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Friedrich Nowakowski 15 Oktober 1914 in Wien 21 Juni 1987 war ein osterreichischer Strafrechtswissenschaftler Staatsanwalt und Universitatsprofessor Nowakowski lehrte ab 1952 als Professor fur Strafrecht und Strafprozessrecht an der Universitat Innsbruck und gilt als Chefideologe der Strafrechtsreform 1 von Justizminister Christian Broda Mitte der 1960er Jahre Beruflicher Werdegang BearbeitenFriedrich Nowakowski war Sohn eines Generalmajors der k u k Armee Er absolvierte das Studium der Rechtswissenschaften an der Rechtswissenschaftlichen Fakultat der Universitat Wien und wurde dort im Jahr 1938 zum Doktor der Rechte Dr iur promoviert Am 3 Janner 1939 begann Nowakowski als Rechtsanwaltsanwarter die Gerichtspraxis am Landesgericht fur Zivilrechtssachen Wien wo er bereits mit 27 Janner 1939 zum Gerichtsreferendar und mit 21 Marz 1942 zum Gerichtsassessor ernannt und an den Jugendgerichtshof als Richter versetzt wurde Anschliessend folgte im Juni 1942 die Zuteilung zur Staatsanwaltschaft beim Landesgericht fur Strafsachen Wien Dort war er wahrend der Zeit des Nationalsozialismus in Osterreich auch beim zugehorigen Sondergericht der NS Justiz tatig und dabei an mindestens zwei Todesurteilen gegen tschechische landwirtschaftliche Hilfsarbeiter wegen Rundfunkvergehen als Anklager beteiligt 2 3 Im Juli 1943 wurde Nowakowski schliesslich zum Staatsanwalt in Wiener Neustadt ernannt wobei die Zuteilung zur Staatsanwaltschaft Wien aufrecht blieb 4 Der Historiker Gerhard Oberkofler schrieb 2018 in einem Kommentar in der osterreichischen Tageszeitung Der Standard dass Friedrich Nowakowski spater an der Universitat Innsbruck die Aussage Diesen Kopf hole ich mir auch noch aus seiner Zeit als Nazi Staatsanwalt zugeschrieben worden sei 5 Nowakowski der am 14 September 1940 die Aufnahme in die NSDAP beantragte und am 1 Oktober aufgenommen wurde Mitgliedsnummer 8 462 966 6 versuchte im Jahr 1944 an der Universitat Wien eine Habilitationsschrift einzureichen was aber am Widerstand des dortigen Professors fur Strafrecht Erich Schwinge scheiterte Dieser sah in dem zuckerkranken leicht korperlich behinderten Friedrich Nowakowski der aus diesem Grund nicht zum Kriegsdienst eingezogen worden war keinen arischen Rechtsprofessor nach seinen Vorstellungen 4 Mit dem Vorbringen von Formalgrunden die Habilitationsschrift sei entgegen der Reichshabilitationsordnung beidseitig geschrieben verhinderte Schwinge die Habilitation Nowakowskis an der Universitat Wien 7 Das Kriegsende uberlebte Nowakowski in Uberlingen am Bodensee wohin er im August 1944 umgezogen war um eine Lungentuberkulose auszukurieren Von Sommer 1945 bis Mai 1946 war er in weiterer Folge Angestellter der Direction de l Economie General Service des Statistiques et d Etude Economiques der franzosischen Besatzungsbehorden Im Mai 1946 wurde er in Innsbruck zum Richter ernannt 1949 wurde er erneut Staatsanwalt in Innsbruck nachdem das Oberlandesgericht Wien 1947 die Ubernahme auf einen Posten in Wien wegen seiner NS Vergangenheit abgelehnt hatte 4 1948 konnte er nach einem weiteren gescheiterten Versuch an der Universitat Innsbruck schliesslich mit Unterstutzung des dortigen Strafrechts Professors Theodor Rittler und seines bisherigen Forderers Ferdinand Kadecka habilitieren und erhielt die Lehrbefugnis fur osterreichisches Strafrecht und Strafprozessrecht als Privatdozent 8 Als Gegner Nowakowskis ist der Wiener Strafrechtler Wilhelm Malaniuk zu nennen der eine strenge juristische Aufarbeitung der NS Verbrechen anstrebte 9 Im Jahr 1952 folgte Friedrich Nowakowski seinem Vorganger Theodor Rittler schliesslich auf dessen Lehrstuhl als Universitatsprofessor fur Strafrecht und Strafprozessrecht an der Universitat Innsbruck nach 1954 wurde er als Mitglied der Strafrechtskommission nominiert der er bis zum Jahr 1962 angehorte Ab 1960 war er zudem Konsulent fur die geplante Strafrechtsreform von Justizminister Broda im Bundesministerium fur Justiz wo er bald als Chefideologe der Strafrechtsreform galt 1 Der Justizminister stand in den Folgejahren zu Nowakowski dessen Vergangenheit in der NS Sondergerichtsbarkeit 1965 in der Wiener Zeitschrift Forum thematisiert wurde 4 Am 11 Dezember 1961 wurde er mit Wirkung zum 1 Janner 1962 auf Vorschlag des Nationalrats von Bundesprasident Adolf Scharf zum Ersatzmitglied des Verfassungsgerichtshofs ernannt was er bis zu seinem verfassungsmassig vorgesehenen Ausscheiden am 31 Dezember 1984 blieb 10 Friedrich Nowakowski wurde in den Folgejahren in der osterreichischen Juristenwelt insbesondere als Mitherausgeber des Wiener Kommentars zum Strafrecht einem seit 1979 erscheinenden Standard Gesetzeskommentar bekannt 1972 wurde Nowakowski mit dem Preis der Stadt Wien fur Geisteswissenschaften ausgezeichnet 11 Literatur BearbeitenWinfried Platzgummer Friedrich Nowakowski 65 Jahre In Juristische Blatter 1979 S 588 Viktor Liebscher Friedrich Nowakowski In Juristische Blatter 109 Jahrgang Heft 15 16 1987 S 508 Eduard Rabofsky Friedrich Nowakowski Ein Beitrag zur osterreichischen Rechtsgeschichte In Mitteilungen der Osterreichischen Vereinigung Demokratischer Juristen Juni 1989 S 1 3 Hans Heinrich Jescheck Friedrich Nowakowski als Strafrechtsdogmatiker und Kriminalpolitiker In Zeitschrift fur die gesamte Strafrechtswissenschaft Band 103 Heft 4 1991 S 999 1020 Susanne Lichtmannegger Die Rechts und Staatswissenschaftliche Fakultat der Universitat Innsbruck 1945 1955 Wilhelm Brauneder Hrsg Rechts und Sozialwissenschaftliche Reihe Band 23 Peter Lang Verlagsgruppe 1999 ISBN 3 631 34711 1 ISSN 0938 7277 S 73 75 Einzelnachweise Bearbeiten a b Viktor Liebscher Friedrich Nowakowski In Juristische Blatter 109 Jahrgang Heft 15 16 1987 S 508 Claudia Kuretsidis Haider Der Fall Engerau und die Nachkriegsgerichtsbarkeit Uberlegungen zum Stellenwert der Engerau Prozesse in der osterreichischen Nachkriegsjustizgeschichte In Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes Hrsg Jahrbuch 2001 Wien 2001 S 79 Fussnote 44 doew at PDF Susanne Lichtmannegger Die Rechts und Staatswissenschaftliche Fakultat der Universitat Innsbruck 1945 1955 Wilhelm Brauneder Hrsg Rechts und Sozialwissenschaftliche Reihe Band 23 Peter Lang Verlagsgruppe 1999 ISBN 3 631 34711 1 ISSN 0938 7277 S 343 349 Dokument Nr 85 Abdruck des Todesurteils gegen Rudolf und Johann Schalplachta vom 20 Janner 1944 a b c d Maria Wirth Christian Broda Eine politische Biographie Zeitgeschichte im Kontext Band 5 V amp R unipress Wien Gottingen 2011 ISBN 978 3 89971 829 4 S 224 226 Ausfuhrlicher Lebenslauf von Friedrich Nowakowski auf den Seiten 224 226 Gerhard Oberkofler Vor 70 Jahren Osterreichische Universitaten errichten eine akademische Mauer In derStandard at 26 Januar 2018 abgerufen am 17 September 2018 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 30890569 Karin Bruckmuller Frank Hopfel Strafrecht ein Brennpunkt im Nationalsozialismus In Franz Stefan Meissel Thomas Olechowski Ilse Reiter Zatloukal Stefan Schima Hrsg Vertriebenes Recht Vertreibendes Recht Zur Geschichte der Wiener Rechts und Staatswissenschaftlichen Fakultat zwischen 1938 und 1945 Juridicum Spotlight Band II Manz Wien 2012 ISBN 978 3 214 07405 0 S 364 Fussnote 63 Susanne Lichtmannegger Die Rechts und Staatswissenschaftliche Fakultat der Universitat Innsbruck 1945 1955 Wilhelm Brauneder Hrsg Rechts und Sozialwissenschaftliche Reihe Band 23 Peter Lang Verlagsgruppe 1999 ISBN 3 631 34711 1 ISSN 0938 7277 S 357 358 Dokument Nr 93 Gutachten von Prof Rittler uber Nowakowskis Habilitationsschrift vom 12 Marz 1948 Kuretsidis Haider Der Fall Engerau 2001 S 78 ff Schuster Weber Entnazifizierung im regionalen Vergleich 2004 S 649 Kurt Heller Der Verfassungsgerichtshof Die Entwicklung der Verfassungsgerichtsbarkeit in Osterreich von den Anfangen bis zur Gegenwart Verlag Osterreich Wien 2010 ISBN 978 3 7046 5495 3 Kapitel Kurzbiographien der Mitglieder und Ersatzmitglieder des Verfassungsgerichtshofs 1945 2010 S 646 Gina Galeta Wien 1972 Berichte vom Mai 1972 In Website der Stadt Wien Rathauskorrespondenz MA53 abgerufen am 14 Juli 2017 Normdaten Person GND 1236648056 lobid OGND AKS LCCN n81117262 VIAF 2944211 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Nowakowski FriedrichKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Jurist Universitatsprofessor und StaatsanwaltGEBURTSDATUM 15 Oktober 1914GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 21 Juni 1987 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Nowakowski amp oldid 233619294