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Beim GEBUS System auch als GEBUS Prinzip System GEBUS oder schlicht als GEBUS bzw Gebus bezeichnet handelt es sich um ein benzin bzw diesel elektrisches Antriebssystem fur Schienenfahrzeuge Es wurde vom osterreichischen Ingenieur Moriz Gelinek entwickelt und trug massgeblich zur Verbreitung der elektrischen Kraftubertragung bei Die dazugehorige mit der Vermarktung der Patente beschaftigte und in kleinen Stuckzahlen auch selbst Schienenfahrzeuge herstellende Firma GEBUS Lokomotiven Konstruktions und Vertriebsgesellschaft trug ebenfalls diesen Namen Logo der Firma GEBUSDer Name GEBUS leitet sich von den Initialen der Firmengrundern Moriz Gelinek Franz Buchleitner und Adolf Strizek beziehungsweise dem ursprunglichen Firmenstandort Salzburg her Inhaltsverzeichnis 1 Das GEBUS Prinzip 2 Geschichte und Verbreitung 3 Die GEBUS Lokomotiven 4 Galerie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseDas GEBUS Prinzip Bearbeiten nbsp Skizze des GEBUS Prinzips aus einer tschechischen Quelle nbsp Maschinenanlage des Triebwagens M 132 0 mit Graf amp Stift BenzinmotorKernstuck dieser Art der Kraftubertragung ist der sogenannte Gebus Generator eine Nebenschlussmaschine mit spezieller Wicklung Der elektrische Generator ist magnetisch schwach gesattigt zusatzlich besitzt er eine schwache Hilfsverbund Erregung Diese Charakteristik bedingt ein sehr weiches Maschinenverhalten d h relativ kleine Drehzahlanderungen am Verbrennungsmotor entsprechen relativ grossen Spannungsanderungen des Generators Dadurch ist eine gleichmassige Leistungsausnutzung moglich die elektrische Spannung und damit die Geschwindigkeit des Fahrzeuges passt sich automatisch der erforderlichen Stromstarke d h der notwendigen Zugkraft an 1 2 Dank dieser Eigenheiten erfolgt die Geschwindigkeitsregelung des Fahrzeuges bis hin zur Stillsetzung rein durch die Drehzahlanderung des Verbrennungsmotors mittels der Einspritzpumpe ugs als Gas geben bezeichnet Das bedeutet der Generator ist so ausgelegt dass sich das Fahrzeug erst nach uberschreiten der Leerlaufdrehzahl in Bewegung setzt Im Gegensatz zu anderen Systemen war hier eine stufenlose Regelung der Motordrehzahl und damit der Geschwindigkeit moglich 1 3 Das System GEBUS zeichnete sich durch eine einfache und betriebssichere Konstruktion aus und fand deshalb in der Fruhzeit des Verbrennungsmotorantriebes rasch grossere Verbreitung Anfanglich dienten Benzinmotore als Antriebsquelle ab den 1930er Jahren kamen die zunehmend starker und robuster sowie kompakter werdenden Dieselmotore zur Anwendung Die anfanglich propagierte stufenlose Regelung der Verbrennungsmotor Drehzahl wich jedoch in den fruhen 1930er Jahren fix eingestellten Drehzahlstufen und somit abgestuften Generatorspannungen Geschichte und Verbreitung Bearbeiten nbsp Werbeanzeige mit Waldbahn Lok der Bundesforstverwaltung Hintersee 1925 Moriz Gelinek sammelte seine Erfahrungen mit benzin elektrisch angetriebenen Feldbahnfahrzeugen wahrend des Ersten Weltkrieges als er an der Isonzofront in den Karpaten sowie in Albanien bei den sogenannten Benzin Elektrofeldbahnen stationiert und mit der Planung und dem Bau schienengebundener Transportmittel fur Kriegszwecke beauftragt war Er baute seine nach Kriegsende entstandene Entwicklung auf diesen von Ferdinand Porsche und den Austro Daimler Werken ersonnenen Konstruktionen auf und meldete sie 1924 zum Patent an 4 Anfanglich wurde es ausschliesslich von Gelinek bzw seiner 1923 gegrundeten Firma GEBUS selbst zur Anwendung gebracht erst nach der Erteilung der Patente im Jahre 1926 wurden auch Lizenzen an andere Hersteller vergeben 4 5 6 Wurden zunachst nur Feldbahnen und Schmalspurfahrzeuge mit diesem Antriebssystem ausgerustet kam es ab 1925 auch bei normalspurigen Rangierlokomotiven und in Folge kleineren Triebwagen zur Anwendung 1927 wurde mit dem SKGLB TCa 672 das erste Fahrzeug in Bosnischer Spurweite mit dem GEBUS Prinzip ausgerustet das im selben Jahr gebaute Einzelstuck BBO 2021 s wurde spater die erste Lokomotive mit Verbrennungsmotor der Osterreichischen Bundesbahnen 1928 waren bereits rund 80 Fahrzeuge nach dem System GEBUS im Einsatz 4 Im selben Jahr trat mit Otto Judtmann ein kongenialer Partner in die Firma ein die im August 1928 als Ing M Gelinek amp Ing O Judtmann Gebus Lokomotiven Kontruktions und Vertriebsgesellschaft ins Handelsregister eingetragen wurde Judtmann trat in der Folge als Autor vieler Artikel in Fachzeitschriften auf 7 8 Im Jahre 1929 konnten die Fahrzeuge der mit Gleichstrom betriebenen Montafonerbahn dank GEBUS Aggregaten in den mit Wechselspannung versorgten Bahnhof Bludenz der Arlbergbahn einfahren 9 1931 waren die GEBUS Patente bereits in 13 europaischen Staaten und den USA geschutzt 4 Der Erfolg des nach dem System GEBUS angetriebenen Schnelltriebwagens Fliegender Hamburger 10 im Jahr 1933 mit einer Hochstgeschwindigkeit von 160 km h sorgte fur eine Verbreitung dieses Antriebsprinzips in ganz Europa etwa bei Bahnverwaltungen in Tschechien den Niederlanden Belgien oder Bulgarien 11 Wahrend die meisten Bahnverwaltungen das System als Antrieb fur Schnelltriebwagen verwendeten nutzten die Tschechoslowakischen Staatsbahnen das Gebus Prinzip auch fur Nebenbahn Triebwagen wie etwa die Reihen CSD Baureihe M 132 0 M 122 0 M 131 0 oder den auf Hauptbahnen eingesetzten vierachsigen M 231 0 12 Das Reichsbahn Zentralamt Munchen entwickelte die Steuerung zur RZM Steuerung weiter die u a bei den Fliegenden Zugen der Bauarten Hamburg Leipzig und Koln zum Einsatz kam Die Osterreichischen Bundesbahnen BBO nutzten das System GEBUS neben normalspurigen Motorturmwagen vor allem bei den Schmalspurlomotiven der Reihen 2190 und 2091 sowie bei den ab 1934 gebauten und 110 km h schnellen Triebwagen VT 42 Diese wurden von der Simmeringer Waggon und Maschinenfabrik gebaut welche neben Fahrzeugen in Normal und Schmalspur auch Simmeringer Benzin Elektrische Lokomotiven System Gebus fur Feld und Industriebahnen Gruben und Baustellen erzeugte 13 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das GEBUS Prinzip von der aufkommenden Leistungselektronik bzw anderen ebenso einfach und sicher arbeitenden Schaltungen abgelost Lokomotiven nach diesem Antriebsprinzip wurden zumindest von GEBUS selbst bis in die 1950er Jahre gebaut die letzten aufgrund des Konkurses der Firma GEBUS Lokomotiven im Jahre 1962 14 Aufgrund des einfachen Aufbaues und der daraus resultierenden einfachen Wartung existieren heute noch einige historische Fahrzeuge mit GEBUS Antrieb Hersteller von Fahrzeugen mit GEBUS Antrieb waren neben GEBUS selbst u a die Wiener Lokomotivfabrik Floridsdorf die WUMAG in Gorlitz die Simmeringer Waggon und Maschinenfabrik und die Waggonfabrik Stauding Erzeuger von Motoren waren u a Graf amp Stift Tatra oder Maybach die elektrischen Komponenten lieferten ELIN und Siemens Schuckert Die GEBUS Lokomotiven Bearbeiten nbsp Grubenlok GEBUS DGL 82 1955 nbsp Rangierlok GEBUS DGL 58 1953 im Eisenbahnmuseum SchwechatMoriz Gelinek selbst baute die Lokomotive nach seiner Entwicklung im Jahr 1920 fur den Einsatz im Torfwerk Lamprechtshausen In den nachsten Jahren entstanden eine ganze Reihe an kleinen Feldbahn Waldbahn und Rangierlokomotiven eigener Produktion Die von GEBUS gebauten Lokomotiven waren de facto Einzelstucke und stets von hoher Individualitat in Konstruktion und Aussehen gepragt mitunter erscheinen Aussehen und Technik der fruhen Fahrzeuge fur heutige Begriffe etwas abenteuerlich So wurden beim Bau des SKGLB TCa 672 die Drehgestelle des Spenderfahrzeuges ubernommen was den Einbau von kleinen Motoren quer zum Radsatz und ein Schneckengetriebe bedingte Diese Motorenanordnung findet sich auch bei in den 1950er Jahren gebauten Rangierlokomotiven Typ DGL 58 wieder 4 Oftmals wurden altbrauchbare Restbestande beispielsweise von Heeresfeldbahnen wiederverwertet So tragt die im Eisenbahnmuseum Schwechat erhaltene GEBUS Grubenlok Typ DGL 82 Baujahr 1955 einen eigentlich fur Torpedos der Kriegsmarine produzierten Elektromotor 15 Im Sudbahnmuseum Murzzuschlag sind Drehgestelle aus Heeresbahn Bestanden zu sehen auf Basis derer GEBUS eine Lokomotive fur die Waldbahn Frohnleiten baute Auch zahlreiche Umbauten wurden von GEBUS vorgenommen beispielsweise wurde 1953 eine ursprunglich 1914 als Kanonenlok von Henry Crochat gebaute vierachsige Lokomotive mit einem diesel elektrischen Antrieb versehen und als Werkslokomotive an die Papierfabrik Nettingsdorf verkauft 16 Die Zweikraftlok ELFI der Rheinregulierungsbahn ist eine ehemalige Elektrolok der Mullbahn Bruckhaufen Daneben wurden in der Nachkriegszeit Notstromaggregate von GEBUS hergestellt 4 Ein weiteres Merkmal der Lokomotivproduktion bei GEBUS war uber lange Jahre das fehlen eines eigenen Werkes zu Beginn war das Unternehmen bei der Salzburger Bruckenbau Firma Janisch einquartiert und spater in einer Baracke in Salzburg Gnigl Ab den 1930er Jahren war das Unternehmen im 8 Wiener Gemeindebezirk ansassig und erzeugte seine Lokomotiven weiterhin in Salzburg sowie in einer Halle am Gelande des Wiener Nordbahnhofes 4 Neben diesel elektrischen Lokomotiven baute GEBUS in den 1950er Jahren auch den mechanisch angetriebenen Breuer Lokomotor in Lizenz Ebenfalls eine mechanisch angetriebene Lokomotive ist die 1957 von GEBUS gebaute vierachsige D1 der Liliputbahn im Wiener Prater Fabriknummer 560 14 Galerie Bearbeiten nbsp 25 PS starke GEBUS Lok der Waldbahn Hintersee 1925 nbsp BBO 2021 s StEG 1927 nbsp Fuhrerstand BBO 2021 s der lange Hebel steuert Brenn stoffpumpe und Geschwindigkeit nbsp Der Fliegende Hamburger vor seiner Rekordfahrt WUMAG 1933 nbsp Dieseltriebwagen BBO VT 42 Simmering 1935 nbsp Simmeringer Feldbahn Motorlok System Gebus 1930er Jahre nbsp Schmalspur Diesellok OBB 2091 Simmering 1936 nbsp M2 der Lamingtal Schleppbahn ex Zillertalbahn D7 1940 nbsp Stern amp Hafferl E 10 002 ex Montafonerbahn Gebus 2 WLF 1941 nbsp Liliputbahn Prater D1 1956 nbsp Elektrisch und diesel elektrisch angetriebene Lok ELFI der Rheinregulierungsbahn 1958 Literatur BearbeitenDoleschal Gerl Petrovitsch Saliger Triebfahrzeuge osterreichischer Eisenbahnen Diesel Lokomotiven und Diesel Triebwagen Alba Verlag Dusseldorf 1999 Lexikon der Eisenbahn 7 Auflage Transpress Berlin 1983 S 325 Artikel Die Zugforderung im Baubetriebe von Ing Otto Judtmann in Zeitschrift des osterreichischen Ingenieur und Architekten Vereines Janner 1926 Artikel Motorlokomotiven mit elektrischer Kraftubertragung System Gebus von Ing Otto Judtmann in Zeitschrift des osterreichischen Ingenieur und Architekten Vereines Janner 1928 Artikel Triebwagen mit elektrischer Kraftubertragung System Gebus von Ing Otto Judtmann in Die Lokomotive Dezember 1932 Artikel Dieselfahrzeuge mit elektrischer Kraftubertragung System Gebus von Ing Otto Judtmann in Die Wasserwirtschaft 1933Weblinks BearbeitenMoriz Gelinek und das System GEBUS Lieferlisten GEBUS Fahrzeuge vor dem Krieg und denen der Nachkriegszeit Bilder von GEBUS LokomotivenEinzelnachweise Bearbeiten a b Triebfahrzeuge osterreichischer Eisenbahnen Diesel Lokomotiven und DIese Triebwagen In Eisenbahn Fahrzeug Archiv 2 Auflage A 3 Alba Dusseldorf 1999 ISBN 3 87094 175 8 S 105 ff ONB ANNO Die Lokomotive Abgerufen am 29 November 2021 ONB ANNO Elektrotechnik und Maschinenbau Abgerufen am 29 November 2021 a b c d e f g Moriz Gelinek und das System GEBUS Abgerufen am 29 November 2021 Ernst Pflugbeil Walter Kurrent Beitrag zur Geschichte der Waldbahnen in den ehemaligen Forstverwaltungen Hintersee und Strobl der Osterreichischen Bundesforste Mitt h eilungen der Gesellschaft fur Salzburger Landeskunde Band 150 2010 S 383 GEBUS Lokomotiv Werke Vorkriegsloks Abgerufen am 29 November 2021 ANNO Oesterreich ungarische Maschinenwelt 1928 08 31 Seite 11 Abgerufen am 12 September 2023 ONB ANNO Die Lokomotive Abgerufen am 12 September 2023 ONB ANNO Elektrotechnik und Maschinenbau Abgerufen am 29 November 2021 ANNO Helios 1933 10 01 Seite 9 Abgerufen am 24 August 2023 ONB ANNO Die Wasserwirtschaft Abgerufen am 29 November 2021 ONB ANNO Die Lokomotive Abgerufen am 29 November 2021 Gallery Abgerufen am 30 November 2021 a b GEBUS Lokomotiv Werke Nachkriegsloks Abgerufen am 30 November 2021 Gesprach mit einem Mitarbeiter des Museums 20 August 2023 Franzosische Kanonenlok aus 1 WK kehrt nach 100 Jahren in die Heimat zuruck 21 November 2014 abgerufen am 21 August 2023 deutsch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title GEBUS amp oldid 239401774