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Die uberlieferte Geschichte der Juden in Hann Munden beginnt im Jahre 1397 durch eine erstmalige Nennung von Schutzjuden in den Aufzeichnungen des Welfenschlosses Munden Nach der Vertreibung aus der Stadt Munden durch Herzog Erich II um 1590 bildete sich erst Mitte des 17 Jahrhunderts wieder eine judische Gemeinde in der Stadt 1834 weihte sie eine Synagoge ein und ab 1843 erhielten ihre Mitglieder volle Burgerrechte Alle Angehorige der ehemaligen Judischen Gemeinde wurden wahrend der Zeit des Nationalsozialismus vertrieben deportiert und ermordet Seitdem gibt es keine praktizierende Gemeinde mehr jedoch sind mit dem Alten und dem Neuen Judischen Friedhof zwei fruhere Bestattungsplatze erhalten geblieben Heute erinnert am Rathaus Munden ein Gedenkstein an die ehemalige Judische Gemeinde Gedenkstein am Rathaus Munden zur Mahnung und Erinnerung an die Judische Gemeinde in Hann Munden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Zeit des Nationalsozialismus 2 Erinnerungsorte 2 1 Synagoge 2 2 Friedhofe 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIn Munden wie die Stadt Hann Munden bis ins 19 Jahrhundert hiess werden Juden erstmals im Jahr 1397 urkundlich erwahnt In anderen Stadten des heutigen Niedersachsens sind sie bereits im 13 Jahrhundert nachzuweisen wie in Helmstedt 1240 Hameln 1277 Hannover 1292 und Braunschweig 1296 Die Ersterwahnung von 1397 handelt von drei Schutzjuden Ihre geringe Rechtsstellung zeigt sich unter anderem daran dass ihnen ab 1466 verboten war Hauser zu besitzen 1456 mussten Juden in Munden eine herzogliche Judensondersteuer von 1000 Gulden aufbringen Im Ort gab es fur judische Bewohner mit der Jodenstrate eine Judenstrasse die sich erstmals 1520 nachweisen lasst Dies entsprach der Forderung der Katholischen Kirche nach der Trennung der christlichen von der judischen Bevolkerung 1547 wird die Judische Gemeinde als Gemeine Judeschafft in Munden erwahnt Uber die Anzahl ihrer Mitglieder ist nichts weiteres bekannt es wird aber von mehreren Familien ausgegangen Die Landesvertreibung von Juden durch Herzog Erich II von 1590 1591 bedeutete das Ende des judischen Lebens in der Stadt Erst nach dem Dreissigjahrigen Krieg zog vermutlich 1654 ein Jude nach Munden Aus dem Jahr 1702 ist die Anwesenheit von vier judischen Familien uberliefert die teilweise uber Jahrzehnte im Ort lebten Aus dieser Zeit ist bekannt dass ein Jude ein Haus besass Erst 1781 kam ein Jude erneut zu Immobilienbesitz der aber keine Burgerrechte besass Durch eine Verordnung von 1723 waren den Juden viele Erwerbszweige verschlossen Im Prinzip blieb ihnen der Hausierhandel und die Betatigung als Jahrmarktbeschicker Trodler sowie Pfandleiher Im Status waren sie weiterhin Schutzjuden die gegen jahrliche Gebuhr einen befristeten landesherrlichen Schutzbrief erhielten Als Munden zwischen 1692 und 1806 zum Kurfurstentum Hannover gehorte wurden die Schutzbriefe vereinheitlicht In der Franzosenzeit wahrend des Bestehen des Kanton Munden Anfang des 19 Jahrhunderts wurden auch in Munden Juden der ubrigen Bevolkerung rechtlich gleichgestellt Sie mussten sich einen Familiennamen zulegen was zu ihrer Emanzipation beitrug Bis dahin fuhrten sie nur einen Personennamen dem teils der Name des Vaters hinzugefugt wurde Im Mundener Melderegister fur Juden finden sich Anfang des 19 Jahrhunderts 18 judische Familiennamen Das Register wurde auf Anordnung von Konig Jerome Bonaparte in der Zeit zwischen 1808 und 1812 im Konigreich Westphalen gefuhrt Die Gleichstellung der Juden machte das Konigreich Hannover 1815 nach dem Wiener Kongress wieder ruckgangig Erst 1842 besserte sich die Rechtsstellung der Juden durch das Hannoversche Gesetz uber die Rechtsverhaltnisse der Juden das sich an der liberalen Judengesetzgebung in Preussen mit dem Preussischen Judenedikt von 1812 orientierte Ermutigt durch das Gesetz beantragten 1843 acht judische Kaufleute aus Munden die Neuverleihung des ihnen oder ihren Vatern in der Franzosenzeit verliehene Burgerrecht Dieses wurde ihnen in einer Feierstunde im Rathaus Munden verliehen Ihre vollige Gleichstellung erhielten die Juden erst nach der Revolution von 1848 durch eine Anderung der Landesverfassung des Konigreichs Hannover Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten nbsp Gedenktafel am Packhof Munden fur Erwin ProskauerZur Zeit der Machtergreifung 1933 lebten in Munden 84 Juden Wahrend der Novemberpogrome 1938 begingen nachts am 9 November 1938 in der Mundener Synagoge sechs bis sieben Tater erhebliche Sachbeschadigungen die Torarollen Gebetbucher sowie mantel wurden offentlich auf dem Tanzwerder verbrannt 1 Im Oktober 1939 toteten funf SA Angehorige das 29 jahrige Gemeindemitglied Erwin Proskauer wegen angeblich von Juden angestifteter Grauel im Zusammenhang mit dem Uberfall auf Polen Sie holten ihn aus seiner Wohnung und trieben ihn in Hohe der Wanfrieder Schlagd in die Werra wo er ertrank Die Tater wurden 1940 wegen Totschlags zu ein bis vierjahrigen Gefangnisstrafen verurteilt waren aber 1941 alle wieder frei 1942 wurden die bis dahin noch verbliebenen 22 meist alteren Juden in Konzentrationslager deportiert Erinnerungsorte BearbeitenSynagoge Bearbeiten nbsp Fruhere judische Schule mit Mikwe im Keller auf dem Hinterhof stand das SynagogengebaudeDie Synagoge wurde 1834 auf dem Innenhof des Grundstucks Hinter der Stadtmauer 23 errichtet 2 Das Gebaudeinnere wurden bei den Novemberpogromen von 1938 zerstort Danach wurde sie als Lagergebaude genutzt und 1973 abgetragen Im Ende des 16 Jahrhunderts entstandenen Vorderhaus an der Strassenfront bestand von 1796 bis 1938 eine judische Schule 1973 wurde im Keller ein tonnengewolbter Raum freigelegt und darin eine rund drei Meter tiefe Mikwe mit Grundwasser entdeckt Die judische Gemeinde nutzte traditionell die Einrichtung fur rituelle Waschungen mit Grundwasser Wegen ihres Seltenheitswertes wird der Mikwe eine hohe religionswissenschaftliche Bedeutung beigemessen Das Gebaude ist an der Strassenfront mit entsprechenden Informations und Erinnerungstafeln versehen nbsp Infotafeln am Gebaude Hinter der Stadtmauer 23 zur fruheren judischen Schule und der Mikwe nbsp Kellergewolbe mit Mikwe unter der fruheren judischen Schule nbsp Die Mikwe mit GrundwasserFriedhofe Bearbeiten nbsp Alter Judischer Friedhof nbsp Neuer Judischer FriedhofAuf dem rund 1100 m grossen Alten Judischen Friedhof am Vogelsangweg wurden die judischen Verstorbenen aus Munden und Umgebung aus der Zeit von etwa 1673 bis 1932 beerdigt Bis zum Ende des 19 Jahrhunderts waren 291 Bestattungen vorgenommen worden und der Friedhof war weitgehend belegt 1928 konnte die judische Gemeinde ein geeignetes Grundstuck etwa 2 km vom Stadtkern entfernt fur den Neuen Judischen Friedhof erwerben Auf dem Alten Judischen Friedhof befinden sich keine Grabsteine mehr aber ein Gedenkstein fur die judischen Verstorbenen Der Friedhof steht im Besitz des Landesverbandes der Judischen Gemeinden von Niedersachsen Der fast 1100 m grosse Neue Judische Friedhof wurde 1932 eingeweiht Auf ihm wurden bis zur Vernichtung der judischen Gemeinde im Jahr 1942 noch 7 Graber angelegt Literatur BearbeitenJohann Dietrich von Pezold Judenverfolgung in Munden 1933 1945 Eine Dokumentation aus dem Archiv der Stadt Munden Hann Munden 1978 Karl Brethauer Juden in Munden in Munden Gesammelte Aufsatze Zweite Folge Verlag Hans Fiedler Hann Munden 1984 S 54 62 Mikwe Judisches Ritualbad in Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Baudenkmale in Niedersachsen Landkreis Gottingen Teil 1 Band 5 2 1993 Redaktion Urs Boeck Peter F Lufen und Walter Wulf CW Niemeyer Buchverlage Hameln S 136 137 ISBN 3 87585 251 6 S 141 142 Johann Dietrich von Pezold Juden im mittelalterlichen Munden in Geschichte an den drei Flussen Streiflichter in die Vergangenheit der Stadt Hann Munden an Werra Fulda und Weser Hann Munden 2001 S 38 Johann Dietrich von Pezold Judisches Leben in Munden in Geschichte an den drei Flussen Streiflichter in die Vergangenheit der Stadt Hann Munden an Werra Fulda und Weser Hann Munden 2003 S 43 46 Johann Dietrich von Pezold Munden In Herbert Obenaus Hrsg in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Band 1 und 2 1668 S Gottingen 2005 ISBN 3 89244 753 5 S 1072 1082 Johann Dietrich von Pezold Judenverfolgung in Munden Die Verwustung der Mundener Synagoge in Geschichte an den drei Flussen Streiflichter in die Vergangenheit der Stadt Hann Munden an Werra Fulda und Weser Hann Munden 2006 S 69 71 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Geschichte der Juden in Hann Munden Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Beschreibung der Mikwe Novemberpogrome 1938 in Niedersachsen Hann MundenEinzelnachweise Bearbeiten Erwin May Munden und Umgebung Hann Munden 1980 S 95 ff Gebaudedatenblatt zu fruheren Eigentumern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der Juden in Hann Munden amp oldid 237690839