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Das Gewerbehaus in Bremen Mitte am Ansgarikirchhof Ansgaritorstrasse 24 ist ein reprasentatives Bauwerk aus dem fruhen 17 Jahrhundert und Sitz der altesten deutschen Handwerkskammer der 1849 gegrundeten Handwerkskammer Bremen Nach starker Kriegszerstorung wurde das Gewerbehaus in der Nachkriegszeit wiederaufgebaut Gewerbehaus mit Ansgar Saulelinks Venusgiebel rechts MerkurgiebelDas Gebaude steht seit 1973 unter Denkmalschutz 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Wandschneiderhaus von 1619 21 1 2 Kramer Amtshaus seit 1685 1 3 Gewerbehaus seit 1861 1 4 Wiederaufbau 1948 bis 1959 2 Heutige Gestalt und Bedeutung 3 Umgebung 4 Literatur und Zeichnungen 4 1 Literatur 4 2 Zeichnungen Bilder 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Das Wandschneiderhaus westlich der Ansgariikirche ist rot markiert um die winkelformige Anlage zu verdeutlichen Aus der Stadtansicht von Meier Schultz 1644Wandschneiderhaus von 1619 21 Bearbeiten Das Haus im Stil der Weserrenaissance wurde von 1619 bis 1621 im Auftrag der Wandschneider sie betrieben in Bremen den Einzelhandel mit importierten Tuchen als reprasentatives Versammlungshaus mit Festsaal errichtet Die Initiative ging auf den Wandschneider Diedrich Dieckhoff den Jungeren 1560 1624 zuruck der 1597 Ratsherr geworden war und den Bau mit erheblichen Zuwendungen unterstutzte 2 Es besteht aus zwei im Winkel zueinander stehenden Hausern von denen eines entlang der heutigen Wandschneiderstrasse einen prachtigen Giebel zum Ansgarikirchhof prasentiert und der im rechten Winkel dazu stehende Flugel einen fast symmetrisch dazu ausgebildeten Zwerchgiebel zum gleichen Platz wendet Unter dem rechten nordlichen mit einer Nischenfigur des Merkur geschmuckten Giebel trat man durch ein mit Justitia Herkules Minerva figurengeschmucktes Saulenportal in eine geraumige Dielenhalle uber der ganz ahnlich wie im Rathaus der grosse Festsaal angeordnet war Er war senkrecht zur Ansgarikirchhoffassade ausgerichtet und mass 25 mal 11 60 Meter Die reichen Steinhauerarbeiten der Fassaden stammen von Johann Nacke 1618 Meister 1620 gestorben und ab 1620 von Ernst Crossmann aus Lemgo seit 1613 Bremer Burger 1622 gestorben dem auch der qualitatvolle figurliche Schmuck zugeschrieben wird Im Wandschneiderhaus fanden neben den Amtsgeschaften und Versammlungen der Tuchhandlergilde vor allem familiare Feiern wie Hochzeiten auch von wohlhabenden Burgern ausserhalb der Gilde statt so dass sich die Bezeichnung Kost 3 und Hochzeitshaus einburgerte Das Gemalde Hochzeit zu Cana von 1660 des Malers Franz Wulfhagen hing vermutlich in diesem Festsaal war bis etwa 1862 im Gebaude und befindet sich heute im Focke Museum Kramer Amtshaus seit 1685 Bearbeiten nbsp Lithographie des Wandschneiderhauses damals Kramer Haus nach einer Zeichnung von F W Kohl von 1845 Beide Portale sind erkennbarSeit 1657 geriet die Wandschneidersozietat die sich mit den Kosten des Baus 24 269 Bremer Mark wohl ubernommen hatte in grosser werdende finanzielle Probleme 1675 verfugte der Rat dass alle Hochzeiten nur in diesem Gebaude stattfinden durften Auf Grund anderer sinkenden Einnahmen der Wandschneider blieb diesen 1685 nur der Verkauf des Gebaudes fur 5000 Reichstaler an die konkurrierende Zunft der Kramer 4 ubrig Es hiess nun Kramer Amtshaus und wurde weiterhin als Veranstaltungsgebaude genutzt Der Kauf wurde durch eine nicht mehr vorhandene Sandsteintafel 5 dokumentiert Zu den Veranstaltungen im Kramer Amtshaus gehorten auch Auftritte der Gaukler der Poppendantzers oder der Linen Dantzers Seiltanzer Staatsgaste nahmen hier Quartier so auch am 9 Dezember 1709 Zar Peter der Grosse Versteigerungen fanden hier statt und 1825 wurde von 12 Konzerten berichtet So trat in den 1820ern u a die Sangerin Henriette Grabau hier mehrmals auf sie wurde spater erste Sangerin am Leipziger Gewandhaus Von 1849 bis 1861 nutzte Prediger Ludwig Sigismund Jacoby von der Bischoflichen Methodistenkirche die Raumlichkeiten um fur seine Kirche zu werben 1780 fand ein Umbau unter Leitung des Eltermanns der Seiden Kramer Ernst Truper 1714 1797 statt Die beiden ubereinanderliegenden Sale wurden dabei unterteilt Die bemalte Balkendecke uber der Dielenhalle im Erdgeschoss wurde verkleidet 1792 wurde der vorhandene Keller im nordlichen Kosthaus um 5 50 Meter nach Westen erweitert Eine Tafel die davon zeugt ist heute in der Gaststatte Alte Gilde zu sehen Seit 1849 war in Bremen eine neue Verfassung gultig wonach eine Gewerbekammer eingefuhrt wurde und eine grossere Gewerbefreiheit postuliert wurde die 1861 durch eine Verordnung mit der Aufhebung der bisherigen Gewerbeprivilelegien realisiert wurde Damit war das Schicksal der Kramerinnung besiegelt Die neue Gewerbekammer suchte fur sich ein Domizil und kaufte 1861 mit erheblicher Unterstutzung durch den Senat fur 35 000 Louisdor heute 8 Mio Euro das Gebaude vom Krameramt Gewerbehaus seit 1861 Bearbeiten Nach der Einfuhrung der Gewerbefreiheit kaufte die seit 1849 bestehende Bremer Gewerbekammer am 24 September 1861 das Amtshaus fur 35 000 Taler Gold der Kaufpreis kam indes vom Bremer Staat dem das Haus fortan gehorte 6 Fur die neue Nutzung des ab 1863 so bezeichneten Gewerbehauses fanden 1862 bis 1863 grossere Umbauten des Gebaudeinneren nach Planen des Architekten Simon Loschen statt Vor allem wurde das grossere nordliche Portal in die Mitte versetzt das kleinere Portal entfiel 1874 erfolgte an der Hofseite ein Anbau fur die Technische Anstalt 1912 1913 wurde das Gebaudeinnere abermals umgebaut was jedoch auf die Gestaltung der Fassade keinen Einfluss hatte Das Ansgar Denkmal wurde 1865 nach einem Entwurf von Carl Steinhauser als Marmorgruppe auf einem Sandsteinsockel zwischen Ansgariikirche und Gewerbehaus aufgestellt Anlass war der 1000 Todestag von Erzbischof Ansgar 1944 wurde das Denkmal durch den einsturzenden Turm der Ansgari Kirche zerstort Wiederaufbau 1948 bis 1959 Bearbeiten nbsp Inschrift von 1951 in der VorhalleDurch ein Bombardement im Zweiten Weltkrieg wurde das Gewerbehaus am 6 Oktober 1944 nahezu vollstandig zerstort Das Eingangsportal war durch Splitterschutzmauern besonders gesichert und blieb deshalb erhalten Der Wiederaufbau begann 1948 Jahreszahl im Fries unter Leitung von Gustav Ulrich mit der Rekonstruktion des friesgeschmuckten Erdgeschosses 1951 war das Erdgeschoss fertiggestellt und die Handwerkskammer sowie die Kreishandwerkerschaft zogen ein Von 1955 bis 1956 wurde das Obergeschoss hinzugefugt das vorlaufig aber ein Behelfsdach erhielt Der Sudgiebel zur Hutfilterstrasse wurde 1955 auf Anregung von Denkmalpfleger Rudolf Stein durch erhaltene Teile des Wrissenbergischen Giebels vom Haus Langenstrasse Nr 34 gestaltet Der ursprunglich hierfur zu kleine Giebel aus dem Barock mit Rokokoelementen von 1756 musste um eine Staffel erhoht und zudem verbreitert werden Es folgte ab 1957 die Renovierung zur offentlichen Nutzung des Kellers der ab 1935 als Luftschutzraum gedient hatte Am 28 April 1958 konnte im Gewolbekeller mit seinen viereckigen Pfeilern eine Gaststatte mit dem Namen Alte Gilde eingeweiht und verpachtet werden Die Rekonstruktion der beiden Ostgiebel aus der Weserrenaissance erfolgte in nur funf Monaten und konnte am 20 Dezember 1959 fertiggestellt werden 1965 konnten schliesslich die Fassaden farblich und durch einige Vergoldungen gestaltet werden 1970 bis 1972 wurden die grossen Raumlichkeiten im Erdgeschoss Vorhalle Haupthalle und Innungssaal nach Planen von Karl Dillschneider neu gestaltet Saal und Halle erhielten Teakholzverkleidungen 1997 98 99 erfolgte aus Anlass zum 150 jahrigen Bestehen der Handwerkskammer Bremen Umbauten und eine Renovierung Der bisherige grosse rechte Innungssaal wurde nun als Handwerkssaal bezeichnet Der Alte Kammersaal wurde zur Garderobe Der grosse Neuer Kammersaal im Obergeschoss des rechten nordlichen grossen Kosthauses wurde in Wandschneidersaal umbenannt Der im Erdgeschoss neu entstandene kleine Saal links vom Eingang erhielt den Namen Innungssaal 1999 wurde die Fassade renoviert Das Gebaude ist seit seinem Wiederaufbau Sitz der Handwerkskammer Bremen die das Haus am 12 Mai 1959 von der Stadt erwarb Heutige Gestalt und Bedeutung Bearbeiten nbsp Ensemble von Justitia Minerva und Herakles nbsp Das in die Mitte der Langsseite versetzte PortalDie beiden Giebel der Langsseite vermitteln ebenso wie das zentrale grosse Rundbogenportal mit den korinthischen Saulen nicht mehr den Eindruck eines aus zwei Hausern zueinandergefugten Gebaudes Obwohl der Bau nur noch zu geringen Teilen aus originaler Bausubstanz besteht verkorpert er doch wie kein anderes in Bremen Anspruch Stil und Dekorformen des bremischen Bauens 15 Jahre nach Fertigstellung des Rathauses Die komplett aus Sandstein ausgefuhrte Fassade der allegorische Figurenschmuck und die fruhen Beispiele des Ohrmuschelstils sind bemerkenswert die Gesamtkomposition der beiden Giebel bedeutet den Durchbruch von der Renaissance zum Barock Stein Weitgehend original ist das Portal zum Ansgarifriedhof mit den Allegorien der Justitia von Minerva und Herkules flankiert Das Ensemble symbolisiert Gerechtigkeit Weisheit und Kraft Oben im linken Giebel ist die zerstorte Figur der Venus durch die Sandsteinfigur eines Steinmetzen ersetzt und rechts im Merkurgiebel der romische Handelsgott durch die Figur eines Maurers beide von Georg Arfmann gegen 1959 Der ganz zerstorte barocke Sudgiebel uber dessen ursprungliches Aussehen praktisch nichts bekannt ist weil ein anderer Bau zwischen Hutfilterstrasse und Gewerbehaus die Sicht versperrt hatte wurde aus erhaltenen Teilen zweier kriegszerstorter Burgerhauser und vielen Erganzungen frei rekonstruiert Der kleine Platz zur Hutfilterstrasse hin wurde nicht wieder zugebaut Umgebung BearbeitenAuf dem Platz vor dem Gewerbehaus dem Ansgarikirchhof befindet sich die Ansgar Saule von Kurt Wolf von Borries Sie erinnert an die hier im Krieg zerstorte mittelalterliche Ansgarii Kirche und wurde 1965 in Erinnerung an den 1100 Todestag des Hl Ansgar aufgestellt 7 Literatur und Zeichnungen BearbeitenLiteratur Bearbeiten Dieter Riemer Die Handwerkskammer Bremen und ihr Gewerbehaus 150 Jahre Hg Handwerkskammer Bremen Bremen 2011 Karl Dillschneider Dreihundertfunfzig Jahre Gewerbehaus 1619 1969 In Mitteilungen des Vereins fur Niedersachsisches Volkstum Heft 83 neu Heft 46 Bremen 1969 Karl Schafer Krameramtshaus in Mitteilungen des Gewerbe Museums Bremen 1906 S 49 Ernst Grohne Das Gewerbehaus als Bau und Kunstdenkmal In 75 Jahre Gewerbekammer zu Bremen S 65 76 Bremen 1924 Rudolf Stein Das alte Wandschneiderhaus Gewerbehaus zu Bremen von 1619 21 und seine Wiederherstellung 1948 bis 1959 In Deutsche Kunst und Denkmalpflege S 37 51 1964 Rudolf Stein Bremer Barock und Rokoko Bremen 1960 S 60 74 Ernst Keil Ein Kaisersaal in einer Republik In Die Gartenlaube Heft 28 1865 S 436 438 Volltext Wikisource Zeichnungen Bilder Bearbeiten Friedrich Wilhelm Kohl Das Krameramthaus in Bremen Lithographie Bremen 1845 beide Portale noch sichtbar Georg Hunckel Lithographie vor dem Umbau 1863 veroffentlicht bei J G Kohl Bremen 1870 Simon Loschen neogotische Eingangshalle Bildkartei des Landesamtes fur Denkmalpflege Zeichnung um 1862 Simon Loschen neogotische Treppe Zeichnung um 1862 Simon Loschen neogotische Conventsaal Zeichnung um 1862 In diesem Hauptsaal befand sich ein Fries mit 26 Darstellungen von der Entwicklungsgeschichte und mit Kopfen von Philosophen Kunstlern Schriftstellern und Wissenschaftlern Das neue Gewerbehaus in Bremen kolorierter Holzstich In Illustrierte Zeitschrift Bremen 1865 Der Kaisersaal im Gewerbehaus zu Bremen Holzstich um 1870 Der Saal ist in seiner Ausstattung von 1862 63 dargestellt Der Kaisersaal lag neben dem Hauptsaal im Obergeschoss Er enthielt die Brustbilder von 26 der altesten deutschen Kaiser und die Wappen der deutschen Staaten Carl Ludwig Fahrbach Gewerbehaus Olgemalde von 1891 im Besitz der Handwerkskammer Bremen Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gewerbehaus Bremen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Handwerkskammer BremenEinzelnachweise Bearbeiten Denkmaldatenbank des LfD Bremen Ludwig Beutin Ein Stalherr der Tuchhandlergilde zu Bremen Bremen 1933 S 7 22 Kost bedeutet hier festliche Mahlzeit einer Gesellschaft Heinrich Sasse Das Bremer Krameramt Bremisches Jahrbuch 33 1931 S 109 157 und 35 1935 S 254 270 Wortlaut bei Beutin Ein Stalherr S 21 Kai von Hafen 150 Jahre Sitz der wohl altesten Handwerkskammer der Welt In Weser Kurier vom 24 September 2011 S 13 k kunst im offentlichen raum bremen53 078805555556 8 8028333333333 Koordinaten 53 4 43 7 N 8 48 10 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gewerbehaus Bremen amp oldid 237434239