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Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Macht Wissen bilden in der Theorie Michel Foucaults zwei miteinander verflochtene Konzepte Beide betonen damit die enge Bindung von Macht und Wissen aneinander Fur Foucault ermoglicht extensiveres und detaillierteres Wissen neue Moglichkeiten der Kontrolle die wiederum die Moglichkeiten fur weitere Nachfragen und Offenlegung und damit weiteres Wissen ermoglicht Auch wenn Macht und Wissen nicht identisch sind verfugen sie uber zahlreiche gemeinsame Elemente In Uberwachen und Strafen schreibt er dass es keine Machtbeziehung gibt ohne dass sich ein entsprechendes Wissensfeld konstituiert und kein Wissen das nicht gleichzeitig Machtbeziehungen voraussetzt und konstituiert 1 Wahrend Foucault sich in seinem Werk ausgiebig mit der Entstehung und Gestaltung des Wissens auseinandersetzt forschte er in den 1970ern besonders um den Zusammenhang zwischen Macht und Wissen Besonders ausgepragt ist dies in den Werken Uberwachen und Strafen und dem ersten Band von Sexualitat und Wahrheit Einflussreich waren in diesen Werken besonders seine Konzeptionen der Bio Macht wahrend seine allgemeinen Uberlegungen zur Macht auf stark widerspruchliche Reaktionen stiessen 2 Foucault griff mit dem Zusammenhang Macht Wissen die Stellung der Wissenschaft als objektive und ausserhalb von Machtbeziehungen stehenden Sphare der Erkenntnis an Mehrere Vertreter der politischen Philosophie warfen Foucault in der Foucault Habermas Debatte vor den Standpunkt der Erkenntnis ausserhalb der Macht aufzugeben Durch seine Theorie sei er unfahig Macht und Herrschaft begrundet zu kritisieren Inhaltsverzeichnis 1 Stellung im Werk 2 Techniken der Disziplinierung 3 Neues Wissen 4 Souveranitat und Machtanalyse 5 Macht Wissen und der Standpunkt der Wissenschaft 6 Rezeption 7 Anmerkungen 8 LiteraturStellung im Werk BearbeitenFragen nach der Geschichte des Wissens durchziehen Michel Foucaults gesamtes Fruhwerk Dabei beschaftigte ihn vor allem die Frage wie bestimmte Ansammlungen von Wissen Autoritat gewonnen und wie einzelne Wissensfelder miteinander in Verbindung treten konnen Foucault machte dabei Diskursformationen ausfindig die bestimmten welche Konzepte aneinander anschlussfahig waren und wie Aussagen thematisch zu organisieren seien Um wirksam zu sein mussen Aussagen ernsthaft sein und dann auch glaubwurdig Sowohl Ernsthaftigkeit als auch Glaubwurdigkeit wird den Aussagen von aussen zugeschrieben Die von Foucault aufgespurten Diskursformationen bestimmen welche Aussagen als ernsthaft galten und wer die Autoritat hat solche ernsthaften Aussagen tatigen zu konnen Danach bestimmen die Diskursformationen welche Fragen und Ablaufe relevant sind um die Glaubwurdigkeit ernsthafter Aussagen zu bestimmen Die Diskursformationen selbst verandern sich uber die Zeit Viele von Foucaults fruheren Texten beschaftigen sich mit der Veranderung dieser Formationen 3 Wissen organisiert sich innerhalb bestimmter diskursiver Felder die sich nicht nur durch einzelne Aussagen konstituieren sondern auch durch Objekte Praktiken Forschungsprogramme Fertigkeiten soziale Netzwerke und Institutionen Einige Elemente innerhalb dieser Felder verstarken sich und werden auch in anderen Kontexten adaptiert und reproduziert Andere bleiben isoliert und werden ignorierte Kuriositaten Einzelne Aussagen Fahigkeiten etc stellen dabei kein Wissen dar sondern werden und bleiben nur durch Benutzung und Verbindung mit anderen Aussagen bedeutsam Wie bei Machtrelationen auch geraten einzelne Gruppierungen mit anderen Wissensgruppierungen in Konflikt Diese Konflikte wiederum losen weitere Forschungen Aussagen und technische Weiterentwicklungen aus Dort wo Wissen auf keinen Widerstand stosst lauft es Gefahr keine weiteren Aussagen nach sich zu ziehen isoliert und letztlich vergessen zu werden 4 Techniken der Disziplinierung BearbeitenDie Einbeziehung der Macht in seine Untersuchungen des Wissens markiert fur die Forschung den Ubergang vom Fruhwerk Foucaults in seine zweite genealogische Phase 5 Foucault begann sein Untersuchungsfeld in dem Band Uberwachen und Strafen auszuweiten Wahrend er sich vorher schon mit der Auswirkung von Institutionen auf das diskursive Feld auseinandersetzte setzte er nun die Anderungen im Diskursfeld in ein Praxisfeld von Uberwachung Disziplinierung und Bestrafung Uberwachung Disziplinierung und Bestrafung schaffen einerseits neue Moglichkeiten sozialer Kontrolle ermoglichen andererseits aber auch neues Wissen uber den Menschen 6 In Uberwachen und Strafen stellt Foucault die Strafsysteme der Vormoderne denen des 18 und 19 Jahrhunderts gegenuber Die Systeme der Vormoderne seien durch korperliche Gewalt gekennzeichnet wie sie sich in Folter und Korperstrafen zeige Die Strafsysteme seien rein destruktiv unsystematisch und zielten auf die Zerstorung des zu Bestrafenden hin In ihrer Wirkung sind sie rein negativ 7 Die Veranderung die Foucault seit der Aufklarung sieht ist die von unregelmassigen aber massiven Eingriffen destruktiver Kraft hin zu ununterbrochenen Einschrankungen die einhergingen mit einer viel detaillierten Kenntnis uber den Menschen 6 Strafen zielte seitdem starker auf den Geist als den Korper Ziel war nicht mehr die Rache sondern die Umformung der Person und Re Integration in die Gesellschaft 7 Wahrend vormoderne Formen der Machtausubung wenig mehr vermochten als die Zerstorung des Korpers konnen Disziplinierung und Ausbildung den Korper in erheblichem Masse rekonstituieren neue Handlungen Gesten Fahigkeiten und letztendlich neue Personlichkeiten hervorrufen 8 Ursprunglich wurden die von Foucault beschriebenen Techniken eingefuhrt um gefahrliche Elemente der Gesellschaft neutralisieren und kontrollieren zu konnen und entwickelten sich zu Techniken die die Nutzlichkeit und Produktivitat dieser Menschen erhohten Ebenso begannen sie sich innerhalb einzelner Institutionen zu entwickeln Gefangnisse Krankenhauser Kasernen etc wurden aber ausgebaut und umgestellt so dass sie sich in einer Vielzahl von Kontexten einsetzen liessen Diese Techniken wiederum bestimmten neue Objekte des Wissens wie von bestimmten biographische Einheiten z B Delinquenz Homosexualitat Hyperaktivitat Entwicklungsstrukturen z B angemessene Kenntnisse fur ein bestimmtes Alter oder signifikanten Verteilungen z B gehauftes Vorkommen bestimmter Krankheiten in Familien ein Haushalt mit niedrigem Einkommen Zeichen bestimmter Bedingungen des Lebens selbst wie beispielsweise der Cholesterinlevel 9 Neues Wissen BearbeitenDie Kontroll und Disziplinierungstechniken fuhrten fur Foucault zu neuen Formen des Wissens Zum einen erzeugten sie neues systematisches Wissen uber einzelne Individuen Praktiken der Uberwachung Beichte und Dokumentation konstituieren das Individuum als beschreibbares und analysierbares Objekt Das 19 Jahrhundert entwickelte zahlreiche Programme um Objekte und Personen zu identifizieren klassifizieren auszumessen und zu berechnen Deutlich wurde dies besonders im Zeitalter des Imperialismus durch Kolonialherren Missionare und Reisende die zahlreiches Wissen uber die besuchten Kolonien zusammentrugen und so beherrschbar machten 10 Humanwissenschaften und Staat gehen ein enges Verhaltnis ein Wahrend die Humanwissenschaften auf staatliches Handeln angewiesen sind um Daten zu erheben und zu dokumentieren benotigt der Staat sie zur effektiven Disziplinierung und zur Konstruktion seiner eigenen Legitimitat 7 Das so gewonnene Wissen ging ein in die Entstehung des Begriffs der Bevolkerung und seiner Analyse und Behandlung durch die Statistik Einher geht mit dieser Ausweitung des Wissens die Konstitution der Normalisierung die sich beispielsweise uber die Normalverteilung der Statistik zeigt Die Normalisierung homogenisiert zum einen in dem normalen Punkt zum anderen aber verstarkt sie Individualitat da es die Abweichung des Individuums von der Normalitat erkennbar macht 11 Individuen werden auf ihr Verhaltnis zum Normalzustand durch eine Vielzahl von Befragungen Prufungen und Test untersucht Abweichungen von dem als normal definierten Wert konnen zum Ausschluss oder zur Behandlung fuhren 7 Souveranitat und Machtanalyse BearbeitenIn seiner Analyse der Macht wirft Foucault der politischen Philosophie mit ihrer Ausrichtung auf die Macht des Souverans und dessen Legitimitat ein Verharren in Kategorien der Monarchie vor Die grossen Machtinstitutionen die sich aus dem Mittelalter heraus entwickelten Monarchie und staatlicher Machtapparat entwickelten sich inmitten dichter verschrankter widerspruchlicher Machtbeziehungen die an eine Vielzahl von Objekten gebunden waren Sie gewannen Akzeptanz dadurch dass sie sich als ausserhalb oder oberhalb dieser Konflikte prasentierten Das Konzept der Souveranitat folgt aus dieser Logik der Reprasentation ebenso wie die Legitimitat ein Konzept ausserhalb der Konflikte prasentieren soll das in der Lage ist diese zu entscheiden 12 Foucault nun wiederum stellte fest dass zwar viele Formen und Praktiken der Souveranitat noch vorhanden sind diese aber graduell durch Machtbeziehungen ersetzt worden seien die nicht nach dem Souveranitatsgedanken funktionierten Sie hingen von disziplinierender und regulierender Macht ab wahrend sie auch produzierten Diese Machtbeziehungen wurden durch extensive soziale Netzwerke verteilt und ubten Macht nicht nur in eine Richtung aus Gleichfalls seien sie instrumentell in der Produktion wichtiger Guter Wissen Gesundheit Reichtum sozialem Zusammenhalt etc Traditionelle Konzeptionen von Souveranitat und Legitimitat seien nicht in der Lage diese vielfaltigen Machtbeziehungen zu erfassen Konzeptionen wie Menschenrechte oder Gerechtigkeit seien inadaquate Mittel um die moderne Macht Wissens Verknupfung kritisieren zu konnen 13 Foucault setzt dafur einen dynamischen Machtbegriff ein Macht ist nicht etwas das ein Einzelner erwerben besitzen halten oder verlieren kann Macht liegt verteilt in komplexen sozialen Netzwerken wobei sie von uberall kommt In Disziplinierungsgesellschaften konnen Praktiken Macht nur enthalten wenn eine gewisse Anzahl von Agenten ihre Handlungen auf ein Objekt ausrichten wobei das notwendige Netzwerk oft auch Instrumente Gebaude Dokumente etc benotigt wie Praktiken und Rituale 14 Langfristige Machtverhaltnisse konnen ebenso wie grossraumige Machtstrukturen bestehen doch diese erfordern eine standige Reproduktion durch kleinste Machtrelationen 15 Widerstand gehort dabei fest zum System Das Netzwerk weist zahlreiche Punkte des Widerstands auf die innerhalb von Machtbeziehungen Gegenpart Ziel Unterstutzung oder Instrument sein konnen Diese Punkte sind genauso veranderlich und variabel wie die gesamten Machtrelationen 16 Daraus folgend ist aber auch kein negatives Verstandnis der Macht moglich wie es in vielen Wissenschaften vorherrscht Macht ist produktiv und produziert Wirkliches Sie produziert Wissen um das Individuum Wahrheitsrituale und Gegenstandsbereiche 17 Foucault beschreibt Macht oft in Metaphern des Kriegs und in Umkehrung von Carl von Clausewitz als Politik als Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln Dabei begreift er die Kriegsmetapher als Gegenbild zur okonomischen Metapher die Politik in Begriffen von Regeln und Gesetzen beschreibt Wie Krieg auch hat die Gesamtheit der Macht keine Bedeutung und kann nur in taktischen Begriffen beschrieben werden zudem gibt es keinerlei Regeln die ausserhalb der Machttotalitat stehen und diese regulieren 18 Macht Wissen und der Standpunkt der Wissenschaft BearbeitenAus Foucaults Standpunkt folgt dass Wissen nicht unabhangig von Macht ist Die Tradition kritischer Wissenschaft Macht mit Hilfe von Wissen zu kritisieren das ausserhalb dieser Macht steht ist damit gegenstandslos 17 Foucault erzahlt seine Ausweitung von Macht und Wissen als Gegengeschichte zur gangigen Erzahlung der Aufklarung Wahrend das Standard Narrativ der Aufklarung von Befreiung und Humanisierung erzahlt schildert Foucault genau diese Praktiken als Ausweitung der Gefangnisgesellschaft und der Kontrolle uber Einzelne Gleichzeitig aber streitet er ab dass es einen unabhangigen Standpunkt gabe von dem aus sich diese Entwicklung kritisieren liesse Versuchen Wissen oder Wahrheit gegen die Macht in Stellung zu bringen widerspricht er da es nicht moglich sei dass sich die Auspragung des Wissens innerhalb von Machtverhaltnissen ereignen musse Diese Netzwerke sind standiger Veranderung ausgesetzt und produzieren sich von einem Moment zum nachsten 12 Wahrend Foucault sich politisch engagierte und in den Auseinandersetzungen seiner Zeit aktiv war wehrt er sich doch gegen eine herausgehobene Beobachterposition Die unlosbare Verbindung von Macht und Wissen erlaubt es eben nicht einen souveranen Standpunkt einzunehmen von dem aus diese Konflikte kritisch zu beurteilen waren Dieser erkenntnistheoretischen Souveranitat warf er dieselben Probleme wie der Souveranitat des Konigs vor Zum einen wurde sie die gesamten Mikropraktiken ubersehen in denen Wissen produziert wird Zum anderen wurde sie selbst nach Macht streben da es ihr darum ginge alle widerstreitenden Wissenskonzeptionen und Standpunkte zu eliminieren Foucault setzt die Genealogie dagegen die Erkenntnissen ermoglichen soll sich gegen die theoretische einheitliche und formale Struktur des wissenschaftlichen Diskurses zur Wehr zu setzen 19 Rezeption BearbeitenFoucault formuliert seine Positionen aus einer kritischen Position gegenuber traditionellen politischen Machtkonzepten die meist auf Souveranitat und Legitimitat abstellen 2 Zahlreiche Kritiker werfen ihm vor dass Foucault mit dem Verzicht auf diese Positionen seinen eigenen Standpunkt unterminiert von dem aus er heutige Erscheinungsformen der Macht kritisieren konnte Foucaults Position zur Macht ist einer der Ausgangspunkte der Foucault Habermas Debatte Andere Kritiker sind z B Charles Taylor oder Richard Rorty Taylor wirft Foucault vor dass es fur diesen keine unabhangige Wahrheit gebe keine Moglichkeit zu beurteilen dass ein Machtsystem besser ware als ein anderes und es dementsprechend keinerlei Rechtfertigung dafur gibt fur die Anderung eines Machtsystems zu kampfen Fur Rorty folgt aus Foucaults Machttheorie eine Hoffnungslosigkeit die zum Fatalismus fuhrt 20 Anmerkungen Bearbeiten Uberwachen und Strafen S 39 a b Rouse S 95 Rouse S 96 Rouse S 113 Claude Mangion Philosophical Approaches to Communication Intellect Books 2011 ISBN 1841504297 S 61 a b Rouse S 97 a b c d Claude Mangion Philosophical Approaches to Communication Intellect Books 2011 ISBN 1841504297 S 80 Rouse S 98 Rouse S 100 Claude Mangion Philosophical Approaches to Communication Intellect Books 2011 ISBN 1841504297 S 79 Rouse S 101 a b Rouse S 102 Rouse S 105 Rouse S 109 Rouse S 110 Rouse S 112 a b Bernadette Loacker Kreativ prekar Kunstlerische Arbeit und Subjektivitat im Postfordismus transcript Verlag 2010 ISBN 3837614182 S 146 Rouse S 111 Rouse S 106 Rouse S 107Literatur BearbeitenMichel Foucault Uberwachen und Strafen Die Geburt des Gefangnisses 9 Auflage Suhrkamp Taschenbuch 2271 Frankfurt am Main deutsche Erstausgabe 1994 Neuauflage 2008 Originaltitel Surveiller et punir la naissance de la prison Paris 1975 ubersetzt von Walter Seitter ISBN 978 3 518 38771 9 Michel Foucault Der Wille zum Wissen Sexualitat und Wahrheit 1 Frankfurt am Main 1983 ISBN 3 518 28316 2 fr Ausgabe Histoire de la sexualite vol 1 La volonte de savoir Paris 1976 Jouseph Rouse Power Knowledge in Gary Gutting Hrsg The Cambridge Companion to Foucault Cambridge University Press 2003 ISBN 978 0 521 60053 8 S 95 122 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Macht Wissen amp oldid 233339998