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Zacharias Frankel geboren am 30 September 1801 in Prag gestorben am 13 Februar 1875 in Breslau war ein in Bohmen und Deutschland tatiger konservativ reformorientierter Rabbiner Vorkampfer der Gleichstellung der Juden mit den Christen und Grundungsdirektor des Judisch Theologischen Seminars in Breslau Er formulierte ein Programm des historisch positiven Judentums als Antwort auf das sich ausbreitende Reformjudentum und gilt als geistiger Vater des konservativen Judentums amerikanischer Pragung Zacharias Frankel Zacharias Frankel abgedruckt im Illustrierten judischen Familienkalender 1882Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Kindheit und Ausbildung 1 2 Tatigkeit als Rabbiner 1 3 Veroffentlichungen 2 Nachwirken 3 Werke Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenKindheit und Ausbildung Bearbeiten Frankel wurde in Prag als altester Sohn einer vermutlich recht wohlhabenden judischen Familie geboren der zahlreiche Rabbiner Religionsgelehrte und Intellektuelle angehorten darunter mehrere oberste judische Richter in Prag und Bohmen sowie der Wiener Schriftsteller Ludwig August Frankl 1810 1894 1 Zacharias Frankels Mutter Esther geborene Fischel 1769 1841 betrieb einen Verkaufsstand mit Textilien sein Vater Koppelmann Frankel 1769 1850 einen Wollhandel widmete sich jedoch mehrheitlich dem Studium judischer Schriften Er trug den Titel Morenu unser Lehrer der ihn als Gelehrten auswies Die streng religiose Familie lebte im 5 Stadtbezirk ausserhalb der Ghettomauern 2 35 58 Frankel erhielt neben einer judischen auch eine sakulare Erziehung 3 Nach einem Talmudstudium in Prag unter Bezalel Ronsburg ging er 1825 nach Budapest wo er nach zwei Jahren die Maturitatsprufung bestand Danach studierte er Philosophie Philologie und Naturwissenschaften an der Pester Universitat und schloss seine Studien 1830 mit einem Doktorat ab 4 Tatigkeit als Rabbiner Bearbeiten nbsp Inneres der Semper Synagoge Dresden eingeweiht von Z Frankel am 8 Mai 1840 zerstort in der sog Reichskristallnacht 19381831 bewarb Frankel sich fur den Posten des Kreisrabbiners fur den Leitmeritzer Kreis und wurde von der osterreichischen Regierung aus mehreren Kandidaten ausgewahlt Im Fruhjahr 1832 trat er seine Stelle an und wurde auch Ortsrabbiner in Teplice im gleichen Jahr heiratete er Rosa Mayer die Tochter eines Teplitzer Bankiers Frankels Interesse galt besonders dem Religionsunterricht und der in Bohmen zu der Zeit nicht ublichen Modernisierung des Gottesdienstes 2 35 58Nach dem Tod des Dresdner Rabbiners wurde Frankel auf Betreiben seines Freundes und nachmaligen Gemeindevorstehers Bernhard Beer fur das Amt des Rabbiners in Dresden vorgeschlagen und sowohl von der judischen Gemeinde Dresden wie auch der sachsischen Regierung 1836 als Oberrabbiner fur Dresden gewahlt gleichzeitig sollte er sich auch um die judische Gemeinde in der Messestadt Leipzig kummern die an seiner Wahl zum Oberrabbiner nicht beteiligt gewesen war 1837 erliess das sachsische Kultusministerium ein Regulativ zur staatlichen Aufsicht uber Kultus und Unterricht der judischen Gemeinde das wesentlich von Frankel mitgestaltet worden war 1853 erhielt die Dresdner judische Gemeinde eine vom Staat genehmigte neue Gemeindeverfassung an deren Ausarbeitung Frankel als Rabbiner der Gemeinde mitgewirkt hatte 2 60 85 An der Erarbeitung der sich neu konstituierenden judischen Gemeinde in Leipzig war Frankel nur am Rande beteiligt 1845 wahlte die Leipziger israelitische Religionsgemeinde Adolf Jellinek ebenfalls ein Anhanger der historisch positiven Schule zum Prediger und Religionslehrer 5 Am 16 August 1838 trat in Sachsen ein Gesetz in Kraft das zahlreiche die Juden diskriminierende Bestimmungen aufhob ohne dass die Juden den Christen gleichgestellt wurden Neu konnten Juden in Dresden und Leipzig das Ortsburgerrecht erlangen was die Leistung eines Untertanen und Burgereids notwendig machte Der sachsische Landtag holte bei Frankel ein Gutachten zur Frage des sogenannten Judeneides ein den Juden in einer entwurdigen Zeremonie bis dahin leisten mussten Frankels 1839 dem sachsischen Landtag vorgelegte und 1840 veroffentlichte Schrift Die Eidesleistung der Juden in theologischer und historischer Beziehung trug massgeblich dazu bei wie Regierungskreise und die judische Presse betonten dass der judische Burgereid dem christlichen angeglichen wurde Frankels Schrift zeitigte uber Sachsen hinaus Wirkung und bildete die Grundlage fur die Abschaffung des entwurdigenden Judeneides auch in anderen deutschen Staaten und in Frankreich nicht aber in Preussen wo man sich moglicherweise auf altere Ausfuhrungen Moses Mendelsohns stutzte Diese widerlegte Frankel 1846 in einer gut 500 Seiten starken Abhandlung mit dem Titel Der gerichtliche Beweis nach mosaisch talmudischem Rechte die er dem preussischen Konig Friedrich Wilhelm IV schickte und damit erwirkte dass von Juden vor Gericht geleistete Eide in Preussen anerkannt wurden 2 99 108Seit 1835 hatte es in Dresden Bestrebungen gegeben eine Synagoge an Stelle der verschiedenen meist privaten Betstuben zu errichten Frankel der kaum Einfluss auf den Gottesdienst in den Betstuben hatte wurde ein grosser Befurworter eines Synagogenbaus Nachdem sich die Hoffnung zerschlagen hatte von der Stadt kostenlos ein zentral gelegenes Grundstuck zu erhalten erwarb die judische Gemeinde ein Grundstuck am Rand der Innenstadt in unmittelbarer Nahe des Elbufers Die Grundsteinlegung an die Frankel sich noch Jahrzehnte spater erinnerte fand im Juni 1838 statt die nach den Planen von Gottfried Semper erbaute Synagoge wurde am 8 Mai 1840 feierlich eingeweiht 2 135 141Frankel war der erste promovierte bohmische Rabbiner 3 und einer der ersten Rabbiner die deutsch predigten Er nahm 1845 an der zweiten Rabbinerversammlung in Frankfurt teil wo er sich fur eine gemassigtere Form der Neuerungen aussprach als die Mehrheit der teilnehmenden Rabbiner besonders was die Liturgie in hebraischer Sprache anbelangte 4 Nachdem sich die Rabbinerversammlung gegen den Gebrauch des Hebraischen in der Synagoge ausgesprochen hatte gab Frankel in einem Schreiben vom 18 Juli 1845 seinen Austritt aus der Rabbinerversammlung und brach mit der Reformbewegung 6 Eine Berufung als Oberrabbiner nach Berlin lehnte er ab hauptsachlich weil die preussische Regierung auf seine Forderung nicht einging das Amt offentlich anzuerkennen und den judischen Glauben dem christlichen gleichzustellen und blieb in Dresden bis er 1854 als Direktor des neugegrundeten Judisch Theologischen Seminars nach Breslau berufen wurde wo er bis zu seinem Tod wirkte 4 Veroffentlichungen Bearbeiten Frankel veroffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Schriften und vertrat seine Vorstellungen des historisch positiven Judentums auch als Herausgeber zweier Zeitschriften in denen er zahlreiche eigene Beitrage veroffentlichte Von 1844 bis 1846 leitete er die Zeitschrift fur die religiosen Interessen des Judentums 1851 grundete er die Monatsschrift fur Geschichte und Wissenschaft des Judentums die bis 1868 von ihm redaktionell geleitet wurde 7 bevor der Historiker Heinrich Graetz und Pinkus Fritz Frankl ein Berliner Rabbiner und Karaerspezialist die Leitung der Zeitschrift ubernahmen 8 die mit Unterbruchen bis 1939 weiterbestand 7 Nachwirken BearbeitenFrankels kritisch konservative Haltung mit der er eine Mittelstellung zwischen Reformjudentum und judischer Orthodoxie einnahm wurde in den USA zum Modell fur die sich in den 1880er Jahren etablierende Stromung des Conservative Judaism Konservatives Judentum Das 1886 in New York gegrundete Jewish Theological Seminary wurde nach dem von Frankel als erstem Direktor massgeblich gepragten Judisch Theologischen Seminar in Breslau benannt und entwickelte sich zur zentralen Institution des Konservativen Judentums 9 Im Jahr 2012 wurde in Potsdam das konservative Rabbinerseminar Zacharias Frankel Campus Europe als Dependance der Ziegler School of Rabbinic Studies der in Kalifornien beheimateten American Jewish University gegrundet 10 Werke Auswahl BearbeitenDie Eidesleistung der Juden in theologischer und historischer Beziehung Dresden 1840 2 verbess Auflage 1847 online Ausgabe 1840 online 2 Ausgabe 1847 Der gerichtliche Beweis nach mosaisch talmudischem Rechte Ein Beitrag zur Kenntniss des mosaisch talmudischen Criminal und Civilrechts Nebst einer Untersuchung uber die Preussische Gesetzgebung hinsichtlich des Zeugnisses der Juden Berlin 1846 online Vorstudien zur Septuaginta Leipzig 1841 online Uber den Einfluss der palastinischen Exegese auf die alexandrinische Hermeneutik Leipzig 1851 online Darche ha Mischna Hodegetik Einleitung zur Mischna und den mit ihr in engem Zusammenhange stehenden Buchern Tosefta Mechilta Sifra Sifri Leipzig 1859 Zusatze 1867 Online hebraisch Mewo ha Jeruschalmi Einleitung in den Jerusalemischen Talmud Breslau 1870 Online hebraisch Ahawat Zion Talmud Jeruschalmi Teil I Wien 1874 Teil II Breslau 1875 Dr Bernhard Beer Ein Lebens und Zeitbild Biographie des Vorstehers der judischen Gemeinde Dresden in der Frankel die Kampfe der sachsischen Juden um eine Verbesserung und Sicherung ihrer rechtlichen Stellung schildert Breslau 1863 online Seminarprogramme am Breslauer judisch theologischen Seminar Uber palastinensische und alexandrinische Schriftforschung Programm zur Eroffnung des Seminars am 10 August 1854 online Grundlinien des mosaisch talmudischen Eherechts 1859 online Entwurf einer Geschichte der Literatur der nachtalmudischen Responsen 1865 online Zu dem Targum der Propheten 1872 11 Zeitschriften Zeitschrift fur die religiosen Interessen des Judentums online Monatsschrift fur Geschichte und Wissenschaft des Judentums online Literatur BearbeitenAndreas Bramer Rabbiner Zacharias Frankel Wissenschaft des Judentums und konservative Reform im 19 Jahrhundert Gekurzte Fassung der Dissertation Zacharias Frankel Freie Universitat Berlin 1996 Netiva Band 3 Olms Hildesheim u a 2000 ISBN 3 487 11027 X Marcus Brann Geschichte des Judisch Theologischen Seminars Fraenckel sche Stiftung in Breslau Festschrift zum funfzigjahrigen Jubilaum der Anstalt Nachdruck der Ausgabe Breslau o J 1904 Olms Hildesheim u a 2009 ISBN 978 3 487 13948 7 Autobiographische Aufzeichnungen Zacharias Frankels Michael A Meyer Ein historisches Judentum Zacharias Frankel und Abraham Geiger In Antwort auf die Moderne Geschichte der Reformbewegung im Judentum Bohlau Verlag Wien 2000 ISBN 3 205 98363 7 S 131 138 online auf books google ch Originaltitel A History of the Reform Movement in Judaism J Perles Frankel Zacharias In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 7 Duncker amp Humblot Leipzig 1877 S 266 268 Herkunft und Stammbaum Zacharias Frankels Frankel Frankel In Jewish Encyclopedia New York 1901 online auf jewishencyclopedia com Frankel Zecharias In Jewish Encyclopedia New York 1901 online auf jewishencyclopedia com Esther Seidel Zacharias Frankel Und das Judisch Theologische Seminar And the Jewish Theological Seminary Hentrich amp Hentrich Verlag Berlin 2013 ISBN 978 3 95565 027 8 deutsch englisch Eintrag FRANKEL Zacharias Dr In Michael Brocke und Julius Carlebach Herausgeber bearbeitet von Carsten Wilke Biographisches Handbuch der Rabbiner Teil 1 Die Rabbiner der Emanzipationszeit in den deutschen bohmischen und grosspolnischen Landern 1781 1871 K G Saur Munchen 2004 No 466 S 463 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zacharias Frankel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Zacharias Frankel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Frankel Zacharias Digitalisierte Texte Goethe Universitat Frankfurt Verzeichnis der Schriften und Abhandlungen Zacharias Frankel s zusammengestellt von Marcus BrannEinzelnachweise Bearbeiten שאול פנחס ראבינאוויץ ר זכריה פרנקעל הרב בדרעזדען חייו זמנו ספריו ובית מדרשו אחיאסף וורשה 1898 S 21 a b c d e Andreas Bramer Rabbiner Zacharias Frankel Wissenschaft des Judentums und konservative Reform im 19 Jahrhundert Gekurzte Fassung der Dissertation Zacharias Frankel Freie Universitat Berlin 1996 Netiva Band 3 Olms Hildesheim u a 2000 ISBN 3 487 11027 X a b Ismar Schorsch Frankel Zacharias In Lindsay Jones Hrsg Encyclopaedia of Religion 2 Auflage Band 5 Macmillan Reference USA Detroit 2005 S 3187 3188 hinter einer Paywall Gale Virtual Reference Library a b c Joseph Elijah Heller Yehoyada Amir Frankel Zacharias In Michael Berenbaum Fred Skolnik Hrsg Encyclopaedia Judaica 2 Auflage Band 7 Macmillan Reference USA Detroit 2007 S 200 201 online Gale Virtual Reference Library Klaus Kempter Die Jellineks 1820 1955 Eine familienbiographische Studie zum deutschjudischen Bildungsburgertum Uberarbeitete Dissertation Universitat Heidelberg 1996 Schriften des Bundesarchivs 52 Droste Dusseldorf 1998 ISBN 3 7700 1606 8 S 40 45 Sally Gans Frankel Zacharias In Georg Herlitz Bruno Kirschner Hrsg Judisches Lexikon Band 2 Judischer Verlag Berlin 1928 S 724 f online a b Nahum N Glatzer Monatsschrift Fuer Geschichte und Wissenschaft des Judentums In Michael Berenbaum Fred Skolnik Hrsg Encyclopaedia Judaica 2 Auflage Band 14 Macmillan Reference USA Detroit 2007 S 433 434 online Gale Virtual Reference Library Martin Lewin Frankl Pinkus Fritz In Georg Herlitz Bruno Kirschner Hrsg Judisches Lexikon Band 2 Judischer Verlag Berlin 1928 S 754 online Yaakov Ariel Conservative Judaism In Dan Diner Hrsg Enzyklopadie judischer Geschichte und Kultur EJGK Band 2 Co Ha Metzler Stuttgart Weimar 2012 ISBN 978 3 476 02502 9 S 31 36 Neues Seminar fur Rabbiner in Potsdam In Der Tagesspiegel 21 Juni 2012 Vollstandiges Werkverzeichnis Matthias Wolfes Frankel Zacharias In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 19 Bautz Nordhausen 2001 ISBN 3 88309 089 1 Sp 430 445 Artikel Artikelanfang im Internet Archive VorgangerAmtNachfolger Oberrabbiner von Dresden 1836 1854Wolf LandauNormdaten Person GND 116715804 lobid OGND AKS LCCN n88241450 VIAF 20438799 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Frankel ZachariasKURZBESCHREIBUNG deutscher RabbinerGEBURTSDATUM 30 September 1801GEBURTSORT PragSTERBEDATUM 13 Februar 1875STERBEORT Breslau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zacharias Frankel amp oldid 222553463