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Der Gertrudenfriedhof liegt in der niedersachsischen Stadt Oldenburg nordlich der Innenstadt zwischen der Nadorster Strasse und der Alexanderstrasse Der von einer Mauer umgebene Friedhof ist gepragt von einer Vielzahl an kulturhistorisch bedeutenden Grabmalen Dominiert wird der Friedhof von dem Mausoleum als Grablege des herzoglich oldenburgischen Hauses sowie von der Gertrudenkapelle dem altesten und einzigen erhalten gebliebenen spatmittelalterlichen sakralen Bauwerk der Stadt Eingang zum Friedhof Kapelle und Gertrudenlinde von der Alexanderstrasse aus Inhaltsverzeichnis 1 Friedhof 2 Mausoleum 3 Kapelle 4 Gertrudenlinde und Naturdenkmale 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseFriedhof BearbeitenDer St Gertruden Kirchhof entstand im Mittelalter Er lag damals vor den Toren der Stadt Aufgrund seiner Lage wurden hier Verstorbene aus dem Siechenhaus bestattet die an unheilbaren und ansteckenden Krankheiten gelitten hatten Das erstmals 1345 erwahnte Siechenhaus lag in der Nahe der Gertrudenkapelle Vom 17 Jahrhundert an liessen sich zunehmend auch Burger auf dem Gertrudenfriedhof beisetzen die in der Natur ihre letzte Ruhestatte finden wollten 1649 erhielt der Gertrudenfriedhof eine Mauer mit Eingangstor In der Mauer rechts des Eingangs ist in einem Sandsteinblock der Bibelvers Ich weiss dass mein Erloser lebt sic Hiob 19 25 eingemeisselt in der Mauer links finden sich die Worte O ewich is so lanck sic 1 welche den Dichter Georg von der Vring zu einem Gedicht gleichen Titels inspirierten 2 3 1791 wurde der Lambertifriedhof aufgelost Die Verstorbenen der Stadt wurden nur noch auf dem Gertrudenkirchhof bestattet Damit war er bis 1874 der einzige Friedhof der Stadt 4 Auf dem an klassizistischen Grabstellen reichen Friedhof der auch das Grabmal und Mausoleum von Johann Georg von Hendorff von 1791 sowie das Mahnmal fur die 1813 von franzosischen Besatzern hingerichteten Christian Daniel von Finckh und Albrecht Ludwig von Berger beherbergt 4 wurden in neuerer Zeit unter anderem der Heimatdichter Georg Ruseler die Kunstler Anna Maria Strackerjan und Horst Janssen der Mediziner Wilhelm Heinrich Schussler und die Sozialpadagogin Edith Russ bestattet Weiterhin gibt es auf dem Friedhof ein Denkmal fur im Deutsch Franzosischen Krieg von 1870 71 gefallene Oldenburger Soldaten sowie ein Grabmal fur die franzosischen Soldaten aus demselben Krieg das 22 Namen tragt 5 Auf dem Gertrudenfriedhof finden sich zahlreiche weitere Grabstatten bedeutender Frauen und Manner wie Ludwig Freese August Hinrichs Franz Hogl Johann Ludwig Mosle Carl Klavemann Dietrich Klavemann Theodor von Kobbe Julius Mosen mit einer Fichte aus der vogtlandischen Heimat der Dichters Bertha Ramsauer August Schwartz Erna Schluter Willa Thorade Gerhard Stalling Emil Pleitner Theodor Francksen Ludwig Fischbeck Julius Schultze Wilhelm Fortmann Theodor Presuhn und Albert Philibert Schrenck von Notzing 6 An der Grabstatte des Namensgebers von Moslesfehn Johann Ludwig Mosle ist eine erlauternde Plakette angebracht nbsp Grabstatte von Christian Daniel von Finckh und Albrecht Ludwig von Berger nbsp Grabstatte von Dr Wilhelm Heinrich Schussler nbsp Grabstatte von Horst Janssen nbsp Grabstatte von Georg Sello nbsp Grabstatte des Bildhauers Franz HoglMausoleum Bearbeiten Hauptartikel Herzogliches Mausoleum Oldenburg nbsp Das MausoleumDas 1786 1791 auf Wunsch des Oldenburger Herzogs Peter I und nach Planen von Johann Heinrich Gottlieb Becker errichtete Mausoleum war zunachst als Grabstatte der fruh verstorbenen Herzogin Friederike geplant Durch seinen klassizistischen Stil setzte das Mausoleum schon bei seiner Errichtung einen stadtebaulichen Akzent und diente uber die folgenden Jahrzehnte als Vorbild fur weitere Bauvorhaben in der Stadt 7 1829 wurde es zur Grablege der Regenten von Oldenburg und ihrer Nachfolger bestimmt Bis heute werden die Mitglieder des herzoglich oldenburgischen Hauses hier bestattet Kapelle Bearbeiten nbsp GertrudenkapelleDer Baubeginn der der Heiligen Gertrud gewidmeten Kapelle war um 1250 Erstmals urkundlich erwahnt wurde sie im Jahre 1428 Sie ist das alteste Gotteshaus in Oldenburg 8 Ursprunglich gehorte die Kapelle zu einem nicht mehr vorhandenen Siechenhaus Der Ursprungsbau bestand aus einer einschiffigen Backsteinkirche mit Westturm 1481 erhielt die Kirche ein neues Gewolbe mit figurlichen und ornamentalen Darstellungen die bei einer Neuverputzung um 1600 uberdeckt wurden Um 1680 wurde die Kapelle neu ausgemalt Diese Malereien wurden nach mehreren Uberdeckungen erstmals teilweise 1908 freigelegt und werden seit 1964 in mehreren bisher nicht abgeschlossenen Schritten restauriert Am Eingang zum Chor hangt ein von Balthasar Dugend 1585 1657 1640 in Auftrag gegebenes Epitaph Das Mittelbild ist eine seitenverkehrte gute Kopie eines unbekannten niederlandischen Malers nach der Mitteltafel des Altars in der Liebfrauenkathedrale zu Antwerpen 1612 von Peter Paul Rubens Ein harmonisch komponierter architektonischer Aufbau rahmt das Gemalde er wird dem in Oldenburg tatigen gleichnamigen Sohn des Bildhauers Ludwig Munstermann zugeschrieben 9 Im Turm hangt eine bronzene Glocke die 1950 von den Gebr Rincker zunachst fur den Kirchentag in Essen gegossen wurde Die Glocke ist 637 kg schwer und auf den Ton g gestimmt Sie tragt die Inschrift Freuet euch in dem Herrn allewege 10 Gertrudenlinde und Naturdenkmale Bearbeiten nbsp Ludwig Strackerjan Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg S 149Um die Linde auf dem Kirchhof der Gertrudenkapelle rankt sich eine alte Sage die der Autor Ludwig Strackerjan 1867 wie folgt wiedergab Ein Madchen heisst es war unschuldig zum Tode verurtheilt und wurde vor das Thor zur Richtstatte gefuhrt Unterwegs ergriff es einen am Boden liegenden durren Zweig steckte ihn verkehrt das obere Ende unten in die Erde und sprach so wahr dieser Zweig ausschlagen und zu einem machtigen Baume erwachsen wird so wahr bin ich unschuldig Das Madchen wurde hingerichtet der Zweig aber bekam Leben wuchs und gedieh und wurde der Baum der jetzt den Kirchhof schmuckt Einige geben an das Madchen habe bei einer reichen Herrschaft gedient und habe dem Sohne derselben nicht zu Willen sein wollen Da so erzahlen sie nahm der Sohn seinen Eltern einige silberne Loffel weg und verbarg sie in dem Koffer des Madchens Als die Loffel vermisst und uberall im Hause gesucht wurden fand man sie endlich in dem Koffer das Madchen wurde des Diebstahls derselben fur schuldig befunden und zum Tode verurtheilt Ludwig Strackerjan 1867 11 Der Umfang der Linde soll mehr als 15 Oldenburger Fuss 1 Oldenburger Fuss 0 2958 m betragen haben sie soll nach allen Seiten hin ein breites Laubdach mit fast 50 Fuss im Durchmesser gehabt haben das oben eine zweite Krone bildete 12 In einem alten Reisebericht im Oldenburger Stadtarchiv ist zu lesen dass die erste bereits sehr alte Linde im Jahr 1656 auf 28 Saulen gestutzt wurde und dass im Sommer am Baumstamm eine Kanzel stand vor dem Gottesdienste im Freien abgehalten wurden 1960 wurde ein Ableger der uralten Linde am Eingang des Gertrudenkirchhofs neu gepflanzt Drei Baume auf dem Gertrudenfriedhof hat die Stadt Oldenburg als Naturschutzbehorde schon 1981 zu Naturdenkmalen erklart eine Eiche im sudlichen Bereich in der Nahe des Eingangs Naturdenkmal OL S 12 eine Pyramideneiche im nordlichen Teil OL S 13 und die Vogtlandfichte OL D 14 die auf dem Grab von Julius Mosen steht 13 14 Literatur BearbeitenMichael W Brandt Das Oldenburger Mausoleum Grablege einer neuen Dynastie In Jorgen Welp Red Dem Wohle Oldenburgs gewidmet Aspekte kulturellen und sozialen Wirkens des Hauses Oldenburg 1773 1918 Veroffentlichungen der Oldenburgischen Landschaft Bd 9 Hrsg von der Oldenburgischen Landschaft Isensee Oldenburg 2004 ISBN 3 89995 142 5 S 65 ff Wilhelm Gilly Revolutionsarchitektur auf dem Oldenburger Gertrudenfriedhof In Oldenburger Jahrbuch Bd 70 1971 S 1 29 online Wolfgang Runge Kirchen im Oldenburger Land Band III Kirchenkreise Oldenburg 1 und 2 Holzberg Oldenburg 1988 ISBN 3 87358 298 8 S 59 96 Reinhard Meyer Graft Die Wandmalereien der Gertrudenkapelle in Oldenburg in Hans Herbert Moller Hrsg Restaurierung von Kulturdenkmalen Beispiele aus der niedersachsischen Denkmalpflege Berichte zur Denkmalpflege Beiheft 2 Niedersachsisches Landesverwaltungsamt Institut fur Denkmalpflege Hameln Niemeyer 1989 ISBN 3 87585 152 8 S 206ff Wilhelm Gilly Mittelalterliche Kirchen und Kapellen im Oldenburger Land Baugeschichte und Bestandsaufnahme Isensee Verlag Oldenburg 1992 ISBN 3 89442 126 6 S 102 f Hans von Seggern Bernd Franken Geschichte und Geschichten rund um den St Gertruden Kirchhof 3 Auflage Isensee Oldenburg 2009 ISBN 978 3 936957 00 6 Jorg Deuter Das herzogliche Mausoleum auf dem Oldenburger Gertrudenfriedhof 1786 90 und seine Baugeschichte in Klassizismus Baukunst in Oldenburg 1785 1850 Oldenburg 1991 S 75 102 ISBN 3 89442 108 8 Erstmalige Veroffentlichung der Bauzeichnungen und dadurch gesicherte Urheberschaft Jorg Deuter Der Tod nach den Begriffen der Alten vorzustellen Danisch holsteinische Kulturimporte Zu den Anfangen des Klassizismus in Nordwestdeutschland in Klassizismus Baukunst in Oldenburg 1785 1850 Oldenburg 1991 S 103 28 ISBN 3 89442 108 8 Jorg Deuter Neu entdeckte Verse und Briefe von Friedrich Gottlieb Klopstock uber das herzogliche Mausoleum in Oldenburg in Niederdeutsche Beitrage zur Kunstgeschichte 25 1986 S 143 164 Jorg Deuter Zur Wiederentdeckung von Grabmal Architekturen Johannes Wiedewelts in Oldenburg in Niederdeutsche Beitrage zur Kunstgeschichte Deutscher Kunstverlag 26 1987 S 105 132 Jorg Deuter Ein oldenburgisches Monument der Befreiungskriege und seine preussisch russischen Quellen Schadow Martos und Carl Slevogt in Niederdeutsche Beitrage zur Kunstgeschichte 30 1991 S 167 188 Uber das Monument fur von Finckh und von Berger Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gertrudenfriedhof Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Beschreibung der Gertrudenkapelle im Denkmalatlas des Niedersachsischen Landesamtes fur Denkmalpflege Die Gertrudenkapelle und ihre Wandmalereien Gertrudenfriedhof bei Alt Oldenburg de Stadt Oldenburg Der Gertrudenfriedhof Stadt Oldenburg Das Mausoleum Fotosammlung zum FriedhofEinzelnachweise Bearbeiten Foto bei Alt Oldenburg de Abruf am 11 Dezember 2020 Text des Gedichtes von Georg von der Vring Abruf am 11 Dezember 2020 Bei Plattpart de in niederdeutscher Sprache von Marlou Lessing Abruf am 11 Dezember 2020 a b Deutsche Stiftung Denkmalschutz Hilfe fur das Grabmal v Hendorff Memento vom 8 Oktober 2008 im Internet Archive Denkmalprojekt org Angaben bei Alt Oldenburg de mit Daten zu Leben und Wirken sowie Fotos der Grabsteine Abruf am 11 Dezember 2020 Christiane Rossner Wegweiser aus Liebe online Zugriff am 17 April 2021 Beschreibung auf Alt Oldenburg de Abruf am 10 Dezember 2020 Dietmar J Ponert Das Epitaph fur Balthasar Dugend und seine Familie von 1640 in der Gertrudenkapelle und die zeitgenossische Snitgerszene in Oldenburg In Oldenburger Jahrbuch 122 2022 S 6 14 Wolfgang Runge Kirchen im Oldenburger Land Band 3 Holzberg Oldenburg 1988 Ludwig Strackerjan Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg Band 2 hrsg von Karl Willoh Oldenburg 1867 S 149 Link zum Digitalisat in der Landesbibliothek Oldenburg S Foto datiert auf 1890 bei Alt Oldenburg de Abruf am 3 Oktober 2021 Verordnung der Stadt Oldenburg Oldb vom 15 03 1983 zum Schutze von Naturdenkmalen im Gebiet der Stadt Oldenburg Oldb bei Oldenburg de abgerufen am 15 Januar 2021 Karte der Naturdenkmale auf dem Gertrudenfriedhof bei Oldenburg de abgerufen am 15 Januar 2021 53 148416666667 8 2148333333333 Koordinaten 53 8 54 3 N 8 12 53 4 O Normdaten Geografikum GND 4714627 8 lobid OGND AKS VIAF 242751859 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gertrudenfriedhof Oldenburg amp oldid 238699866