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Das Flusskraftwerk Stallegg ist das alteste Drehstromkraftwerk und drittalteste Flusskraftwerk Deutschlands und steht unter Denkmalschutz Es liegt in der Wutachschlucht unterhalb von Goschweiler nach der Einmundung des Rotenbachs in die Wutach und wurde 1895 in Betrieb genommen Flusskraftwerk StalleggStaumauer StaumauerLageFlusskraftwerk Stallegg Baden Wurttemberg Koordinaten 47 51 36 N 8 17 1 O 47 859901 8 283573 Koordinaten 47 51 36 N 8 17 1 OLand DeutschlandOrt Goschweiler LoffingenGewasser Wutachf1KraftwerkBetreiber Florian Forchhammer GrunwaldPlanungsbeginn 1892Bauzeit 1894 1895Betriebsbeginn 1895 2000Stilllegung 1979Denkmalgeschutzt seit JaTechnikDurchschnittlicheFallhohe 11 mRegelarbeitsvermogen 2 1 Millionen kWh JahrTurbinen 1 Kaplan Turbine2 Francis TurbineGeneratoren AsynchronmaschineSonstiges Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Bau 1 2 Elektrotechnische Ausfuhrung 1 3 Betrieb 1 4 Erweiterung 1 5 Gaststatte im Kraftwerk 1 6 Verkauf und Neuanfang 2 Umgebung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAm 25 August 1891 wurde bei der internationalen elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt am Main zum ersten Mal elektrische Energie mittels Drehstromtechnik uber eine bis dahin unvorstellbare Entfernung von 176 km ubertragen Gleichzeitig bestand im Hause Furstenberg unter Furst Karl Egon III der Wunsch sowohl das Schloss zu Donaueschingen die Furstlich Furstenbergische Brauerei als auch die Stadt Donaueschingen mit elektrischer Energie zu versorgen Da die Quellflusse der Donau Brigach und Breg in Donaueschingen nur ein geringes Gefalle und zudem durch Muhlen und Sagewerke weitestgehend energietechnisch genutzt waren hatte man fur eine Erweiterung des bereits bestehenden kleinen Gleichstromkraftwerkes auf die teure Kohle als Energietrager ausweichen mussen Nachdem mit der Kraftubertragung von Laufen am Neckar nach Frankfurt der Beweis fur eine wirtschaftliche Energieubertragung uber weite Strecken erbracht worden war entschied man sich unter Furst Karl Egon IV der seinem Vater 1892 folgte 24 km von Donaueschingen entfernt ein Kraftwerk zu bauen Bau Bearbeiten 1894 wurde mit dem Bau einer 6 m hohen und 17 m langen Sperrmauer aus Stampfbeton begonnen Die zwischen zwei Felsvorsprunge eingepasste Sperrmauer hat eine Basisbreite von 2 5 m und eine Kronenbreite von 2 m Neu waren zum einen das Bauprinzip als Bogenstaumauer und der Baustoff Beton Unmittelbar an der Sperrmauer schliesst sich ein 191 m langer 1 8 1 5 m ausbetonierter Stollen an welcher kurz vor dem 11 m tiefer liegenden Krafthaus in zwei Rohrleitungen mundet Parallel zu den Bauarbeiten an der Sperrmauer und dem Krafthaus wurde bei der Furstenbergischen Maschinenfabrik in Immendingen die Turbinenanlage erstellt Der elektrische Teil der Anlage bestehend aus einem Drehstromgenerator Erregermaschine Turbinenregelung und Transformator wurde von der Elektrizitats AG vormals Schuckert amp Co in Nurnberg gebaut und im Fruhjahr des Jahres 1895 installiert Fur die Energieubertragung wurde von Stallegg nach Donaueschingen eine 24 km lange 10 kV Hochspannungsleitung aus 480 Stuck 10 m hohen Masten gebaut Der Bau war mit den Auflagen verbunden dass das in 3 5 km Entfernung liegende Sagewerk Schattenmuhle nicht im Betrieb gestort wurde und dass ausreichend Wasser fur die Fische bliebe Elektrotechnische Ausfuhrung Bearbeiten nbsp Generator von 1895Der von Schuckert amp Co gebaute waagerechte Maschinensatz bestehend aus Erregermaschine Drehstromgenerator und Schwungrad wurde von einer horizontal arbeitenden Francisturbine angetrieben welche fur ein maximales Schluckvolumen von 3300 l s bei 11 m gebaut war Die Turbine erbrachte bei 60 min eine Leistung von 160 kW Der Antrieb erfolgte durch ein Kammrad mit Holzzahnen Ubersetzung 2 5 1 auf eine Zwischenwelle und von dieser durch Lederriemen auf die Generatorwelle Der Generator hatte eine Leistung von 150 kVA bei 300 min Diese erste Turbine wurde aber bereits nach wenigen Jahren durch eine waagerechte wesentlich leistungsstarkere Francisturbine von J M Voith in Heidenheim ersetzt Bei nur noch 2350 l s Schluckvolumen erbringt sie bei 150 min die gleiche Leistung wie die alte Turbine Sie besass zuerst ebenfalls Riemenantrieb wurde aber spater direkt mit den Generator gekuppelt Die vom Drehstromgenerator erzeugte Spannung von 200 V wurde mittels zweier 75kVA Transformatoren auf 10 kV transformiert und der Hochspannungsleitung zugefuhrt Diese bestand aus drei blanken 16 mm starken Kupferdrahten nbsp Generator und Schwungrad von 1895Betrieb Bearbeiten Am 12 Juli 1895 erfolgte der Probelauf der Wasserkraftanlage und am 5 August 1895 begann der Probebetrieb der elektrischen Energieubertragung Am 6 Oktober 1895 wurde der regulare Betrieb aufgenommen Die nach Donaueschingen mittels Hochspannungsleitung ubertragene Energie wurde dort mittels zweier 70kVA Drehstromtransformatoren von 10 kV auf 220 V umgesetzt und damit ein rotierender Umformer bestehend aus Drehstrommotor und Gleichstromgenerator angetrieben Der so gewonnene Gleichstrom wurde in das bestehende Dreileiter Gleichspannungsnetz mit 2 110 V eingespeist Die bereitgestellte Energie wurde zu 2 3 von der Furstenbergischen Brauerei in Anspruch genommen Aber auch die Strassen Donaueschingens wurden uber 87 Strassenlaternen beleuchtet und in den Privathaushalten sowie dem Furstenbergischen Schloss waren 3480 Lampen zu 16 Kerzen ca 25 W installiert Mehrmals war Kaiser Wilhelm II in Donaueschingen zu Besuch zu dessen Anlass der Schlossgarten und das Schloss regelmassig festlich beleuchtet wurden Erweiterung Bearbeiten 1919 reichte die bereitgestellte Energie nicht mehr aus woraufhin Fremdstrom vom Grosskraftwerk Laufenburg bezogen wurde Damit war das Furstlich Furstenbergisches Elektrizitatsnetz kein Inselbetrieb mehr und konnte wegen der verfugbaren Energie grosszugig erweitert werden Links der Wutach wurden die Orte Loffingen Goschweiler Reiselfingen Seppenhofen Bachheim mit Neuenburg Unadingen und Dittishausen und auf der rechten Seite der Wutach Gundelwangen Boll und Holzschlag mit Grunwald angeschlossen 1939 wurde die Staumauer erhoht und 1940 eine zweite Turbine eine Voith Spiralturbine mit einem Schluckvermogen von 1500 l s eingebaut Sie ist durch ein Zahnradgetriebe mit einem Generator gekuppelt welcher bei 1000 min eine Leistung von 150 kVA abgeben kann Gaststatte im Kraftwerk Bearbeiten Von 1925 an war uber viele Jahrzehnte Wilhelm Helmling Werksleiter in Stallegg und betrieb mit seiner Familie nebenher im Obergeschoss des Kraftwerks eine Gaststatte in der Wanderer aber auch die Dorfjugend von Goschweiler und Umgebung ein und aus gingen In den letzten Jahren vor der Stilllegung wurde das Kraftwerk von vier Maschinisten im Schichtbetrieb betreut die in kleinerem Umfang noch einen Getrankeausschank betrieben Verkauf und Neuanfang Bearbeiten nbsp TurbinenhausDas Kraftwerk wurde 1979 an das Kraftwerk Laufenburg verkauft und am 1 Juli 1979 stillgelegt und sich selbst uberlassen Zum Ende des zwanzigsten Jahrhunderts wurde das Kraftwerk erneut verkauft und von einem Investor saniert Hierzu musste die zwischenzeitlich geborstene Rohrleitung komplett erneuert und das Kraftwerksgebaude umfangreich saniert werden Der 1940 eingebaute zweite Maschinensatz und die Turbine des ersten Maschinensatzes wurden durch neue Francis Spiralturbinen und Asynchrongeneratoren mit zusammen 355 kW ersetzt Zusatzlich wurde an der Staumauer ein 40 kW Maschinensatz mit einer Kaplanturbine installiert Die Erhohung der Staumauer wurde abgelehnt 1 Im Jahr 2000 ging die Anlage wieder ans Netz Im August 2015 erklarte der Landesnaturschutzverband Baden Wurttemberg dass er eine Beschwerde bei der Bundesnetzagentur eingelegt habe Grund dafur sei eine Einspeisevergutung von vier Cent pro kWh die der Kraftwerksbetreiber wegen okologischer Verbesserungen bei der Wiederinbetriebnahme gemass Erneuerbare Energien Gesetz 2012 erhalt Die Umweltschutzer betrachten das Gutachten auf dessen Basis der Netzbetreiber den Zuschuss bezahlt als Gefalligkeitsgutachten und fordern die Umsetzung weiterer okologischer Verbesserungen 2 Zudem werden unerlaubter Schwallbetrieb sowie die damit verbundene stosshafte Ausspulung von Schlammen aus der Stauhaltung in die Wutach kritisiert 3 Das Flusskraftwerk Stallegg produziert heute ca 2 1 Mio Kilowattstunden pro Jahr fur die NaturEnergie AG Der Originalgenerator von 1895 ist mit Erregermaschine und Schwungrad nach vorhanden wenn auch nicht mehr einsatzfahig Umgebung BearbeitenIn der Nahe des Kraftwerks steht die Stallegger Tanne 4 und die Ruine der ehemaligen Burg Stallegg Unmittelbar am Kraftwerk fuhrt der Querweg Freiburg Bodensee und der Schluchtensteig vorbei Fur den offentlichen Verkehr gesperrte Zugange bestehen von Goschweiler uber den Stallegger Hof und von Holzschlag uber die Stallegger Brucke eine 1852 errichtete uberdachte Brucke uber die Wutach Literatur BearbeitenStefan Limberger Andris Das Wasserkraftwerk Stallegg in Heimat am Hochrhein ISSN 0930 1283 Band XXXI 2006 S 60 64 ISBN 3 86142 377 4 Anton Hopfgartner Die Kraftubertragungsanlage Wutach Donaueschingen in Schriften des Vereins fur Geschichte und Naturgeschichte der Baar und der angrenzenden Landesteile in Donaueschingen IX Heft Laupp Tubingen 1896 S 176 185 Digitalisat Eduard Johne Sechzig Jahre Furstlich Furstenbergisches Elektrizitatswerk in Donaueschingen 1895 1955 Friedrich Vorwerk Stuttgart 1955 Bernward Janzing Baden unter Strom Eine Regionalgeschichte der Elektrifizierung Vohrenbach 2002 ISBN 3 927677 27 2 hier S 56 63Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Flusskraftwerk Stallegg Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Christa Maier Loffingen Keine Windkraft im Oberholz Badische Zeitung 19 Juli 2013 abgerufen am 16 Februar 2016 Sebastian Wolfrum Sudwest Einspeisevergutung Umweltschutzer kritisieren Wasserkraftwerk in der Wutachschlucht Badische Zeitung 31 August 2015 abgerufen am 16 Februar 2016 Wasserkraftanlage Stallegg tritt Okologie mit Fussen Landesnaturschutzverband Baden Wurttemberg 28 August 2015 abgerufen am 16 Februar 2016 Pressemitteilung Christa Maier Neues uber einen alten Giganten In Badische Zeitung vom 28 Juni 2010 abgerufen 5 Dezember 2011 Normdaten Geografikum GND 7834800 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flusskraftwerk Stallegg amp oldid 226879895