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Ernst Wirmer 7 Januar 1910 in Warburg Westfalen 19 August 1981 in Bonn war ein deutscher Jurist Politiker und Ministerialbeamter Dem Parlamentarischen Rat von 1948 49 gehorte er fur die CDU an Spater wurde er Hauptabteilungsleiter im Bundesverteidigungsministerium und sorgte beim Aufbau der Bundeswehr fur eine klare organisatorische Trennung zwischen der Truppe und ihrer Zivilverwaltung als Wesenselement einer demokratischen Wehrverfassung Ernst Wirmer 1953 als Mitarbeiter des Amtes Blank Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend Kriegsdienst und fruhe Berufsjahre 1 2 Karriere in Politik und Ministerialburokratie 1 2 1 Amt Blank 1 2 2 Bundesministerium fur Verteidigung 1 2 2 1 Zivile Bundeswehrverwaltung 1 2 2 2 Koalitionsfreiheit von Soldaten 2 Ehrungen 3 Literatur 4 WeblinksLeben BearbeitenJugend Kriegsdienst und fruhe Berufsjahre Bearbeiten Wirmer wurde 1910 in ein katholisches Elternhaus geboren Er besuchte das Gymnasium Marianum in Warburg an dem sein Vater langjahriger Direktor war Als Student wurde er aktives Mitglied der katholischen Studentenverbindungen Semnonia in Berlin und Flamberg in Freiburg im Breisgau im KV Nach dem Studium legte er 1936 das juristische Staatsexamen ab erhielt da er den Machthabern als politisch unzuverlassig galt jedoch nicht die Zulassung als Assessor im Justizdienst sondern arbeitete zunachst in der Rechtsanwaltskanzlei seines neun Jahre alteren Bruders Josef Wirmer und dann fur die Reichsumsiedlungsgesellschaft Von 1939 bis 1940 leistete er Kriegsdienst war dann zivilberuflich fur die Reichsgesellschaft fur Landbeschaffung tatig und wurde 1942 wieder als Leutnant der Reserve zur Fahrtruppe eingezogen Nachdem sein Bruder Josef der von den Widerstandskampfern des 20 Juli als Reichsjustizminister vorgesehen war vom Volksgerichtshof unter Roland Freisler am 8 September 1944 zum Tode verurteilt worden war wurde auch Ernst Wirmer festgenommen und ab November 1944 in der an den Bodensee verlegten Wehrmachtshaftanstalt Kustrin inhaftiert in der auch Generalleutnant Hans Speidel zeitgleich interniert war Karriere in Politik und Ministerialburokratie Bearbeiten Im Dezember 1945 wurde Wirmer im Staatsministerium des Landes Oldenburg zunachst zum Kommunaldezernenten und spater zum Leiter der Abteilung fur innere Verwaltung bestellt Nach dem Aufgehen Oldenburgs im Land Niedersachsen war er in gleicher Funktion im Verwaltungsprasidium Oldenburg tatig Der Niedersachsische Landtag wahlte Wirmer 1948 als drittjungstes Mitglied in den Parlamentarischen Rat wo er sich erfolglos fur die Annahme der von seinem Bruder Josef fur die Attentater des 20 Juli 1944 entworfenen Fahne als Bundesflagge einsetzte Kurz danach holte ihn Konrad Adenauer als seinen Personlichen Referenten in das zukunftige Kanzleramt Palais Schaumburg Amt Blank Bearbeiten Anfang der 1950er Jahre wechselte Wirmer als Beauftragter des Bundeskanzlers fur die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhangenden Fragen vom Kanzleramt in das neu geschaffene Amt Blank in der Bonner Ermekeilkaserne Dieser Wechsel wurde von Hans Speidel mit den Worten kommentiert Dass Wirmer nun doch zu Blank getreten ist wird der Sache nicht guttun denn er ist ein scharfer Gegner unserer Couleur Im Amt Blank sorgte Wirmer fur eine strikte Trennung des Militarischen vom Verwaltungstechnischen Als Ministerialdirigent ab Dezember 1951 leitete Wirmer die Zentralabteilung zustandig fur nichtmilitarische Organisation Truppenverwaltung Haushalt und Personal sowie die militarische Planungsgruppe und die Gruppe fur Technische Sicherheitsfragen Auch nach Abgabe der militarischen Planung an General Adolf Heusinger im Juli 1952 steuerte Wirmer auch weiterhin mittels Verantwortlichkeit fur Verwaltungs und Haushaltsangelegenheiten Diese Tatigkeit fiel in die Phase der Neuorientierung der Streitkrafte am kritischen Staatsburger durch Wolf Graf von Baudissin die intern als Verweichlichung angeprangert wurde Bundesministerium fur Verteidigung Bearbeiten Nach der Umwandlung des Amtes Blank in das Bundesministerium fur Verteidigung zeichnete sich Wirmer durch das erfolgreiche Vorantreiben zweier Reformen aus die jeweils einen tiefen Bruch mit den Traditionen des deutschen Militars darstellten und so den Weg fur die Schaffung der Bundeswehr als moderne und demokratische Armee freimachten Das eine Projekt war die Schaffung einer zivilen Militarverwaltung das andere die Zulassung der Koalitionsfreiheit fur Soldaten Beide Vorhaben flankierten das Leitbild der Parlamentsarmee aus Burgern in Uniform und schufen die verwaltungsrechtlichen Grundlagen fur die dauerhafte Einbindung der Bundeswehr in die Zivilgesellschaft Zivile Bundeswehrverwaltung Bearbeiten Auf der Hardthohe trat Wirmer von Anfang an fur die Idee des Verwaltungsbeamten ohne Uniform ein wahrend der ehemalige Generalintendant Gerhard Loosch das hergebrachte Intendantur System mit Militarbeamten favorisierte Wirmer setzte sich durch und sogar fur hohere Dienstposten wurden nichtmilitarische Fachleute eingesetzt Neben Grunden der Misswirtschaft Korruption und frontfremden Handlungen sowie technisch fachlichen Grunden gab es auch foderalistische Grunde fur den zivilen Aufbau der Bundeswehrverwaltung Die Bundeslander wollten verhindern dass der Bund eine erstmals bis in die Ortsinstanz hinabreichende Verwaltungsorganisation in die Hand bekam Der damalige Ministerialrat und spatere CDU Vorsitzende Rainer Barzel wies am 28 Oktober 1955 auf den Beschluss des Bundesrates vom 19 Juni hin dass Soldaten ausschliesslich in der Truppe verwendet und die Verwaltung zivilen Behorden anvertraut werde Ich habe jedoch die Pflicht darauf hinzuweisen dass dies nach der Auffassung der Regierung des Landes Nordrhein Westfalen ein fundamentaler Grundsatz ist und dass deshalb erwogen werden konnte diesen Grundsatz im Grundgesetz selbst zu verankern Im Artikel 87b des Grundgesetzes erhielt Wirmers zivile Orientierung der Verwaltung der Bundeswehr die rechtliche Grundlage Die Formulierung Sie die Bundeswehrverwaltung dient den Aufgaben des Personalwesens und der unmittelbaren Deckung des Sachbedarfs der Streitkrafte wurde am 6 Marz 1956 mit 390 gegen 20 Stimmen vom Bundestag akzeptiert der Bundesrat stimmt am 16 Marz einstimmig zu 1976 bewertete der Ruhestandler Wirmer das Argument vom Freihalten der Truppe von ubermassiger Verwaltungsarbeit lediglich als scheinrational In Wirklichkeit habe ihn vielmehr folgender Gedanke geleitet auf der einen Seite die Selbststandigkeit der Bundeswehr Verwaltung auf der anderen Seite ein Aspekt des modernen Managements die Konkurrenzsituation Wirmer verwahrte sich gegen den Vorwurf man habe es 1955 mit der Sorgfalt bei der Anwendung des Mittels der Gewaltenteilung ubertrieben Durch Artikel 87 b seien die Eigenstandigkeit und das Mitspracherecht des zivilen Teiles des Verteidigungsressort statuiert worden Wer sich die Diskussion vor allem im Bundesrat in Erinnerung ruft weiss noch sehr genau dass hinter allen Argumenten auch wenn meine Definition nicht gebraucht wurde das Anliegen der Gewaltenteilung stand Man nennt dieses System auch das System der checks and balances uber dessen Existenz sich General Heinz Trettner im Verteidigungsausschuss belehren lassen musste Die Demokratie habe die stete Pflicht des Misstrauens gegenuber ihren eigenen Dienern in ihren Machtapparaten Wirmer sprach von der Arbeitsteilung die sich sehr bewahrt habe so dass man die Folgen bedenken solle wenn man die gewaltenteilende Funktion abschaffen wolle Civil control bedeute nicht nur politische Leitung Lenkung und Kontrolle Wenn es nur darum gegangen ware hatte die Moglichkeit bestanden von political control zu sprechen Es heisst aber civil control und das bedeutet dass diese Leitung und Kontrolle auch heisst Kontrolle aus zivilem Geist heraus Das muss halt von der militarischen Seite anerkannt werden dass wir unsere modernen Demokratien aus zivilem Geist gestalten wollen Anfang der 1960er Jahre konnte sich Wirmer als Leiter der Hauptabteilung III Administrative Angelegenheiten bezuglich der Besetzung der Position des Leiters der Personalabteilung nicht durchsetzen Gegen den Widerstand von Bundeskanzler Ludwig Erhard und des vorherigen Verteidigungsministers Franz Josef Strauss setzte der neue Verteidigungsminister Kai Uwe von Hassel auf Anraten des Leiters der Hauptabteilung I Militarische Angelegenheiten Trettner einen Militar statt eines Beamten als Leiter der Personalabteilung durch Nach seinem Rucktritt beklagte Trettner vor dem Verteidigungsausschuss dass die neu eingefuhrte Abtrennung der Verwaltung vom Kommandostrang angeblich zu Erleichterung in Wirklichkeit aber zur Kontrolle der Soldaten vorgenommen wurde Verteidigungsminister von Hassel bewertete in einem Brief an den Bundeskanzler Erhard dass die militarische Seite es geradezu als Trauma empfinde dass die Verwaltung ausserhalb des militarischen Kommandostranges stehe Ich darf im Augenblick von Ausfuhrungen hierzu absehen da diese Regelung durch Artikel 87b Grundgesetz festliegt Ich habe jedoch den Eindruck dass die Zusammenarbeit zwischen Militar und Zivil im Verteidigungsbereich bei der Truppe hervorragend ist Rivalitaten gibt es im wesentlichen nur auf der ministeriellen Ebene Koalitionsfreiheit von Soldaten Bearbeiten Bei der Grundung der Soldatengruppe der Gewerkschaft Offentliche Dienste Transport und Verkehr OTV hatte Wirmer der Kontakt zum OTV Vorstand unterhielt den erlaubenden Erlass von 1966 ohne Wissen seines Konkurrenten Trettner an die Truppe gegeben In seiner Abschiedsrede im Januar 1975 kam Wirmer auf den OTV Erlass zuruck Die rechtliche Notwendigkeit ist unbestreitbar Artikel 9 Absatz 3 des Grundgesetzes gibt die Koalitionsfreiheit fur Vereinigungen die sich der berufsstandischen Belange annehmen Sowohl der Bundeswehrverband als auch die OTV sind im Sinne dieses Grundgesetzartikels Vereinigungen Sie sind juristisch insoweit voreinander nicht unterscheidbar Das bedeutet dass man nicht wie bisher geschehen den Bundeswehrverband allein zulassen und die Gewerkschaft zuruckstossen darf Ehrungen BearbeitenGrosses Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland 1969 Grosses Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland 1972 Grosskreuz des Ordens des Infanten Dom Henrique Portugal 1969 Literatur BearbeitenRainer Blasius Ziviler Geist gegen grasende Generale ganzseitiger Artikel erschienen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung 29 Marz 2006 Seite 10 Buch Ereignisse und Gestalten Ernst Wirmer in Internationales Biographisches Archiv 50 1981 vom 30 November 1981 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ernst Wirmer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Nachlass Bundesarchiv N 560 Biografie bei der Konrad Adenauer Stiftung von seinem Bruder Josef entworfene Widerstandsflagge die Ernst 1948 der CDU als Nationalflagge vorschlugNormdaten Person GND 1025696018 lobid OGND AKS VIAF 266506141 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wirmer ErnstKURZBESCHREIBUNG deutscher Beamter Ministerialdirektor im BundesverteidigungsministeriumGEBURTSDATUM 7 Januar 1910GEBURTSORT Warburg WestfalenSTERBEDATUM 19 August 1981STERBEORT Bonn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Wirmer amp oldid 233088076