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Ekkehard Martens 2 November 1943 in Oppeln ist ein deutscher Philosoph mit dem Schwerpunkt in den Bereichen Antike Philosophie Ethik und Didaktik der Philosophie Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Arbeitsschwerpunkte 3 Philosophiedidaktik 3 1 Philosophiebegriff 3 2 Ziel des Philosophieunterrichts 3 3 Philosophieren als Elementare Kulturtechnik 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNach seinem Abitur im Jahr 1963 an der Sankt Ansgar Schule in Hamburg studierte Ekkehard Martens Philosophie Latein Griechisch und Padagogik in Frankfurt Tubingen und Hamburg Er war Promotions Stipendiat am Starnberger Max Planck Institut zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich technischen Welt bei Carl Friedrich von Weizsacker Martens wurde mit einer Arbeit uber Platons Philosophie promoviert und habilitierte sich im Fach Philosophiedidaktik Nach einer Tatigkeit als Gymnasiallehrer und als Wissenschaftlicher Assistent fur Philosophie an der Padagogischen Hochschule in Munster lehrte er seit 1978 bis zu seiner Emeritierung 2009 als Professor fur Didaktik der Philosophie und Alten Sprachen an der Universitat Hamburg Es folgten mehrere Lehrauftrage und Gastprofessuren zuletzt an den Universitaten Essen und Bochum Von 1997 bis 2001 ubernahm Ekkehard Martens zusammen mit Dieter Birnbacher und Peter Nenninger die wissenschaftliche Begleitung des Schulversuchs Praktische Philosophie in Nordrhein Westfalen Seit 1978 ist er ferner Grunder und Mitherausgeber der Zeitschrift fur Didaktik der Philosophie und Ethik Arbeitsschwerpunkte BearbeitenDie Forschungsschwerpunkte von Martens liegen in der Philosophie der Antike mit einigen Ubersetzungen von Platon Dialogen und Veroffentlichungen zu Sokrates im Bereich der angewandten Ethik in der Didaktik der Philosophie und der Ethik sowie im Philosophieren mit Kindern Der gemeinsam mit Herbert Schnadelbach herausgegebene Grundkurs Philosophie hat auch internationale Beachtung gefunden und wurde in verschiedene Sprachen ubersetzt Philosophiedidaktik BearbeitenPhilosophiebegriff Bearbeiten Martens unterteilt die Philosophie in zwei Aspekte Philosophie als Tatbestand Philosophie sowie als Tatigkeit Philosophieren 1 Martens beschreibt Art und Funktionalitat des jeweiligen Aspektes wie folgt Mit Philosophie als Tatbestand sind die Erkenntnisse Theorien oder Produkte der Tradition mit Philosophieren als Tatigkeit ist der Prozess des Erkennens gemeint 2 Die aus der Formulierung herauslesbare strikte Trennung der Aspekte lehnt Martens jedoch ab Er betont die notwendigen Zusammenhange und reziproken Austauschprozesse zwischen Tatbestand und Tatigkeit So gibt er an der Tatbestand lasse sich nicht ohne Tatigkeit verstehen prufen und weiterentwickeln Umgekehrt ist die Tatigkeit vorgepragt durch Erkenntnisse der vorangegangenen Philosophie 3 Weiter soll die Tradition die Tatigkeit des Philosophierens durch den in Jahrtausenden angewachsenen Fundus an Inhalts und Methodenwissen 4 bereichern und stimulieren der Lernende bzw der angehende Philosoph soll sich also die durch Autoritaten legitimierten Methoden und Inhalte als Grundlagenwissen aneignen muss diese aber um wirklich philosophisch tatig zu werden im Denken nutzen und im Diskurs mit Text dem Selbst oder einem Gesprachspartner ubersteigen Philosophieren ist nach Martens der sich hier auf Spaemann bezieht somit ein kontinuierlicher Diskurs 5 Dieser kontinuierliche Diskurs wird sich an alltaglichen Fragen entzunden und sofern eine kontinuierliche philosophische Tatigkeit praktiziert wird unweigerlich zu Grundfragen vorstossen An Sokrates anknupfend gibt sich Martens skeptisch ob diese Grundfragen beantwortet werden konnen oder ob es uberhaupt sinnvoll ist diese letztgultig zu beantworten da der eigentliche Ertrag ja in der schopferischen Auseinandersetzung im Vollzug liegt 6 Das im Diskurs zu Tage tretende argumentative Verfahren der Philosophie und die diesem zu Grunde liegende Offenheit welche den Diskurs erst fruchtbar machen unterscheiden die Philosophie und ihre Praxis nach Martens vom Grundfragendiskurs der Religionen 7 Wer kann alles Philosophie betreiben Martens vertritt die Ansicht dass jeder vom Kind bis zum Rentner nutzbringend philosophieren kann Philosophie ist nicht auf Expertenrunden oder Menschen beschrankt die in existenzielle Grenzsituationen geraten sind Martens bringt es pragnant auf den Punkt wenn er schreibt In eine Situation prinzipiellen Neudenkens kann jeder geraten 8 An diese Offnung der Philosophie anschliessend kritisiert Martens das Zwei Klassen Modell der Philosophie Die Einteilung in schlechtere Popularphilosophie und bessere Akademische Philosophie Martens schlagt vor diese qualitative Scheidung aufzugeben und pladiert fur ein Graduierungsmodell In diesem fuhrt der Weg von der leichter zuganglichen popularen Philosophie durch zunehmenden Erwerb methodischer Kompetenz bis zur elaborierten spezialisierten akademischen Philosophie Auch wenn hier ein qualitativer Anstieg an Ausdrucksform etc zu diagnostizieren ware betont Martens dass auch die elaborierte akademische Philosophie genauso wenig wie die populare endgultige Beantwortung der Grund oder Letztfragen bringen kann 9 Mit seiner Einteilung und der folgenden Beschreibung des Philosophierens als Tatigkeit bzw Arbeit schliesst er sich Philosophen wie Sokrates Kant und Wittgenstein an Als pragnanten Kernsatz zitiert Martens die Kantische Formel Philosophieren lernen 10 Ziel des Philosophieunterrichts Bearbeiten Martens bringt es knapp und prazise auf den Punkt Primares Ziel ist Kompetenzerwerb nicht Wissenserwerb 11 Martens betont zwar im Folgesatz dass diese pointierte Aussage nicht als Verwurf des gesamten philosophiegeschichtlichen Wissenserwerbs zu lesen sei dass aber eine besondere Art von Wissenserwerb Ziel des Philosophieunterrichts ware Die Lernenden sollen keine abstrakten Daten und entkontextualisierte Fakten memorieren sondern philosophische Grundtexte gut gelungener Philosophie 12 kennenlernen die ihnen als Beispiel und Richtschnur philosophischer Tatigkeit dienen konnen Die zu erlernenden Methoden umreisst Martens zuerst grob als a Diskurs b Kontinuitat und c Haltung der Offenheit 13 Diskurs meint hier das argumentative Verfahren welches in philosophischer Auseinandersetzung mit Texten und Gesprachspartnern zu Tage tritt Kontinuitat das produktive Anknupfen an die philosophische Tradition Die Haltung der Offenheit macht die produktive Argumentation erst moglich Erst wenn sich die Teilnehmer des Diskurses eingestehen dass sie nur uber moglichst gut begrundete Einsichten 14 verfugen kann aus der auf personlichen oder durch die Tradition vermittelten Grundlage etwas Neues erwachen das trotzdem diese Grundlagen in sich schliesst 15 Kritisch sieht Martens anknupfend an sein Graduierungsmodell den notwendigen Einsatz und Bezug von Texten der akademischen Philosophie im Unterricht So sieht er uberzogene akademische Spezialisierungen als hemmend fur die moglichst breite Praxis des Philosophierens im Erziehungs und Bildungsprozess an der Schule 16 Das Ziel die Philosophie solle zu von Lehrkraft und Gesellschaft forcierter Personlichkeitsveranderung fuhren oder als Lebenshilfe fungieren verwirft Martens Dies gehe an der Wirklichkeit des Unterrichts vorbei auch lasse sich eine wie auch immer geartete positive Veranderung des Schulers im ausserschulischen Bereich durch den Philosophieunterricht vom Lehrer weder feststellen messen noch bewerten 17 Philosophieren als Elementare Kulturtechnik Bearbeiten Anknupfend an Martens oben dargestellte Annahmen wird klar Es geht beim Philosophieren nicht um eine Tatigkeit die einer kleinen talentierten Elite zufallt und von der die grosse Masse hochstens den blassen Schein der in der Tradition meist negativ konnotierten Popularphilosophie erhaschen kann sondern jeder kann produktiv philosophieren sofern er die dafur notwendigen Grund Kompetenzen erwirbt Sprich Philosophie ist eine lehr und lernbare Kulturtechnik 18 Mit der Wahl des Begriffs Kulturtechnik bezieht Martens klar Position Philosophieren wird von ihm provokant in die Reihe Lesen Schreiben Rechnen gestellt ist also genauso grundlegend fur ein gelingendes Leben in der heutigen Gesellschaft Ausserdem betont der Begriff dass die Fahigkeit des Philosophierens praktisch sinnvoll anwendbar ist und systematisch vermittelt werden kann sie also kein einer Elite vorbehaltenes Luxus Talent ist 19 Die Lehrbarkeit des Philosophierens und die Einlosung des Graduierungsmodells der Philosophie will Martens mittels eines integrativen Methodenparadigmas einlosen Ausgehend von Martens Aufarbeitung der sokratischen sowie aristotelischen Praxis beinhaltet das Martens sche Methodenparadigma die phanomenologische hermeneutische analytische sowie dialektische und spekulative Methode jeder dieser Methoden lassen sich Hauptstromungen der Philosophie und Philosophen zuordnen Paradigmatische Philosophen waren in Bezug auf die phanomenologische Methode beispielsweise Husserl und Heidegger in Bezug auf die dialektische Hegel und Marx Die Methoden sind im Martens schen Schema nicht isoliert und voneinander strikt getrennt zu denken sondern bilden zusammen ein vernetztes Graduierungsmodell welches zwar Schwerpunktsetzungen zulasst und fordert jedoch fast immer alle Methoden einsetzt 20 Werke BearbeitenPlaton Charmides Griech dtsch Ubers u mit Anm versehen Reclam Stuttgart 1977 Dialogisch pragmatische Philosophiedidaktik Schroedel Hannover 1979 Einfuhrung in die Didaktik der Philosophie Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1983 Der Faden der Ariadne oder Warum alle Philosophen spinnen Metzler Stuttgart 1991 Neuausgabe Reclam Leipzig 2000 ISBN 3 379 01704 3 Philosophie Ein Grundkurs Hrsg zus mit H Schnadelbach 2 Bande Rowohlt Reinbek 1991 Ethik Ein Grundkurs Hrsg zus mit H Hastedt Rowohlt Reinbek 1996 Zwischen Gut und Bose Elementare Fragen angewandter Philosophie Reclam Stuttgart 1996 ISBN 3 15009635 9 Philosophieren mit Kindern Eine Einfuhrung in die Philosophie Reclam Stuttgart 1997 Philosophische Meisterstucke Hrsg zus mit E Nordhofen J Siebert 2 Bande Reclam Stuttgart 1998 2001 Gut leben Ethik Hrsg Bayerischer Schulbuchverlag Munchen 2002 Vom Staunen oder Die Ruckkehr der Neugier Reclam Leipzig 2003 Ich denke also bin ich Grundtexte der Philosophie Hrsg 3 Aufl Beck Munchen 2003 Methodik des Ethik und Philosophieunterrichts Philosophieren als elementare Kulturtechnik Siebert Hannover 2003 Praxishandbucher Philosophie Ethik 4 Bde Hrsg zus mit H Hastedt J Rohbeck V Steenblock Siebert Hannover 2003 2004 Sokrates Eine Einfuhrung Reclam Stuttgart 2004 Platon Grundwissen Philosophie Reclam Stuttgart 2009 Lob des Alters Ein philosophisches Lesebuch Artemis amp Winkler Mannheim 2011Literatur BearbeitenDieter Birnbacher Joachim Siebert Volker Steenblock Hrsg Philosophie und ihre Vermittlung Ekkehard Martens zum 60 Geburtstag Siebert Hannover 2003 ISBN 3 937223 06 1 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ekkehard Martens im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Rezension zu Der Faden der Ariadne in metaphorik de PDF Datei 92 kB Einzelnachweise Bearbeiten Martens ist sich durchaus bewusst dass Wesen und Gehalt der Philosophie als solcher seit ihrem Beginn kontrovers diskutiert werden Und dass w as Philosophie ist und soll selber eine philosophische Frage ist und sich nicht eindeutig beantworten lasst Siehe Martens Methodik des Ethik und Philosophieunterrichts S 15 Martens Methodik des Ethik und Philosophieunterrichts S 15 Martens Methodik des Ethik und Philosophieunterrichts S 15 Martens Methodik des Ethik und Philosophieunterrichts S 15 Martens Methodik des Ethik und Philosophieunterrichts S 17 Martens Methodik des Ethik und Philosophieunterrichts S 23 Martens Methodik des Ethik und Philosophieunterrichts S 17 Martens Methodik des Ethik und Philosophieunterrichts S 19 Fur die letzten Fragen jedenfalls bringen auch sie keine letzten Antworten Siehe Martens Methodik des Ethik und Philosophieunterrichts S 24 Martens Methodik des Ethik und Philosophieunterrichts S 15 Martens Methodik des Ethik und Philosophieunterrichts S 16 Martens Methodik des Ethik und Philosophieunterrichts S 16 Martens Methodik des Ethik und Philosophieunterrichts S 17 Martens Methodik des Ethik und Philosophieunterrichts S 18 Martens Methodik des Ethik und Philosophieunterrichts S 16 19 Martens Methodik des Ethik und Philosophieunterrichts S 24 Martens Methodik des Ethik und Philosophieunterrichts S 28 Martens Methodik des Ethik und Philosophieunterrichts S 28 Martens Methodik des Ethik und Philosophieunterrichts S 30 33 Martens Methodik des Ethik und Philosophieunterrichts S 48 58 Normdaten Person GND 120534819 lobid OGND AKS LCCN n81063394 NDL 00844910 VIAF 8220456 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Martens EkkehardKURZBESCHREIBUNG deutscher PhilosophGEBURTSDATUM 2 November 1943GEBURTSORT Oppeln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ekkehard Martens amp oldid 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