayass Max Hirsch Sozialliberaler Gewerkschaftsfuhrer und Pionier der Volkshochschulen Berlin 2013 Judische Miniaturen 141 ISBN 978 3 942271 96 7 Hans Georg Fleck Soziale Gerechtigkeit durch Organisationsmacht und Interessenausgleich Ausgewahlte Aspekte zur Geschichte der sozialliberalen Gewerkschaftsbewegung in Deutschland 1868 69 bis 1933 In Erich Matthias Klaus Schonhoven Hrsg Solidaritat und Menschenwurde Etappen der deutschen Gewerkschaftsgeschichte von den Anfangen bis zur Gegenwart Bonn 1984 S 83 106 ISBN 3 87831 391 8 Hans Georg Fleck Sozialliberalismus und Gewerkschaftsbewegung Die Hirsch Dunckerschen Gewerkvereine 1868 1914 Koln 1994 ISBN 3 7663 2502 7 Hans Georg Fleck Sozialer Liberalismus und Gewerkschaftsbewegung in Preussen In Jahrbuch zur Liberalismus Forschung XIV 2002 S 259 280 ISBN 3 7890 8095 0 Hans Georg Fleck Wider die Zugellosigkeit des sozialen Faustrechts Gewerkschaftlicher Sozialliberalismus und Deutsche Fortschrittspartei In Detlef Lehnert Hrsg Sozialliberalismus in Europa Herkunft und Entwicklung im 19 und fruhen 20 Jahrhundert Wien Koln Weimar 2012 ISBN 978 3 412 20927 8 S 83 107 E Matthias Quellen zur Geschichte der dt Gewerkschaftsbewegung im 20 Jh begr v hg v K Schonhoven u H Weber auf zahlr Bde ber Koln 1985ff Michael Schneider Hohen Krisen und Tiefen Die Gewerkschaften in der Weimarer Republik In Ulrich Borsdorf Hrsg Geschichte der Deutschen Gewerkschaften von den Anfangen bis 1945 Koln 1987 ISBN 3 7663 0861 0 S 321f Wolfgang Schmierer Hirsch Dunckersche Gewerkvereine In Gerhard Taddey Hrsg Lexikon der deutschen Geschichte Personen Ereignisse Institutionen Von der Zeitwende bis zum Ausgang des 2 Weltkrieges 2 uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 1983 ISBN 3 520 81302 5 Einzelnachweise Bearbeiten Am 19 Oktober 1868 schrieb Duncker dass es moglich sein wird diese so ausserordentlich wichtige Angelegenheit im Gegensatz zu den extrem sozialistischen Versuchen auf eine fur alle Teile befriedigende Bahn zu lenken Zit n Werner Ettelt Hans Dieter Krause Der Kampf um eine marxistische Gewerkschaftspolitik in der deutschen Arbeiterbewegung 1868 1878 Tribune Berlin 1975 S 89 Die Musterstatuten und weitere Dokumente aus der Fruhzeit der Gewerkvereine sind abgedruckt in Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914 I Abteilung Von der Reichsgrundungszeit bis zur Kaiserlichen Sozialbotschaft 1867 1881 4 Band Arbeiterrecht bearbeitet von Wolfgang Ayass Karl Heinz Nickel und Heidi Winter Darmstadt 1997 S 4 7 82 85 87 89ff 93 98 101f 104f 108f 111f 120 122 125 127 133f 136f 189 191 207f 236 246 252 254 257 259 261 263 266 268 274 277 279 285ff 289f 294f 337f 348f 351 357 361 364 372 376 378 387 421f 425 551 Vgl James J Sheehan Der deutsche Liberalismus Von den Anfangen im 18 Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg 1770 1914 Beck Munchen 1983 ISBN 3 406 09653 0 S 182f Vgl Dieter Langewiesche Liberalismus in Deutschland Suhrkamp Frankfurt am Main 1988 ISBN 3 518 11286 4 S 159f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hirsch Dunckersche Gewerkvereine amp oldid 233408545