www.wikidata.de-de.nina.az
Friedrich Arthur Fritz Steiner 25 Dezember 1913 in Eibenstock 31 Oktober 1977 in Wroclaw war ein deutscher Schauspieler Operettenbuffo Theaterleiter und Intendant Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit und Jugend 1 1 1913 bis 1933 1 2 1933 bis 1945 2 1945 bis 1958 3 1958 bis 1977 Prinzipal und Theaterprofessor Steiners Intendanz an der Staatsoperette Dresden 4 Nachfolge 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseKindheit und Jugend Bearbeiten1913 bis 1933 Bearbeiten In Eibenstock wurde er als Kind eines ein Reisetheater fuhrenden Ehepaars der aus dem Rheinland stammenden Mutter Agnes und dem aus Wien stammenden Vater Fritz Steiner geboren in dem sich die in Dresden lebende Familie zu dieser Zeit mit einem Engagement aufhielt Zunachst in Dresden in der Oppellvorstadt aufwachsend grundete der Vater 1920 nach dem Ersten Weltkrieg in Dresden Strehlen sein Reisetheater erneut Sein Engagement war damals im Konigshof einem inzwischen nach 1990 Stand 2017 rekonstruierten Ballsaal Auf dessen Buhne trat im gleichen Jahr der Siebenjahrige an der Seite seiner vier Jahre alteren Schwester Therese erstmals auf 1921 erfolgte der Versuch des Vaters ein Volkstheater im Dresdner Volkswohl zu grunden das jedoch wenig spater Opfer der folgenden Inflation wurde Von 1923 bis 1928 musste die Wanderbuhne nach Mittweida umziehen Dort spielte Fritz Steiner als Zehnjahriger seine erste Operettenrolle die des Heinerle in Der fidele Bauer von Leo Fall Die Wanderbuhne von Vater Steiner bespielte aber neben der Buhne in Mittweida in diesen Jahren auch Buhnen in Kamenz Stadttheater Bad Schandau Kurtheater und in Lauban Sommertheater Fritz spielte uberall die Kinderrollen Trotz dieser Reisetatigkeit absolvierte er in dieser Zeit das Realgymnasium Armut und Existenzangst als standige Familienbegleiter die stete Bettelei um die alljahrlich neu zu vergebenden Konzessionen mit ihren fur einen Familienbetrieb kaum zu erbringenden geforderten Kautionen sowie die Verachtung des wohlsituierten Burgertums gegenuber allen Wanderbuhnen was auch deren Ensembles und die Familien einschloss und gegen deren ausschliesslich proletarisches bzw erwerbsloses Publikum was sich haufig genug in Kritiken widerspiegelte pragten Steiners Jugendjahre und liessen in ihm einen Zorn gegenuber diese kulturellen und gesellschaftlichen Verhaltnisse heranreifen Sein kunstlerisches Naturtalent setzte sich durch Nach einer privaten Gesangsausbildung in Dresden die sich die Familie buchstablich vom Mund absparte erhielt der 17 jahrige 1930 31 das erste Engagement als Tenorbuffo im Oberschlesischen Landestheater Beuthen Kattowitz Parallel ubernahm der Vater das Stadttheater Sorau und engagierte anschliessend seinen Sohn als Buffo und Burovorsteher Fritz Steiner erlernte hier von der Pike auf das Geschaft als Theaterdirektor 1933 bis 1945 Bearbeiten Obwohl die Steiners Katholiken waren wurde ihnen ihre judische Abstammung zum Verhangnis Im Juni 1933 wurde ein Gastspiel des Sorauer Landestheaters in Mittweida offen durch die SA angegriffen Die Familie floh daraufhin in die Tschechoslowakei Als der Vater dort ein Theater pachtete griffen ihn die Henlein Anhanger der Sudetendeutschen Heimatfront an verunglimpften ihn und sorgten schliesslich fur die baldige Schliessung der von ihnen so bezeichneten judischen Emigrantenschmiere Der Vater verstarb im gleichen Jahr voller Gram und ganzlich verarmt woraufhin sich die Familie trennte und eigene Wege ging Seine Schwester Therese z B heiratete einen Bulgaren von dem sie sich wenig spater wieder trennte und konnte sowohl unter dessen Namen Therese Angeloff wie auch als Therese Steiner Nachforschungen der Behorden entgehen Fritz Steiner selbst nahm die tschechoslowakische Staatsburgerschaft an spielte an oberschlesischen Theatern aber auch an dem damals zweitgrossten Theater der Tschechoslowakei dem Stadttheater Teplitz trat in die KPC ein und diente zwei Jahre in der tschechoslowakischen Armee In dieser Zeit heiratete er Eva Belgart eine judische Ballettmeisterin fur die er zum judischen Glauben ubertrat Von Mai bis Oktober 1938 war er als Operettensanger am neu gegrundeten Sender Prag 2 in Melnik engagiert wo er nach Inkrafttreten des Munchner Abkommens als Nichtarier sofort entlassen wurde Es folgte seine Einberufung in die deutsche Wehrmacht aus der er nach einigen Monaten wegen Wehrunwurdigkeit entlassen wurde 1940 starb seine Frau In dieser bedrohlichen Situation lernte er seine spatere zweite Frau die Schauspielerin Kinga von Felbinger kennen die Eheschliessung wurde ihnen von den Behorden verwehrt Steiner wurde wegen Personalmangel 1941 42 an das Stadttheater Freiberg dienstverpflichtet Dort war er nach eigenem Bekunden im kommunistischen Widerstand aktiv Im Februar 1942 in Freiberg wegen politischer Unzuverlassigkeit wiederum entlassen fand das Paar Unterkunft bei Steiners Mutter Agnes die wieder in Dresden lebte Sie liessen sich heimlich in der Katholischen Hofkirche in Dresden trauen Im Februar 1943 folgten daraufhin Vorladungen durch die Gestapo Fritz Steiner wurde als Volljude eingestuft seine Frau Kinga der Rassenschande bezichtigt Unter abenteuerlichen Wegen gelang unmittelbar danach dem nunmehrigen getrauten Ehepaar die Flucht in die Schweiz das jedoch ihre Tochter in Dresden bei Steiners Mutter Agnes zuruckliess Nach einer trostlosen Zeit in einem Internierungslager erhielt Steiner ein Engagement am Stadttheater Chur wo allerdings unter der damaligen Leitung von Direktorin Senges Faust Willkur herrschte und unter zum Teil erbarmlichen Bedingungen bis zu 43 Premieren pro Spielzeit aus dem Ensemble herausgeschunden wurden 1945 bis 1958 BearbeitenSteiners Schwester Therese Angeloff organisierte nach Ende des II Weltkrieges bei der Sowjetischen Besatzungsmacht fur die Familie zwei Theater in Johannstadt und in Cotta letzteres wurde ab 1950 das dort bis 2016 betriebene Theater Junge Generation und holte ihren Bruder und seine Frau aus der Schweiz zuruck die beide im Dezember 1945 in Dresden eintrafen Fritz Steiner trat sofort in die KPD ein und leitete bis 1947 die beiden Theater als Vereinigte Volksbuhne Dresden VVD Nachdem er von deren Leitung durch die Kulturpolitiker Otto Bochmann und Egon Rentzsch ausgebootet wurde ging er in die westlichen Besatzungszonen und spielte u a 1947 48 am Neuen Theater Munchen wo er seine spatere dritte Frau Hildegard Gardy Harzfeld kennenlernte 1949 holte der neue Intendant der Deutschen Volksbuhne Dresden DVD die aus der VVD hervorgegangen war Hans Pitra ihn zuruck Neben vielen Inszenierungen erhielt Steiner auch 1950 ein Lehramt fur die Operettenausbildung an der Dresdner Musikhochschule Seine Frau wurde als Schauspielerin an der DVD engagiert und nach deren Auflosung vom Staatsschauspiel Dresden ubernommen In diese Zeit fiel auch deren Trennung von Steiner Allerdings wurde Pitra 1951 am Berliner Metropol Theater Intendant und Otto Bochmann der genannte Kulturfunktionar ubernahm die Intendanz am Dresdner Operettentheater Auf Grund der sich verschlechternden Beziehungen ging Steiner 1951 als Oberspielleiter fur Oper und Operette an das Volksbuhnen Theater nach Potsdam und inszenierte sehr erfolgreich Bei den geforderten ideologischen Begrundungen der Eignung von Werken des Musiktheaters fur den sozialistischen Menschen bringt er es zur Perfektion Andreas Schwarze Metropole des Vergnugens 1 Hier wird auch Hildegard Harzfeld seine dritte Ehefrau 1957 ubernahm die damalige Intendantin Ilse Rodenberg die Intendanz des Theaters der Freundschaft in Berlin Nachfolger wurde Gerhard Meyer der das nunmehrige Hans Otto Theater erheblich starker als Sprechbuhne ausrichten wollte In dieser Situation erreichte Steiner die Nachricht dass Peter Bejach als Intendant des Dresdner Operettentheaters abgesetzt wurde am 18 Oktober 1958 trat er sein Amt als Intendant in Dresden an 1958 bis 1977 Prinzipal und Theaterprofessor Steiners Intendanz an der Staatsoperette Dresden BearbeitenVon 1958 bis zu seinem Tod im Herbst 1977 leitete Steiner der am 27 Marz 1967 zum Professor ernannt wurde 2 als Intendant die Staatsoperette Dresden Sein Ziel war es 1958 noch unter Verwaltung der Staatstheater stehend mit dem Operettenhaus ein sozialistisches Volkstheater zu schaffen was ihm in weiten Teilen auch gelang Herrschend als Autokrat und Improvisator das Theater fuhrend wie einen Familienbetrieb als Prinzipal alter Schule realisierte er mit einem baufalligen Haus und unzureichenden finanziellen Mitteln ambitioniertes Musiktheater Als Chef war er unnachgiebig aber auch prasent und auf der Buhne stets mitreissend Er behandelte Kunstler und Mitarbeiter haufig wie Kinder Diskussionen uber kunstlerische Fragen waren so gut wie unmoglich Seine Familie erhielt auch lukrative Auftrage Seine Ehefrau Gardy stand regelmassig als Diva auf der Buhne seine Schwester Therese Angeloff bekam lukrative Auftrage als Librettistin Schwiegersohn Horst Ludwig und andere Familienmitglieder erhielten Engagements Die rote Operette verhielt sich unter ihm nach aussen betont SED konform Freundschaftsvertrage mit verschiedenen Betrieben und einer Unteroffiziersschule sowie die Auffuhrung vieler sozialistischer Gegenwartsstucke verschafften Steiner den Ruf und die Verbindungen die er benotigte um Devisen und Rechte fur die Auffuhrung internationaler Erfolgsmusicals zu erhalten Er erreichte 1967 dass die 1963 so benannte Staatsoperette Dresden in die kunstlerische Eigenstandigkeit entlassen wurde die sie bis heute 2023 hat Gleichwohl gelang es ihm in dem baufalligen Haus in Leuben eine ganz eigene prickelnde Theateratmosphare zu schaffen Mitarbeiter und Gaste des Hauses wurden zu einer verschworenen Gemeinschaft voller Kreativitat und Energie Das Publikum vergotterte seine Stars 2 Dieses verschaffte ihm fast nebenbei in Erinnerung an die Komodie Der Raub der Sabinerinnen und den dortigen Theaterdirektor Striese sowie die Spielstatte der Staatsoperette die sich in Dresden Leuben befand den Beinamen Der Striese von Leuben So sind auch seine beiden ersten Inszenierungen zu verstehen Frau Luna 1959 seine erste Regiearbeit in Leuben in der Fassung von Otto Schneidereit Die Luna hat nun endlich eine logische Fabel bekommen Zitat Steiner und Die schone Helena in der Fassung von Karl Heinz Gutheim und Werner Finck 1960 in der er mit geistvoller Aktualitat eine Welt entgotterte die mit wenig Weisheit regiert wird Steiners Prinzip war grundsatzlich funf Premieren pro Spielzeit auf die Buhne zu bringen wobei drei Auffuhrungen aus der Gegenwart stammen sollten zwei aus dem klassischen Repertoire Unter Gegenwartskunst verstand Steiner einerseits anspruchsvolle Stucke der DDR Gegenwartskunst auf die Buhne zu bringen erstes Stuck war Alarm in Pont l Eveque von Conny Odd 1960 ihm folgten u a Messeschlager Gisela von Gerd Natschinski 1961 oder Rund ist die Welt von Wolfram Heicking Text Klaus Eidam 1962 als auch Gegenwartsoperetten aus der Tschechoslowakei oder der Sowjetunion erstes Stuck war die deutsche Erstauffuhrung von Sturmische Hochzeit von Boris A Alexandrowitsch 1960 3 Spater wandte er sich dem Musical zu Sensationen waren die DDR Erstauffuhrungen von My Fair Lady 1965 mit Marita Bohme und Peter Herden beide als Gaste in den Hauptrollen das 1978 bezeichnenderweise erst nach Steiners Tod nach 446 Vorstellungen auf Weisung der SED Fuhrung in Berlin abgesetzt werden musste Sweet Charity 1971 Show Boat 1973 und Cabaret 1976 in dem er den Gemusehandler Schulz spielte Die klassischen Operetten wie Der Bettelstudent 1959 Ritter Blaubart 1964 er spielte den biestigen Konig Bobeche Der Vetter aus Dingsda 1975 und Orpheus in der Unterwelt 1977 wurden in neuen und uberraschenden Inszenierungen gespielt Zu einem besonderen Meilenstein wurde seine Inszenierung Carl Binders Tannhauser und die Keilerei auf der Wartburg Grosse sittlich germanische Operette von Johann Nestroy von 1976 4 Mit dem Beschluss der SED Fuhrung in Leuben ein grosses Neubaugebiet entstehen zu lassen gelang es ab 1970 zumindest die Genehmigung fur einige Umbauten zu erhalten die jedoch alle in Eigenleistung durch das Ensemble erbracht werden mussten Bis 1977 wurden Rekonstruktionsmassnahmen durchgefuhrt ein Kulissenfahrstuhl wurde eingebaut ein Anbau mit Ballett und Probesaal geschaffen und neue Lichttechnik beschafft Zu wenig fur ein modernes Theater und ein Neubau war damit erneut keiner weiteren Diskussionen wert aber es sollten bis nach 1990 auch keine weiteren Investitionen im Haus in Leuben folgen Die Eroffnung als Kulturzentrum Dresden Ost wie es in offiziellen Papieren zunachst fur einige Jahre benannt wurde es blieb allerdings eine rein planerisch interne Bezeichnung zum 30 jahrigen Jubilaum der Staatsoperette Dresden im November 1977 erlebte Fritz Steiner nicht Wahrend einer Auslandstournee der Staatsoperette im sudlichen Polen erkrankte Fritz Steiner schwer und verstarb in der Nacht vom 30 zum 31 Oktober 1977 in einem Breslauer Krankenhaus Nachfolge BearbeitenNachfolger als Intendant an der Staatsoperette Dresden wurde Reinhold Stovesand Seine Enkelin Peggy Steiner trat in seine Fussstapfen und wurde Operettensangerin 5 Literatur BearbeitenAndreas Schwarze Metropole des Vergnugens Musikalisches Volkstheater in Dresden von 1844 bis heute SAXO Phon Dresden 2016 ISBN 978 3 943444 59 9 S 123 129 Fritz Steiner Vom Komodiantenkind zum Theaterprofessor Weblinks Bearbeiten Die heitere Muse als Dorfschonheit in der Leubener ZeitungEinzelnachweise Bearbeiten Andreas Schwarze Metropole des Vergnugens Musikalisches Volkstheater in Dresden von 1844 bis heute 2016 S 127 a b Andreas Schwarze Metropole des Vergnugens Musikalisches Volkstheater in Dresden von 1844 bis heute 2016 S 144 Auffuhrungsdaten aus Peter Gunold Hrsg 50 Jahre Staatsoperette Dresden 225 Jahre musikalisches Volkstheater in Dresden Verlag und Galerie Buchkunst Lazer Weimar 1997 OCLC 246695134S 236 249 Beides die Auszeichnungen auf dem Theaterprogramm Gunold S 245 Peggy Steiner auf musik in dresden deNormdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 15 Januar 2020 PersonendatenNAME Steiner FritzALTERNATIVNAMEN Steiner Friedrich ArthurKURZBESCHREIBUNG deutscher Schauspieler Operettenbuffo Theaterleiter und IntendantGEBURTSDATUM 25 Dezember 1913GEBURTSORT EibenstockSTERBEDATUM 31 Oktober 1977STERBEORT Breslau Volksrepublik Polen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fritz Steiner Schauspieler 1913 amp oldid 231638159