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Das Georgi Dimitroff Museum in Leipzig war das grosste einer einzelnen Person gewidmete Museum in der DDR 1 Es bestand von 1952 bis 1991 im Reichsgerichtsgebaude Das Museum war offiziell dem Ministerium fur das Hoch und Fachschulwesen unterstellt und damit keine kommunale Einrichtung der Stadt Leipzig 2 Festakt zur Museumseroffnung am 18 Juni 1952 vor dem Reichsgerichtsgebaude Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte und Planung 1 2 Von der Eroffnung bis zur Auflosung 2 Sammlungen des Museums 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgeschichte und Planung Bearbeiten nbsp Chinesische Delegation im Georgi Dimitroff Museum 1952 nbsp Statue Dimitroffs im Vestibul des Hauses mit chinesischen Delegierten 1952 nbsp DDR Briefmarke 1965Dimitroff vor dem Reichsgericht in LeipzigNach dem Reichstagsbrand in der Nacht vom 27 zum 28 Februar 1933 in Berlin und der unmittelbar darauf verabschiedeten Reichstagsbrandverordnung begann in Leipzig am dortigen Reichsgericht ab dem 21 September des gleichen Jahres der sogenannte Reichstagsbrandprozess Einer der Hauptangeklagten der bulgarische Kommunist und spatere Ministerprasident des Landes Georgi Dimitroff spielte hierbei eine bedeutende Rolle In deutschem Strafrecht gut vorbereitet und rhetorisch gewandt gelang es Dimitroff in dem Schauprozess den Nationalsozialisten eine empfindliche Niederlage beizufugen Dimitroff die bulgarischen Mitangeklagten Blagoi Popow und Wassil Tanew sowie der Vorsitzende der KPD Reichstagsfraktion Ernst Torgler wurden freigesprochen 1950 beschlossen die Stadt Leipzig und die sachsische Landesregierung das seit 1945 funktionslose Gebaude des ehemaligen Reichsgerichts als Museum zu Ehren Dimitroffs und als Kulturhaus einzurichten Nach Besichtigung der Raumlichkeiten durch den damaligen DDR Justizminister Max Fechner und Vertreter der bulgarischen Botschaft in der DDR wurde protokolliert den historischen Plenarsaal in dem der Prozess stattfand im Erscheinungsbild von 1933 wiederherzustellen Ende des Jahres stimmte das Sekretariat des ZK der SED dem Vorhaben zu als Eroffnungstermin wurde der 2 Juli 1951 der zweite Todestag Dimitroffs anvisiert Mit der inhaltlichen Konzeption wurde das Museum fur Deutsche Geschichte in Berlin betraut Die museale Erschliessung und Bearbeitung der gezeigten und gesammelten Objekte vor Ort sollte das Museum zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung ubernehmen welches bereits seit 1949 im Reichsgerichtsgebaude untergebracht war 3 Zu Beginn des kommenden Jahres wurden die Plane konkretisiert Ein Nachbau der Zelle aus der Justizvollzugsanstalt Leipzig in der Dimitroff vor und wahrend des Prozesses einsass sollte auf Ebene des Plenarsaals entstehen dazu wurde das komplette zweite Geschoss des Gebaudes fur das Museum eingeplant 2 Die Eroffnung wurde aus verschiedenen Grunden mehrmals verschoben 4 letztendlich fand sie am 18 Juni 1952 statt Von der Eroffnung bis zur Auflosung Bearbeiten An dem Festakt am 18 Juni 1952 zur Eroffnung des Museums anlasslich des 70 Geburtstages von Georgi Dimitroff sprachen Walter Ulbricht damals Generalsekretar des ZK der SED und Magdalena Baramowa eine Schwester Dimitroffs 2 Vor dem Gebaude wurde vor etwa 50 000 Teilnehmern auf einer Kundgebung die Umbenennung des Gebaudevorplatzes zum Georgi Dimitroff Platz bekanntgegeben 5 Am 2 Juli 1952 besuchte der Prasident der DDR Wilhelm Pieck das Museum 2 Zum Zeitpunkt der Museumseroffnung waren lediglich der Plenarsaal und die nachgebildete Gefangniszelle zu besichtigen In den kommenden Monaten wurde hinter dem Plenarsaal ein Kinoraum eingeweiht dazu sechs weitere Raume im zweiten Geschoss grosstenteils ausgestattet mit Schautafeln bestehend aus Berliner Reproduktionen zu Dimitroff dem Reichstagsbrand und prozess sowie zur Geschichte des Kommunismus in Bulgarien und Deutschland Neben der standigen Prasentation gab es seit Museumsgrundung ein bis drei Mal jahrlich zumeist kleinere Wechselausstellungen die in der Kuppelhalle des Gebaudes prasentiert wurden 1954 wurden erstmals uber 100 000 Besucher gezahlt zwei Jahre spater bereits 200 000 Grosstenteils setzten sich diese Zahlen aus Delegationen und organisierten Besuchergruppen aus der DDR und zahlreichen weiteren sozialistischen Staaten zusammen 1 Seit 1956 diente der Plenarsaal mehrfach als Drehort fur Filmproduktionen die das Leben Dimitroffs bzw den Reichstagsbrandprozess zum Inhalt hatten 6 1965 wurde unter Leitung des drei Jahre zuvor eingesetzten neuen Direktors Hans Bernhard eine neu konzipierte Dauerausstellung eroffnet 6 Das Museum verfugte zu dem Zeitpunkt auf etwa 1 500 Quadratmetern uber 15 Ausstellungsraume Ab 1967 fanden im Haus jahrlich Treffen mit Mitgliedern von Einrichtungen aus der gesamten DDR statt die den Namen Georgi Dimitroff trugen dazu gehorten z B Betriebskollektive und Schulen Im Jahr 1972 beispielsweise nahmen 480 Teilnehmer am Treffen mit diversen Veranstaltungen teil 7 Zwischen 1968 und 1988 gab das Museum die zehnteilige Schriftenreihe des Georgi Dimitroff Museums Leipzig heraus 8 1972 erhielt die Einrichtung den Vaterlandischen Verdienstorden in Silber 9 1982 wurde die standige Ausstellung erneut uberarbeitet drei Jahre spater wurde der letzte und umfangreichste Museumsfuhrer veroffentlicht Im Februar 1989 wurde dem Museum durch den Ministerrat der DDR ein neuer Ausstellungsschwerpunkt zugewiesen Kampf der deutschen Arbeiterklasse gegen die reaktionare Klassenjustiz unter besonderer Berucksichtigung des Reichsgerichts 10 Im Dezember 1989 forderte der damalige Direktor des Museums der bildenden Kunste Dieter Gleisberg mit Hinweis auf den Personenkult offentlich die Auflosung des Museums 11 Die Ausstellung wurde Mitte 1990 kurzfristig unter dem Titel Reichsgericht Rechtspflege und demokratische Alternative 1871 1918 weitergefuhrt bevor am 27 September des Jahres die Institution zum Museum des Reichsgerichts Forschungsstelle umbenannt wurde Am 11 Dezember 1990 wurde die Abwicklung des Museums beschlossen am 1 Juli 1991 wurde das Museum aufgelost Die Sammlungen befinden sich teilerschlossen im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig 12 Sammlungen des Museums Bearbeiten1962 wurde unter dem Direktor Bernhard erstmals eine Sammlungskonzeption ausgearbeitet die 11 Schwerpunkte umfasste Widerstand in Leipzig gegen den Nationalsozialismus Proteste gegen Reichstagsbrand und prozess Richter im Reichstagsbrandprozess Zeugen im Reichstagsbrandprozess Journalisten im Reichstagsbrandprozess Tondokumente und stenografische Protokolle zum Reichstagsbrandprozess Fotosammlung zum Reichstagsbrandprozess Architekten des Reichstagsgebaudes Allgemeine Dokumentensammlung Plakatsammlung BibliothekZum Zeitpunkt der Abwicklung des Museums umfassten die Sammlungen etwa 15 000 Dokumente und 12 000 Fotografien ca 15 000 thematisch erschlossene Zeitungsausschnitte etwa 11 300 Bucher 1 185 Tontrager 1 129 Plakate 863 Munzen Medaillen und Abzeichen 553 gegenstandliche Objekte z B Mobel Kleidung oder Waffen sowie 283 Werke aus der bildenden Kunst Die Sammlungen der Dokumente Fotografien und Tontrager bestanden grosstenteils oder vollstandig aus Reproduktionen Daruber hinaus waren die gegenstandlichen und Kunstobjekte haufig Geschenke aus anderen Museen die oftmals nur mittelbar mit den Sammlungsschwerpunkten der Einrichtung zu tun hatten 13 Literatur BearbeitenGeorgi Dimitroff Museum Leipzig Leipzig 1955 DNB 1124870229 Georgi Dimitroff Museum Leipzig Fuhrer durch die standige Ausstellung Leipzig 1985 Dieter Deiseroth Hrsg Der Reichstagsbrand und der Prozess vor dem Reichsgericht Verlagsgesellschaft Tischler Berlin 2006 ISBN 3 922654 65 7 Ursula Oehme Dimitroff contra Schone Kunste ein Haus unseligen Angedenkens wird umprofiliert In Das Reichsgericht hrsg vom Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig Edition Leipzig Leipzig 1995 ISBN 3 361 00446 2 S 116 133 Volker Rodekamp Das Dimitroff Museum die Stlisierung Dimitrows in der DDR und deren Auswirkungen auf die Sammlung In Bettina Limperg Klaus Rennert Hrsg Symposion 120 Jahre Reichsgerichtsgebaude Veranstaltung des Bundesgerichtshofs und des Bundesverwaltungsgerichts am 29 30 Oktober 2015 in Leipzig C H Beck Munchen 2016 ISBN 978 3 406 69300 7 S 259 270 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Georgi Dimitroff Museum Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Georgi Dimitroff Museum Leipzig im Sachsischen StaatsarchivEinzelnachweise Bearbeiten a b Volker Rodekamp 2016 S 275 a b c d Volker Rodekamp 2016 S 263 Volker Rodekamp 2016 S 264 Volker Rodekamp 2016 S 262 263 Ursula Oehme 1995 S 123 a b Volker Rodekamp 2016 S 265 Sachsisches Tageblatt vom 2 Juni 1972 Schriftenreihe des Gorgi Dimitroff Museums Leipzig In SBB StaBiKat Staatsbibliothek zu Berlin Preussischer Kulturbesitz abgerufen am 16 Juli 2018 Volker Rodekamp 2016 S 266 Volker Rodekamp 2016 S 267 Sachsisches Tageblatt vom 13 Dezember 1989 Volker Rodekamp 2016 S 268 269 Volker Rodekamp 2016 S 269 274 Normdaten Korperschaft GND 2011557 X lobid OGND AKS LCCN n85829936 VIAF 148396483 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