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Ernst Emil Heinrich Biberstein 15 Februar 1899 in Hilchenbach als Ernst Szymanowski 8 Dezember 1986 in Neumunster war ein evangelischer Pastor Mitglied der NSDAP SS Obersturmbannfuhrer und Chef des Einsatzkommandos 6 der Einsatzgruppe C in Rostow Russland Ernst Biberstein beim Einsatzgruppen Prozess Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Nach 1945 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenErnst Szymanowski war der Sohn eines Bahnbeamten Nach der Geburt 1899 blieb er mit seiner Familie rund zwei Jahre im Siegerland bis zum 30 April 1901 Die Familie verzog 1906 nach Neumunster in Schleswig Holstein wo er 1917 das Abitur ablegte Anschliessend studierte er von 1917 bis 1922 evangelische Theologie an der Universitat Kiel unterbrochen vom Wehrdienst 1917 bis 1919 als einfacher Soldat Das Studium erfolgte schnellstmoglich auch weil die Mittel fehlten Nach dem Vikariat folgte 1924 die erste Pfarrstelle in Kating auf Eiderstedt 1927 wechselte er auf eine Pastorenstelle in Kaltenkirchen Er nannte sich selbst SA Pastor fuhrte Feldgottesdienste Fahnenweihen etc durch und beteiligte sich so am Aufbau der NSDAP in Ort und Kreis Im Oktober 1933 amtierte er fur einige Wochen als kommissarischer Propst von Neumunster konnte sich aber nicht halten Von November 1933 bis August 1935 war er Kirchenpropst von Segeberg auf Einfluss der lokalen NS Grossen hin wahrend konservative Kirchenkreise ihn als sozialen Aussenseiter ablehnten weil er nicht aus einer Pastorenfamilie kam Unter dem Talar trug er oft die SA Uniform Mit der Grundung der Deutschen Christen war er bei dieser Gruppe organisiert ebenso wie im antisemitischen Bund fur Deutsche Kirche von Pastor Friedrich Andersen Fur das Lubecker Bischofsamt bewarb er sich 1934 ohne Erfolg Bereits zum 19 Juli 1926 trat Szymanowski als einer der ersten Pastoren in die NSDAP ein Mitgliedsnummer 40 718 1 2 1934 wurde er Kreisschulungsleiter der NSDAP 3 Im Kampf mit der Bekennenden Kirche polarisierte er durch die Ablehnung des Alten Testaments und eine neuheidnische Konfirmation Gauleiter Hinrich Lohse empfahl ihn nach Berlin wohl um die Lage zu beruhigen Ab 1935 machte er dort Parteikarriere wurde Oberregierungsrat im Reichskirchenministerium RKM und trat 1936 als SS Untersturmfuhrer in den SD der SS ein Im RKM wurde ihm aber wegen Unfahigkeit die Arbeit weitgehend entzogen wahrend der SD mit seinen Spitzelberichten zufrieden war Es folgten Beforderungen zum SS Obersturmfuhrer SS Hauptsturmfuhrer und 1939 zum SS Sturmbannfuhrer 1938 trat Szymanowski aus der Kirche aus 3 Im Zweiten Weltkrieg diente er von Marz bis Oktober 1940 beim deutschen Angriff im Westen als einfacher Soldat in einem Landesschutzenbataillon Durch den Einfluss des Referatsleiters Albert Hartl wurde er in das RSHA versetzt wo er erst ein halbes Jahr hospitierte Zum 1 Juni 1941 wurde er Chef der Gestapostelle Oppeln In seiner Verantwortung lag die Deportation der dortigen Juden und das Vorgehen gegen widerspenstige Priester Im selben Jahr anderte er seinen Familiennamen von Szymanowski in den angeblich ursprunglichen Namen Biberstein Im Juni 1942 wurde Biberstein als Fuhrer des Einsatzkommandos 6 der Einsatzgruppe C nach Kiew in der Ukraine abkommandiert Bis 1943 befehligte er dort die Ermordung von 2000 bis 3000 Menschen uberwiegend Juden Diese Zahl gab er selbst in einer eidesstattlichen Erklarung fur den amerikanischen Militargerichtshof im Rahmen der Nurnberger Prozesse an In derselben Erklarung beschrieb er vollig emotionslos wie er personlich die Totung von 50 bis 60 Menschen in einem Gaswagen beobachtet hatte 1943 wurde er abberufen wobei er noch 13 Tage Arrest erhielt weil er den Einsatz seines EK 6 im Partisanenkampf verzogert hatte Den Rest des Krieges verbrachte er als Wirtschaftsverwalter in Triest bevor er uber Klagenfurt ins Reich zuruckkehrte Nach 1945 BearbeitenWegen seiner Beteiligung an den Taten des Einsatzkommandos 6 wurde er im Einsatzgruppen Prozess zum Tode verurteilt Im Gegensatz zu anderen Verurteilten wurde er nicht hingerichtet sondern 1951 zu lebenslanger Haft begnadigt und am 9 Mai 1958 aus dem Kriegsverbrechergefangnis Landsberg entlassen Massgeblich dafur war der Einsatz der Evangelischen schleswig holsteinischen Landeskirche 1953 war er wieder in die Kirche aufgenommen worden obwohl er durch lugnerische Angaben auffiel Nach seiner Freilassung arbeitete er vorubergehend in der Kirchenverwaltung in Neumunster bis er dort entlassen wurde Danach fand er keine Anstellung im kirchlichen Bereich mehr und arbeitete bis zum Rentenalter in wechselnden schlecht bezahlten Stellungen Die evangelisch lutherische Kirchengemeinde Kaltenkirchen Kreis Segeberg erinnert durch eine im April 2015 aufgestellte Mahntafel an die Opfer des ehemaligen Pastors der von 1927 bis 1933 an der Michaeliskirche predigte Auf der Tafel im Gottesdienstraum wird der Name des Pastors nicht genannt Die Gemeinde hatte bereits im Jahre 2009 den Druck einer kritischen Biografie uber Ernst Biberstein mitfinanziert 4 Literatur BearbeitenGerhard Hoch Ernst Szymanowski Biberstein Die Spuren eines Kaltenkirchener Pastors Wachholtz Verlag Neumunster 2009 ISBN 978 3 529 05881 3 Stephan Linck Ernst Szymanowski alias Biberstein Ein Theologe auf Abwegen In Klaus Michael Mallmann Gerhard Paul Hrsg Karrieren der Gewalt Nationalsozialistische Taterbiographien Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2004 ISBN 3 534 16654 X Stephan Linck Von der Kanzel ins Erschiessungskommando Der wechselvolle Werdegang des Ernst Szymanowski Biberstein In Informationen zur Schleswig Holsteinischen Zeitgeschichte 44 Oktober 2004 S 30 49 online Stephan Linck Die Unschuld der Schuldigen Wie die evangelisch lutherische Kirche Norddeutschlands nach 1945 mit der NS Vergangenheit umging In Dorothea Wojtczak Julia Enxing Jutta Koslowski Confessio Schuld bekennen in Kirche und Offentlichkeit EVA Leipzig 2018 S 70 98 Ingrid Adams Ernst Biberstein Vom evangelischen Pfarrer zum SS Verbrecher Eine Biographie als Strukturanalyse der NS Taterschaft LIT Verlag Munster 2020 ISBN 978 3 643 14531 4 Weblinks BearbeitenBibersteins eidesstattliche Erklarung uber seine Tatigkeit im Einsatzkommando 6 Pastoren unterm Hakenkreuz Website der Nordelbischen Evangelisch Lutherischen Kirche Rainer Hering Rafael Pilsczek Heilige Opfer fur Hitler Der Fall Biberstein und die evangelische Kirche In Die Zeit Nr 16 2000 Institut fur Zeitgeschichte Munchen Berlin Zeugenschrifttum Online ZS 1014 Biberstein Ernst PDF 624 kB Eidesstattliche Erklarung Biberstein 2 Juli 1947 betreffend Hinrichtungen mittels Gaswagen und Genickschuss durch das Einsatzkommando 6 der Einsatzgruppe C in Russland Rostow Einzelnachweise Bearbeiten Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 2841333 Eidesstattliche Erklarung Bibersteins 1947 a b Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Zweite aktualisierte Auflage Frankfurt am Main 2005 S 47 Hamburger Abendblatt vom 17 April 2015 S 12 sowie Regionalausgabe NorderstedtNormdaten Person GND 128951249 lobid OGND AKS LCCN no2010079865 VIAF 20748913 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Biberstein ErnstALTERNATIVNAMEN Szymanowski ErnstKURZBESCHREIBUNG deutscher evangelischer Pastor SS ObersturmbannfuhrerGEBURTSDATUM 15 Februar 1899GEBURTSORT HilchenbachSTERBEDATUM 8 Dezember 1986STERBEORT Neumunster Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Biberstein amp oldid 235903340