www.wikidata.de-de.nina.az
Die Evangelische Kapelle in Bad Salzhausen einem Stadtteil von Nidda im Wetteraukreis in Mittelhessen ist ein 1828 errichteter Rechteckbau im Stil des Klassizismus der bis 1831 als Laboratorium und Salzsaurefabrik von Justus von Liebig diente Das Gebaude wird seit 1934 teilweise und seit 1969 ganz als Kirche genutzt Die Kapelle ist wegen ihrer Bedeutung fur die Orts und Landesgeschichte hessisches Kulturdenkmal 1 Kapelle von WestenDachreiter Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Gelaut 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Ort wird erstmals im Jahr 1187 in einer Schenkungsurkunde erwahnt als dem Johanniterorden ein Hofgut ubertragen wurde 2 Seit dem Mittelalter ist eine Salzgewinnung durch Sieden nachweisbar Nach dem Erwerb der Saline im Jahr 1729 durch die Landgrafschaft Hessen Darmstadt trieb Johann Wilhelm Langsdorf ab 1776 die Produktion des Salzes durch Pumpen systematisch voran die im letzten Viertel des 18 Jahrhunderts ihren Hohepunkt erreichte Aufgrund des wirtschaftlichen Niedergangs wurde 1810 beantragt die Anlagen fur die Errichtung eines Heilbades zu nutzen mit dessen Ausbau 1824 begonnen wurde 3 Liebig der im Mai 1824 eine ausserordentliche Professur erhalten hatte erhielt vom Grossherzog den Auftrag die Wasserqualitat und Nutzungsmoglichkeiten zu untersuchen was er im Dezember 1824 auch tat 4 Fur die weitere Forschung wurde im Jahr 1828 ein Laboratorium errichtet 1 in dem er von 1828 bis 1831 eine Bittersalz und Salzsaurefabrik betrieb Unwissentlich stiess Liebig hier auf Bromid das er allerdings fur hydrojodsaures Natrium hielt 5 Er schlug vor aus der Mutterlauge durch Zerlegung durch Schwefelsaure und nach Abscheiden des Kochsalzes Salzsaure und Magnesiumsulfat Bittersalz herzustellen Parallel zur Salzproduktion verlief die Entwicklung des Kurbads bis 1860 die Salzgewinnung aus wirtschaftlichen Grunden ganz eingestellt wurde Der Kurbetrieb verfiel ebenfalls erfuhr aber mit dem Anschluss des Ortes an die Eisenbahnstrecke Friedberg Nidda im Jahr 1897 eine Wiederbelebung 6 Das als Liebighaus bekannte Gebaude stand seit 1831 leer und wurde zeitweilig als Abstellraum und spater als Feuerwehrschuppen genutzt Wahrend der Badesaison fanden ab 1913 regelmassig Kurgottesdienste statt Der westliche Teil des Liebighaus wurde ab 1934 von der evangelisch lutherischen Kirche Nidda als Kapelle genutzt stand aber auch den Katholiken zur Verfugung Da die Kapelle zu klein wurde und die Luft in dem uberfullten Raum den Kurgasten nicht zutraglich war kam es zu der Uberlegung fur beide Konfessionen einen gemeinsamen Neubau zu errichten Da es zu keiner Einigung kam kaufte die evangelische Kirche vom Staat das Gebaude samt Grundstuck Der bis dahin als Wohnraum genutzte nordliche Teil wurde geraumt In den Jahren 1969 bis 1971 erfolgte ein Umbau in eine Kirche 7 Die Bildung der Kirchengemeinde Geiss Nidda und Salzhausen im Jahr 1975 bildete den Abschluss einer zehnjahrigen Planungszeit des Gemeindezentrums mit dem Architekten Helmut Fiedler Eine Stiftung von Frieda Sachs ermoglichte 1992 1993 den Erweiterungsanbau eines Gemeinderaums 1997 wurde im Obergeschoss ein Buro der Kur u Klinikseelsorge eingerichtet 8 Die Kirchengemeinde ist pfarramtlich mit Geiss Nidda verbunden Sie ist dem evangelischen Dekanat Budinger Land in der Propstei Oberhessen in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau zugeordnet 9 Architektur BearbeitenDie nicht geostete weiss verputzte Saalkirche auf rechteckigem Grundriss ist am sudlichen Ortsrand errichtet Der schlichte Rechtecksaal wird durch ein flaches Walmdach bedeckt dem mittig ein kleiner oktogonaler Dachreiter mit Welscher Haube und Kugelkreuz aufgesetzt ist Der Innenraum der Kapelle wird im Nordwesten durch vier mittelgrosse und im Sudosten durch drei grosse Rechteckfenster die bis zum Boden reichen belichtet Die Fenster sind viergeteilt und weisen Sprossengliederung auf In der Sudwestwand sind vier schmale Rechteckfenster eingelassen Ein Durchgang fuhrt in den im Osten angebauten Gemeinderaum dessen rechteckige Grundflache von der Kapelle geschnitten wird und der von einem Zeltdach uberspannt wird Die Fensterfronten werden im Norden und Osten um die Ecken gefuhrt Ausstattung Bearbeiten nbsp Innenraum der Kapelle nbsp Wappen im 1 StockDer Innenraum der Kapelle wird von einer Decke in Sagezahnform abgeschlossen der Fussboden ist mit braunen Fliesen belegt der Altarbereich im Sudwesten um zwei Stufen erhoht Vor den vier schmalen Fenstern ist eine Glaswand in einem Metallgestell errichtet dessen 24 Felder bunte Bleiglasfenster aufweisen Das Fensterbild wurde 1994 gestaltet und stammt von dem in Nidda aufgewachsenen Kunstler Diether F Domes Langenargen Bodensee In dem vielfarbigen Bild versuchte der Kunstler die wesentlichen Botschaften des christlichen Glaubens darzustellen Es zeigt eine farbenfrohe Fontane die in ihrer Form an ein Kreuz erinnert sie durchbricht eine dunne schwarze Linie die an den Tod erinnert Die Farbe Braun steht fur die Erde und die Schopfung Gelb fur Licht Sonne und die Auferstehung Jesu Rot fur Liebe und das Blut des pulsierenden Lebensstroms Blau neben den Heilquellen des Ortes fur Gesundheit und Taufe 8 Das steinerne pokalformige Taufbecken hat einen viereckigen Fuss und eine achtseitige Wandung Altartisch und Kanzel sind schlicht gestaltet An der Nordostseite der Kapelle ist die Orgel aufgestellt Im Sommer 2015 stellte der chinesische Kunstler Yi Zheng Lin im regionalen Projekt Kunst in Kirchen der Wetterau sein Werk in der Kirche aus 10 nbsp Innenansicht des GemeinderaumsIm Vorraum im ersten Stock zeigen vier Bleiglasfenster die Wappen von Personlichkeiten die fur die Geschichte von Salzhausen bedeutend waren Die Fenster stammen aus dem Jahr 1934 als ein Teil des Gebaudes als Kapelle eingerichtet wurde Dargestellt sind die Wappen von Ludewig Knott 1495 bis 1511 Pfanner auf der Soden Roland Krug von Nidda der von 1593 bis 1617 Amtmann und Rentmeister war Kammeralrat Johann Wilhelm Langsdorf der von 1778 bis 1803 als Salinendirektor wirkte und von Julius Liebig als wissenschaftlicher Forderer von Bad Salzhausen Von 1997 bis 2004 diente der Raum als Buro der Kur und Klinikseelsorge 2015 wurde er fur ein Kirchenasyl genutzt 11 Der Gemeinderaum wird von einem Zeltdach uberspannt dessen Form die Holzbalkendecke im Inneren aufnimmt Ein einfaches Lesepult und ein Altartisch Einzelstuhle und ein elektronisches Klavier bilden die Ausstattungsstucke Im Winter werden die Gottesdienste im Gemeinderaum gehalten Der Raum war ursprunglich als Veranstaltungsraum der Kurseelsorge angelegt worden Orgel Bearbeiten nbsp Orgel von 1981Im Jahr 1964 erhielt die Kapelle als Ersatz fur das bisher verwendete Harmonium ihre erste Orgel Die Licher Firma Forster amp Nicolaus baute eine Kleinorgel mit funf Registern auf einem Manual und angehangtem Pedal 12 Die Orgel wurde 1981 durch ein Instrument derselben Firma ersetzt und ist seitdem in der Hungener Friedhofskapelle aufgestellt 2004 erhielt das neue Instrument eine neue Intonation die sich an weiche Klangfarben des Barock anlehnt Mit dem neuen Klangbild wird die Orgel auch als Konzertorgel genutzt Sie verfugt uber elf Register auf zwei Manualen und Pedal mit folgender Disposition 13 I Hauptwerk C g3Rohrflote 8 Principal 4 Quinte 2 2 3 Spitzflote 2 Mixtur III 1 1 3 II Brustwerk C g3Holzgedackt 8 Blockflote 4 Prinzipal 2 Terzian II 1 3 5 Pedal C f1Subbass 16 Oktavbass 8 Gelaut BearbeitenAnfang der 1950er Jahre erhielt der Dachreiter eine Glocke der Firma Rincker Nr Gussjahr Giesser Gussort Schlagton Inschrift Bild 1 um 1950 Rincker SINGET nbsp Literatur BearbeitenErnst Berl Liebig und die Bittersalz und Salzsaurefabrik zu Salzhausen 1824 1831 Verl Chemie Berlin 1931 Ottfried Dascher Hrsg Nidda Die Geschichte einer Stadt und ihres Umlandes Stadt Nidda Nidda 1992 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen II Regierungsbezirk Darmstadt Bearbeitet von Folkhard Cremer Tobias Michael Wolf und anderen 3 Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen 2008 ISBN 978 3 422 03117 3 S 54 Eberhard Hampel Unsere Kirchen Bad Salzhausen In Gemeinsam Gemeindebrief der Region Mitte Marz April Mai 2009 S 6 7 Manfred H Klos Nidda Bad Salzhausen Bruhl Giessen 1986 ISBN 3 922300 30 8 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Heinz Wionski Bearb Kulturdenkmaler in Hessen Wetteraukreis II Teilbd 1 Bad Nauheim bis Florstadt Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Theiss Stuttgart 1999 ISBN 3 528 06227 4 S 330 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kapelle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Prasenz auf kirche geiss nidda de Bad Salzhausen Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 18 Marz 2016 Einzelnachweise Bearbeiten a b Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Kulturdenkmaler in Hessen Wetteraukreis II 1999 S 330 Bad Salzhausen Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 18 Marz 2016 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Kulturdenkmaler in Hessen Wetteraukreis II 1999 S 327 Berl Liebig und die Bittersalz und Salzsaurefabrik zu Salzhausen 1931 S 4 Berl Liebig und die Bittersalz und Salzsaurefabrik zu Salzhausen 1931 S 5 Dascher Hrsg Nidda Die Geschichte einer Stadt und ihres Umlandes 1992 S 225 226 Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen II 2008 S 54 a b Prasenz auf kirche geiss nidda de abgerufen am 8 November 2017 Internetprasenz de Evangelischen Dekanats Budinger Land abgerufen am 18 Marz 2016 Kunst in Kirchen 2015 Wetteraukreis Kirchliche Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Dekanate Budingen Nidda Schotten Katholische Kirche in der Wetterau S 10 11 Diakonie Hessen Hrsg Aus gutem Grund Kirchenasyle in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau S 32 37 Franz Bosken Hermann Fischer Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Beitrage zur Mittelrheinischen Musikgeschichte Band 29 1 Band 3 Ehemalige Provinz Oberhessen Teil 1 A L Schott Mainz 1988 ISBN 3 7957 1330 7 S 94 Orgel der Ev Kapelle Bad Salzhausen abgerufen am 8 November 2017 Kirchen in Nidda Evangelische Kapelle Bad Salzhausen Evangelische Kirche Borsdorf Evangelische Kirche Eichelsdorf Evangelische Kirche Nidda Fauerbach Evangelische Kirche Geiss Nidda Johanniterturm Nidda Stadtkirche zum Heiligen Geist Nidda Liebfrauen Nidda Evangelische Kirche Ober Lais Evangelische Kirche Ober Schmitten Evangelische Kirche Ober Widdersheim Evangelische Kirche Schwickartshausen Evangelische Kirche Stornfels Evangelische Kirche Ulfa Evangelische Kirche Unter Lais Evangelische Kirche Wallernhausen 50 414568 8 98061 Koordinaten 50 24 52 4 N 8 58 50 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kapelle Bad Salzhausen amp oldid 230525246