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Die evangelische Kirche ist eine denkmalgeschutzte Fachwerkkirche in Allna einem Ortsteil der Gemeinde Weimar im Landkreis Marburg Biedenkopf Hessen Sie gehort zur Kirchengemeinde Oberweimar im Kirchenkreis Marburg der Evangelischen Kirche von Kurhessen Waldeck Ansicht von SudenAnsicht von Osten Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAllna gehorte im 15 Jahrhundert zum Sendbezirk Oberweimar 1 Die Reformation wurde um 1527 vermutlich durch Pfarrer Ludwig Schenck aus Oberweimar eingefuhrt und der Ort 1577 nach Oberweimar eingepfarrt 2 Das Patronatsrecht hatten seit dem 16 Jahrhundert die Schencken zu Schweinsberg inne Im Jahr 1582 wurde eine Kapelle in Allna erstmals erwahnt und moglicherweise auch im selben Jahr gebaut 1592 wurde die grosse Glocke und 1751 von Johann Jakob Melchior Derck die kleine Glocke gegossen die beide in die neue Kirche ubernommen wurden und erhalten sind Wochengottesdienste sind ab 1592 bis ins 19 Jahrhundert nachweisbar An Sonn und Feiertagen musste die Gemeinde die Gottesdienste in Oberweimar besuchen 3 Die Kirchengemeinde wechselte 1604 zum reformierten Bekenntnis und kehrte 1624 wieder zum lutherischen zuruck Die Reformierten in Allna und den umgebenden Orten baten 1681 von Landgraf Karl um die Erlaubnis bis zu viermal im Jahr in der Kapelle Allna einen Gottesdienst mit Abendmahl unter der Leitung eines Marburger Theologen feiern zu durfen was ihnen ein Jahr spater genehmigt wurde 4 Trotz laufenden Unterhalts wurde die Fachwerk Kapelle in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts baufallig So heisst es 1755 in Allna wolle die Kirche uber einen Haufen fallen wie solches zu Kehna bereits vor 10 Jahren geschehen ware 5 Tatsachlich sturzte die Kapelle 1756 ein Die Glocken wurden anscheinend zwischengelagert das Schieferdach 1765 entfernt und 1770 die Kirche abgetragen 1780 richtete die Gemeinde an den Oberweimarer Pfarrer den Wunsch nach einer neuen Kirche Die Gemeinde Allna ist willens eine neue Kirche mit lauter Holz auf 3 Fus Mauer uber der Erden zu stellen welche an der Lange 36 und an der Weyde 24 Fus werden soll es bestehet die Gemeinde in 21 Gemeindsmann und 4 Beysitzer so eygene Hausser haben 6 Den Entwurf lieferte Landrat Schenck zu Schweinsberg 7 Nach Diskussionen uber den Grundriss die Stellung der Kanzel und die Finanzierung wurde der Vertrag am 6 November 1781 zwischen dem Pfarrer zwei Bauaufsehern und dem Zimmermeister Johann Georg Blocher aus Achenbach geschlossen der dann vom Landrat Schenck genehmigt wurde Blocher hatte 1781 die Evangelische Kirche Runzhausen gebaut Der Vertrag mit dem Maurermeister Johann Jacob Reitz aus Oberdieten folgte am 29 April 1782 Nach Abschluss der Maurer und Zimmermannsarbeiten am 24 Mai 1782 schloss die Gemeinde am 8 Juni einen Vertrag mit dem Steindeckermeister Friedrich Hertzhauser von Marburg und am 20 August einen Vertrag mit Schreinermeister Johann Henrich Bruder aus Niederweimar Nachdem die Steindeckerarbeiten am 25 August vollendet worden waren gingen der Gemeinde die finanziellen Mittel aus Glasermeister Johann Henrich Urff aus Marburg fertigte die Fenster Wohl am 24 April 1783 fand die Einweihung der Kirche statt Weitere Innenarbeiten zogen sich bis 1785 hin 8 Bei einer grosseren Renovierung im Jahr 1841 wurde der Boden mit Sandsteinplatten belegt Eine Innen und Aussenrenovierung wurde 1907 durchgefuhrt In diesem Zuge wurde der Verputz des Fachwerks entfernt 9 Das Fachwerk erhielt vorstehende Holznagel und einen Anstrich ebenso die Gefache Die Schnitzereien wurden durch eine farbige Fassung hervorgehoben und die obersten Gefache mit florale Malereien verziert Zudem wurden zwei Gefache neben dem Portal mit Spruchen bemalt Im Inneren wurden die Emporenbrustung und die Westwand mit Ornamentbandern verziert und die beiden Inschriften mit neuen Spruchen ubermalt 1930 fand eine Aussenrenovierung statt bei der die Gefache wieder schlicht bemalt wurden 10 1976 wurde das Biberschwanzdach durch Falzziegel und die beiden Gauben durch Dachfenster ersetzt und 1988 der Dachreiter neu geschiefert Er musste nach einem Blitzschlag am 25 Juli 1989 repariert werden Grosse Teile des Holzwerks wurden 1995 erneuert die Gefache geweisst unterhalb der Traufen kleine Fenster eingelassen und die vermutlich bauzeitlichen Inschriften freigelegt 11 Architektur Bearbeiten nbsp Geschnitztes OstportalDie Fachwerkkirche ist im Ortszentrum in leichter Hanglage auf rechteckigem Grundriss uber einem Sockel aus Bruchsteinmauerwerk aus meist unbehauenen Sandsteinen an der Stelle der Vorgangerkapelle errichtet Die zweigeschossige Rahmbauweise hat durchgehende Eckstander und weist Riegelzonen mit Eckstreben und Mittelstreben mit Gegenstreben auf 12 Die kleinen Gefache sind mit Lehmsteinen ausgemauert Zwei Gefache mit Andreaskreuzen die reich geschnitzt sind flankieren das Ostfenster uber dem Portal Der Innenraum wird durch sechs viergeteilte hochrechteckige Fenster mit flachem Segmentbogen belichtet In die Langseiten sind in mittlerer Hohe je zwei Fenster und in der oberen Halfte der beiden Giebelseiten mittig je ein Fenster eingelassen Zusatzlich finden sich oberhalb der Fenster im Suden und Norden je zwei kleine viereckige Fenster direkt unterhalb der Dachtraufe die 1995 entstanden Das Ostportal wird von zwei Pilastern flankiert die einen Architrav stutzen und mit Flachschnitzereien sechsstrahliger Stern am Fuss und Tulpe mit Blattern am Kapitell verziert sind 13 Der Sturz tragt die Bauinschrift Im Nahmen und zu Ehren der H eiligen Dreyeinigkeit ist dieses GOTTEShaus von der Gemeinde Allna erbaut worden unter der Aufsicht des Hochwohlg e b orenen Herrn Landrahd v Schenk und H errn Pfarrer Ussner und deren Bauaufsichtern Grebe Jost Bender und Joh Conrad Laucht dem 1 7 Mey 1782 Werck M eister ist gewessen Joh Goerg Blecher von Achenbach 14 Dem an drei Seiten mit Ziegeln bedeckten Walmdach ist im Osten ein machtiger vollstandig verschieferter Haubendachreiter aufgesetzt Das uberhangende Dach an der Ostseite ist ebenfalls verschiefert und wird von Streben gestutzt Der Turm hat einen quaderformigen Schaft der als Glockenstube dient und in den 1976 an jeder Seite zwei schmale Schalloffnungen eingelassen wurden An der Ostseite ist das Zifferblatt der Turmuhr von 1788 angebracht Ein geschwungenes Dach bildet den Ubergang zum kleineren achtseitigen Obergeschoss das vier Schalloffnungen hat Der Haubenhelm wird von einem Turmknauf einem verzierten Kreuz und einem vergoldeten Wetterhahn bekront 9 Ausstattung Bearbeiten nbsp Innenraum Richtung Altar Westen nbsp Altar und KanzelDer Innenraum wird von einer Flachdecke mit Voute abgeschlossen und ist gewestet Der Boden ist seit 1841 mit Platten aus rotem Sandstein belegt Die originale Kirchenausstattung ist weitgehend holzsichtig oder holzfarbig Eine dreiseitig umlaufende Empore ruht auf runden Saulen und wird bis an die Westwand gefuhrt Die Ostempore uber dem Portal dient als Aufstellungsort fur die Orgel und tragt als Inschrift den Bibelvers Seid frohlich in Hoffnung geduldig in Trubsal haltet an am Gebet Romer 12 Vers 12 und darunter den Friedensgruss Friede sei mit euch Beide Inschriften wurden vermutlich 1907 angebracht Die Emporenbrustungen haben schlichte hochrechteckige profilierte Fullungen uber denen an den Langseiten innen und aussen die Namen der Kirchganger in Weiss gemalt sind Das schlichte Kirchengestuhl lasst einen Mittelgang frei Auch auf den vorderen vier der jeweils sechs Bankreihen sind die Namen fur die Platzinhaber aus der Bauzeit zu lesen Der aufgemauerte Blockaltar ist weiss verputzt und hat eine uberstehende Mensaplatte auf dem ein kleines Kruzifix des Dreinageltypus aufgestellt ist Die Gemeinde hatte es 1878 aus Stettin gekauft und durch den ortlichen Schreiner mit einem Holzkreuz versehen lassen Dahinter ist unter dem Westfenster die Kanzel auf einem viereckigen Fuss aufgestellt Der linkslaufige Kanzelaufgang hat rhomboide und der polygonale Kanzelkorb hochrechteckige Fullungen die marmoriert bemalt sind In der Sudwestecke ist ein Pfarrstuhl eingebaut der in der oberen Halfte durchbrochenes Rautenwerk hat und der den Zugang zur Kanzeltreppe ermoglicht 9 Links der Kanzel ist die alte freigelegte Inschrift mit einem Liedvers in Fraktur gemalt Gib dass wir es innig lieben Ernstlich ohne Heuchelschein das darin befohlen uben und nicht blosse Horer seyn denn wer Deinen Willen weiss und ihn doch nicht thut mit Fleiss der ist arger als die Heiden und wird doppell Streiche leiden Rechts der Kanzel zeigt ein modernes Bild die Getsemaniszene Daruber ist ein weiterer Liedvers angebracht Hilf dass alle Sunder sich durch dein Wort zu dir bekehren und wir alle Gott durch Dich gern voll bringen was wir horen Dass wir alle fromm auf Erden und D selig werden Johann Andreas Cramer Die Inschriften konnen bauzeitlich sein und gehen moglicherweise auf Georg Ernst Justus Kayser zuruck 15 Orgel Bearbeiten nbsp Dickel Orgel von 1845Ab 1906 begleitete ein Harmonium von Wilhelm Rudolph Giessen den Gemeindegesang Es wurde 1929 durch ein Harmonium von Wilhelm Hacker aus Marburg ersetzt Die heutige Orgel auf der Empore uber dem Ostportal geht auf Peter Dickel zuruck und ist sein erstes Orgelwerk Er baute sie 1845 fur die Bartholomauskirche in Beltershausen 1969 wurde sie nach Allna umgesetzt als in Beltershausen ein neues Instrument von Gerald Woehl angeschafft wurde Der querrechteckige Prospekt von Dickel ist im Stil des Biedermeier gestaltet und hat drei Pfeifenflachfelder mit geschwungenen Schleierbrettern Die seitenspielige Orgel verfugt uber sieben Register auf einem Manual und Pedal Zwei Register sind vakant Die Disposition lautet wie folgt 16 I Manual C f3Gedackt 8 Flote 8 Prinzipal 4 Gemshorn 4 Oktave 2 Mixtur III 1 Pedal C f0Oktavbass 8 Koppel I PLiteratur BearbeitenGerald Bamberger Planung und Bau einer Dorfkirche in Hessen Kassel Das Beispiel Allna 1780 1785 In Zeitschrift des Vereins fur Hessische Geschichte und Landeskunde Bd 112 2007 S 161 202 Gerald Bamberger Die Kapelle von Allna In Tom Engel Red Die Zeit in Allna 807 2010 Beitrage zur Ortsgeschichte Gemeinde Weimar Weimar Lahn 2010 ISBN 978 3 9813641 1 8 S 23 80 Irmgard Bott u a Bearb Fachwerkkirchen in Hessen Hrsg Forderkreis Alte Kirchen e V Marburg 4 Auflage Langewiesche Konigstein im Taunus 1987 ISBN 3 7845 2442 7 S 60 Wilhelm Classen Die kirchliche Organisation Althessens im Mittelalter Schriften des Instituts fur geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau Bd 8 N G Elwert sche Verlagsbuchhandlung Marburg 1929 S 103 105 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen Deutscher Kunstverlag Munchen 1966 Wilhelm Diehl Pfarrer und Schulmeisterbuch fur die acquirierten Lande und die verlorenen Gebiete Hassia sacra Bd 7 Selbstverlag Darmstadt 1933 S 354 Herbert Kosog Der Kirchenbau zu Allna In Herbert Kosog Heinrich Ehlich Gemeinde Weimar Hrsg Heimatwelt 8 Heft 1980 S 23 27 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Helmuth K Stoffers Red Landkreis Marburg Biedenkopf II Gemeinden Ebsdorfergrund Fronhausen Lohra und Weimar Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Kulturdenkmaler in Hessen Theiss Darmstadt 2017 ISBN 978 3 8062 3550 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Allna Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Historische Fotos im Marburger Bildindex Website der Kirchengemeinde Allna Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 30 November 2023 Heinrich EhlichEinzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Classen Die kirchliche Organisation Althessens im Mittelalter 1929 S 103 105 Allna Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 9 August 2021 Gerald Bamberger Planung und Bau einer Dorfkirche in Hessen Kassel 2007 S 162 Gerald Bamberger Planung und Bau einer Dorfkirche in Hessen Kassel 2007 S 163 Gerald Bamberger Planung und Bau einer Dorfkirche in Hessen Kassel 2007 S 163 164 Gerald Bamberger Planung und Bau einer Dorfkirche in Hessen Kassel 2007 S 164 Gerald Bamberger Planung und Bau einer Dorfkirche in Hessen Kassel 2007 S 167 Gerald Bamberger Planung und Bau einer Dorfkirche in Hessen Kassel 2007 S 176 178 a b c Gerald Bamberger Planung und Bau einer Dorfkirche in Hessen Kassel 2007 S 180 Gerald Bamberger Planung und Bau einer Dorfkirche in Hessen Kassel 2007 S 189 190 Gerald Bamberger Planung und Bau einer Dorfkirche in Hessen Kassel 2007 S 191 Irmgard Bott u a Bearb Fachwerkkirchen in Hessen Hrsg Forderkreis Alte Kirchen e V Marburg 4 Auflage Langewiesche Konigstein im Taunus 1987 ISBN 3 7845 2442 7 S 14 36 60 Georg Dehio bearbeitet von Magnus Backes Hessen In Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Erster Band Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1966 S 5 Gerald Bamberger Planung und Bau einer Dorfkirche in Hessen Kassel 2007 S 179 Gerald Bamberger Planung und Bau einer Dorfkirche in Hessen Kassel 2007 S 178 Peter Brusius Dieter Schneider Die Orgelbauerfamilie Dickel Marburg 2013 S 45 50 770947 8 670155 Koordinaten 50 46 15 41 N 8 40 12 56 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Allna amp oldid 225945440