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Das Flachheitsproblem ist ein kosmologisches Problem des Lambda CDM Modells welches die Entwicklung des Universums beschreibt Es entstammt der Beobachtung dass in dem Lambda CDM Modell eine Feinabstimmung des Dichteparameters auf einen besonderen kritischen Wert postuliert werden muss da eine geringe Abweichung von diesem Wert extremen Einfluss auf das heutige Universum hatte Das Problem wurde erstmals von Robert Dicke im Jahr 1969 erwahnt 1 2 Die lokale Krummung k displaystyle k der Raumzeit des Universums hangt davon ab ob die relative Dichte W displaystyle Omega grosser gleich oder kleiner als eins ist Von oben nach unten Ein spharisches Universum mit grosser Dichte W gt 1 k gt 0 displaystyle Omega gt 1 k gt 0 ein hyperbolisches Universum mit kleiner Dichte W lt 1 k lt 0 displaystyle Omega lt 1 k lt 0 ein flaches Universum mit kritischer Dichte W 1 k 0 displaystyle Omega 1 k 0 Die Raumzeit ist anders als in der Abbildung dargestellt vierdimensional Im Fall des Flachheitsproblems ist der Parameter der eine solche Feinabstimmung erfordert der Dichteparameter W displaystyle Omega von Masse und Energie in der Friedmann Gleichung Fur ein flaches Universum wie es beobachtet wird muss zur Planck Zeit eine relative Abweichung des Dichteparameters von 1 bzw der Dichte von ihrem kritischen Wert in maximal folgender Hohe angenommen werden 3 1 W W lt 10 58 displaystyle frac 1 Omega Omega lt 10 58 Jede grossere Abweichung wurde mit der Zeit stark anwachsen sodass die heute beobachtete Dichte welche fur ein flaches Universum erforderlich ist nicht moglich ware 4 Diese Feinabstimmung steht zwar nicht im Widerspruch zum Lambda CDM Modell jedoch erscheint die Notwendigkeit einer so genauen Festlegung der Anfangsbedingungen unnaturlich 3 Die Frage warum der Dichteparameter so nah an 1 liegt ist im Rahmen des Lambda CDM Modells unbeantwortet Die derzeit in der Kosmologie am meisten akzeptierte Losung des Problems ist die kosmologische Inflation bei der es in den ersten Sekundenbruchteilen nach dem Urknall eine Phase sehr starker Expansion gab Zusammen mit dem Horizontproblem und dem Problem stabiler magnetischer Monopole ist das Flachheitsproblem eine der drei Hauptprobleme des Lambda CDM Modells welche die Motivation fur Inflationstheorien sind 5 Energiedichte und Friedmann Gleichung BearbeitenIn diesem Kapitel wird der o g maximale Wert des Dichteparameters zur Planck Zeit hergeleitet Nach den Einsteinschen Feldgleichungen der Allgemeinen Relativitatstheorie wird die Raumzeit durch die Anwesenheit von Materie und Energie beeinflusst auf kleinen Skalen erscheint die Raumzeit flach auf grosseren Skalen ist die Raumzeit durch die Gravitation gekrummt Da die Relativitatstheorie die Aquivalenz von Masse und Energie annimmt ist dies auch bei Anwesenheit von Energie wie Licht oder andere elektromagnetische Strahlung der Fall Die Starke der Krummung hangt von der Dichte der Materie bzw Energie ab Dieses Verhalten wird durch die erste Friedmann Gleichung beschrieben die in einem Universum ohne Kosmologische Konstante lautet H 2 8 p G 3 r k c 2 a 2 k a 2 c 2 8 p G 3 r H 2 displaystyle H 2 frac 8 pi G 3 rho frac kc 2 a 2 Leftrightarrow k frac a 2 c 2 left frac 8 pi G 3 rho H 2 right nbsp Dabei ist der Hubble Parameter H displaystyle H nbsp ein Mass fur die Rate mit der sich das Universum ausdehnt G displaystyle G nbsp Gravitationskonstante r displaystyle rho nbsp die Gesamtdichte von Masse und Energie im Universum k displaystyle k nbsp der Krummungsparameter der die Krummung der Raumzeit bestimmt k gt 0 displaystyle k gt 0 nbsp entspricht einem geschlossenen k 0 displaystyle k 0 nbsp einem flachen k lt 0 displaystyle k lt 0 nbsp einem offenen Universum c displaystyle c nbsp die Lichtgeschwindigkeit a displaystyle a nbsp der Skalenfaktor der die Grosse des Universum bestimmt Die obige Gleichung lasst sich durch Definition einer kritischen Dichte r c displaystyle rho mathrm c nbsp vereinfachen Fur einen gegebenen Wert von H displaystyle H nbsp ist sie definiert als diejenige Dichte welche fur ein flaches Universum k 0 displaystyle k 0 nbsp erforderlich ist r c 3 H 2 8 p G displaystyle rho mathrm c frac 3H 2 8 pi G nbsp dd Die Gravitationskonstante G displaystyle G nbsp ist bekannt und die Expansionsrate H displaystyle H nbsp lasst sich durch Messungen der Geschwindigkeit bestimmen mit der sich weit entfernte Galaxien von uns wegbewegen Dadurch lasst sich fur die kritische Dichte r c displaystyle rho mathrm c nbsp ein Wert von etwa 10 26 kg m3 berechnen Das Verhaltnis der tatsachlichen Dichte zu diesem kritischen Wert wird mit W displaystyle Omega nbsp bezeichnet W r r c displaystyle Omega frac rho rho mathrm c nbsp dd Die Abweichung von W displaystyle Omega nbsp vom Wert 1 displaystyle 1 nbsp bestimmt daher die Geometrie des Universums W lt 1 displaystyle Omega lt 1 nbsp ist ein offenes Universum mit geringer Dichte W 1 displaystyle Omega 1 nbsp ein flaches Universum mit genau kritischer Dichte W gt 1 displaystyle Omega gt 1 nbsp ein geschlossenes Universum mit hoher Dichte Die oben eingefuhrte Friedmann Gleichung 3 a 2 8 p G H 2 r a 2 3 k c 2 8 p G displaystyle Leftrightarrow frac 3a 2 8 pi G H 2 rho a 2 frac 3kc 2 8 pi G nbsp lasst sich durch Einsetzen von r c displaystyle rho mathrm c nbsp umformen zu r c a 2 r a 2 3 k c 2 8 p G displaystyle Leftrightarrow rho mathrm c a 2 rho a 2 frac 3kc 2 8 pi G nbsp sowie durch Ausklammern von r a 2 displaystyle rho a 2 nbsp und Einsetzen von W displaystyle Omega nbsp zu 6 1 W 1 r a 2 3 k c 2 8 p G displaystyle Leftrightarrow left frac 1 Omega 1 right rho a 2 frac 3kc 2 8 pi G nbsp Die rechte Seite der letzten Gleichung enthalt nur Konstanten weshalb die rechte und linke Seite der Gleichung wahrend der ganzen Entwicklung des Universums konstant sein mussen Mit der Expansion des Universums werden der Skalenfaktor a displaystyle a nbsp grosser und die Dichte r displaystyle rho nbsp geringer da sich die Materie oder Energie auf das grossere Universum verteilt Fur das Lambda CDM Modell bei dem das Universum die meiste Zeit uberwiegend Materie und Strahlung enthalt nimmt der Wert von r displaystyle rho nbsp jedoch starker ab als a 2 displaystyle a 2 nbsp zunimmt Deshalb wird das Produkt r a 2 displaystyle rho a 2 nbsp mit der Zeit geringer und zwar seit der Planck Ara um einen Faktor von rund 10 60 displaystyle 10 60 nbsp Deshalb muss 1 W 1 1 W W displaystyle frac 1 Omega 1 approx frac 1 Omega Omega nbsp um den gleichen Faktor zugenommen haben damit das gesamte Produkt auf der linken Seite der Gleichung konstant bleibt Einzelnachweise Bearbeiten Robert H Dicke Gravitation and the Universe Jayne Lectures for 1969 American Philosophical Society 1970 ISBN 978 0 87169 078 4 S 62 Alan P Lightman Ancient Light Our Changing View of the Universe Harvard University Press 1993 ISBN 978 0 674 03363 4 S 61 google com a b Flachheitsproblem In Lexikon der Physik Spektrum Akademischer Verlag abgerufen am 26 November 2017 J A Peacock Cosmological Physics Cambridge University Press Cambridge 1998 ISBN 978 0 521 42270 3 Barbara Ryden Introduction to Cosmology Addison Wesley San Francisco 2002 ISBN 0 8053 8912 1 Peter Coles Francesco Lucchin Cosmology Wiley Chichester 1997 ISBN 0 471 95473 X Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flachheitsproblem amp oldid 234495500