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Feibusch Ferdinand Philipp 31 Mai 1834 in Gluckstadt 5 Marz 1917 in Altona war ein deutscher Rechtsanwalt und Politiker Inhaltsverzeichnis 1 Vorfahren 2 Kindheit Jugend und Studium 3 Wirken als Notar 4 Politisches Engagement 5 Erneute Tatigkeiten als Jurist 6 Werke 7 Politische Einordnung 8 Familie 9 Ehrungen 10 Schriften 11 Literatur 12 EinzelnachweiseVorfahren BearbeitenDie Vorfahren der Familie Philipp besassen ab Mitte des 18 Jahrhunderts das Burgerrecht von Gluckstadt Die erste dokumentierte Person war 1743 Abraham Philip dessen Vater ein gleichnamiger Schutzjude in Gluckstadt war Ferdinand Philipp war ein Sohn des Kaufmanns Jacob Philipp 1792 in Gluckstadt 5 Marz 1852 ebenda und dessen erster Ehefrau Bertha Betta geborene Salomon 11 Mai 1809 in Stavenhagen 5 Januar 1841 in Gluckstadt Der Grossvater vaterlicherseits war der Manufakturenwarenhandler Isaak Salomon 22 Februar 1758 in Stavenhagen 16 August 1837 ebenda Jacob Philipp heiratete spatestens 1843 in zweiter Ehe Charlotte geb Beyfuss 1 Kindheit Jugend und Studium BearbeitenFerdinand Philipp hatte acht jungere Geschwister Der Vater gehorte nur nominell der judischen Gemeinde an Vermutlich weil er seine im Haus lebende Mutter nicht verargern wollte besuchten die Kinder den christlichen Religionsunterricht der Schule Er liess die Kinder jedoch nicht taufen und machte sie auch in keiner Weise mit dem judischen Kultus bekannt Ferdinand Philipp selbst bekannte sich auch als Erwachsener zu keiner Religion Da er nicht als opportunistisch gelten wollte konvertierte er nicht zum Christentum wenngleich dies fur ihn mit beruflichen Nachteilen verbunden war 1 Seine Schwester Rosalie Philipp 1839 1884 liess sich 1858 in Hamburg taufen und heiratete den Gymnasiallehrer Wilhelm Bahnson Philipp besuchte ab 1842 das Gymnasium in Gluckstadt Hier erhielt er eine gute im Bereich der alten Sprachen offensichtlich sehr gute Ausbildung Auch im hohen Alter dankte er seinen Lehrern insbesondere dem Schulleiter Jurgen Friedrich Horn 1803 1880 Im Herbst 1850 verliess Philipp das Gymnasium und immatrikulierte sich als Sechzehnjahriger im Oktober desselben Jahres an der Universitat Kiel Wahrend des Jurastudiums wohnte er in einem Zimmer mit seinem Schulfreund Detlef Detlefsen Philipp horte Romisches Recht bei Rudolf von Jhering juristische Enzyklopadie bei Ernst Friedlieb und Philosophie bei Gustav Ferdinand Thaulow Aufgrund einer langeren Augenkrankheit lebte Philipp im Fruhjahr 1851 mehrere Monate bei einem Onkel in Hamburg Hier liess er sich von einem angesehenen Augenarzt behandeln 2 Philipps Vater starb am Neujahrstag 1852 Er hatte gemeinsam mit einem Bruder ein Geschaft unterhalten das daraufhin liquidiert wurde Philipps Mutter war nun allein mit neun Kindern und hatte kein Vermogen Die Vormundschaft ubernahm ein kinderloser Onkel aus Hamburg Dieser war ein reicher Kaufmann der Philipps Jurastudium jedoch nicht finanzieren wollte Dies ubernahmen Verwandte seiner Mutter 3 Im April 1852 schrieb sich Philipp an der Universitat Heidelberg ein da hier bereits ein Vetter lernte Im Sommersemester horte er deutsches Privatrecht bei Achilles Renaud sowie Staatsrecht bei Robert Mohl Er grundete die Studentenverbindung Bolleya mit in der Studenten aus Schleswig Holstein die grosste Gruppe bildeten Bolleya existierte mehrere Jahre und war im Gegensatz zu anderen Studentenkorps recht zwanglos organisiert die Zusammenkunfte weniger formell 3 Im Wintersemester 1852 53 besuchte Philipp Vorlesungen uber Pandekten bei Karl Adolph von Vangerow im folgenden Sommer horte er bei Roderich Stintzing und Heinrich Marquardsen Zum Wintersemester 1853 54 wechselte er gemeinsam mit einigen Kommilitonen aus seiner Studentenverbindung nach Berlin Hier lernte er den Kunsthistoriker Friedrich Eggers kennen der ihm das kulturelle Leben der Stadt nahebrachte Eggers bot ihm Zugang zum Tunnel uber der Spree Dort machte Philipp Bekanntschaft mit Theodor Storm Theodor Fontane Franz Kugler sowie Adolph von Menzel Wahrend dieses Semesters studierte Philipp kaum 3 Sein Vormund rugte Philipp aufgrund des vernachlassigten Studium das er daraufhin an der Universitat Kiel fortsetzen und beenden musste Den grossten Teil der Zeit verbrachte er bei Wilhelm von Planck der ihn aus seiner Sicht besonders unterstutzte Philipp bestand das Examen mit erstem Charakter und Auszeichnung Anschliessend ging er nach Gluckstadt und arbeitete danach fur Samuel Heinrich Hall und den Stadtprasidenten Alexander Jacob von Destinon 4 Wirken als Notar BearbeitenUngetauft hatte Philipp keine Moglichkeiten Beamter oder Richter zu werden Daher beabsichtigte er eine Advokatur zu erlangen Er bewarb sich erfolglos in Altona wo die Anzahl der Advokaten limitiert war und freie Stellen erst mehrere Jahre spater realistisch erschienen So blieb er zunachst zwei Monate in Gluckstadt Danach bekam er eine Stelle als Sekretar bei dem Pinneberger Obergerichtsadvokaten Julius Gulich 1805 1889 Ende 1855 verlegte er seinen Wohnsitz dorthin 3 Die Kanzlei Gulichs arbeitete wenig erfolgreich Ein Sekretar war eigentlich uberflussig Gulich leistete ihn sich wohl aus Prestigegrunden Mitte 1857 wurde Philipp als Untergerichtsadvokat in Pinneberg zugelassen Da ungetauft erhielt er nicht die dabei ubliche Bestallung sondern nur eine Konzession Diese war mit der Auflage verbunden nicht in Kriminal oder Armenangelegenheiten tatig zu werden es sei denn die betroffene arme Person genehmige dies ausdrucklich Um 1860 erhielt Philipp eine Zulassung als Notar 5 Philipp akquirierte nicht ausreichend Auftrage um die eigene Kanzlei auslasten zu konnen und erstellte daher Schriftsatze fur andere renommierte und uberbeschaftigte Notare Wahrend dieser Zeit machte er Bekanntschaft mit Christoph von Tiedemann der spater die deutsche Reichskanzlei leitete Philipp arbeitete einige Zeit als dessen Repetitor Von Tiedemann stellte einen Kontakt zu Otto von Bismarck her Philipp beriet diesen ab 1878 als Rechtsanwalt und Notar in Privatangelegenheiten 4 Politisches Engagement BearbeitenIn Pinneberg fuhrte Ludwig Nicolaus von Scheele erneut die Landdrostei Von Scheele war ein ehemaliger danischer Minister den ein Grossteil der Bevolkerung aus diesem Grund ablehnte Philipp galt ebenfalls als deutschgesinnt machte sich jedoch den Hass der Bevolkerung auf von Scheele nicht zu eigen Von Scheele hegte Sympathien fur Philipp Ab ungefahr 1860 verscharften sich die Konflikte zwischen Deutschen und Danen in den Herzogtumern Schleswig Holstein wieder deutlich Philipp wandte sich deutschgerichteten Honoratioren zu die Stimmung gegen die Vorhaben der Eiderdanen machten Dabei agierte er insbesondere in den Kreisen um Ludwig Graf zu Reventlow Nach der Inthronisierung Konig Christian IX weigerte er sich erneut den Homagialeid abzulegen 4 Philipp schloss sich einem Komitee an das eine grosse Volksversammlung in Elmshorn plante Hier sollte die Proklamation Friedrich VIII von Schleswig Holstein nebst Huldigung erfolgen Philipp ging gemeinsam mit Gleichgesinnten nach Hamburg wo sie ihre Tatigkeiten fortsetzten Von dem Zufluchtsort erhofften sie sich Schutz vor danischen Soldaten oder der Polizei die sie aufgrund von Hochverrats hatte verhaften konnen 4 Nach der Bundesexekution gegen die Herzogtumer Holstein und Lauenburg und dem Einmarsch erster Bundestruppen nach Altona ging Philipp am Heiligabend 1863 wieder nach Pinneberg Danische Soldaten hatten die Stadt bereits verlassen Philipp machte von Scheele darauf aufmerksam dass am Folgetag eine Gesandtschaft aus Hamburg eintreffen die ihn mit Gewalt des Amtes des Altonaer Oberprasidenten entheben wurden Nach dieser Warnung floh von Scheele in der Nacht von Pinneberg Philipp hatte sich mit dieser Warnung dafur bedankt dass von Scheele ihm selbst im November eine Flucht vor drohender Inhaftierung nach Hamburg ermoglicht hatte 4 Bei einer Zusammenkunft des Kollegiums seines Flecken stellte Philipp den Antrag eine Huldigungsadresse an Friedrich VIII zu richten Ausserdem sollte bei der Bundeskommission die Amtsenthebung von Scheeles beantragt werden Nach Verhandlungen mit den Bundeskommissaren Eduard Freiherr von Konneritz 1802 1875 und Carl Ferdinand Nieper folgte ein entsprechender Beschluss Am 31 Dezember 1863 sprach Philipp auf der Kieler Versammlung von Deputierten aus Schleswig Holsteinischen Stadten und Flecken Die Delegierten sagten Friedrich VIII ihre Loyalitat zu falls es zu Konflikten mit der Bundesgewalt kommen sollte Die Antwort des Augustenburgers enttauschte Philipp sehr Es seiner Sicht mangelte es Friedrich VIII ganzlich an Grosse und Tatkraft die er fur notwendig erachtete um Herzog sein zu konnen 6 Bei dem Einmarsch osterreichischer und preussischer Soldaten in das Herzogtum Schleswig ging Philipp zu Fuss hinterher In der Stadt Schleswig gehorte er zu den Personen die provisorische Beamte einsetzen die die geflohenen Danen ersetzten Anschliessend ging er zuruck nach Pinneberg 7 Erneute Tatigkeiten als Jurist BearbeitenNach dem Ende der Kampfe arbeitete Philipp ab dem Marz 1864 als Obergerichtsadvokat des holsteinischen Obergerichts in Gluckstadt Er konzentrierte sich nun primar auf seinen Beruf Der Politik im Sinne der augustenburgischen Bewegung widmete er sich an den Wochenenden An Sonntagen reiste er oft nach Rendsburg und ubernachtete dort regelmassig in einem Fremdenzimmer mit Wilhelm Hans Ahlmann In Rendsburg befand sich das Leitungsgremium der Schleswig Holsteinischen Vereine und dem Vorsitz von Wilhelm Eduard Wiggers 7 Im September 1867 verlegte Philipp seinen Wohnsitz nach Altona Nach der Hochzeit 1872 kaufte er dort ein kleines Haus 1869 zog er in das Altonaer Stadtverordnetenkollegium ein und blieb fur zwei Wahlperioden Mitglied Hier engagierte er sich insbesondere in der Armenkommission In den 1870 8oer Jahren vertrat er Altona im Schleswig Holsteinischen Provinziallandtag Ausschlaggebend fur seinen Wechsel nach Altona war dass das Gluckstadter Obergericht geschlossen worden war In Altona befand sich zudem die Verwaltung der Altona Kieler Eisenbahn Gesellschaft fur die er oftmals vor dem Gluckstadter Obergericht prozessiert hatte Diese Verfahren fanden nun beim neuen Altonaer Kreisgericht statt Die Eisenbahngesellschaft beschaftigte Philipp in dieser Zeit als Syndikus Ein weiterer Mandant war Wilhelm von Carstenn Lichterfelde den er juristisch beriet Fur einige Zeit besuchte er daher mehrmals pro Jahr Berlin 7 Werke BearbeitenIm Alter schrieb Philipp seine Lebenserinnerungen nieder Ausserdem stellte er eine Sammlung von Gesprachsprotokollen mit Bismarck zusammen Einblicke gewahrte er nur dem engsten Kreis Veroffentlichungen lehnte er rigoros ab Die Publikationen erschienen erst posthum und basieren auf seinem Nachlass Seine Lebenserinnerungen sind eine interessante Quelle fur die Geschichte des alltaglichen Lebens in Gluckstadt und Pinneberg das Leben der Studenten in Kiel und zur Historie der Augustenburger 8 Philipps Gesprachsprotokolle mit Bismarck umfassen die Jahre 1880 bis 1896 Sie sind wichtig fur biographische Arbeiten zum spaten Lebensabschnitt des ehemaligen Politikers und Staatsmanns 8 Politische Einordnung BearbeitenPhilipp zeigte wiederholt eine konservative Grundhaltung dachte aber nicht wie seine Lehrer Planck und Ahlmann legitimistisch Linksliberalen wie Franz Duncker brachte er wenig Sympathie entgegen In seinen Memoiren schrieb Philipp dass das Furstenrecht fur ihn und seine Mitstreiter nur ein Mittel zum Zwecke der Befreiung von den danischen Regierenden sei die aus nationaler Sicht als Fremdherrscher galten 9 Philipps politischer Horizont beschrankte sich nicht auf schleswig holsteinische Angelegenheiten Er dachte im Sinne des Deutschen Nationalvereins Vermutlich aufgrund seiner langjahrigen Arbeiten fur Bismarck verehrte er diesen euphorisch Das Streben Kaiser Wilhelm II hin zu einer Grossmacht lehnte er daher ab Die bei Kriegsausbruch aufkommende weitverbreitete Begeisterung machte er sich nicht zu eigen 8 Familie BearbeitenPhilipp heiratete vor Weihnachten 1872 Edel Adelheid Aronheim 4 Juni 1853 in Braunschweig 19 Juli 1895 Ihr Vater Adolph Aronheim arbeitete als Advokat betatigte sich als nationalliberaler Politiker und stand der judischen Gemeinde in Braunschweig vor Er war verheiratet mit Rosalie geborene Simon Das Ehepaar Philipp hatte zwei Tochter und zwei Sohne Ein Sohn erlag im Alter von zwolf Jahren der Diphtherie Die alteste Tochter starb sechs Wochen vor ihrer Mutter 10 Der Sohn Max 3 Februar 1876 in Altona 28 Februar 1935 ebenda wurde Oberlandesgerichtsrat und ab 1929 Direktor des Landgericht Altona Am 27 28 1935 Februar musste er aufgrund seiner judischen Herkunft den Staatsdienst verlassen 1 Philipps Ehefrau war vom Judentum konvertiert Er brachte seine Kinder 1880 zur Taufe und erhielt ein christliches Begrabnis Gemass dem Eintrag im Kirchenbuch starb er ohne Religion 1 Ehrungen BearbeitenPhilipp wurde vor 1880 zum Justizrat ernannt 1902 bekam er den Preussischen Roten Adlerorden 4 Klasse verliehen 8 Schriften BearbeitenMax Philipp Hrsg Bismarck vertrauliche Gesprache u a uber Wilhelm den Zweiten von seinem Anwalt Justizrat Ferdinand Philipp aufgezeichnet und aus dessen Nachlass gerausgegeben Carl Reissner Dresden 1927 Literatur BearbeitenHartwig Molzow Philipp Ferdinand In Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Bd 13 Wachholtz Verlag Neumunster 2011 S 395 399 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Hartwig Molzow Philipp Ferdinand In Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Bd 13 Wachholtz Verlag Neumunster 2011 S 395 Hartwig Molzow Philipp Ferdinand In Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Band 13 Wachholtz Verlag Neumunster 2011 S 395 396 a b c d Hartwig Molzow Philipp Ferdinand In Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Bd 13 Wachholtz Verlag Neumunster 2011 S 396 a b c d e Hartwig Molzow Philipp Ferdinand In Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Bd 13 Wachholtz Verlag Neumunster 2011 S 397 Hartwig Molzow Philipp Ferdinand In Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Bd 13 Wachholtz Verlag Neumunster 2011 S 396 397 Hartwig Molzow Philipp Ferdinand In Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Bd 13 Wachholtz Verlag Neumunster 2011 S 397 398 a b c Hartwig Molzow Philipp Ferdinand In Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Bd 13 Wachholtz Verlag Neumunster 2011 S 398 a b c d Hartwig Molzow Philipp Ferdinand In Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Bd 13 Wachholtz Verlag Neumunster 2011 S 399 Hartwig Molzow Philipp Ferdinand In Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Bd 13 Wachholtz Verlag Neumunster 2011 S 398 399 Hartwig Molzow Philipp Ferdinand In Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Bd 13 Wachholtz Verlag Neumunster 2011 S 395 und 399 Normdaten Person GND 1129629910 lobid OGND AKS VIAF 29888839 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Philipp FerdinandALTERNATIVNAMEN Philipp Feibusch Ferdinand vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Rechtsanwalt und PolitikerGEBURTSDATUM 31 Mai 1834GEBURTSORT GluckstadtSTERBEDATUM 5 Marz 1917STERBEORT Altona Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ferdinand Philipp amp oldid 225201314