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Aron Freimann geboren am 5 August 1871 in Filehne Provinz Posen gestorben am 6 Juni 1948 in New York war ein deutscher Bibliograph Historiker und Bibliothekar Aron Freimann Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie 3 Arbeitsgebiete 4 Ehrung 5 Schriften 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAron Freimann wuchs in Ostrowo auf und besuchte dort von 1881 bis 1893 das Katholische Gymnasium Seine religiose Unterweisung erhielt er von seinem Vater dem Gemeinderabbiner Israel Meir Freimann nach dessen Tod von dem Amtsnachfolger Rabbiner Elias Plessner sowie von seinem Cousin Jakob Freimann 1893 immatrikulierte er sich an der Koniglichen Friedrich Wilhelms Universitat Berlin mit den Fachern Geschichte und Orientalistik und besuchte gleichzeitig das dortige orthodoxe Rabbinerseminar Freimann wurde 1896 in Erlangen zum Doktor der Philosophie promoviert Seit 1898 war Freimann der 1919 die Titularprofessur erhielt an der Frankfurter Stadtbibliothek der heutigen Universitatsbibliothek als Bibliothekar tatig Mit Unterstutzung durch zahlreiche Spenden judischer Mazene baute er die Hebraica und Judaica Sammlung der Bibliothek zur grossten des europaischen Kontinents und zu einer der bedeutendsten Sammlungen weltweit aus Mit der Machtubernahme der Nationalsozialisten wurde Freimann im Marz 1933 nach 35 jahriger Dienstzeit sofort seines Amtes enthoben und durfte die Bibliothek nicht mehr betreten Mit seiner Frau emigrierte er im April 1939 uber England in die Vereinigten Staaten In New York arbeitete er in der New York Public Library sowie als Dozent und wurde als Bibliograph und Gelehrter auch im amerikanischen Wissenschaftsbetrieb anerkannt Aron Freimann war in der Gemeindepolitik aktiv Er fungierte als Synagogenvorsteher der Borneplatzsynagoge und war seit 1918 als Vertreter der Konservativen Fraktion im Vorstand der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main seit 1928 als stellvertretender Vorstandsvorsitzender tatig 1937 wurde er als Vertreter der Gemeindeorthodoxie in den Prasidialausschuss der Reichsvertretung der Deutschen Juden gewahlt Vom 6 Marz 1939 bis zu seiner Emigration hatte Freimann das Amt des Vorsitzenden der von den Nazis zwangsvereinigten Judischen Gemeinde inne und war somit der letzte Vorsitzende der jahrhundertealten Frankfurter Judischen Gemeinde Freimann war mit Therese Horovitz der Tochter des Frankfurter Gemeinderabbiners Markus Horovitz verheiratet Das Paar hatte eine Tochter Familie BearbeitenAron Freimann stammt aus einer Familie die seit Generationen bedeutende Rabbiner hervorgebracht hat Sein Grossvater mutterlicherseits war der Rabbiner Jakob Ettlinger in Altona der als Begrunder der modernen Orthodoxie in Deutschland gilt Sein Vater war Israel Meir Freimann Gemeinderabbiner in Filehne danach Ostrowo 1875 nach dem Tod von Zacharias Frankel wurde ihm das Amt des Rektors des Judisch Theologischen Seminars in Breslau angetragen das er jedoch ablehnte Jakob Freimann Oberrabbiner der Judischen Gemeinde Posen und ab 1929 Oberrabbiner und Vorsitzender des Rabbinatsgerichts in Berlin war der Cousin und spatere Schwager von Aron Freimann Dessen Sohn Alfred Abraham Chaim Freimann war Wissenschaftler und Jurist und wurde 1942 zum Dozenten fur Judisches Recht an der Hebraischen Universitat in Jerusalem ernannt Arbeitsgebiete BearbeitenFreimann verdiente seinen Lebensunterhalt als Bibliothekar der Hebraica und Judaica Sammlung der Universitatsbibliothek die heute Freimann Sammlung heisst Der von Freimann herausgegebene Katalog der Frankfurter Judaica Sammlung gilt mit ca 15 000 Titeln bis heute als der beste und umfangreichste Judaica Fachkatalog einer deutschen Bibliothek und umfasst die gesamte historische Literatur zur Wissenschaft des Judentums bis 1932 Seit den 1990ern hat Rachel Heuberger die Digitalisierung der historischen Judaica Bestande der Bibliothek umgesetzt darunter auch die der Freimann Sammlung Deren Bestande sind allerdings infolge des Dritten Reichs und des Zweiten Weltkriegs nicht mehr vollstandig vorhanden Seit 2011 arbeiten deshalb die Universitatsbibliothek und das Leo Baeck Institute in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem US amerikanischen National Endowment for the Humanities geforderten Projekt daran die weltweit verstreuten Werke der ehemaligen Sammlung zu erfassen und zu digitalisieren Die so entstandene und weiter vervollstandigte Virtuelle Judaica Sammlung ist uber das Internet frei zuganglich 1 Freimann fuhrte auch die bibliographischen Studien von Moritz Steinschneider fort mit dem er in dessen letzten Lebensjahren eng zusammenarbeitete Von 1905 bis 1921 gab er die von Heinrich Brody begrundete Zeitschrift fur hebraische Bibliographie ZHB 2 die periodische Fachbibliographie der Wissenschaft des Judentums in alleiniger Verantwortung heraus Freimann veroffentlichte zahlreiche Bibliographien zu bedeutenden Personlichkeiten der Wissenschaft des Judentums u a Abraham Berliner und Markus Brann sowie uber einzelne Themenbereiche der Judischen Studien In der Vatikanischen Bibliothek katalogisierte er die hebraischen Handschriften Freimann erstellte den ersten Gesamtkatalog hebraischer Handschriften ein Verzeichnis der hebraischen Inkunabeln der Frankfurter Universitatsbibliothek und das erste Typenrepertorium hebraischer Inkunabeln sowie ein Verzeichnis der hebraischen Erstdrucke und ihrer ortlichen Herkunft und raumlichen Verbreitung Die Liste seiner Publikationen umfasst uber 400 bibliographische historische und genealogische Aufsatze und Bucher sowie zahlreiche Buchbesprechungen Freimann hatte in seiner Funktion als Initiator und Organisator zweier wissenschaftlicher Grossprojekte einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der deutschen judischen Geschichtswissenschaft nach dem Ersten Weltkrieg Zum einen war er fur die Redaktion des historisch topographischen Handbuchs Germania Judaica eines alphabetischen Verzeichnisses mit der Geschichte der judischen Gemeinden in den Ortschaften des Deutschen Reiches verantwortlich zum anderen gab er von 1929 bis 1939 die Zeitschrift fur die Geschichte der Juden in Deutschland heraus Freimann engagierte sich fur die judische Bibliophilie war Mitglied im Ehrenausschuss der Soncino Gesellschaft der Freunde des judischen Buches und gab die erste Publikation der Soncino Gesellschaft heraus 1909 wurde Freimann zum stellvertretenden Vorsitzenden des Vereins Mekize Nirdamim gewahlt der hebraische Handschriften in kritisch wissenschaftlichen Editionen veroffentlichte Von 1929 bis 1942 hatte er den Vorsitz des Vereins inne der dann von Samuel Josef Agnon ubernommen wurde Freimann wirkte entscheidend am Aufbau eines Netzwerkes von international anerkannten Forschern des Judentums mit und nahm darin eine zentrale Position ein Mit den Bibliothekaren der grossen Judaica Sammlungen in aller Welt stand er ebenso in engem Kontakt wie mit den bedeutenden modern hebraischen Schriftstellern Chaim Nachman Bialik und dem spateren Nobelpreistrager Agnon Zu Freimanns 60 Geburtstag verfassten seine Freunde und Kollegen eine Festschrift die von Alexander Marx und Herrmann Meyer herausgegeben und verspatet 1935 in Berlin veroffentlicht wurde Ehrung BearbeitenDie Stadt Frankfurt ehrte Aron und Therese Freimann durch die Benennung des Platzes vor der Blibliothek der Goethe Universitat im Stadtteil Bockenheim Der Freimann Platz wurde am 31 Oktober 2023 eingeweiht 3 Schriften BearbeitenDie folgende Liste umfasst nur eine Auswahl der Veroffentlichungen von Freimann in chronologischer Reihenfolge Eine Bibliographie seiner Werke bis 1935 hat Hanna Emmrich zusammengestellt Hanna Emmrich Aron Freimann Bibliographie In Alexander Marx Hermann Meyer Festschrift fur Aron Freimann zum 60 Geburtstage Dargebracht von der Soncino Gesellschaft Hrsg von Alexander Marx Herrmann Meyer Aldus Dr uck Berlin 1935 DNB 1195825072 Geschichte der israelitischen Gemeinde Ostrowo Haym Ostrowo 1896 urn nbn de hebis 30 180012167008 26 S Die Isagoge des Porphyrius in den syrischen Uebersetzungen Inaugural Dissertation Berlin 1897 urn nbn de bvb 355 ubr02082 8 32 S Zugl Erlangen Univ Diss 1896 Ausstellung hebraischer Druckwerke 2 verm Auflage Knauer Frankfurt am Main 1902 urn nbn de hebis 30 1 137335 40 S Stammtafeln der Freiherrlichen Familie von Rothschild Kumpf amp Reis Frankfurt am Main 1906 urn nbn de hebis 30 1 302080 74 Bl Juden nach der Zerstorung Jerusalems In Jahresberichte der Geschichtswissenschaft Band 30 1 1907 ZDB ID 217401 7 S 24 35 Katalog der Bibliothek der Israelitischen Religionsschule zu Frankfurt am Main Slobotzky Frankfurt am Main 1909 urn nbn de hebis 30 1 127528 Sammelband kleiner Schriften uber Sabbatai Zebi und dessen Anhanger Itzkowski Berlin 1912 OCLC 917401189 150 S Kontres Hamefaresch Haschalem Bibliographie gedruckter und ungedruckter Talmudkommentare von Schriftstellern des Mittelalters In Festschrift zum siebzigsten Geburtstage David Hoffmann s Hrsg von Simon Eppenstein Meier Hildesheimer Joseph Wohlgemuth Lovis Lamm Berlin 1914 DNB 361424396 S 106 129 des hebraischen Buchteils urn nbn de hebis 30 1 100982 hebraisch uni frankfurt de Mit Markus Brann Hrsg Germania Judaica Band 1 1 Frankfurt am Main 1917 DNB 456729941 Zur Geschichte der judischen Buchillustration In Zeitschrift fur hebraeische Bibliographie Band 21 1918 ZDB ID 544109 2 S 25 32 sammlungen ub uni frankfurt de Hrsg Sefer Maʿgal tov has salem huʾ sippur masʿot ha Rav Ḥayyim Yosef Dawid Azzulay Ma agal Tob Haschalem Reisetagebuch des R Hayim David Azulai Heft 1 Itzkowski Berlin 1921 Thesaurus typographiae hebraicae saeculi XV Marx Berlin 1924 1931 Reprint Universitas Booksellers Jerusalem 1969 DNB 995758999 Aus dem Stammbaum der Familien Ettlinger Freimann Horowitz Marx Berlin 1925 DNB 579407934 mit Isidor Kracauer Francfort Philadelphia 1929 Katalog der Judaica und Hebraica Stadtbibliothek Frankfurt am Main Band Judaica Frankfurt am Main 1932 Hrsg Ma agal Tob Haschalem Reisetagebuch des R Hayim David Azulai Heft 2 Jerusalem 1934 Die hebraischen Drucke in Rom im 16 Jahrhundert In Festschrift Dr Jacob Freimann zum 70 Geburtstag Berlin 1937 Manuscript Supercommentaries on Rashi s Commentary on the Pentateuch In Rashi Anniversary Volume American Academy for Jewish Research New York S 43 114 A Gazetteer of Hebrew Printing New York 1946 Union Catalog of Hebrew Manuscripts and Their Locations 2 Bande Band 1 1973 enthalt den Index von Menachem Schmelzer Band 2 1964 enthalt den Photodruck des handschriftlichen Katalogs von Aron Freimann Literatur BearbeitenShimeon Brisman A History and Guide to Judaic Bibliography Cincinnati 1977 Alexandra Habermann Rainer Klemmt Frauke Siefkes Lexikon deutscher wissenschaftlicher Bibliothekare 1925 1980 Klostermann Frankfurt am Main 1985 ISBN 3 465 01664 5 S 83 f XXVI 417 S Rachel Heuberger Bibliothek des Judentums Die Hebraica und Judaica Sammlung der Stadt und Universitatsbibliothek Frankfurt am Main Entstehung Geschichte und heutige Aufgaben Frankfurter Bibliotheksschriften Band 4 Klostermann Frankfurt am Main 1996 ISBN 3 465 02863 5 S 45 ff Freimann Biographie Matthias Wolfes Aron Freimann In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 19 Bautz Nordhausen 2001 ISBN 3 88309 089 1 Sp 445 448 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Rachel Heuberger Aron Freimann und die Wissenschaft des Judentums Conditio Judaica Band 51 Niemeyer Tubingen 2004 ISBN 3 484 65151 2 Vorschau in der Google Buchsuche Menachem Schmelzer Freimann Aron In Michael Berenbaum und Fred Skolnik Hrsg Encyclopaedia Judaica 2 Auflage Band 7 Macmillan Reference USA Detroit 2007 S 237 238 Rachel Heuberger Aron Freimann Bibliograph Historiker Bibliothekar Gemeindevorsitzender Judische Miniaturen Band 261 Hentrich amp Hentrich Leipzig 2020 ISBN 978 3 95565 417 7 Kerstin von der Krone Die Freimann Sammlung der Universitatsbibliothek Frankfurt am Main Eine hebraische und judische Bucherei Bucherei in Frankfurt am Main In Christian Wiese Stefan Vogt Mirjam Wenzel Doron Kiesel und Gury Schneider Ludorff 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