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Gerhard Ernst Friedrich Harig 31 Juli 1902 in Niederwurschnitz 13 Oktober 1966 in Leipzig war ein deutscher Physiker und marxistischer Philosoph Widerstandskampfer gegen den Nationalsozialismus Emigrant in der Sowjetunion Haftling im KZ Buchenwald Hochschullehrer fur Naturwissenschaftsgeschichte und Marxismus Leninismus und Staatssekretar fur Hochschulwesen der DDR Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Publikationen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHarig stammte aus der Familie eines Landarztes Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er 1913 das Schiller Realgymnasium von Leipzig wo er die Hochschulreife erlangte Von 1922 bis 1927 studierte er Physik Mathematik und Mineralogie in Leipzig und in Wien 1929 legte er seine Dissertation zu einem experimental physikalischen Fachthema Absorption in Leipzig vor und wurde zum Doktor der Philosophie promoviert Von Juni 1927 bis Marz 1933 war er als Assistent am Institut fur theoretische Physik an der TH Aachen beschaftigt wurde aber aus politischen Grunden entlassen und mit Arbeitsverbot belegt 1931 trat er der Gesellschaft fur die Freunde des Neuen Russland Ortsgruppe Aachen bei und wurde ihr Sekretar Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er Marz April 1933 als Mitglied der illegal arbeitenden Kommunistischen Partei Deutschlands KPD in Schutzhaft genommen Nach seiner Entlassung entschloss er sich im Oktober 1933 zur Emigration nach Leningrad in die UdSSR Hier nahm er eine Forschungsarbeit am Physikalisch Technischen Institut Joffe Abteilung Kernphysik auf In dieser Zeit wurde er vom NKWD als Nachrichtenquelle angeworben 1934 wechselte er an das Institut fur Geschichte der Naturwissenschaft und Technik bei der Akademie der Wissenschaften der UdSSR die damals noch in Leningrad ihren Sitz hatte Im selben Jahr veroffentlichte er in Moskau die wissenschaftspolitische Arbeit Lenin und die moderne Physik 1935 36 folgten Arbeiten uber J C Maxwell sowie Nicolo Tartaglia und Gerolamo Cardano 1937 38 geriet er jedoch in den Verdacht ein deutscher Spion zu sein und wurde in U Haft genommen Nach eigener Aussage wurde er jedoch vom NKWD zum nachrichtendienstlichen Einsatz im Deutschen Reich vorbereitet Zum Zwecke der Tarnung wurde er nach Deutschland abgeschoben und folgerichtig 1938 in Stettin verhaftet und ins Gefangnis nach Leipzig gebracht Im gleichen Jahr 1938 wurde er im KZ Buchenwald interniert Er kam in das Arbeitskommando der Politischen Abteilung und betatigte sich dort im Haftlingswiderstand Uber seine Erfahrungen im KZ veroffentlichte er 1945 drei Berichte Das Haftlingslager Die Politische Abteilung im KZ Buchenwald sowie Der SS Bereich Buchenwald 1 Nach Ende der NS Herrschaft wurde er im November 1945 46 Leiter des Statistischen Amtes einschliesslich des Wahl und Listenamtes in Leipzig Ab Juli 1946 wirkte er als Hauptreferent fur Philosophie im Zentralsekretariat der SED in Berlin Von 1947 bis 1948 erhielt er eine Professur fur Geschichte der Naturwissenschaften und Technik an der neugegrundeten Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultat der Universitat Leipzig Von 1948 bis 1951 war er geschaftsfuhrender Direktor des Franz Mehring Instituts zur Ausbildung von Lehrern fur Marxismus Leninismus Er war in der DDR auch der erste Professor mit Lehrstuhl fur Dialektischen und Historischen Materialismus Im Juni 1949 fungierte er als Studentendekan der Leipziger Universitat 1950 wurde er zum Leiter der Hauptabteilung fur Hochschulen und wissenschaftliche Einrichtungen im Ministerium fur Volksbildung berufen Von Marz 1951 bis 1957 war Harig von der Universitat beurlaubt da man ihn zum Mitglied des Ministerrats und ersten Staatssekretar des neu gegrundeten Staatssekretariats fur das Hochschulwesen berufen hatte Unter seiner Leitung wurde das marxistisch leninistische Grundstudium als Pflichtfach fur alle Studenten in der DDR eingefuhrt Im Marz 1957 kehrte er an die Karl Marx Universitat Leipzig KMU zuruck und wurde Professor fur Geschichte der Naturwissenschaften und kurz darauf auch Direktor des Karl Sudhoff Instituts fur Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften Er war Mitglied im Wissenschaftlichen Rat fur die friedliche Anwendung der Atomenergie beim Ministerrat der DDR Von 1959 bis 1963 agierte er als Dekan der Mathematisch naturwissenschaftlichen Fakultat der KMU 1960 gehorte er zu den Mitbegrundern und Herausgebern der NTM Schriftenreihe fur Geschichte der Naturwissenschaften Technik und Medizin 1965 wurde er der Vorsitzende des Nationalkomitees fur Geschichte und Philosophie der Wissenschaften Noch am 11 Oktober 1966 hielt er einen Vortrag uber klassische und moderne Atomistik in Sellin Seit 1958 war Harig Mitglied der SED Bezirksleitung Leipzig und Erster Vorsitzender des Bezirksverbandes Leipzig der Urania Harig war mit der Lehrerin und Padagogin Katharina Harig haufig Kathe Harig geborene Heizmann 1901 1977 verheiratet die von 1958 bis 1963 als Professorin fur Padagogik an der Universitat Leipzig lehrte 2 Ein Sohn war der Medizinhistoriker Georg Harig Schwiegertochter war Jutta Kollesch Ehrungen Bearbeiten1955 Vaterlandischer Verdienstorden in Silber 1962 Banner der ArbeitPublikationen BearbeitenEine Bibliographie der Veroffentlichungen von Professor Dr Gerhard Harig einschliesslich unveroffentlichter und im Druck befindlicher Arbeiten wurde von der Bibliothekarin Lotte Martin Universitatsbibliothek Leipzig fur die NTM Schriftenreihe fur Geschichte der Naturwissenschaften Technik und Medizin erstellt 3 Physik und Renaissance 2 Aufl Akademische Verlagsgesellschaft Geest u Portig Leipzig 1984 Schriften zur Geschichte der Naturwissenschaften Akademie Verlag Berlin 1983 Physik und Renaissance 1 Aufl Akademische Verlagsgesellschaft Geest u Portig Leipzig 1981 Ausgewahlte philosophische Schriften Karl Marx Univ Leipzig 1973 Die Erkenntnistheorie des Marxismus 1945 Ergebnisse der Volkszahlung vom 3 November 1945 Nachrichtenamt d Stadt Leipzig 1945 Mark M Rozental Materialistische und idealistische Weltanschauung 2 Aufl Dietz Berlin 1948 Alexander von Humboldt Urania Verlag Leipzig 1959 Lenin und die moderne Physik Leningrad 1934 Das Hochschulwesen in der Sowjet Union Staatssekretariat f Hochschulwesen Berlin 1952 Es geht um den Beitrag des deutschen Hochschulwesens und der deutschen Wissenschaft im Kampf um die Erhaltung des Friedens die Einheit Deutschlands und den planmassigen Aufbau des Sozialismus Staatssekretariat f Hochschulwesen Berlin 1952 Uber die Verbreiterung der Absorptionslinie 2537 A E des Quecksilbers und Uber die Absorption ultravioletten Lichtes durch flussiges Kohlendioxyd Leipzig 1929 Naturwissenschaft Tradition Fortschritt Dt Verlag d Wissenschaften Berlin 1963 Wilhelm Ostwald Volumchemische Studien uber Affinitat Akademische Verlagsges Geest u Portig Leipzig 1966 Von Adam Ries bis Max Planck Verlag Enzyklopadie Leipzig 1961 Naturwissenschaft und Philosophie Akademie Verlag Berlin 1960 Lehre Forschung Praxis Teubner in Verwaltung Leipzig 1963 Alexander von Humboldt 2 verb Aufl Urania Verlag Leipzig 1964 Wesen und Entstehung der marxistischen Philosophie Verlag Enzyklopadie Leipzig 1958 Die Tat des Kopernikus Leipzig 2 uberarb Aufl Urania Verlag Leipzig 1965 Die Tat des Kopernikus Leipzig Urania Verlag Leipzig 1962 Dialektischer Materialismus und moderne Naturwissenschaft Verlag Enzyklopadie Leipzig 1960 Bedeutende Gelehrte in Leipzig Bd 2 1965 Die Entwicklung der Wissenschaft zur unmittelbaren Produktivkraft Karl Marx Universitat Leipzig 1963 Sowjetische Beitrage zur Geschichte der Naturwissenschaft Verlag d Wissenschaften Berlin 1960 Die Erziehung unserer Studierenden im gesellschaftswissenschaftlichen Grundstudium Verlag Junge Welt Berlin 1954 Leipziger Vortrage der Arbeitsgemeinschaft marxistischer Wissenschaftler Bibliographisches Institut Von Adam Ries bis Max Planck 2 durchges Aufl Verlag Enzyklopadie Leipzig 1962 Literatur BearbeitenEmil Carlebach Willy Schmidt Ulrich Schneider Hrsg Buchenwald ein Konzentrationslager Berichte Bilder Dokumente Bonn 2000 ISBN 3 89144 271 8 Autorenkollektiv Buchenwald Mahnung und Verpflichtung Dokumente und Berichte Berlin 1983 S 754 Hans Christoph Rauh Bernd Rainer Barth Harig Gerhard In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Hannelore Bernhardt Gerhard Harig 1902 1966 Leben und Werk in bewegter Zeit Texte zur Philosophie Hrsg im Auftrag der Rosa Luxemburg Stiftung Sachsen Naturwissenschaft im Blickpunkt von Philosophie Geschichte und Politik Leipzig 14 2004 S 9 37 Vgl auch Leibniz online 2 2006 23 S Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Gerhard Harig im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Gerhard Ernst Friedrich Harig im Professorenkatalog der Universitat Leipzig Nachlass Bundesarchiv NY 4303Einzelnachweise Bearbeiten AutorenkollektivBuchenwald Mahnung und Verpflichtung Dokumente und Berichte Berlin 1983 S 73 79 und 317 Harig Katharina geb Heizmann Datenblatt uber K Harig der Universitat Leipzig PDF abgerufen 23 September 2019 NTM Schriftenreihe fur Geschichte der Naturwissenschaften Technik und Medizin H 10 Leipzig 1967 S 8 22Staatssekretare bzw ab 1967 Minister fur Hoch und Fachschulwesen der Deutschen Demokratischen Republik Staassekretar Gerhard Harig Wilhelm Girnus Ernst Joachim Giessmann Minister Ernst Joachim Giessmann Hans Joachim Bohme Normdaten Person GND 119540932 lobid OGND AKS LCCN n81093466 VIAF 39480436 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Harig GerhardALTERNATIVNAMEN Harig Gerhard Ernst FriedrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Physiker und Hochschullehrer in der DDRGEBURTSDATUM 31 Juli 1902GEBURTSORT NiederwurschnitzSTERBEDATUM 13 Oktober 1966STERBEORT Leipzig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gerhard Harig amp oldid 228350576