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Die Evangelische Kirche Alt Weil in der sudbadischen Weil am Rhein wurde erstmals 786 urkundlich erwahnt Die alteste Kirche der Stadt wurde mehrfach neu und umgebaut und dient heute der evangelischen Gemeinde als Pfarrkirche Die Kirche befindet sich im ursprunglichen Dorfkern von Weil der als Alt Weil bezeichnet wird Der Hauptteil der Kirche wurde in den Jahren 1789 bis 1791 erbaut Der vom zweiten Kirchenbau beibehaltene Glockenturm wurde 1825 erhoht Inner und ausserhalb der Kirche findet man mehrere Epitaphe und Grabplatten darunter eines von Gustave Fecht einer Freundin des Heimatdichters Johann Peter Hebel Die Evangelische Kirche von der Turmseite im Vordergrund sind die Grundrissmauern der Kirche von 1323 erkennbar Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Erste und zweite Kirche 1 2 Dritte Kirche 2 Beschreibung 2 1 Lage und Kirchenbau 2 2 Innenraum und Ausstattung 2 3 Glocken und Orgel 2 4 Epitaphe 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenErste und zweite Kirche Bearbeiten Die erste urkundlich gesicherte Erwahnung der Kirche stammt von einer Schenkungsurkunde eines gewissen Ercanbert der seine Besitzungen darunter die Weiler Kirche dem Kloster St Gallen vermachte Der erste schriftlich nachweisbare Geistliche fur Weil wurde 1275 genannt plebanus in Wiler 1 Die vermutlich vollstandig aus Holz errichtete Kirche gehorte damit bis ins 14 Jahrhundert dem Kloster Aus der Urkunde vom 7 Mai 1323 geht die Weihe des Hochaltars durch den Vikar des Bischofs Rudolf III von Montfort zu Ehren der Heiligen Gallus Blasius Agidius sowie eines Seitenaltars zu Ehren von Maria der Heiligen Katharina Margareta und Barbara 2 Ob der Weihe eine grundliche Renovierung oder gar ein Neubau der Kirche vorweg ging ist nicht gesichert Die Stiftung eines Altarbenefiziums zu Ehren des heiligen Stephanus kam vor 1493 hinzu 3 Das Patronatsrecht und Baurecht der Weiler Kirche ging 1360 von St Gallen auf das Basler Domstift uber Im 16 und 17 Jahrhundert wurde die Kirche mehrfach durch Kriege in Mitleidenschaft gezogen 1633 brannten kaiserliche Truppen die Stadt nieder und auch die Kirche erlitt schwere Beschadigungen 4 Im Jahr 1688 benutzten die einquartierten Kroaten die Kirche als Pferdestall und dies geschah ebenso 1702 zur Schlacht bei Friedlingen Zur Wiederherstellung stiftete das Domstift Arlesheim ein Kruzifix das am 11 Februar 1717 in der Kirche aufgestellt wurde 2 In der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts wurde die Kirche zunehmend von Kirchgangern aus den benachbarten Grenzgebieten besucht was die Platzverhaltnisse fur die einheimischen Gemeindemitglieder verschlechterte Der damalige Pfarrer Brodhag beschrieb die Situation am 5 Oktober 1755 an den Markgrafen von Baden wie folgt Die Weiler Kirche ist eine Grenzkirche zu welcher ausser der evangelischen Gemeinde in Basel auch viele unserer lutherischen Glaubensgenossen aus Mulhausen Solothurn Bern und Burgund halten Da die hiesigen Burger die Kirche vorzeitig besetzen mussen die Fremden in grosser Zahl bei Wind und Wetter draussen stehen bleiben Unter diesen befinden sich vornehme und angesehene von der Festung Huningen Kaufleute Barone und Edelleute beiderlei Geschlechts An den Festtagen kommen oft 300 400 Fremde zur Communion da muss jedesmal das Abendmahl fur die Weiler Burger ausfallen Da die Kirche nicht nur zu klein sondern das Gebaude inzwischen auch baufallig geworden war stellte der Pfarrer 1783 einen Antrag auf volligen Neubau Bevor mit dem Bau der neuen Kirche begonnen werden konnte mussten neue Grundstucke erworben werden Dafur tauschte die Gemeinde 1787 mit dem Domstift Basel das Grundstuck auf dem sich das alte Pfarrhaus befand ostlich des Kirchturms Ein weiteres Grundstuck nordlich daran anschliessend wurde fur 800 Pfund dazu gekauft 5 Dritte Kirche Bearbeiten Mit dem Neubau der dritten und heutigen Kirche konnte 1789 begonnen werden die Plane dafur fertigte Landesbaumeister Wilhelm Jeremias Muller an Man behielt den Kirchturm bei und errichtete ostlich davon den neuen Chor und das Langhaus Fur den Materialtransport errichtete man oberhalb des Riehener Stegs eigens eine Brucke uber die Wiese Umliegende Gemeinden besorgten den Steintransport als Fronarbeit Um die Brucke weniger zu belasten wurden die Bruchsteine auf dem Riehener Lagerplatz behauen Die Steinfuhren wurden auf Bennenwagen vorgenommen eine Fuhre konnte rund zwei Kubikmeter Material fassen Rund 240 Fuhren waren fur die Errichtung der Kirche notwendig Als Bauholz verwendete man Baume die man im Dossenbacher Wald zwischen Schopfheim und Dossenbach geschlagen hatte Insgesamt 59 Stamme Grossholz 192 Stamme Mittelholz und 81 Stamme Kleinholz verwendete man fur Sprengwerke Bunde Gebalk und Streben Fur das Abholz fand die Weiler Gemeinde selbst Verwendung nachdem zunachst vorgeschlagen wurde das Abholz in Dosenbach zu versteigern Die Holzfuhren ubernahmen ebenfalls als Frondienst die Gemeinden Fahrnau Hausen im Wiesental und Raitbach 6 Nach zweijahriger Bauzeit wurde die Kirche im September 1791 eingeweiht 2 Da der alte Turm neben dem neuen Langhaus nur unwesentlich hoher war und 1825 daruber hinaus der Wunsch geaussert wurde eine dritte Glocke einzubringen wurde im selben Jahr von der Bezirksbauinspektion eine Erhohung des Kirchturms vorgeschlagen Planungen dazu sahen vor auf den alten Turm eine klassizistische Glockenstube mit Doppelarkaden umlaufendem Gelander runden Ecksaulen und ein Pyramidendach als Abschluss aufzusetzen Als Kostenvoranschlag fur diese Massnahmen rechnete man mit 3154 Gulden Da eine dritte Glocke etwa 6 bis 8 Zentner wiegen wurde hatte man Bedenken ob die alten Fundamente den deutlich schwereren Turm tragen wurden Aus diesem Grund plante man einen vollig neuen Turm der jedoch bei der Abstimmung im Juli 1828 an der erforderlichen Zweidrittelmehrheit scheiterte Damit legte man die Plane zur Turmerhohung zunachst beiseite Erst im Jahr 1905 ging ein Schreiben von der Evangelischen Kirchenbauinspektion Karlsruhe an die Grossherzogliche Bezirksbauinspektion Lorrach die um Vorschlage zur Turmerhohung bat Nachdem nach neuerlichen Planen keine statischen Bedenken mehr bestanden konnte im Dezember mit den Roharbeiten begonnen werden Fur die Aufstockung griff man auf die Massverhaltnisse der Gotik zuruck Man setzte dem Turm ein Satteldach auf um die Proportionen so wirken zu lassen als sei die Kirche in einem mit dem Turm entstanden 1939 wurde wahrend der Renovierung die Sakristei von der nordlichen Chorseite in die Mitte des Chors verlegt und vom Kirchenraum durch einen Vorhang abgetrennt Der Altar und Taufstein aus Sandstein erhielt seine ursprungliche Form wieder und unter der Westempore wurden Trennwande zwischen Langhaus und den Emporenaufgangen eingezogen Dies wurde 1978 im Zuge weiterer Renovierungsarbeiten ebenso wie die Verlagerung der Sakristei wieder ruckgangig gemacht Im Turm wurde ein farbiges Fenster eingebracht das der Basler Kunstmaler Hans Studer erschuf Beschreibung BearbeitenLage und Kirchenbau Bearbeiten Die Kirche der Siedlung Alt Weil steht in deren Dorfkern und befindet sich heute ostlich vom Zentrum der Stadt Weil am Rhein In westlicher Nachbarschaft dazu befindet sich das Museum am Lindenplatz Das mit einem Satteldach bedeckte Langhaus der Kirche besteht aus einem rechteckigen Saalbau und dem nordwestlich anschliessenden Glockenturm dessen Satteldach quer zum Langhaus liegt Uber dem Chor ist das Dach abgewalmt Zu den Langsseiten verfugt der Hauptbau uber je vier hohe halbrund abschliessende Fenster und je ein Seitenportal mit einem kleinen Fenster daruber Weitere Eingange befinden sich an der Chorseite und der Westfassade am Turm Alle Portale sind mit einem Pultdach geschutzt Der Glockenturm hat zu jeder der vier Seiten halbrund abschliessende Schallarkaden und an den Giebelseiten je ein Zifferblatt Die Kirche wird nordlich und westlich von einem kleinen Park gesaumt Auf dem Flachenstuck westlich des Glockenturms erkennt man auf dem Boden ein kleines Mauerchen welches den Grundriss der Kirche von 1323 markiert Innenraum und Ausstattung Bearbeiten Der helle Innenraum ist mit einer flachen Decke eingezogen die mit Zahnfries und Profilstaben geschmuckt ist An der westlichen Giebelseite teilweise an den Langhauswanden und im Chor befinden sich Emporen in der letzteren wurde die Orgel installiert Der Taufstein und die barocke Kanzel mit Schalldeckel stammen von 1323 Das aus Holz geschnitzte Kruzifix welches die Kirche vom Domstift in Arlesheim 1717 erhielt weist ein bemerkenswertes Detail am linken Fuss des gekreuzigten Jesus auf der Kunstler verpasste der Figur sechs Zehen Es wird davon ausgegangen dass dies kein Versehen war sondern sinnbildlich darauf hinweisen soll dass Christus im Geiste Gottes steht da auf dem Standbein die Last des Herzens ruhe Glocken und Orgel Bearbeiten Die Alt Weiler Kirche hat ein vierstimmiges Gelaut Die kleine c Glocke von 1920 stammt von einer unbekannten Giesserei die drei grosseren Bronzeglocken wurden 1950 von Bachert aus Karlsruhe gegossen und auf die Tone f as und b gestimmt Die ursprungliche Orgel wurde in den Jahren 1790 bis 1803 von Philipp Schafer aus Otlingen geschaffen Dem Instrument wurde 1967 von G F Steinmeyer amp Co ein neues Werk mit Schleiflade eingebaut und verfugt seither uber drei Manuale ein Pedal und 24 Register Ein Ruckpositiv wurde 1979 eingebaut das sieben weitere Register umfasst Epitaphe Bearbeiten nbsp Grabtafel Gustave FechtsIm Langhaus befinden sich an der Nordwand Epitaphe in barocker Umrahmung Sie erinnern an Joh Christoff von Berenfels 1629 seine Ehefrau Clementia Waldnerin von Freudstein 1644 deren zwei Sohne Adelberg von Berenfels 1642 und Hannibal von Berenfels 1679 Darunter befindet sich eine Tafel die an den Namen und das Todesdatum der Tochter als Stifterin erinnert Maria Elisabetha von Berenfels 3 Mai 1684 In einer weiteren Tafel wird an zwei Soldaten gedacht die in Dole begraben liegen A Ludin 15 Februar 1871 und W Marx 17 Februar 1871 7 An der Sudfassade des Langhauses sind von West nach Ost die Grabsteine folgender Personen angebracht Joh Laurenzius Rheinberger Pfarrer 1 Juli 1754 Nicolaus Scheerer Vogt 1712 und Fridlin Schneider Stabhalter und Vogt 8 November 1649 An der Choraussenseite hangt eine Grabplatte von Gustave Fecht 23 April 1828 die eine Freundin des Mundartdichters Johann Peter Hebel war 8 Literatur BearbeitenJohannes Helm Kirchen und Kapellen im Markgraflerland Mullheim Baden 1989 ISBN 3 921709 16 4 S 419 421 Manfred Ulbrich Weil am Rhein Kirche Alt Weil Johanneskirche Friedenskirche Kunstfuhrer Nr 1332 Verlag Schnell amp Steiner 1982 ISBN 978 3 7954 5039 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Alt Weil Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte der Alt Weiler KircheEinzelnachweise Bearbeiten W Haidt Liber decimationis cleri Constanciensis pro Papa de anno 1275 in F D A 1 1865 S 212 a b c Ludwig Keller Geschichte der Stadt Weil am Rhein Rombach 1961 S 88 ff Andreas Lehmann Die Entwicklung der Patronatsverhaltnisse im Archidiakonat Breisgau in F D A 44 1916 S 119 Bezirkskirchenrat Hrsg Kirche und Heimat 1556 1956 1956 S 133 136 Ulbrich Weil am Rhein Kirche Alt Weil Johanneskirche Friedenskirche S 4 Helm Kirchen und Kapellen im Markgraflerland S 5 Helm Kirchen und Kapellen im Markgraflerland S 420 Helm Kirchen und Kapellen im Markgraflerland S 42147 5945680625 7 6316276191667 Koordinaten 47 35 40 4 N 7 37 53 9 O Sakralbauten in Weil am Rhein Evangelische Kirchen Alt Weiler Kirche Friedenskirche Galluskirche Otlingen Georgskirche Haltingen Johanneskirche Kirche in MarktNeuapostolische Kirche Weil am RheinKatholische Kirchen Kirche zum Guten Hirten St Maria Haltingen St Peter und Paul Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Alt Weil amp oldid 236786195