Friedrich Schötschel (* 16. Juli 1926 in Halle (Saale)) ist ein deutscher Bildhauer und Maler. Sein Schwerpunkt ist die Ausstattung von Kirchengebäuden.
Leben und Wirken Bearbeiten
Schule, Krieg und Gefangenschaft Bearbeiten
Schon vor dem Schulabschluss wurde Friedrich Schötschel mit 16 Jahren als Luftwaffenhelfer zur Wehrmacht einberufen. Er war hauptsächlich in der Fernsprechabteilung tätig. Dann kam er auch bei der Flak und im Schweinwerferdienst zum Einsatz. Später wurde Schötschel als Gefreiter zur Westfront abkommandiert und zur Infanterie versetzt. Im Februar 1945 geriet er in amerikanische Gefangenschaft, wurde jedoch mit zahlreichen anderen Kriegsgefangenen den französischen Truppen übergeben. So gelangte Schötschel nach Frankreich und dort mehrfach in andere Lager. Er musste unter anderem im Steinbruch und in einer Eisengießerei arbeiten. Auch als Gärtner in Beynost, in einer Außenstelle des Klosters de Marie Auxiliatrice. In einem der Lager fand ein Kunstwettbewerb statt, an dem sich Friedrich Schötschel mit einer in einen Pflasterstein gearbeiteten Figur beteiligte. Er hat die Figur mit einer Stahlnadel geritzt und gewann damit den ersten Preis. Mitgefangene Künstler, darunter ein Bildhauer und ein Herrgottschnitzer, ließen Schötschel nach der Anfertigung eines Probestückes bald aktiv mitarbeiten. Sie gaben ihm darüber hinaus wertvolle Hinweise für weitere eigene Arbeiten und vertieften damit sein Kunstinteresse.
Kunstausbildung und Tätigkeit nach Studienabschluss Bearbeiten
Im Jahr 1948 wurde Schötschel aus der Gefangenschaft entlassen und ging in seine Geburtsstadt Halle zurück. Die Erfahrung im Lager hatte in ihm den Wunsch, bildender Künstler zu werden, wach gerufen. Er begann im Herbst 1948 ein Studium der Bildhauerei an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein und wurde Schüler bei Gustav Weidanz. Für seine Arbeiten begann er die verschiedensten Materialien zu nutzen.
1952/53 bekam Friedrich Schötschel Gelegenheit, zusammen mit anderen Künstlern am Wiederaufbau der Staatsoper Berlin mitzuarbeiten. Er erinnert sich noch besonders an eine weibliche Figur über dem Bühnenhaus sowie an Studien im Schloss Sanssouci und am Neuen Palais in Potsdam. Friedrich Schötschel wurde freischaffender Künstler und hat sich frühzeitig aufgrund seiner christlichen Gesinnung der Kirchenkunst zugewandt. Er entwarf und fertigte zahlreiche Ausstattungsgegenstände für Kirchengebäude wie Altäre, Taufsteine, Marienfiguren, Tabernakel, Kirchentüren, Gestühl, Kirchenfenster. Auch der Bischofsstab und das Bischofskreuz für Rudolf Müller in Görlitz stammen aus seiner Werkstatt (1987). Die künstlerischen Arbeiten von Schötschel verwenden alle gängigen Materialien wie Stein, Stahl und Eisen, Kupfer, Bronze, Silber, Emaille, Schmucksteine. Nicht alles fertigte er selbst, das erfolgte dann durch Steinmetze oder in Zusammenarbeit mit einem Kunstschlosser. Seine Werke, die sich in rund 60 Städten der ehemaligen DDR befinden, hat er größtenteils selbst dokumentiert. Friedrich Schötschel beendete sein Schaffen erst mit über 80 Jahren.
Persönliches Bearbeiten
Schötschel war verheiratet mit Margit, geborene Gabriel, Tochter eines Berliner Architekten. Margit Schötschel war ebenfalls ausgebildete Bildhauerin. Die Familie lebt und arbeitet seit 1964 in Biesenthal bei Bernau. Sie hat zwei Söhne, von denen einer eine Restauratorenwerkstatt im Ort mitbegründete und betrieb. Friedrich Schötschel war ab 1960 bis zur Wende Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR. Er ist noch Mitglied im Förderkreis Bildende Kunst e.V. Galerie Bernau.
Werke (Auswahl) Bearbeiten
- 1968; Bernauer Herz-Jesu-Kirche:
- 1968; Kirche St. Nicolai und St. Jacobi (Schottenkirche) in Erfurt:
- 1969 bis 1986 in mehreren Etappen; katholische Kirche St. Marien in Biesenthal:
- nach 1971; katholische Christuskirche in Rostock:
- 1976; Brunnen mit Metallplastik:
- 1976/78; katholische Kirche St. Martin in Lankow:
- 1984; Kirche St. Peter und Paul in Eberswalde:
- 1989; Mann mit Ziege:
- 1995 eingeweihtes Mahnmal zum Gedenken an die über 600 Menschen, die zwischen 1945 und 1947 im Ort Lobetal an Unterernährung und Krankheit starben, auf dem Friedhof von Lobetal:
- 1997; Pfarrei Heiligstes Herz Jesu in Eisenhüttenstadt, Ruhland, Klettwitz und Schwarzheide
- 1998; Deserteurdenkmal
- zahlreiche Aquarelle mit den Landschaften der Mark Brandenburg.
Schötschel wich bei manchen Arbeiten auf Kupfer-Treibarbeiten aus, weil die Beschaffung von Gussmaterial für Bronzewerke in der DDR problematisch war.
Ausstellungen (Auswahl) Bearbeiten
Solo Bearbeiten
- Im Rahmen eines Frühlingsfestes und aus Anlass des 80. Geburtstages von Friedrich Schötschel gestaltete die Stadt Biesenthal 2006 in ihrem Alten Rathaus die Ausstellung Landschaften. Hier wurden die Aquarelle des Künstlers gezeigt. Die Ausstellung war der Stadtverwaltung Anlass, im Rathaus eine ständige Kunstgalerie einzurichten.
- 2009 fand im Kathedralforum der St. Hedwigs-Kathedrale in Berlin vom September bis November die Ausstellung Aquarelle – Arbeiten von Friedrich Schötschel statt.
Gemeinschaft Bearbeiten
- Zwischen 1979 und 1995 organisierte der Kunstdienst der Evangelischen Kirche die Ausstellungsreihe Plastik zum Begreifen – Ausstellung für Blinde und Sehende in der Petrikapelle von St. Peter und Paul (Brandenburg an der Havel), in welcher auch Werke von Friedrich Schötschel gezeigt wurden.
- Eine Gemeinschaftskunstausstellung im Foyer der frisch renovierten St.-Hedwigs-Kathedrale in Berlin-Mitte zeigte 2007 neben Aquarellen von Friedrich Schötschel auch Fotos seiner Kirchenkunstwerke und ausgewähltes Kirchengerät.
- In der Galerie Bernau wurde 2008 die Ausstellung Stadt, Land – Blicke auf Berlin und Brandenburg ausgerichtet. Das waren vor allem Exponate aus dem Bestand des rbb, zu denen auch Objekte von Schötschel gehören. In den Folgejahren war die Ausstellung in Prenzlau, Wittenberge (2009) und Eisenhüttenstadt (2010) zu sehen.
- Die Rathausgalerie Biesenthal organisierte 2009 die Ausstellung Kunst im Quadrat. Sie enthielt Werke von 39 Barnimer Künstlerinnen und Künstlern aus den Bereichen Malerei, Grafik, Collage, darunter auch Objekte von Margit und Friedrich Schötschel.
- Im Jahr 2011 zeigte die Biesenthaler Rathausgalerie die Ausstellung Kunst–Stadt–Landschaft im Zusammenhang mit der gleichzeitig stattfindenden deutsch-polnischen Kunstwerkstatt. Die Galerieausstellung enthielt neben Werken von Eckhard Hermann wiederum Exponate von Friedrich Schötschel.
Weblinks Bearbeiten
- Friedrich Schötschel auf www.biesenthal.de, 2008
Quellen Bearbeiten
- Karin Hammermeier: Ach, das Kreuz ist auch von mir. Über den Bildhauer Friedrich Schötschel, „Tag des Herrn“, Katholische Wochenzeitung der Bistümer Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz und Magdeburg, 51(2001), 32.A.
Einzelnachweise Bearbeiten
- ↑ Alexandre Sladkevich In Stein gemeisseltes Echo, Doppelpunkt, Nr. 9/2022.
- Infopunkt Kunst Barnim.
- ↑ Interview mit Friedrich Schötschel durch 44Pinguine am 13. und 27. November 2012.
- Gestalteter Kirchenraum. Die Arbeiten Schötschels im Detail auf /kirchenbauforschung.info, 09.2012
- Altarraum Katholische Herz-Jesu-Kirche auf kulturwege-forst-lausitz.de 09.2014
- Versöhnung im Vertrauen auf Gott, Märkische Oderzeitung , 11. Oktober 2009; Katholische Kirche Biesenthal auf atelier-be.de abgerufen am 2. November 2012
- Tägliche Kirche, Nr. 96, St. Marien, Biesenthal auf kirchenbauforschung.info, 06.2020
- Angaben auf Rostock-Kultur, Die Rostocker Christuskirche am Häktweg
- Tägliche Kirche, Nr. 68, Christuskirche, Rostock auf kirchenbauforschung.info, 05.2020
- Kurzinformation und Ansicht des Brunnens mit Metallplastik auf stadtentwicklung.berlin.de
- (Memento vom 15. April 2013 im Internet Archive)
- Brunnen mit Metallplastik auf bildhauerei-in-berlin.de
- „Die Umgestaltung hier in den 90er Jahren war lediglich ein weitgehender Rückbau auf den architektonischen Bestand der Kirche vor dem architekturverändernden Umbau der 70er/80er Jahre und hat die Werke von Herrn Schötschel nicht wesentlich verändert, sondern der Kirche zumindest teilweise ihre architektonischen Akzente wiedergegeben. Insofern wurde die Kirche nicht nach der Schaffung der Werke von Herrn Schötschel stark verändert, sondern davor.“ Information des Pfarrers B. Kohnke auf eine Anfrage zu den Ausstattungsstücken, 27. November 2012
- Kalenderblatt 19: Baudetail aus Eberswalde auf kirchenbauforschung.info, 12.2016
- Märkische Oderzeitung vom 7. September 2011
- (Memento vom 22. April 2013 im Internet Archive), abgerufen am 1. November 2012
- Heilig Kreuz Kirche Schwarzheide auf stadt-schwarzheide.de
- NS-Dokumentationszentrum auf museenkoeln.de
- Kath. Kirche "Zu den heiligen Schutzengeln" auf www.kath-kirche-hennigsdorf.de
- Die Galerie im Rathaus Biesenthal auf biesenthal.de, 05.2006
- Aquarell-Ausstellung von F. Schötschel auf erzbistumberlin.de, 09.2009
- Pfarrbrief der St. Hedwigs-Kathedrale Nr. 8-9(2009) (PDF; 1,8 MB), abgerufen am 2. November 2012
- Kunstwerke aus rbb-Besitz eine Woche in Bernau zu sehen. In: Märkische Oderzeitung. 17. Oktober 2008 ().
- (Memento vom 15. Juli 2010 im Internet Archive) (PDF; 329 kB), abgerufen am 2. November 2012
- Brigitte Horn: Biesenthal um Skulpturenweg reicher. In: Märkische Oderzeitung. 3. April 2011 ().
Personendaten | |
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NAME | Schötschel, Friedrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Bildhauer und Maler |
GEBURTSDATUM | 16. Juli 1926 |
GEBURTSORT | Halle (Saale) |