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Der Fliegerhorst Markersdorf war von 1939 bis 1945 ein Militarflugplatz der Luftwaffe der deutschen Wehrmacht in der Gemeinde Markersdorf an der Pielach bei St Polten Niederosterreich Markersdorf an der Pielach ist heute eine von zehn Ortschaften der Marktgemeinde Markersdorf Haindorf Ehemaliger Fliegerhorst MarkersdorfMarkersdorf Niederosterreich MarkersdorfKenndatenKoordinaten 48 11 10 N 15 30 2 O 48 186222222222 15 500416666667 255 Koordinaten 48 11 10 N 15 30 2 OHohe uber MSL 255 m 837 ft VerkehrsanbindungEntfernung vom Stadtzentrum 0 8 km sudlich von Markersdorf Zentrum 0 4 km ostlich von Wultendorf 1 7 km westlich von HaindorfBahn WestbahnNahverkehr BuslinieBasisdatenEroffnung 1939Schliessung 1945Betreiber deutsche LuftwaffeFlache etwa 640 haBeschaftigte 2500 3000i7 i11 i13 BW Ungefahre Lage des ehemaligen Fliegerhorst Markersdorf in Niederosterreich Inhaltsverzeichnis 1 Fliegerhorst 1 1 Geschichte 1 2 Lage und Ausdehnung 1 3 Betrieb 1 3 1 Allgemein 1 3 2 Militarischer Betrieb 1 4 Bombardements und Beschadigungen 2 Widerstandsgruppe 3 Trivia 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseFliegerhorst BearbeitenAn den Fliegerhorst erinnert heute noch in Markersdorf eine von Sudosten nach Nordwesten in Richtung zum ehemaligen Gelande des Fliegerhorstes verlaufende etwa 350 Meter lange Strasse die Fliegerhorststrasse sowie mehrere Bunker und Fundamentreste etwa jener eines Flugzeugschiessstandes ostlich von Markersdorf Geschichte Bearbeiten Im Jahr 1937 wurde unter der austrofaschistischen Diktatur vom damaligen osterreichischen Bundesheer in Markersdorf ein Militarflughafen geplant und Vermessungen durchgefuhrt Nach dem Anschluss Osterreichs an das Nationalsozialistische deutsche Reich wurden diese Planungen und Vorarbeiten von der Wehrmacht wieder aufgenommen Am 13 Mai 1939 erfolgte der Spatenstich durch den fur die Luftwaffe zustandigen Reichsminister Hermann Goring im Rahmen eines gross angelegten Festaktes 1 2 Bald darauf wurden die ersten Bauarbeiten begonnen Als am 20 April 1945 die Wehrmacht den Fliegerhorst fluchtartig verliess wurden viele Anlagen gesprengt 3 und vom nachruckenden russischen Militar noch weiter zerstort In der Nachkriegszeit wurde das Gelande wieder weitgehend der Landwirtschaft zugefuhrt Ruinen sollen heute noch teilweise zu sehen sein 4 5 Lage und Ausdehnung Bearbeiten Der Fliegerhorst Markersdorf liegt an der sudlichen Gemeindegrenze von Markersdorf zur West Autobahn A1 E60 E55 E52 hin in einer Hohe von etwa 255 m u A Der Fliegerhorst nahm eine Flache von etwa 640 Hektar 6 5 4 ein und bildete ein unregelmassiges Polygon Ca 60 Hektar des gesamten Gelandes im Norden waren mit acht Kasernen einer Halle fur Flugzeugreparaturen funf Hangars zwei Heizhausern Kraftfahrzeughallen mit Werkstatten Wirtschaftsgebaude mit Kuche einem Kino und einer Poststation 5 sowie Verwaltungs und Ausbildungstrakt sowie in der Folge eine Flugzeugfertigung 4 verbaut 7 1942 wurden in Markersdorf selbst vier Wohnblocke mit 68 Wohnungen und 17 Mansardenwohnungen errichtet 5 Das Flugfeld selbst war mit einer Grasnarbe befestigt nur ein kleiner Bereich vor den Hangars war betoniert Er ist vom Zentrum von Markersdorf etwa 800 Meter Luftlinie entfernt Von Wultendorf etwa 400 Meter und von Haindorf etwa 1700 Meter Betrieb Bearbeiten Allgemein Bearbeiten Durch den Fliegerhorst wurden in der strukturschwachen Region Arbeitsplatze geschaffen und die Wirtschaft angekurbelt da die dort tatigen Personen versorgt werden mussten Der Fliegerhorst hatte etwa einen Personalstand von 2500 bis 3000 Personen Soldaten des fliegenden Personals und des Bodenpersonals Das militarische Bodenpersonal bestand aus Wachmannschaften Mechanikern Feuerwehrmannern etc sowie zivile Werkarbeiter Verwaltungspersonal Funker und Kuchenpersonal etc Zu Kriegsbeginn 1939 gab es in Markersdorf daher keine Arbeitslosen mehr Am Fliegerhorst wurde auch eine Angorakaninchenzucht betrieben deren Fell zur Futterung der Pilotenkleidung verwendet wurde Es wurde auch eine mechanische Lehrwerkstatt fur ca 15 bis 20 Lehrlinge betrieben 8 1941 wurde im westlichen Teil des Fliegerhorstareals ein aus funf Baracken bestehendes Kriegsgefangenenlager errichtet die Internierten mussten in der Landwirtschaft arbeiten und eingezogene einheimische Krafte ersetzen 9 Militarischer Betrieb Bearbeiten Der Fliegerhorst Markersdorf unterstand organisatorisch als Teil der Bodenorganisation dem am 1 Juli 1938 gegrundeten Luftgau Kommando XVII Die Flugzeugfuhrerschule A B 72 wurde am 22 Februar 1940 von Detmold nach Markersdorf verlegt und wurde dort ab 1943 bis zu ihrer Verlegung am 11 Mai 1944 nach Schwerin unter der Bezeichnung Hoheres Flieger Ausbildungskommando 17 gefuhrt Der Fliegerhorst diente somit wahrend des Krieges vor allem als Ausbildungs und Trainingsbasis und fur Testfluge fur die Luftwaffe und Erholungsort sowie untergeordnete Produktionsstatte 10 1944 betrug die durchschnittliche Lebenserwartung eines Fliegers nach der Ausbildung etwa drei Monate 11 Erst gegen Ende des Zweiten Weltkrieges diente der Fliegerhorst Markersdorf neben anderen auf osterreichischem Gebiet liegenden Fliegerhorsten im Rahmen der sogenannten Reichsverteidigung als Kampfbasis 12 13 siehe auch Totaler Krieg Durch die Uberschreitung der damaligen Reichsgrenze durch die Roten Armee am 29 Marz 1945 bei Klostermarienberg im Burgenland wurde die militarische Situation grundlegend geandert 14 Die Rote Armee erreichte bereits in der Nacht zum 15 April 1945 St Polten und die Front kam am 16 April 1945 bei Gerersdorf nahe Markersdorf kurz zum Stehen Diese Umstande hatten fur den Fliegerhorst chaotische Zustande zur Folge 15 Bombardements und Beschadigungen Bearbeiten Der Fliegerhorst wurde am 8 Juli 1944 am 26 Juli 1944 und am 23 August 1944 bombardiert wobei auch Gebaude im Ort selbst und den umliegenden Gemeinden zum Teil vollstandig zerstort wurden 16 17 Der erste Luftangriff sollte die Ziegelei im nahe gelegenen Feilendorf zerstoren der Angriff verfehlte jedoch das Ziel und einige Bomben trafen das Areal des Fliegerhorsts Es wurden eine Halle und vor allem das Kriegsgefangenenlager zerstort Der zweite Angriff am 26 Juli 1944 und am 23 August 1944 trafen den Fliegerhorst Es wurden Gebaude Flugzeuge und Teile des Rollfeldes zerstort Todesopfer gab es vor allem beim ersten und dritten Angriff 17 Widerstandsgruppe BearbeitenAnfang 2015 wurde anhand eines Opferfursorgeantrages vom 18 Juli 1946 der Antonia Kraushofer 18 im Niederosterreichischen Landesarchiv in St Polten festgestellt dass eine Widerstandsgruppe aus Wehrmachtsangehorigen im Fliegerhorst Markersdorf bestand und anhand dieses Fursorgeantrages konnte die Geschichte der Gruppe grundsatzlich nachvollzogen werden Diese Widerstandsgruppe war als solche bislang nicht mehr bekannt 19 Ziel der Widerstandsgruppe war es Gleichgesinnte zu finden und wenn sich die Front nahert Brucken sowie Bahnanlagen welche sich in der Nahe befinden vor der Zerstorungen zu retten Hierzu wurde im Herbst 1944 beschlossen einen geheimen Stutzpunkt in einem Forsthaus bei der Ruine der Burg Hohenegg einzurichten und in der Folge auch eingerichtet sowie Erdbunker zum Schutz von Personen fur Waffen Verpflegung und anderes errichtet 11 Leiter der Widerstandsgruppe war Johann Grimm Er bezifferte die Gruppengrosse Anfang 1945 mit ungefahr 25 Mannern von denen neun einschliesslich seiner Person den Kern der Gruppe bildeten Weitere namentlich bekannte Gruppenmitglieder waren Unteroffizier Josef Fischer aus Markersdorf 1907 am 3 Mai 1945 in Amstetten standrechtlich erschossen Hauptfourier Felix Kromp Obergefreiter Karl Kraushofer am 3 Mai 1945 in Amstetten standrechtlich erschossen Ignaz Handl Johann Scherer St Polten Friedrich Plachy aus Hafnerbach im Dunkelsteinerwald und Alois Kattinger aus Haunoldstein am 3 Mai 1945 in Amstetten standrechtlich erschossen 20 Durch die chaotischen Zustande innerhalb der Wehrmacht und die Fluchtbewegungen nachdem sich die Rote Armee Markersdorf naherte konnten nur etwa acht Personen der Widerstandsgruppe den Erdbunker bei der Burg Hohenegg erreichen Am 30 April 1945 fand eine 15 Mann starke Wehrmachtsstreife den Bunker und verhaftete eine Person und in weiterer Folge wurden vier weitere Manner bei einer nahe gelegenen Lichtung ebenfalls verhaftet Felix Kromp und Friedrich Plachy gelang nach ihrer Verhaftung die Flucht Johann Scherer soll bereits einige Tage zuvor bei einem Verpflegungsgang verhaftet und nach Amstetten gebracht worden sein Josef Fischer Karl Kraushofer und Alois Kattinger gelang die Flucht nicht und sie wurden nach Amstetten gebracht dem Standgericht des Luftgaukommandos XVII ubergeben welches sie am 3 Mai 1945 um 15 00 Uhr wegen Fahnenflucht zum Tod durch Erschiessen um 17 00 Uhr verurteilte Die Ermordung fand in einem Wald im nahe gelegenen Ort Ardagger durch ein Erschiessungskommando statt und sie wurden an Ort und Stelle begraben 21 Trivia BearbeitenDer Fliegerhorst Markersdorf verfugte uber eine eigene Fussballmannschaft im Rahmen des Luftwaffensportverein LSV Markersdorf Ein solcher Verein war fur die Wehrmacht ein attraktives Prestigeprojekt und Werbetrager Viele Truppengattungen leisteten sich eigene Sport Mannschaften und die Spieler trugen daher die Abzeichen ihrer Einheiten 11 Bekannte osterreichische Spiele im LSV Markersdorf waren kriegsbedingt nur zeitweise z B Karl Sesta Max Merkel Adolf Huber Lukas Aurednik die deutschen Fussballspieler Walter Dzur oder Paul Zielinski 11 Erwin Nytz 1914 1988 polnischer Fussballspieler war auf den Fliegerhorst Markersdorf fur den ortlichen Luftwaffensportverein ebenfalls eingesetzt 22 Der Verein spielte in der Saison 1941 42 in der damaligen im Cup System ausgetragenen Gauliga Niederdonau konnte jedoch in die Bereichsliga Donau Alpenland noch nicht aufsteigen Erst in der Saison 1942 43 erfolgte der Aufstieg In der Saison 1943 44 belegte der LSV den sechsten Platz u a noch vor Rapid Wien Durch den Kriegsverlauf bedingt wurde der Verein sportlich schwacher und musste sich aus der obersten Liga zuruckziehen 11 Literatur BearbeitenChristine Schindler Hrsg Fanatiker Pflichterfuller Widerstandige Reichsgaue Niederdonau Gross Wien Wien 2016 Dokumentationsarchiv des Osterreichischen Widerstandes ISBN 978 3 901142 66 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Markersdorf Haindorf Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Stephan Roth Da ich heute um 5 Uhr erschossen werde Widerstand am Fliegerhorst Markersdorf bei St Polten www doew at Dokumentationsarchiv des osterreichischen Widerstandes Hrsg Fanatiker Pflichterfuller Widerstandige Reichsgaue Niederdonau Gross Wien Wien 2016 Jahrbuch 2016 S 83 ff ISSN 1012 4535 Marktgemeinde Markersdorf Haindorf Im Gesprach mit Zeitzeugen Markersdorf an der Pielach 2015 Eigenverlag S 58 Marktgemeinde Markersdorf Haindorf Im Gesprach mit Zeitzeugen Markersdorf an der Pielach 2015 Eigenverlag S 61 a b c Stephan Roth Da ich heute um 5 Uhr erschossen werde Widerstand am Fliegerhorst Markersdorf bei St Polten S 83 f a b c d Webseite der Gemeinde Haindorf Markersdorf Der Fliegerhorst Webseite der Gemeinde Haindorf Markersdorf Die historischen Hintergrunde der Marktgemeinde Markersdorf Haindorf Ein Detailplan findet sich im Buch der Marktgemeinde Markersdorf Haindorf Im Gesprach mit Zeitzeugen Markersdorf an der Pielach 2015 Eigenverlag S 127 Marktgemeinde Markersdorf Haindorf Im Gesprach mit Zeitzeugen Markersdorf an der Pielach 2015 Eigenverlag S 125 Stephan Roth Da ich heute um 5 Uhr erschossen werde Widerstand am Fliegerhorst Markersdorf bei St Polten S 84 f Stephan Roth Da ich heute um 5 Uhr erschossen werde Widerstand am Fliegerhorst Markersdorf bei St Polten S 85 und 87 a b c d e Stephan Roth Da ich heute um 5 Uhr erschossen werde Widerstand am Fliegerhorst Markersdorf bei St Polten S 88 Stephan Roth Da ich heute um 5 Uhr erschossen werde Widerstand am Fliegerhorst Markersdorf bei St Polten S 86 Marktgemeinde Markersdorf Haindorf Im Gesprach mit Zeitzeugen Markersdorf an der Pielach 2015 Eigenverlag S 60 Stephan Roth Da ich heute um 5 Uhr erschossen werde Widerstand am Fliegerhorst Markersdorf bei St Polten S 93 Stephan Roth Da ich heute um 5 Uhr erschossen werde Widerstand am Fliegerhorst Markersdorf bei St Polten S 94 Webseite der Gemeinde Haindorf Markersdorf Der Fliegerhorst a b Stephan Roth Da ich heute um 5 Uhr erschossen werde Widerstand am Fliegerhorst Markersdorf bei St Polten S 87 Opferfursorgeakt Antonia Kraushofer NOLA ANOLR VII 1 1947 Zl 0099 Der Antrag wurde am 4 Marz 1947 vom St Poltner Magistrat per Bescheid anerkannt und ihr der Status als Hinterbliebene eines Opfers gemass 1 Opferfursorgegesetz OFG zuerkannt Es wurde festgestellt dass Ihr Gatte Mitglied der Widerstandsgruppe Flugplatz Markersdorf war und deswegen am 3 5 1945 hingerichtet worden ist Eine Rente zur Sicherung des Lebensunterhaltes wurde von einer Kommission des Bundesministeriums fur soziale Verwaltung in der Sitzung vom 7 Juni 1947 jedoch abgelehnt und festgestellt dass mangels des Nachweises eines Einsatzes des Genannten fur ein freies Osterreich die Voraussetzungen des 1 OFG nicht zutreffen wurden Die Amtsbescheinigung inklusive Begunstigungsheft wurden eingezogen und am 9 Oktober 1947 fur ungultig erklart Stephan Roth Da ich heute um 5 Uhr erschossen werde Widerstand am Fliegerhorst Markersdorf bei St Polten S 83 88 97 Stephan Roth Da ich heute um 5 Uhr erschossen werde Widerstand am Fliegerhorst Markersdorf bei St Polten S 92 95 Stephan Roth Da ich heute um 5 Uhr erschossen werde Widerstand am Fliegerhorst Markersdorf bei St Polten S 95 97 Warschauer Zeitung 4 Januar 1944 S 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fliegerhorst Markersdorf amp oldid 237850233