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Der Totaldruck p t displaystyle p mathrm t auch Gesamtdruck Ruhedruck Stagnationsdruck beschreibt den Druck der sich in einem stromenden Medium an einem Punkt einstellt wo die Stromungsgeschwindigkeit isentrop verlustfrei bis nahezu zum Stillstand verringert wird das ist haufig bei einer Staupunktstromung der Fall Ein probates Mittel zur Messung des Totaldruckes ist das Pitotrohr Fur inkompressible und fur kompressible Fluide tragen unterschiedliche Komponenten zum Totaldruck bei Inhaltsverzeichnis 1 Inkompressibler Fall Flussigkeit 2 Kompressibler Fall Gas 3 Einordnung und Abgrenzung 3 1 Einfluss der Geschwindigkeit 4 Berechnung 5 Ausstromvorgang aus einem Behalter und Diffusor 6 Anwendung 7 Literatur 8 EinzelnachweiseInkompressibler Fall Flussigkeit BearbeitenBei einem inkompressiblen Fluid lasst sich nach der Bernoulli Gleichung der Totaldruck aus zwei Grossen berechnen die die Stromung weit vor dem Staupunkt beschreiben Der Totaldruck ist die Summe aus dem dort herrschenden statischen Druck p displaystyle p nbsp wie er von einem mit der Stromung mit bewegten Beobachter gemessen werden wurde und der spezifischen kinetischen Energie des stromenden Fluids als dynamischer Staudruck p d y n displaystyle p mathrm dyn nbsp bezeichnet 1 p t p p d y n p r 2 v 2 displaystyle begin aligned p mathrm t amp p p mathrm dyn amp p frac rho 2 cdot v 2 end aligned nbsp mit der Dichte r displaystyle rho nbsp des Fluids der Stromungsgeschwindigkeit v displaystyle v nbsp Durch den o g Zusammenhang lasst sich aus der Differenz von statischem Druck und Totaldruck wie sie mit einer Prandtlsonde gemessen werden kann die Stromungsgeschwindigkeit ermitteln Kompressibler Fall Gas BearbeitenBei einem kompressiblen Fluid besteht ein Zusammenhang zwischen Dichte Druck und Temperatur der in Verbindung mit einer Stromung auf die Gesetzmassigkeiten der Gasdynamik fuhrt Unterstellt man dass innere Reibung Reibung der Gasmolekule untereinander und aussere Reibung Reibung des Gases mit der Rohrwandung vernachlassigbar sind und die Hohe des Stromungspfades konstant ist so bleibt der Totaldruck uber den gesamten Stromungspfad konstant wahrend der statische Druck in Abhangigkeit von der Stromungsgeschwindigkeit variieren kann Bei einer isentropen Stromung das heisst konstante Entropie also z B nicht uber einen Stoss wohl aber davor oder danach kann der Totaldruck mittels einer Isentropenbeziehung berechnet werden Uber einen Stoss nimmt der Totaldruck ab was nicht in den Isentropenbeziehungen widergespiegelt wird deshalb mussen fur diesen Fall die Stossbeziehungen verwendet werden Mittels statischem Druck p displaystyle p nbsp und Mach Zahl M a displaystyle mathit Ma nbsp sowie Isentropenexponent k displaystyle kappa nbsp ergibt sich der Totaldruck p t displaystyle p t nbsp in einer isentropen Stromung zu p t p 1 k 1 2 M a 2 k k 1 displaystyle p t p left 1 frac kappa 1 2 mathit Ma 2 right frac kappa kappa 1 nbsp Fur niedrige Mach Zahlen M a displaystyle mathit Ma nbsp unter etwa 0 3 stimmen die berechneten Werte oft gut mit der inkompressiblen Formel uberein da dann die Stromung als inkompressibel angenommen werden kann Entscheidend ist eigentlich nicht nur die Mach Zahl sondern auch Druck und Temperatur Je hoher der Druck die Temperatur und auch die Mach Zahl desto schlechter ist die Approximation durch die inkompressible Formel Beispielsweise wenn durch Wandreibung in einem langen warmeisolierten Rohr uber die Zeit Warme eingetragen wird dann wird die Temperatur immer hoher Auch wenn die Fliessgeschwindigkeit sich nicht uber Mach 0 3 erhoht so kann die Stromung trotzdem ab einem bestimmten Punkt nicht mehr als inkompressibel angenommen werden Die 0 3 Schranke gilt ungefahr fur Standardbedingungen also etwa Raumtemperatur und Atmospharendruck 1atm Einordnung und Abgrenzung BearbeitenDer vereinfachte Energieansatz nach Bernoulli uber die Druckanderung innerhalb einer Stromung gilt nur fur Flussigkeiten exakt Bei einer Gasstromung dagegen andern sich mit dem statischen Druck auch Dichte und Temperatur des Mediums Dies schlagt sich in der inneren und der kinetischen Energie des Mediums bzw der Stromung nieder und muss deshalb im Energieansatz berucksichtigt werden Die erweiterte Leistungsgleichung Energie pro Zeit nach Bernoulli entlang des Stromungspfades eines reibungsfrei stromenden idealen Gases lautet damit P p ruhe V p s V m c v T 1 2 m w 2 m g z konst 1 displaystyle P p text ruhe cdot dot V p text s cdot dot V dot m cdot c text v cdot T frac 1 2 cdot dot m cdot w 2 dot m cdot g cdot z text konst qquad 1 nbsp Die einzelnen Summanden stehen dabei fur folgende Anteile an der Leistung P displaystyle P nbsp p s V displaystyle p text s cdot dot V nbsp Anteil der mechanischen Energie Druck Volumen Kraft Weg m c v T displaystyle dot m cdot c text v cdot T nbsp Anteil der transportierten Warmemenge bzw der im Gas enthaltenen thermischen Energie1 2 m w 2 displaystyle frac 1 2 cdot dot m cdot w 2 nbsp Anteil der kinetischen Energie der bewegten Gasmassem g z displaystyle dot m cdot g cdot z nbsp Anteil der potentiellen Energie Lageenergie des GasesHierbei sind p s displaystyle p text s nbsp statischer Druck absolut V displaystyle dot V nbsp Volumenstrom Volumen pro Zeit m displaystyle dot m nbsp Massenstrom Masse pro Zeit c v displaystyle c text v nbsp spezifische Warmekapazitat des Gases bei konstantem VolumenT displaystyle T nbsp Temperatur des Gases absolut w displaystyle w nbsp Stromungsgeschwindigkeitg displaystyle g nbsp Schwerebeschleunigungz displaystyle z nbsp geodatische HoheUnter der Annahme dass der Anteil der potentiellen Energie vernachlassigbar ist Stromung verlauft horizontal d h D z 0 displaystyle Delta z 0 nbsp die Dichte von Gasen ist in der Regel wesentlich geringer als bei Flussigkeiten kann der letzte Term der Gleichung 1 entfernt werden Mit den Grundgleichungen V m r displaystyle dot V dot m rho nbsp r p s R s T displaystyle rho p text s R text s cdot T nbsp R s c p c v displaystyle R text s c text p c text v nbsp mit r displaystyle rho nbsp Dichte des Gases R s displaystyle R text s nbsp Spezifische Gaskonstante c p displaystyle c text p nbsp spezifische Warmekapazitat des Gases bei konstantem Druckfolgt aus der restlichen Gleichung P V p ruhe p s r c v T r c p T 1 2 r w 2 konst 2 displaystyle begin aligned Rightarrow frac P dot V p text ruhe amp underbrace p text s rho cdot c text v cdot T rho cdot c text p cdot T frac 1 2 cdot rho cdot w 2 text konst qquad text 2 end aligned nbsp Einfluss der Geschwindigkeit Bearbeiten nbsp Geschwindigkeitsabhangigkeit der Temperatur nbsp Geschwindigkeitsabhangigkeit des Druckes jeweils bei einer Luftstromung mit T t 20 C displaystyle T text t 20 text C nbsp Gleichung 2 besagt dass sich bei stationarer warmeisolierter Stromung eines idealen Gases die Temperatur des Gases mit zunehmender Stromungsgeschwindigkeit verringert und umgekehrt sofern kein Energieaustausch mit der Umgebung stattfindet Bei Zunahme der Stromungsgeschwindigkeit wird quasi ein Teil der ungerichteten mikroskopischen Molekulgeschwindigkeit Temperatur in eine gerichtete makroskopische Geschwindigkeit umgeformt Ahnlich verhalt es sich mit dem Druck Auch hier verringert sich der statische Druck mit zunehmender Stromungsgeschwindigkeit da die Molekulgeschwindigkeit und damit der Impulsaustausch senkrecht zur Wandung zugunsten der Stromungsgeschwindigkeit verringert wird Bei einer Stromungsgeschwindigkeit von 0 m s sind statischer Druck und Totaldruck identisch ebenso statische Temperatur und Ruhetemperatur Berechnung BearbeitenDa der Totaldruck nur an einer Stelle gemessen werden kann an dem die Stromungsgeschwindigkeit vernachlassigbar klein ist daher auch die Bezeichnung Ruhedruck oder Stagnationsdruck muss er in der Regel berechnet werden Dies kann fur ein ideales Gas wie folgt geschehen p t x p x 1 2 k 1 2 k R i T t x m A x p x 2 1 4 k k 1 3 displaystyle p text t x p text x cdot left frac 1 2 sqrt frac kappa 1 2 cdot kappa cdot R text i cdot T text t x cdot left frac dot m A text x cdot p text x right 2 frac 1 4 right frac kappa kappa 1 qquad 3 nbsp Hierbei sind p t x displaystyle p text t x nbsp Totaldruck an der Stelle x displaystyle x nbsp p x displaystyle p text x nbsp statischer Druck an der Stelle x displaystyle x nbsp k displaystyle kappa nbsp Isentropenexponent z B bei Luft k 1 4 displaystyle kappa 1 4 nbsp R i displaystyle R text i nbsp individuelle GaskonstanteT t x displaystyle T text t x nbsp Ruhetemperatur an der Stelle x displaystyle x nbsp m displaystyle dot m nbsp MassenstromA x displaystyle A text x nbsp Querschnittsflache des Stromungspfades an der Stelle x displaystyle x nbsp Da bei einem idealen Gas die Ruhetemperatur entlang eines warmeisolierten Stromungspfades bei welchem die Stromungsgeschwindigkeit vernachlassigbar ist konstant bleibt so auch bei der Druckabsenkung durch Reibung Drosselung kann sie in der Regel an einer beliebigen Stelle entlang des Stromungspfades erfasst werden Ob die Stromung als warmeisoliert betrachtet werden kann hangt neben der Warmeleitfahigkeit der Umgebung auch davon ab wie gross die Temperaturunterschiede zwischen der Gasstromung und der Umgebung sind und wie gross das Verhaltnis von Oberflache zu Massenstrom ist Gleichung 3 unterstellt weiterhin dass das Stromungsprofil der Gasstromung eine rechteckige Geschwindigkeitsverteilung aufweist Dies ist bei turbulenter Stromung welche sich bei hoheren Geschwindigkeiten einstellt und bei der es uberhaupt erst zu nennenswerten Unterschieden zwischen dem Totaldruck und dem statischen Druck kommt auch nahezu gegeben Wird jedoch nach dem statischen Druck fur ein beliebiges d h zumindest teilweise laminares Stromungsprofil gesucht so mussen numerische Verfahren angewendet werden da sich Gleichung 3 offensichtlich nicht nach dem statischen Druck umstellen lasst Ausstromvorgang aus einem Behalter und Diffusor BearbeitenBeim Ausstromvorgang aus einem Behalter uber eine gut gerundete Duse nahezu reibungsfreie Ausstromung mit in der Regel vernachlassigbarem Warmeubergang entspricht der Totaldruck der zum statischen Druck im Halsteil der Duse korrespondiert dem Behalterinnendruck Uber einen Diffusor mit geringem Erweiterungswinkel kann der statische Druck am Diffusoreintritt ebenfalls weitestgehend auf den Totaldruck zuruckgefuhrt werden solange die Stromungsgeschwindigkeit am Eintritt des Diffusors unter der zugehorigen Schallgeschwindigkeit liegt Anwendung BearbeitenIn der technischen Praxis ist es haufig sinnvoller mit dem korrekten Totaldruck zu arbeiten anstatt mit dem in der Regel einfach und direkt messbaren statischen Druck Leider wird dies haufig nicht beachtet und fuhrt zu weiteren Fragen und Problemen Zwei Beispiele aus dem Bereich der Durchflussmessung und Durchflusskennwertebestimmung an pneumatischen Bauteilen sollen diesen Sachverhalt verdeutlichen Beispiel 1Wird an einem stromungsgunstigen Diffusor der Vordruck aufgrund der unterschiedlichen Anschlussquerschnitte mit einem kleineren Druckmessrohr Rohr an welchem sich der statische Druck der Stromung rechtwinklig zur Stromungsrichtung abgreifen lasst und der Hinterdruck mit einem grosseren Druckmessrohr gemessen so tritt das Paradoxon auf dass der Hinterdruck grosser ist als der Vordruck solange die Schallgeschwindigkeit im Diffusor nicht uberschritten wird Das Medium stromt also scheinbar vom niedrigeren Druck zum hoheren statischen Druck Betrachtet man die Stromung jedoch unter dem Aspekt der Ruhedrucke so wird der Ruhedruck in Stromungsrichtung niemals zunehmen sondern bestenfalls nahezu konstant bleiben Beispiel 2Ein gangiger Durchflusskennwert an pneumatischen Komponenten ist der qnN nach VDI 3290 Beim qnN wird der korrelierende Durchfluss zu einem statischen Vor bzw Eingangsdruck von 6 bar und einem statischen Ausgangs bzw Hinterdruck von 5 bar gemessen Wird der qnN an einer Ventilinsel Einheit mit gemeinsamem Versorgungsanschluss und mehreren individuell schaltbaren Einzelventilen bestimmt so tritt der Effekt auf dass der Quotient aus Durchfluss dividiert durch Anzahl geschalteter identischer Ventile nicht konstant bleibt oder sogar abnimmt wie man vielleicht aufgrund einer internen Begrenzung vermuten konnte sondern mit jedem weiteren durchgeschalteten Ventil progressiv zunimmt Ursache dieses Effektes ist dass der statische Eingangsdruck durch aktives Nachregeln konstant gehalten wird der unsichtbare Ruhedruck damit aber stetig zunimmt und an den letzten Ventilscheiben zu einem erhohten Staudruck fuhrt was in einem vergrosserten Durchfluss resultiert Literatur BearbeitenVerband Deutscher Maschinen und Anlagenbau VDMA Einheitsblatt 24 575 Durchflussmessung von Pneumatikbauteilen Anwendung der ISO 6358 1989 unter Berucksichtigung des Einflusses der Stromungsgeschwindigkeit Werner Wunderlich Erwin Burk Wolfgang Gauchel Messen in der Fluidtechnik Durchflussmessung Besonderheiten in der Pneumatik In O P Fluidtechnik fur Maschinen und Anlagenbau 2010 April ISSN 0341 2660Einzelnachweise Bearbeiten TU Graz Rohrstromung Profilstromung PDF 792 kB Archiviert vom Original am 29 Januar 2016 abgerufen am 26 Juli 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Totaldruck amp oldid 238239466