www.wikidata.de-de.nina.az
Der Begriff der epistemischen Gewalt beschreibt verschiedene Formen indirekter Gewalt die im Zusammenhang mit der Produktion der Verbreitung und der Anerkennung von Wissen ausgeubt wird Die Verweigerung von epistemischer Handlungsfahigkeit fur bestimmte Akteure die Ausbeutung epistemischer Ressourcen und die gewaltsame Durchsetzung einer dominanten epistemischen Perspektive die zu Unterordnung und Hierarchisierung fuhrt Insbesondere in der post und dekolonialen Theorie sowie der feministischen und indigenen Wissenskritik wird epistemische Gewalt mit Kolonialismus und der gewaltsamen Ausbreitung eines mannlich dominierten Eurozentrismus als einzig legitime Wissensperspektive in Verbindung gebracht Dekoloniale Theorien analysieren die Verflechtungen und interdependenten Zusammenhange epistemischer Vorherrschaft mit anhaltenden kolonialen Machtstrukturen und arbeiten an einer epistemischen Rekonstitution marginalisierter Wissensbestande Inhaltsverzeichnis 1 Begriff und Herkunft 2 Dimensionen und Ebenen epistemischer Gewalt 2 1 Epistemische Gewalt auf der Mikroebene 2 2 Epistemische Gewalt auf der Mesoebene 2 2 1 Epistemologischer Rassismus 2 2 2 Epistemologische Hegemonie der Wissenschaft 2 2 3 Asymmetrische Verteilung intellektueller Arbeit 2 3 Epistemische Gewalt auf der Makroebene 2 3 1 Ebenen der kolonialen Matrix der Macht 3 Epistemische Befreiung 3 1 De Zentralisierung von Wissen 3 2 Dekolonisierung des Wissens 4 Einzelnachweise 5 LiteraturBegriff und Herkunft BearbeitenEpisteme Einzahl weiblich Episte me von griech ἐpisthmh episteme bedeutet Erkenntnis Wissen oder Wissenschaft und grenzt sich in der antiken Nikomachischen Ethik von anderen Formen des Wissens des Meinens doxe und des praktischen Konnens techne ab 1 Michel Foucault theoretisiert episteme als strategisches Dispositiv 2 das innerhalb eines historisch spezifischen Macht Wissenssystems die Moglichkeitsbedingungen von Wissen und Wahrheit definiert Die als jeweils illegitim markierten Erkenntnismoglichkeiten bezeichnet er als subjugated knowledges a whole set of knowledges that have been disqualified as inadequate to their task or insufficiently elaborated naive knowledges located low down on the hierarchy beneath the required level of cognition or scientificity Michel Foucault Power Knowledge 1980 3 Nach Foucault sind Wissen und Macht inharent und untrennbar verknupft sodass es keine Machtbeziehung gibt ohne dass sich ein entsprechendes Wissensfeld konstituiert und kein Wissen das nicht gleichzeitig Machtbeziehungen voraussetzt und konstituiert 4 Wissen und Wissenschaft kann somit nicht jenseits von Machtordnungen produziert und verhandelt werden nicht zuletzt auch weil ein gegebenes Wissenssystem definiert welche Aussagen als legitimes und wahrhaftiges Wissen geltend gemacht und welche epistemischen Perspektiven und Erkenntnismoglichkeiten disqualifiziert und exkludiert werden Als Teil eines weiten Gewaltverstandnisses das uber direkte und physische Gewalt hinausgeht und auch strukturelle psychologische emotionale symbolische und normative Gewaltdimensionen umfasst 5 6 beschreibt epistemische Gewalt demnach die Unterdruckung der epistemischen Handlungsfahigkeit Einzelner oder gesamter Wissens und Sinnsysteme auf Basis hierarchisch organisierter epistemischer Grenzziehungen innerhalb einer gegebenen Machtordnung Epistemische Gewalt ist dabei kein einheitlich verwendeter oder umfassend theoretisierter Begriff 7 Erstmals fuhrte ihn die postkoloniale Theoretikerin Gayatri Spivak in ihrem Essay Can the Subaltern Speak 1988 in den akademischen Diskurs ein um den kolonial patriarchalen Diskursraum aufzuzeigen in dem indische Frauen und andere marginalisierte Gruppen systematisch zum Schweigen gebracht objektifiziert und ihrer Selbstreprasentation und epistemischen Handlungsmacht beraubt werden 8 Ihre Konzeptualisierung ist dabei aber anschlussfahig an Begriffe wie den der epistemische Ungerechtigkeit der Philosophinnen Miranda Fricker und Kristie Dotson sowie der eurozentrischen epistemischen Wissenshegemonie die im Kontext post und dekolonialer Theorien diskutiert wird Dimensionen und Ebenen epistemischer Gewalt BearbeitenClaudia Brunner schlagt fur eine Typologisierung epistemischer Gewalt eine unterteilte Betrachtung auf Mikro Meso und Makroebene vor die dabei als verschrankt und ko konstitutiv zu lesen sind 9 Die Mikroebene beschreibt konkrete Erfahrungen epistemischer Gewalt in denen eine Person in ihrer Eigenschaft als Wissender verletzt wird 10 Durch eine Entwertung Uberschreibung und Ausloschung bestimmter Erfahrungs und Erkenntnispositionen 11 etwa aufgrund rassistischer oder sexistischer Zuschreibungen werden Stimmen Positionen und Wissensbestande marginalisiert ignoriert oder ausser Kraft gesetzt Gleichzeitig umfasst die Mikroebene das fur epistemisch Handlungsfahige zur Normalitat gewordene Privileg epistemische Gewalt ausuben zu konnen 12 ohne dass dies als Gewalt erkannt oder problematisiert wird Die Mesoebene fragt nach Prozessen der Klassifizierung und Hierarchisierung von intelligiblem und relevantem Wissen sowie der Monopolisierung und Universalisierung von euro und androzentrischen Wissensperspektiven 13 Damit verknupft ist in der akademischen Praxis auch die bis heute asymmetrische globale Machtstruktur im Bereich der Wissensproduktion und intellektuellen Arbeitsteilung 14 Die Makroebene betrachtet schliesslich die globale Machtordnung aus der Perspektive der Kolonialitat der Macht Quijano 2000 die bestehende okonomische politische intersubjektive und epistemische Machtmuster als Folge des Kolonialismus denkt 15 Im Kern dieser globalen Matrix steht der Kapitalismus als universell durchgesetztes Ausbeutungsmodell der National Staat als universelles Kontrollmodell von offentlicher Autoritat sowie der Eurozentrismus als einzig legitime Form von Rationalitat und Wissensproduktion 16 Epistemische Gewalt auf der Mikroebene Bearbeiten Epistemische Ungerechtigkeit wie sie von der britischen Philosophin Miranda Fricker 2007 und der afro amerikanischen Philosophin Kristie Dotson 2011 konzeptualisiert wurde beschreibt Praktiken des Unrechts die einer Person in ihrer Kapazitat als Wissenssubjekt widerfahren 17 Negative soziale Verortungen beispielsweise durch rassistische und oder sexistische Vorurteile fuhren dabei zu einer Missachtung der epistemischen Fahigkeiten einer Person als Wissende oder Rezipientin von Wissen operieren zu konnen 18 Als testimoniale Ungerechtigkeit testimonial injustice bezeichnet Fricker dabei die Leugnung der Glaubwurdigkeit einer Person als Quelle legitimen Wissens und damit den systematischen Ausschluss von einer community of knowers 19 Beispiele hierfur konnen etwa eine Okonomie der Glaubwurdigkeit in der Begegnung eines Weissen Polizisten mit einer Person of Color sein 20 oder das sogenannte Mansplaining indem Manner von einer Uberlegenheitsposition gegenuber den Wissensbestanden von Frauen ausgehen Mit hermeneutischer Ungerechtigkeit beschreibt Fricker die Exklusion bestimmter Erfahrungen aus kollektiv geteilten epistemischen Ressourcen und das daraus entstehende Deutungs und Wahrnehmungsdefizit diese als Unrecht erkennen und benennen zu konnen 21 Als Beispiel fuhrt sie die Erfahrung sexueller Belastigung in einer Gesellschaft an in der der Begriff noch nicht als gemeinsame Deutungsressource existiert und damit sowohl die Artikulation als auch ein Verstandnis erschwert 22 Kristie Dotson vertiefte Frickers Konzept um die Begriffe des testimonial quietings und testimonial smotherings die Brunner mit exogenem und endogenem Verstummen ubersetzt 23 Exogenes Verstummen beschreibt Praktiken des aktiven Nicht Wissen Wollens indem einem Gegenuber epistemische Handlungsfahigkeit abgesprochen und so ein reziproker Dialog verhindert wird 24 Endogenes Verstummen kann als Sprachlosigkeit begriffen werden die aus andauernder epistemischer Ungleichbehandlung resultiert und das Unverstandnis die Missachtung oder die Ignoranz des Gegenubers antizipiert 25 All jene Praktiken des Silencing und systematischen Ausserkraftsetzens von Erfahrung und Wissen anhand rassistisch vergeschlechtlichter epistemischer Grenzziehungen verlegen die Wissens und Sinnbestande marginalisierter Akteure in den Bereich des Nichthorbaren Nichtverstehbaren der Nichtanerkennbarkeit und damit der Unlebbarkeit 26 Fur Betroffene kann die bestandige Erfahrung von illegitimem Wissen und Realitatserleben zu einem massiven Vertrauensverlust in das eigene Weltverstandnis und die epistemische Schopfungsmacht fuhren und die Integritat einer Person langfristig schadigen 27 Der Hohepunkt epistemischer Gewalt findet sich laut Jose Medina im epistemischen Tod when subjects are not simply mistreated as intelligible communicators but prevented from developing and exercising a voice that is prevented from participating in meaning making and meaning sharing practices 28 Diese epistemischen Schweigezonen 29 epistemic silences sind dabei als Folgen hegemonialer Diskurse zu verstehen die bestimmte Perspektiven und Erfahrungen normalisieren hierarchisieren und in ihrer Validitat definieren Praxen des Gehortwerdens der Sichtbarkeit und epistemischen Anerkennung werden so ebenso bestimmend strukturiert wie Moglichkeitsraume fur legitime Kritik 30 Die auf diese Weise wirksam werdende epistemische Gewalt beschreibt Courtney T Goto folgendermassen What is so violent about epistemic violence is that by replacing the way others represent themselves we dictate whether and how someone is to be seen or not seen at all what is real and unreal In effect we say to the other You are to be seen only in terms of how I see you Otherwise you are not seen Otherwise you do not exist This is violence Courtney T Goto Experiencing Oppression 2017 31 Epistemische Gewalt auf der Mesoebene Bearbeiten Was als intelligibles und relevantes Wissen gilt und wer als kompetenter Sprechender in kollektiven Wissens und Deutungsprozessen partizipieren darf wird massgeblich von dominanten Diskurssystemen bestimmt und perpetuiert gleichzeitig bestehende Machtkonstellationen Die Mesoebene epistemischer Gewalt fragt demnach nach den Machtstrukturen die einem hegemonialen Wissenssystem zugrunde liegen und den Wissensbestanden die es legitimieren 32 Der systematische Ausschluss subalterner Perspektiven aus dem Wissenskanon und die gleichzeitige Zentralisierung und Universalisierung euro und androzentrischen Wissens steht dabei aus Sicht post und dekolonialer Theorien in direktem Zusammenhang mit dem europaischen Kolonialismus und seinen anhaltenden Folgen 33 Epistemologischer Rassismus Bearbeiten Mit der gewaltsamen Eroberung Ausbeutung und Unterdruckung der Welt im Zuge des europaischen Imperialismus wurden die kolonisierten Bevolkerungen nicht nur ihrer materiellen Ressourcen enteignet sondern auch ihrer Vorstellungen uber die Welt ihrer kognitiven Perspektiven Muster der Sinnstiftung ihr symbolisches Universum und ihre Formen des Ausdrucks kurz der Kultur 34 Der portugiesische Soziologe Boaventura de Sousa Santos pragte hierfur den Begriff des Epistemizids der Ermordung von Wissen 35 im Ausloschen von Wissenstragern zwanghafter christlicher Konversion Vernichtung von Sprachen durch Linguizide und der systematischen Kolonisierung und Desozialisierung in europaischen Kirchen und Schulen 36 Die auf diese Weise angestrebte Kontrolle des mentalen Universums der Kolonisierten beschreibt der kenianische Kulturwissenschaftler Ngũgĩ wa Thiong o als wichtigstes koloniales Eroberungsfeld da okonomische und politische Kontrolle ohne mentale Kontrolle niemals vollstandig oder effizient sein konne But it s most important area of domination was the mental universe of the colonised the control through culture of how people perceived themselves and their relationship to the world Economic and political control can never be complete or effective without mental control To control a people s culture is to control their tools of self definition in relationship to others Ngũgĩ wa Thiong o Decolonising the Mind 1981 37 Die zwanghafte Selbstentfremdung in der Zerstorung und systematischen Abwertung des eigenen intellektuellen und kulturellen Erbes und die Zentralisierung Europas im Wissensuniversum der Kolonisierten fuhrte zu einer zunehmenden Selbstdefinition im Zerrspiegel 38 eurozentrischer Wissensperspektiven sowie der Internalisierung einer zugeschriebenen intrinsischen Unterlegenheit 39 Die mentale Kolonisierung sicherte auf diese Weise die Reproduktion beherrschbarer kolonialer Subjekte und globalisierte den Westen als umfassendes externes und internes Machtmodell The West is now everywhere within the West and outside in structures and in minds 40 Sebastian Garbe fasst diese Dimension epistemischer Gewalt so zusammen Die epistemische Gewalt des Eurozentrismus besteht also in der gewaltsamen Durchsetzung einer fur die kolonisierten Bevolkerungen fremden das heisst europaischen kognitiven kulturellen und epistemischen Perspektive Die Gewalt die Welt nicht mit eigenen Augen erkennen zu konnen Sebastian Garbe Deskolonisierung des Wissens 2013 41 Die erfolgreiche Verwandlung Westeuropas zum Zentrum des globalen Weltsystems 42 begrundete und legitimierte sich in einer ontologischen und epistemischen Differenzproduktion die dem nicht westlich mannlichen Anderen ein gleichwertiges Menschsein und Wissen absprach Durch die Erfindung von Rassen wurden Unterschiede zwischen Menschen sowie eine westliche Uberlegenheit in biologischer Logik verankert und somit naturalisiert Racism as we sense it today was the result of two conceptual inventions of imperial knowledge that certain bodies were inferior to others and that inferior bodies carried inferior intelligence 43 Diese rassisch und vergeschlechtlicht begrundete epistemische Grenzziehung rechtfertigte die Missachtung und Ausloschung indigenen weiblichen subalternen Wissens ebenso wie imperiale Erziehungs und Zivilisierungspraktiken Durch die Konstruktion des Kolonisierten als gegensatzlichen Anderen der ausserhalb von Rationalitat Zivilisiertheit und Moralitat steht erscheint die Implementierung europaischer Werte Normen Strukturen und Wissensbestande als gerechte Normalisierung 44 und Hilfestellung in Richtung Fortschritt und Modernisierung Die Pluralitat und gleichberechtigte Koexistenz menschlicher Wissens und Seinsformen wurde durch ein evolutionistisches Ordnungssystem eliminiert das die Entwicklung von der Tradition in die Moderne Barbarei zu Zivilisation Mythologie Magie zu Wissenschaft etc beschreibt 45 Wahrend die westlich moderne Wissenschaft dabei als einzig valide Form der Wissensproduktion zuruckbleibt werden andere Welterfahrungen und Wissensformen fur nichtexistent irrelevant und ungultig erklart Alles was von ihr nicht anerkannt wird erscheint als Form des Unwissens oder des Mangels an Kultur 46 Epistemologische Hegemonie der Wissenschaft Bearbeiten Wissenschaft wird haufig als gewaltfrei entkorpert und ausserhalb jeglicher sozial historischer Verortungen konzipiert 47 Sie produziert ein universelles objektives und neutrales Wissen das unabhangig vom forschenden Subjekt erkannt werden kann Diese Annahme ist tief in die epistemologischen Fundamente westlich moderner Wissenschaft eingeschrieben 48 Die unbedingte Situiertheit von Wissen wie sie die feministische Wissenschaftshistorikerin Donna Haraway herausgearbeitet hat wird dabei durch das Herausschreiben des Subjekts aus dem Wissensproduktionsprozess verschleiert By delinking ethnic racial gender sexual epistemic location from the subject that speaks Western philosophy and sciences are able to produce a myth about a Truthful universal knowledge that covers up that is conceals who is speaking as well as the geo political and body political epistemic location in the structures of colonial power knowledge from which the subject speaks Ramon Grosfoguel Decolonizing Post Colonial Studies 2011 49 Der kolumbianische Philosoph Santiago Castro Gomez beschreibt die Illusion dieser objektiven Perspektive auch als Hybris des Nullpunkts hybris del punto cero 50 Ein Standpunkt der sich selbst als ausserhalb eines bestimmten Standpunktes darstellt Dieser god trick of seeing everything from nowhere 51 kann dabei als sakularisierte Form des vormals christlichen Wissensmonopols verstanden werden indem sich das aufgeklarte Wissenssubjekt die Attribute des christlichen Gottes aneignet Rene Descartes the founder of Modern Western Philosophy inaugurates a new moment in the history of Western thought He replaces God as the foundation of knowledge in the Theo politics of knowledge of the European Middle Ages with Western Man as the foundation of knowledge in European Modern times All the attributes of God are now extrapolated to Western Man Universal Truth beyond time and space privileges access to the laws of the Universe and the capacity to produce scientific knowledge and theory is now placed in the mind of Western Man The Cartesian Cogito ergo sum I think therefore I am is the foundation of modern Western sciences By producing a dualism between mind and body and between mind and nature Descartes was able to claim non situated universal Godeyed view knowledge Ramon Grosfoguel Decolonizing Postcolonial Studies 2011 52 Die epistemische Hegemonie der Wissenschaft begrundet sich demnach in dem Postulat objektiven gottahnlichen Wissens von universeller Gultigkeit Nicht europaische epistemische Produktionsformen und Wissensarten werden als lokal partikular und jenseits von wahrhaftigem Wissen gedacht Als Uberzeugungen Meinungen Intuitionen und subjektives Verstehen denen eine legitime Koprasenz verweigert wird 53 Diese Verschwendung an Welterfahrung 54 konstituiert eine Vorstellung von Wissen im Singular the idea of knowledge rather than knowledges 55 Das Verschlucken Herabsetzen und Delegitimieren nicht europaischer nicht wissenschaftlicher Wissensbestande und die gleichzeitige Unsichtbarmachung dieses Prozesses im Postulat neutraler Wissenschaft beschreibt eine weitere Dimension epistemischer Gewalt Asymmetrische Verteilung intellektueller Arbeit Bearbeiten Wie auch auf wirtschaftlicher Ebene strukturiert sich die globale Okonomie des Wissens in ein euro amerikanisches Zentrum und eine dependente Peripherie Weil sich die intellektuelle und akademische Macht in Europa und Amerika konzentriert 56 liegt in den dortigen Universitaten Forschungszentren und Publikationshausern die Definitionsmacht daruber which histories knowledges and intellectual contributions are considered valuable and worthy of further critical attention and dissemination 57 Forschende aus dem Globalen Suden dagegen usually accept without question the necessity of stepping up of progressing from the margins to the heart of knowledge 58 im Verfolgen akademischer Karrieren in Bildungseinrichtungen des Globalen Nordens Europa und die Vereinigten Staaten bilden das Internationale und Zentrale der akademischen Landschaft wahrend der Rest der Welt lokal und marginal verortet wird 59 Der beninische Philosoph Paulin J Hountondji sieht die wissenschaftliche Abhangigkeit des Sudens in einem parallelen Prozess zu dem der kolonialen okonomischen Extraversion Samir Amin 1968 der Rohmaterial aus den kolonisierten Gebieten in die Zentren brachte um sie dort gemass ihrer Bedurfnisse zu verarbeiten zu konsumieren oder zu re exportieren Im selben Mass fungierten die Kolonien auch im Bereich der Wissensproduktion als Datenbanken fur intellektuelles Material In the overall process of the production of knowledge colonies functioned as immense data banks as storehouses of bare facts and information that were exported to the ruling country just as they used to serve as storehouses of raw materials that were exported to the same ruling country Paulin J Hountondji Scientific Dependance in Africa Today 1990 60 Die einseitige Ausrichtung auf die okonomischen und intellektuellen Bedurfnisse der Kolonialmachte und die Nutzung von Kolonialregionen als Rohstoffexporteure an ein weiterverarbeitendes Zentrum fuhrten zu Peripherisierung und Abhangigkeit Wirtschaftliche und geistige Produkte des Globalen Sudens werden von den Landern des Nordens kontrolliert und verwaltet Diese grundlegend dependente Position fuhrte zudem zu einem wirtschaftlichen growth without development sowie der Produktion von knowledge without invention 61 Scientific activity remains basically extraverted alienated dependent on an international division of labor that tends to make scientific invention a monopoly of the North while confining Southern countries to the importing and application of these inventions 62 Die asymmetrische intellektuelle Arbeits und Ressourcenverteilung sowie die anhaltende Marginalisierung von Wissen des Globalen Sudens statt eines gleichberechtigten Polylogs markiert eine weitere Dimension struktureller epistemischer Gewalt Epistemische Gewalt auf der Makroebene Bearbeiten Die anhaltenden Machtmuster die die Welt seit dem Beginn des europaischen Kolonialismus strukturieren bezeichnet der peruanische Soziologe Anibal Quijano als Kolonialitat der Macht 63 Sie konstituiert die dunkle Seite der Moderne 64 Die Zivilisierung und Modernisierung der Welt durch die Zerstorung anderer Zivilisationen und die Ausloschung und Damonisierung nicht europaischer Lebens und Wissensarten im Namen der Vernunft und des Fortschritts 65 Das Konzept der Kolonialitat verweist dabei auf die Kontinuitat kolonialer Strukturen und eurozentrischer Hegemonien auch nach dem Ende des historischen Kolonialismus und der politischen Dekolonisation It is maintainted alive in books in the criteria for academic performance in cultural patterns in common sense in the self image of peoples in aspirations of self and in so many other aspects of our modern experience In a way as modern subjects we breath coloniality all the time and everyday 66 Das kolonial moderne Weltsystem bildete sich der dekolonialen Theorie zufolge aus multiplen und intersektional verschrankten eurozentrischen Hierarchien die alle Dimensionen der sozialen Existenz erfassen und klassifizieren Die Erfindung der Rasse wirkt hierbei als zentrales Organisationsprinzip Die Etablierung neuer sozialer Identitaten in der Idee unterlegener und uberlegener Rassen legitimiert und naturalisiert okonomische Ausbeutung und Unterdruckung ebenso wie politische Disziplinierung und die Privilegierung europaisch christlich patriarchaler Vorstellungen uber Geschlecht Sexualitat Spiritualitat Natur Sprache und Erkenntnis Die Vielzahl eurozentrischer Hierarchien die im Zuge des Kolonialismus exportiert gewaltsam durchgesetzt und globalisiert wurden konnen dabei nicht getrennt gedacht werden sondern bilden eine einander konstituierende Totalitat und sind integraler Bestandteil des hegemonialen modern kolonialen kapitalistisch patriarchalen Weltsystems 67 Ebenen der kolonialen Matrix der Macht Bearbeiten Die koloniale Matrix der Macht umfasst jene vielfaltigen Machtstrukturen die im Zuge der westlich imperialen Herrschaft global vernetzt und installiert wurden 68 Ihre materiellen und ideologisch kognitiven sozialen okonomischen und epistemischen Dimensionen bedingen einander und bringen sich gegenseitig neu hervor 69 Gemeinsam bilden sie ein allumfassendes und totales soziales System das mit wechselnder Rhetorik 70 bis heute globale Machtverhaltnisse strukturiert Als zentrale Ebenen konnen unterschieden werden Kolonialitat der Macht Die sozial okonomische Dimension umfasst die Produktion rassifizierter sozialer Hierarchien im historischen Kolonialismus die die asymmetrische Organisation von Arbeit Ressourcenzugangen und Kapitalkontrolle innerhalb des kolonialen Systems regulierte und damit den konzentrierten Zustrom an Macht und Kapital nach Europa sicherte 71 Die Erschliessung global vernetzter Handelswege und die Ausbeutung von lokaler Arbeitskraft und Ressourcen im Kontext der kolonialen Expansion und Sklaverei ermoglichten die Entstehung und Ausdehnung des Kapitalismus als hegemoniales globales Wirtschaftsmodell 72 das bis heute asymmetrische Machtbeziehungen zwischen einem euro amerikanischen Zentrum und einer ausser europaischen Peripherie pragt Die Etablierung der modern kapitalistischen Weltsystems ging dabei einher mit der Zerstorung und Einverleibung anderer existierender Formen der sozialen Organisation des Wirtschaftens und Arbeitens 73 Kolonialitat des Wissens Die Kolonialitat des Wissens beschreibt die Hegemonie des Eurozentrismus als Wissensperspektive die sich wiederum durch rassistische Begrundungsmuster als einzig valide epistemische Perspektive legitimiert und naturalisiert 74 Globale Dominanz erlangte der Eurozentrismus durch die Unterdruckung Aneignung und Ausloschung anderer Kultur und Wissensformen sowie der mentalen Kolonisierung der unterdruckten Bevolkerungen Einher mit der epistemologischen Hierarchisierung geht auch eine Privilegierung westlich christlicher Kosmologien europaischer Sprachen Bildungs und Erziehungsweisen der Unterdruckung nicht europaischer weiblicher Geschichte und der globalen Hegemonie westlicher Kunst Asthetik und Medienproduktion 75 Kolonialitat des Seins Diese Dimension verweist auf die ontologische Gewalt des Kolonialismus in der Durchsetzung einer hegemonialen Vorstellung davon was Menschsein bedeutet Durch die Kolonialitat von Macht und Wissen werden Menschen jenseits einer rassifizierten ontologischen Differenz unsichtbar gemacht und dehumanisiert 76 wahrend sie vom eurozentrischen Blick gleichzeitig definiert objektifiziert und fetischisiert werden konnen 77 Neben rassifizierten Hierarchien produziert der christlich patriarchale Eurozentrismus auch eine global durchgesetzte Geschlechterhierarchie die eine mannliche Uberlegenheit Heteronormativitat und binare Geschlechterrollen privilegiert und naturalisiert 78 und sich dabei mit rassifizierten Zuschreibungen intersektional verschrankt Race und Gender Sexualitat Spiritualitat und Epistemologie sind damit untrennbar verwoben und integraler Bestandteil der Organisationslogik des modern kolonialen Weltsystems Eine radikale Transformation und Veranderung eines Aspektes ist somit nur uber die Transformation und Veranderung aller anderen Aspekte moglich To transform this world system it is crucial to destroy the historical structural heterogeneous totality called the colonial matrix of power of the world system with its multiple forms of power hierarchies 79 Auch eine Uberwindung epistemischer Gewalt im Kontext dekolonialer Praxis kann daher nur unter Berucksichtigung der konstitutiven Verschrankung mit anderen modern kolonialen Machtstrukturen erfolgen eine politische oder soziale dekoloniale Praxis wiederum muss fur ihren Erfolg auch eine epistemische Befreiung mitdenken Mit den Worten des portugiesischen Soziologen de Sousa Santos Es wird keine globale soziale Gerechtigkeit ohne eine globale kognitive Gerechtigkeit geben Boaventura de Sousa Santos Epistemologien des Sudens 2018 80 Epistemische Befreiung BearbeitenEpistemische Freiheit bildet fur viele dekoloniale Theoretiker die Grundlage fur eine erfolgreiche politische okonomische und soziale Dekolonialitat Colonialism is first of all a matter of consciousness and needs to be defeated ultimately in the minds of men 81 Die Herausbildung eines kritischen dekolonialen Bewusstseins und Denkens jenseits von eurozentrischen Mustern steht dabei aber vor einem Paradoxon Da es kein Ausserhalb der kolonialen Matrix gibt kann nicht jenseits von ihr gedacht werden Der argentinische Literaturwissenschaftler Walter Mignolo pragte hierfur den Begriff des Border Thinking also eines Denkens an den Randern der Matrix By border thinking we mean a specific epistemic response from the exteriority of Western modernity a response from the outside created from the perspective of the inside This means that while we are all in the colonial matrix not everyone belongs to its memories feelings and ways of sensing Many of us have been trapped in the colonial matrix but do not belong to it Tlostanova Mignolo Learning to Unlearn 2012 82 Das Streben nach epistemischer Freiheit geht dabei einher mit epistemischer Gerechtigkeit Die Dezentralisierung und Ent Essentialisierung eurozentrischen Wissens in der Anerkennung vielfaltiger und gleichberechtigter Wissens und Sinnsysteme Sie beansprucht das Recht die Welt eigenstandig zu denken und zu interpretieren und grundet in der Uberzeugung that all human beings are not only born into a knowledge system but are legitimate knowers and producers of legitimate knowledge 83 De Zentralisierung von Wissen Bearbeiten Legitimes Wissen und Vernunft wurde gemass eurozentrischer Narrative in Euro Amerika und mannlich weissen Subjekten verortet Eine Dekolonisierung des Wissens bedeutet eine Befreiung von jenen monopolistischen Besitzanspruchen und eine Verschiebung der Geographie des Wissens 84 hin zu ehemals missachteten und marginalisierten Orten der Wissensproduktion In die Peripherie zu Arbeitern Frauen Homosexuellen rassifizierten Subjekten in die Subalterne 85 Indem Wissen als ortsspezifisch begriffen wird also als an Korper und deren geopolitische und historisch soziale Verortung gebunden verliert es den Mythos einer objektiven Universalitat und muss sich seine Gultigkeit und Legitimitat in konkreten Kontexten stets neu erwerben 86 Damit wird das mannliche Europa als geohistorischer Knotenpunkt des Denkens dezentriert und die anhaltend wirkmachtigen euro und androzentrischen Hierarchien als Teil eines spezifisch kolonial patriarchalen Wissensregimes verstanden und ent essentialisiert Die als unzulassig markierten Wissens und Sinnsysteme des Globalen Sudens und der Subalterne konnen so wiederhergestellt als legitime Orte von Wissensproduktion erkannt und deprovinzialisiert 87 also von den Randern der globalen Wissensokonomie in eine neue polyzentrische Wissensordnung uberfuhrt werden die sie als gleichberechtigte Wissenspartner anerkennt Tlostanova und Mignolo nutzten hierfur den Begriff der Pluriversalitat oder coexistence of universals 88 Sousa Santos beschreibt es als Transformation der Monokultur von Wissen in die pluralistischen Epistemologien einer nachhaltigen Okologie der Wissensformen 89 Dekolonisierung des Wissens Bearbeiten Michel Foucault arbeitete heraus dass Wissen stets innerhalb einer bestimmten Machtordnung und in Abhangigkeit ihrer Bedurfnisse produziert wird Fur eine Dekolonisierung des Wissens ist demnach entscheidend das Denken selbst auf seine kolonialen Ursprunge und Annahmen hin zu untersuchen 90 Wallerstein weist darauf hin dass es im Kontext wissenschaftlicher Arbeit Konsens sei Wahrheiten zu uberdenken wenn sich ihre zugrundeliegenden Pramissen und Theorien als falsch herausstellten Er fordert deshalb to unthink nineteenth century social science und ihre anhaltend wirksamen Wissensbestande und Rhetoriken 91 Dieses bewusste Verlernen von Wissen beschreiben Tlostanova und Mignolo als notwendigen Schritt hin zu einer epistemischen Dekolonisierung To forget what we have been taught to break free from the thinking programs imposed on us by education culture and social environment always marked by the Western imperial reason Tlostanova Mignolo Learning to Unlearn 2012 92 Jener epistemische Ungehorsam 93 der die hegemoniale Bedeutung westlich mannlicher Konzeptualisierung von Welt infrage stellt und euro androzentrische Wissensbestande verlernen will steht dabei in einem wechselseitigen Verhaltnis mit subalterner dekolonialer Theoriebildung Wahrend post und dekoloniale sowie feministische Theoretiker die Bedingungen der Konstitution von Wahrheit und Wissen 94 und die Verflechtungen innerhalb der modern kolonialen Matrix analysieren widersetzt sich das kritische border thinking dabei auch okzidentalen Wahrheitsanspruchen und seinen epistemischen Regeln von Wissenskonstitution Das Streben nach epistemischer Freiheit ist zugleich ein Streben nach sozialer politischer wirtschaftlicher und kultureller Freiheit und Gerechtigkeit Die Erschaffung einer gemeinsamen und gleichberechtigten Welt in der alle Wissensperspektiven Seinsweisen Geschichten Erinnerungen und Erfahrungen einen Platz haben 95 As the Zapatistas say luchar por un mundo donde otros mundos sean posibles 96 der Kampf um eine Welt in der andere Welten moglich sind Einzelnachweise Bearbeiten Roland Muller Aristoteles Die Grundhaltungen der Seele In Muller Science 1976 abgerufen am 1 April 2022 Michel Foucault Dispositive der Macht Uber Sexualitat Wissen und Wahrheit Merve Berlin 1978 S 124 Power Knowledge Selected Interviews and Other Writings 1972 1977 Pantheon New York 1980 S 82 Michel Foucault Uberwachen und Strafen Die Geburt des Gefangnisses 9 Auflage Suhrkamp Frankfurt 2008 S 39 Claudia Brunner Epistemische Gewalt Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne transcript Bielefeld 2020 S 147 Epistemische Gewalt FKF Kollektiv Abgerufen am 25 August 2022 deutsch Claudia Brunner Epistemische Gewalt Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne transcript Bielefeld 2020 S 9 Gayatri Chakravorty Spivak Can the Subaltern Speak Postkolonialitat und subalterne Artikulation Turia amp Kant Wien 2008 S 101 Claudia Brunner Epistemische Gewalt Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne transcript Bielefeld 2020 S 275 Barrett Emerick The Violence of Silencing In Jennifer Kling Hrsg Pacifism Politics and Feminism Intersections and Innovations Brill Rodopi Leiden Boston 2019 S 5 Claudia Brunner Epistemische Gewalt Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne transcript Bielefeld 2020 S 278 Claudia Brunner Epistemische Gewalt Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne transcript Bielefeld 2020 S 279 Claudia Brunner Epistemische Gewalt Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne transcript Bielefeld 2020 S 285 Sabelo Ndlovu Gatsheni The Dynamics of Epistemological Decolonisation in the 21st Century Towards Epistemic Freedom In Strategic Review for Southern Africa Band 40 Nr 1 2020 S 21 Nelson Maldonado Torres On the Coloniality of Being In Cultural Studies Band 21 Nr 2 3 2007 S 243 Cesar Germana Eine Epistemologie der anderen Art Der Beitrag von Anibal Quijano in der Neustrukturierung der Sozialwissenschaften in Lateinamerika In Pablo Quintero Sebastian Garbe Hrsg Kolonialitat der Macht De Koloniale Konflikte Zwischen Theorie und Praxis Unrast Munster 2013 S 80 Miranda Fricker Epistemic Injustice Power and the Ethics of Knowing Oxford University Press Oxford 2007 S 44 Kristie Dotson Epistemic Violence Tracking Practices of Silencing In Hypatia Band 26 Nr 2 2011 S 242 f Miranda Fricker Epistemic Injustice Power and the Ethics of Knowing Oxford University Press Oxford 2007 S 28 Miranda Fricker Epistemic Injustice Power and the Ethics of Knowing Oxford University Press Oxford 2007 S 4 Miranda Fricker Epistemic Injustice Power and the Ethics of Knowing Oxford University Press Oxford 2007 S 153 Miranda Fricker Epistemic Injustice Power and the Ethics of Knowing Oxford University Press Oxford 2007 S 1 Claudia Brunner Epistemische Gewalt Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne transcript Bielefeld 2020 S 106 Kristie Dotson Epistemic Violence Tracking Practices of Silencing In Hypatia Band 26 Nr 2 2011 S 243 Kristie Dotson Epistemic Violence Tracking Practices of Silencing In Hypatia Band 26 Nr 2 2011 S 244 Sabine Hark Schweigen die Sirenen Epistemische Gewalt und feministische Herausforderungen In Hobuss Steffi Tams Nicola Hrsg Lassen und Tun Kulturphilosophische Debatten zu Verhaltnis von Gabe und kulturellen Praktiken transcript Bielefeld 2014 S 102 Barrett Emerick The Violence of Silencing In Jennifer Kling Hrsg Pacifism Politics and Feminism Intersections and Innovations Brill Leiden Boston 2019 S 10 f Jose Medina Varieties of Hermeneutical Injustice In Ian James Kidd Jose Medina Gaile Pohlhaus Jr Hrsg Routledge Handbook of Epistemic Injustice 2017 S 41 Nikita Dhawan Impossible Speech On the Politics of Silence and Violence Academia Sankt Augustin 2007 S 273 Sabine Hark Schweigen die Sirenen Epistemische Gewalt und feministische Herausforderungen In Steffi Hobuss Nicola Tams Hrsg Lassen und Tun Kulturphilosophische Debatten zum Verhaltnis von Gabe und kulturellen Praktiken transcript Bielefeld 2014 S 103 Experiencing Oppression Ventriloquism and Epistemic Violence in Practical Theology In International Journal of Practical Theology 21 2 2017 S 182 Claudia Brunner Epistemische Gewalt Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne transcript Bielefeld 2020 S 293 Anibal Quijano Coloniality of Power and Eurocentrism in Latin America In International Sociology Band 15 Nr 2 2000 S 221 Anibal Quijano Kolonialitat der Macht Eurozentrismus und Lateinamerika Turia Kant Wien Berlin 2016 S 42 f Boaventura de Sousa Santos Epistemologien des Sudens Gegen die Hegemonie des westlichen Denkens Unrast Munster 2018 S 141 Sabelo Ndlovu Gatsheni The Dynamics of Epistemological Decolonisation in the 21st Century Towards Epistemic Freedom In Strategic Review for Southern Africa Band 40 Nr 1 2020 S 23 ff Ngũgĩ wa Thiong o Decolonising the Mind The Politics of Language in African Literature Zimbabwe Publishing House Harare 1981 S 16 Anibal Quijano Coloniality of Power and Eurocentrism in Latin America In International Sociology Band 15 Nr 2 2000 S 222 Ngũgĩ wa Thiong o Decolonising the Mind The Politics of Language in African Literature Zimbabwe Publishing Press Harare 1981 S 18 Ashis Nandy The Intimate Enemy Loss and Recovery of Self under Colonialism Oxford University Press Delhi 1983 S xi Sebastian Garbe Deskolonisierung des Wissens Zur Kritik der epistemischen Gewalt in der Kultur und Sozialanthropologie In Austrian Studies in Social Anthropology 1 2013 S 5 Anibal Quijano Kolonialitat der Macht Eurozentrismus und Lateinamerika Turia Kant Wien Berlin 2019 S 44 Walter Mignolo Epistemic Disobedience Independent Thought and Decolonial Freedom In Theory Culture amp Society Band 26 Nr 7 8 2009 S 178 Santiago Castro Gomez The Social Sciences Epistemic Violence and the Problem of the Invention of the Other In Nepantla Views from the South Band 3 Nr 2 Duke University Press 2002 S 276 Madina Tlostanova Walter Mignolo Learning to Unlearn Decolonial Reflections from Eurasia and the Americas Ohio State University Press Columbus 2012 S 43 Boaventura de Sousa Santos Epistemologien des Sudens Gegen die Hegemonie des westlichen Denkens Unrast Munster 2018 S 256 ff Claudia Brunner Epistemische Gewalt Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne transcript Bielefeld 2020 S 13 Ramon Grosfoguel Decolonizing Post Colonial Studies and Paradigms of Political Economy Transmodernity Decolonial Thinking and Global Coloniality In TRANSMODERNITY Journal of Peripheral Cultural Production of the Luso Hispanic World Band 1 Nr 1 2011 S 5 Ramon Grosfoguel Decolonizing Post Colonial Studies and Paradigms of Poilitical Economy Transmodernity Decolonial Thinking and Global Coloniality In Transmodernity 1 1 2011 S 5 Santiago Castro Gomez La Hybris del Punto Cero Sciencia Raza e Ilustracion en la Nueva Granada 1750 1816 2 Auflage Editorial Pontificia Universidad Javeriana Bogota 2010 Donna Haraway Situated Knowledges The Science Question in Feminism and the Privilege of Partial Perspective In Feminist Studies Band 14 Nr 3 1988 S 581 Ramon Grosfoguel Decolonizing Post Colonial Studies and Paradigms of Political Economy Transmodernity Decolonial Thinking and Global Coloniality In TRANSMODERNITY Journal of Peripheral Cultural Production of the Luso Hispanic World 1 1 2011 S 6 Boaventura de Sousa Santos Epistemologien des Sudens Gegen die Hegemonie des westlichen Denkens Unrast Munster 2018 S 180 f Boaventura de Sousa Santos Epistemologien des Sudens Gegen die Hegemonie des westlichen Denkens Unrast Munster 2018 S 20 Sabelo Ndlovu Gatsheni The Dynamics of Epistemological Decolonisation in the 21st Century Towards Epistemic Freedom In Strategic Review for Southern Africa Band 40 Nr 1 2020 S 21 Paulin Hountondji Scientific Dependance in Africa Today In Research in African Literatures Band 21 Nr 3 Indiana University Press 1990 S 6 Dalia Gebrial Rhodes Must Fall Oxford and Movements for Change In Gurminder Bhambra Dalia Gebrial Kerem Nisancioglu Hrsg Decolonising the University Pluto Press London 2018 S 19 Paulin Hountondji Scientific Dependance in Africa Today In Research in African Literatures Band 21 Nr 3 Indiana University Press 1990 S 6 Sabelo Ndlovu Gatsheni The Dynamics of Epistemological Decolonisation in the 21st Century Towards Epistemic Freedom In Strategic Review fur Southern Africa Band 40 Nr 1 S 21 Paulin J Hountondji Scientific Dependance in Africa Today In Research in African Literatures Autumn 1990 Vol 21 No 3 S 8 Sabelo Ndlovu Gathseni The Dynamics of Epistemological Decolonisation in the 21st Century Towards Epistemic Freedom In Strategic Review for Southern Africa Band 40 Nr 1 S 23 Paulin J Houtondji Scientific Dependance in Africa Today In Research in African Literature Band 21 Nr 3 Indiana University Press 1990 S 9 Anibal Quijano Coloniality of Power and Eurocentrism in Latin America In International Sociology Band 15 Nr 2 2000 Madina Tlostanova Walter Mignolo Learning to Unlearn Decolonial Reflections from Eurasia and the Americas Ohio State University Press Columbus 2012 S 8 Walter Mignolo Key Concepts 2017 abgerufen am 6 April 2022 englisch Nelson Maldonado Torres On the Coloniality of Being In Cultural Studies Band 21 Nr 2 3 Routledge 2007 S 243 Ramon Grosfoguel Decolonizing Post Colonial Studies and Paradigms of Political Economy Transmodernity Decolonial Thinking and Global Coloniality In Transmodernity Journal of Peripheral Cultural Production of the Luso Hispanic World Band 1 Nr 1 2011 S 11 Madina Tlostanova Walter Mignolo Learning to Unlearn Decolonial Reflections from Eurasia and the Americas Ohio State University Press Columbus 2012 S 39 Sebastian Garbe Deskolonisierung des Wissens Zur Kritik der epistemischen Gewalt in der Kultur und Sozialanthropologie In Austrian Studies in Social Anthropology Nr 1 2013 S 2 Madina Tlostanova Walter Mignolo Learning to Unlearn Decolonial Reflections from Eurasia and the Americas Ohio State University Press Columbus 2012 S 46 Anibal Quijano Coloniality of Power and Eurocentrism in Latin America In International Sociology Band 15 Nr 2 2000 S 218 Pablo Quintero Entwicklung und Kolonialitat In Pablo Quintero Sebastian Garbe Hrsg Kolonialitat der Macht De Koloniale Konflikte Zwischen Theorie und Praxis Unrast Munster 2013 S 103 Madina Tlostanova Walter Mignolo Learning to Unlearn Decolonial Reflections from Eurasia and the Americas Ohio State University Press Columbus 2012 S 44 Cesar Germana Eine Epistemologie der anderen Art Der Beitrag von Anibal Quijano in der Neustrukturierung der Sozialwissenschaften in Lateinamerika S 81 Ramon Grosfoguel Decolonizing Post Colonial Studies and Paradigms of Political Economy Transmodernity Decolonial Thinking and Global Coloniality In Transmodernity Journal of Peripheral Cultural Production of the Luso Hispanic World Band 1 Nr 1 2011 S 9 f Nelson Maldonado Torres On the Coloniality of Being In Cultural Studies Band 21 Nr 2 3 Routledge 2007 S 257 Nelson Maldonado Torres On the Coloniality of Being In Cultural Studies Band 21 Nr 2 3 Routledge 2007 S 255 Madina Tlostanova Walter Mignolo Learning to Unlearn S 44 f Ramon Grosfoguel Decolonizing Post Colonial Studies and Paradigms of Political Economy Transmodernity Decolonial Thinking and Global Coloniality In Transmodernity Journal of Peripheral Cultural Production of the Luso Hispanic World Band 1 Nr 1 2011 S 13 Boaventura de Sousa Santos Epistemologien des Sudens Gegen die Hegemonie des westlichen Denkens Unrast Munster 2018 S 70 Ashis Nandy The Intimate Enemy Loss and Recovery of Self under Colonialism Oxford University Press Delhi 1983 S 63 Madina Tlostanova Walter Mignolo Learning to Unlearn Decolonial Reflections from Eurasia and the Americas Ohio State University Press Columbus 2012 S 6f Sabelo Ndlovu Gatsheni The Dynamics of Epistemological Decolonisation in the 21st Century Towards Epistemic Freedom 40 Auflage Strategic Review for Southern Africa 1 S 33 Marina Banchetti Robino Clevis Headley Shifting the Geography of Reason Gender Science and Religion Cambridge Scholars Publishing 2006 S 7 Ramon Grosfoguel Decolonizing Post Colonial Studies and Paradigms of Political Economy Transmodernity Decolonial Thinking and Global Coloniality In Transmodernity Journal of Peripheral Cultural Production of the Luso Hispanic World Band 1 Nr 1 2011 S 24 Tom Waibel Praktiken des Ungehorsams In Zeitschrift fur Kulturwissenschaften Nr 1 2014 S 102 Sabelo Ndlovu Gatsheni The Dynamics of Epistemological Decolonisation in the 21st Century Towards Epistemic Freedom In Strategic Review for Southern Africa Band 40 Nr 1 S 40 Madina Tlostonava Walter Mignolo Learning to Unlearn Decolonial Reflections from Eurasia and the Americas Ohio State University Press Columbus 2012 S 65 Boaventura de Sousa Santos Epistemologien des Sudens Gegen eine Hegemonie des westlichen Denkens Unrast Munster 2018 S 279 Sabelo Ndlovu Gatsheni The Dynamics of Epistemological Decolonisation in the 21st Century Towards Epistemic Freedom In Strategic Review for Southern Africa Band 40 Nr 1 2018 S 41 Immanuel Wallerstein Unthinking Social Science The Limits of Nineteenth Century Paradigms Polity Press Cambridge 1999 S 4 Madina Tlostanova Walter Mignolo Learning to Unlearn Decolonial Reflections from Eurasia and the Americas Ohio State University Press Columbus 2012 S 7 Walter Mignolo Epistemic Disobedience Independent Thought and Decolonial Freedom In Theory Culture amp Society Band 26 Nr 7 8 2009 Tom Waibel Praktiken des Ungehorsams In Zeitschrift fur Kulturwissenschaften Nr 1 2014 S 102 Boaventura de Sousa Santos Epistemologien des Sudens Gegen die Hegemonie des westlichen Denkens Unrast Munster 2018 S 354 Ramon Grosfoguel Decolonizing Post Colonial Studies and Paradigms of Political Economy Transmodernity Decolonial Thinking and Global Coloniality In Transmodernity Journal of Peripheral Cultural Production of the Luso Hispanic World Band 1 Nr 1 2011 S 32 Literatur BearbeitenBanchetti Robino Marina Headley Clavis 2006 Introduction Charting the Shifting Geography of Reason In Marina Banchetti Robino und Clavis Headley Hg 2006 Shifting the Geography of Reason Gender Science and Religion New Castle Cambridge Scholar Publishing 1 9 Barrett Emerick 2019 The Violence of Silencing In Jennifer Kling Hg 2019 Pacifism Politics and Feminism Intersections and Innovations Leiden Boston Brill 28 50 Brunner Claudia 2020 Epistemische Gewalt Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne Bielefeld transcript Castro Gomez Santiago 2002 The Social Sciences Epistemic Violence and the Problem of the Invention of the Other In Nepantla Views from the South 3 2 269 285 Dhawan Nikita 2007 Impossible Speech On the Politics of Silence and Violence Sankt Augustin Academia Dotson Kristie 2011 Tracking Epistemic Violence Tracking Practices of Silencing In Hypatia 26 2 236 257 JSTOR 23016544 Foucault Michel 1978 Dispositive der Macht Uber Sexualitat Wissen und Wahrheit Berlin Merve Foucault Michel 1980 Power Knowledge Selected Interviews and Other Writings 1972 1977 New York Pantheon Foucault Michel 2008 Uberwachen und Strafen Die Geburt des Gefangnisses 9 Auflage Frankurt Suhrkamp Fricker Miranda 2007 Epistemic Injustice Power and Ethics of Knowing Oxford New York Oxford University Press Garbe Sebastian 2013 Deskolonisierung des Wissens Zur Kritik der epistemischen Gewalt in der Kultur und Sozialanthropologie In Austrian Studies in Social Anthropology 1 2013 1 17 URL https www univie ac at alumni ksa assa ausgaben assa journale journal 2013 deskolonisierung des wissens Zugriff 8 April 2022 Gebrial Dalia 2018 Rhodes Must Fall Oxford and Movements for Change In Gurminder Bhambra Dalia Gebrial und Kerem Nisancioglu Hg 2018 Decolonising the University London Pluto 19 36 Germana Cesar 2013 Eine Epistemologie der anderen Art Der Beitrag von Anibal Quijano in der Neustrukturierung der Sozialwissenschaften in Lateinamerika In Pablo Quintero und Sebastian Garbe Hg 2013 Kolonialitat der Macht De Koloniale Konflikte Zwischen Theorie und Praxis Munster Unrast 71 89 Goto Courtney 2017 Experiencing Oppression Ventriloquism and Epistemic Violence in Practical Theology In International Journal of Practical Theology 21 2 175 193 Grosfoguel Ramon 2011 Decolonizing Post Colonial Studies and Paradigms of Political Economy Transmodernity Decolonial Thinking and Global Coloniality In Transmodernity Journal of Peripheral Cultural Production of the Luso Hispanic World 1 1 doi 10 5070 T411000004 Haraway Donna 1988 Situated Knowledges The Science Question in Feminism and the Privilege of Partial Perspective In Feminist Studies 14 3 575 599 doi 10 2307 3178066 Hark Sabine 2014 Schweigen die Sirenen Epistemische Gewalt und feministische Herausforderungen In Steffi Hobuss und Nicola Tams Hg 2014 Lassen und Tun Kulturphilosophische Debatten zum Verhaltnis von Gabe und kulturellen Praktiken Bielefeld 99 118 Hountondji Paulin 1990 Scientific Dependance in Africa Today In Research in African Literatures 21 3 5 15 JSTOR 3819631 Maldonado Torres Nelson 2007 On the Coloniality of Being In Cultural Studies 21 2 3 240 270 doi 10 1080 09502380601162548 Medina Jose 2017 Varieties of Hermeneutical Injustice In Ian James Kidd Jose Medina und Gaile Pohlhaus Jr Hg 2017 Routledge Handbook of Epistemic Injustice London Routledge 41 52 Mignolo Walter 2009 Epistemic Disobedience Independent Thought and Decolonial Freedom In Theory Culture amp Society 26 7 8 159 181 Mignolo Walter 2017 Interview Walter Mignolo Part 2 Key Concepts URL https www e ir info 2017 01 21 interview walter mignolopart 2 key concepts Zugriff 6 April 2022 Muller Roland 1976 Aristoteles Die Grundhaltungen der Seele In Muller Science URL http www muellerscience com SPEZIALITAETEN Methoden Techne Artes htm Zugriff 1 April 2022 Nandy Ashis 1983 The Intimate Enemy Loss and Recovery of Self Under Colonialism New Delhi Oxford University Press Ndlovu Gatsheni Sabelo 2018 The Dynamics of Epistemological Decolonisation in the 21st Century Towards Epistemic Freedom In Strategic Review for Southern Africa 40 1 16 45 doi 10 35293 srsa v40i1 268 Ngũgĩ wa Thiong o 1981 Decolonising the Mind The Politics of Language in African Literature Harare Zimbabwe Publishing House Quijano Anibal 2000 Coloniality of Power and Eurocentrism in Latin America In International Sociology 15 2 215 232 Quijano Anibal 2016 Kolonialitat der Macht Eurozentrismus und Lateinamerika Wien Berlin Turia Kant Quintero Pablo 2013 Entwicklung und Kolonialitat In Pablo Quintero Sebastian Garbe Hg 2013 Kolonialitat der Macht De Koloniale Konflikte Zwischen Theorie und Praxis Munster Unrast 93 112 Sousa Santos Boaventura de 2018 Epistemologien des Sudens Gegen die Hegemonie des westlichen Denkens Munster Unrast Spivak Gayatri Chakravorty 2008 Can the Subaltern Speak Postkolonialitat und subalterne Artikulation Wien Berlin Turia Kant Tlostanova Madina Mignolo Walter 2012 Learning to Unlearn Decolonial Reflections from Eurasia and the Americas Columbus Ohio State University Press hdl 1811 51920 Waibel Tom 2014 Praktiken des Ungehorsams In Zeitschrift fur Kulturwissenschaften 1 2014 S 101 105 doi 10 25969 mediarep 13911 Wallerstein Immanuel 1999 Introduction Why Unthink In Immanuel Wallerstein Hg 1999 Unthinking Social Science The Limits of Nineteenth Century Paradigms Cambridge Polity Press 1 26 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Epistemische Gewalt amp oldid 237977600