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Friedrich Karl Emil Andersen 15 Juli 1860 in Genf 15 April 1940 in Glucksburg 1 war ein evangelischer Theologe und Mitbegrunder der Deutschen Christen Als Antisemit wurde er zu einem der Wegbereiter des volkischen Christentums Friedrich Andersen um 1921 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Antisemitismus und der Antiklerikus 1 2 Bund fur Deutsche Kirche 1 3 Politische Aktivitaten 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer Vater von Friedrich Andersen war bereits Pastor und wirkte in Husum Nach dem Sieg der Danen im Schleswig Holsteinischen Krieg verlor der deutschgesinnte Vater seine Stellung Die Familie siedelte deswegen 1852 nach Genf um Erst nach dem fur die deutsche Seite siegreichen Deutsch Danischen Krieg kehrten die Andersens 1865 zuruck und wohnten in Grundhof Friedrich Andersen war mit Meta Anna Gertrud Adele Tochter des Malers Christian Carl Magnussen und dessen Ehefrau Ella Magnussen verheiratet Friedrich Andersen besuchte das Gymnasium in Flensburg und studierte nach seiner Reifeprufung 1880 in Tubingen Kiel Erlangen und Kopenhagen Fur die Evangelisch Lutherische Landeskirche Schleswig Holstein ordiniert wurde er 1886 und war danach in Sorup tatig Als Diakonus begann er 1890 seinen Dienst in der Hauptkirche St Johannis in Flensburg Dort wurde er 1900 zum Hauptpastor ernannt und war fur den nordlichen Bezirk zustandig In seiner praktischen Gemeindearbeit engagierte er sich besonders fur soziale Aufgaben und Jugendarbeit Im September 1928 wurde er emeritiert und verbrachte seinen Lebensabend in Glucksburg Er starb 1940 in Glucksburg und wurde auf dem Muhlenfriedhof in Flensburg begraben Antisemitismus und der Antiklerikus Bearbeiten Von 1895 bis 1904 war Andersen als Redakteur des Schleswig Holstein Lauenburgischen Kirchen und Schulblattes tatig Hierbei vertrat er ein streng orthodox pietistisches Christentum Er beteiligte sich an einer Petition gegen den liberalen Theologen Otto Baumgarten der Professor der Theologie in Kiel war und verlangte dessen Amtsenthebung Als die Amtskirche nicht handelte war er zutiefst enttauscht und verwarf seine bisherigen altkirchlichen Grundsatze Von entscheidender Bedeutung wurde fur Andersen die antisemitische Schrift Die Grundlagen des 19 Jahrhunderts von Houston Stewart Chamberlain Er verfasste darauf eine theologische antijudaistische Streitschrift die er 1907 unter dem Titel Anticlericus veroffentlichte und in der er sich auf den Kieler Kirchenhistoriker Hans von Schubert berief Darin forderte er ein reines Evangelium das nur auf Jesus Christus zuruckgehen sollte Das Alte Testament durfe nicht mehr verkundet werden und die Juden seien nicht das auserwahlte Volk Gottes Die zehn Gebote seien judisch und das Volk der Juden trage die Schuld an allem Schlimmen in der Welt Wegen der offentlich gefuhrten Diskussion um sein Buch wurde Andersen 1913 vom Generalsuperintendenten D Theodor Kaftan verwarnt Bund fur Deutsche Kirche Bearbeiten Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs zeigte Andersen seine vaterlandische Gesinnung offentlich und erklarte den Krieg als heiligen Auftrag Von der Uberlegenheit der deutschen Kultur war er zutiefst uberzeugt und hielt den deutschen Sieg fur eine Offenbarung Gottes und die Erfullung eines gottlichen Auftrags Durch seine Veroffentlichungen fand er Anschluss an Gleichgesinnte und wandte sich der Hamburger Deutschbund Gemeinde zu Gemeinsam mit dem sachsischen Kirchenrat Ernst Katzer aus Oberlossnitz dem Schriftsteller Hans von Wolzogen und dem volkischen Literaturhistoriker Adolf Bartels wollte er das Christentum auf eigene Fusse stellen und vom Judentum trennen Gemeinsam gaben sie aus Anlass der 400 Jahr Feier der Reformation 95 Leitsatze heraus die sie als Programm zur Verdeutschung und Entjudung des Christentums verstanden Jesus sei im Grunde kein Jude sondern ein Galilaer arischer Herkunft gewesen Den fur das deutsche Reich verlorenen Krieg sah Andersen als Werk einer judischen Weltverschworung an Nun war er 1921 gemeinsam mit dem Berliner Studienrat Joachim Kurd Niedlich an der Grundung des Bundes fur Deutsche Kirche massgeblich beteiligt der sich als Kampf und Gesinnungsgemeinschaft mit dem Ziel sah die evangelische Kirche aus ihrer judischen Umklammerung zu befreien Andersen wurde als lebenslanger Bundeswart und Vorsitzender dieser neuen kirchlichen Gruppe gewahlt Als 1932 die Glaubensbewegung Deutsche Christen gegrundet wurde begrusste Andersen diese neue volkisch christliche Kampfbewegung Politische Aktivitaten Bearbeiten Schon 1919 bildete sich in Flensburg ein Deutschvolkischer Schutz und Trutzbund dem sich Andersen anschloss Er veroffentlichte antisemitische Hetzschriften und empfahl jeglichen Umgang mit Juden zu meiden Nach dem Fememord an Aussenminister Rathenau wurde der Deutschvolkische Schutz und Trutzbund 1922 verboten worauf ehemalige Mitglieder Anfang 1924 eine Flensburger Ortsgruppe des Volkisch Sozialen Blocks VSB grundeten Andersen wurde im selben Jahr als Abgeordneter des VSB in das Flensburger Stadtparlament gewahlt Als sich diese Gruppierung 1925 der NSDAP anschloss agierte Andersen fur die Hitler Bewegung Er lud Redner dieser Partei darunter Gregor Strasser Gottfried Feder Dietrich Klagges und Joseph Goebbels nach Flensburg ein die er im Pastorat ubernachten liess Auch die Hitler Jugend fand Unterschlupf im Konfirmandenhaus der St Johannis Kirche in Flensburg Andersen veranstaltete Gottesdienste mit Angehorigen der Flensburger SA die in Uniform am Altar der Kirche standen Nach seiner Emeritierung wurde Andersen Schulungsleiter der NSDAP in Glucksburg 1937 wurde er wegen seiner nationalsozialistischen Verdienste auf Vorschlag der NSDAP Kreisleitung zum Ehrenburger Flensburgs ernannt Von dieser Auszeichnung distanzierte sich die Flensburger Ratsversammlung erst im Jahr 1994 2 Werke BearbeitenAnticlericus Eine Laientheologie auf geschichtlicher Grundlage Schleswig 1907 Deutschchristentum auf rein evangelischer Grundlage Weicher Leipzig 1917 Digitalisat Weckruf an die evangelischen Geistlichen in Deutschland Deutschvolkische Verlags Anstalt Hamburg 1920 Hammer Schlage 16 Zur religiosen Erneuerung des deutschen Volkes 1920 Eine nordschleswigsche Pastorenfamilie In Schleswig Holsteinisches Jahrbuch 1921 S 47 50 Flensburgs Geistesleben Schule und Kirche In Schleswig Holsteinisches Jahrbuch 1921 S 72 75 Der deutsche Heiland Deutscher Volksverlag Dr72 75 Boepple Munchen 1921 gekurzte Neubearbeitung des Anticlericus eine wiederum neu bearbeitete Fassung erschien 1932 wieder als Der deutsche Heiland Digitalisat Wiedergeburt und Werkgemeinschaft auf vaterlandisch christlichem Grunde Drei Predigten gehalten in Flensburg und Detmold Eichendorff Haus Nurnberg 1922 Der wahre Rembrandtdeutsche eine notwendige Auseinandersetzung Roth Stuttgart 1927 Nicht Steine sondern Brot Nicht Theologie sondern Religion Verlag der Deutschkirche Berlin Schlachtensee 1931 Kleine Schriften der Deutschkirche 1 Sechs Vortrage uber Alfred Rosenberg Der Mythus des zwanzigsten Jahrhunderts In volkstumlicher Darstellung und Beleuchtung Westphalen Flensburg 1936 Wie es wohl wirklich war Geschichte des Meisters von Nazareth ohne Legenden und theologische Zusatze Behr Berlin 1938 Literatur BearbeitenHans Buchheim Andersen Friedrich Karl Emil In Neue Deutsche Biographie NDB Band 1 Duncker amp Humblot Berlin 1953 ISBN 3 428 00182 6 S 268 Digitalisat Friedrich Wilhelm Bautz Andersen Friedrich In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 162 163 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Peter Heinacher Der Aufstieg der NSDAP im Stadt und Landkreis Flensburg 1919 1933 Textband Schriften der Gesellschaft fur Flensburger Stadtgeschichte Nr 38 Bd 1 Dissertation Christian Albrechts Universitat Kiel 1985 Gesellschaft fur Flensburger Stadtgeschichte Flensburg 1986 ISBN 3 925856 03 X Darin besonders Kapitel Hauptpastor Friedrich Andersen Ein Wegbereiter des Nationalsozialismus in Flensburg S 138 144 Gisela Siems Hauptpastor Friedrich Andersen Bund fur Deutschkirche Ein Wegbereiter des Nationalsozialismus in der Stadt Flensburg In Klauspeter Reumann Hrsg Kirche und Nationalsozialismus Beitrage zur Geschichte des Kirchenkampfes in den evangelischen Landeskirchen Schleswig Holsteins Schriften des Vereins fur Schleswig Holsteinische Kirchengeschichte Reihe I Band 35 Karl Wachholtz Neumunster 1988 ISBN 3 529 02836 3 S 13 34 Hauke Wattenberg Friedrich Andersen Ein deutscher Prediger des Antisemitismus Kleine Reihe der Gesellschaft fur Flensburger Stadtgeschichte Band 34 Gesellschaft fur Flensburger Stadtgeschichte Flensburg 2004 ISBN 3 925856 49 8 Berthold Hamer Andersen Friedrich In ders Hrsg Biografien der Landschaft Angeln Bd 1 Personenlexikon A J Husum Druck und Verlagsgesellschaft Husum 2007 ISBN 978 3 89876 339 4 S 39 42 Werner Bergmann Andersen Friedrich Karl Emil In Handbuch des Antisemitismus Band 2 1 2009 S 20 23 Bernd Philipsen Flensburger Kopfe Frauen und Manner aus der Stadtgeschichte Kleine Reihe der Gesellschaft fur Flensburger Stadtgeschichte Band 36 Baltica Glucksburg 2009 ISBN 978 3 934097 36 0 S 51f Hansjor Buss Friedrich Andersen und der Bund fur Deutsche Kirche in der schleswig holsteinischen Landeskirche In Daniel Schmidt Michael Sturm Massimiliano Livi Hrsg Wegbereiter des Nationalsozialismus Personen Organisationen und Netzwerke der extremen Rechten zwischen 1918 und 1933 Schriftenreihe des Instituts fur Stadtgeschichte Bd 19 Klartext Essen 2015 ISBN 978 3 8375 1303 5 S 179 ff Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Friedrich Andersen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kurzbiografie zu Friedrich AndersenEinzelnachweise Bearbeiten anderslautende Angabe 5 April 1940 in Braunschweig In Berthold Hamer Andersen Friedrich In ders Biografien der Landschaft Angeln Bd 1 Personenlexikon A J Husum Druck und Verlagsgesellschaft Husum 2007 ISBN 978 3 89876 339 4 S 39 42 hier S 39 Gleichzeitig mit Distanzierung zum Ehrenburgerrecht von Wilhelm Frick siehe Broder Schwensen In dankbarer Freude Verleihungen des Flensburger Ehrenburgerrechts wahrend der NS Zeit In Stadtarchiv Flensburg in Zusammenarbeit mit dem IZRG Schleswig und der BU Flensburg Hrsg Zwischen Konsens und Kritik Facetten kulturellen Lebens 1933 1945 Flensburger Beitrage zur Zeitgeschichte 4 Stadtarchiv Flensburg 1999 ISBN 3 931913 03 1 S 37 57 hier S 37f Normdaten Person GND 123286026 lobid OGND AKS LCCN n2006084276 VIAF 69831510 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Andersen FriedrichALTERNATIVNAMEN Andersen Friedrich Karl Emil vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher evangelischer Theologe und Wegbereiter des NationalsozialismusGEBURTSDATUM 15 Juli 1860GEBURTSORT GenfSTERBEDATUM 15 April 1940STERBEORT Glucksburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Andersen amp oldid 229130911