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Egon Wagenknecht 29 Marz 1908 in Rauen bei Furstenwalde Spree 19 Januar 2005 in Eberswalde war ein deutscher Forst und Jagdwissenschaftler Er galt als Nestor des Eberswalder Waldbaues sowie der Jagdwissenschaft und verkorperte wesentliche Abschnitte der deutschen Forst und Jagdgeschichte des 20 Jahrhunderts Er war ein besonders guter Kenner des Rotwildes uber das er zwei Standardwerke verfasste Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Leistungen 3 Schriften Auswahl 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksLeben BearbeitenEgon Wagenknecht am 29 Marz 1908 in Rauen bei Furstenwalde Spree geboren stammte aus einer alten Forster familie Als Forsterssohn der dritten Generation wuchs er in den nordbrandenburgischen Forsthausern Altthymen bei Furstenberg Havel und Wolfsgarten bei Zehdenick auf und besuchte die Schule in Furstenberg Templin und Oranienburg Schon fruh sammelte er forstliche Eindrucke und wurde von seinem Vater auch jagdlich angeleitet So war sein Ausbildungswunsch klar vorgezeichnet und er studierte von 1928 bis 1933 an der Universitat Berlin und an der Forstlichen Hochschule Eberswalde Zu seinen Lehrern gehorten Carl Eckstein Walter Wittich und Alfred Dengler Nach Ableistung der Referendarzeit 1933 bis 1935 wahrend der er 20 Oberforstereien von Ostpreussen bis ins Saargebiet kennenlernte legte Wagenknecht 1936 die Staatsprufung zum Preussischen Forstassessor ab Danach arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent Denglers am Institut fur Waldbau in Eberswalde Dort promovierte er 1940 mit einer Untersuchung uber den Einfluss verschiedener Bodenbearbeitungsverfahren auf das Wachstum von Kiefernkulturen zum Dr sc Im Jahr 1937 trat er der NSDAP bei 1 Der Zweite Weltkrieg mit seinen Folgen unterbrach dann seine berufliche Entwicklung um fast zehn Jahre Nach schwerer Verwundung als Offizier der Wehrmacht verwaltete Wagenknecht kurzzeitig zwei Forstamter in Ostpreussen und Mecklenburg Schliesslich kehrte er im Treck aus Ostpreussen nach Eberswalde zuruck Dort begann er zunachst als Waldarbeiter 1948 wurde er Mitarbeiter im Zentralforstamt Berlin und im Wintersemester 1948 49 begann seine Karriere als Hochschullehrer an der Forstwirtschaftlichen Fakultat der nunmehrigen Humboldt Universitat zu Berlin in Eberswalde 1950 erhielt er dort eine Waldbaudozentur und die kommissarische Leitung des Waldbauinstituts ubertragen Nach der Habilitation wurde Wagenknecht 1951 Professor und 1952 auch Direktor des Waldbau Institutes 1952 grundete er das Fachorgan Archiv fur Forstwesen das sich bald zur fuhrenden forstwissenschaftlichen Zeitschrift in der DDR entwickelte und von Wagenknecht nebenamtlich als Chefredakteur betreut wurde Im Jahr 1952 berief man Wagenknecht auch zum Ordentlichen Mitglied der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften in der er von 1964 bis 1968 als Sekretar der Sektion Forstwesen wirkte Von 1965 bis 1971 gehorte er zudem dem Forschungsrat der DDR an Nach dem Bau der Berliner Mauer vollzog sich Anfang der sechziger Jahre jedoch eine politisch scharfe Entwicklung gegen die Fakultat in Eberswalde die den SED Machthabern missliebig geworden war Flucht Verhaftungen und Schauprozesse vergifteten das Klima und fuhrten schliesslich 1963 zur Schliessung der Fakultat Wagenknecht musste seine Zeitschrift Archiv fur Forstwesen 1971 aus vorgeblichen Rationalisierungsgrunden einstellen wurde jedoch Bereichsdirektor fur Waldbau und Abteilungsleiter Jagdkunde am verbliebenen Institut fur Forstwissenschaften Eberswalde Dort bewirkte er die Bildung einer Abteilung Jagdwirtschaft und veranlasste die Einrichtung von Wildforschungsgebieten da fur ihn Forstwirtschaft und Jagd untrennbar zusammengehorten Noch vor seinem offiziellen Ruhestand zog sich Wagenknecht vorzeitig aus der Waldbau Forschung zuruck um sich nur noch der Wildbiologie zu widmen Er gehorte auch zu den Grundungsmitgliedern der Arbeitsgemeinschaft fur Jagd und Wildforschung Zu diesem Themenkomplex verfasste er im Ruhestand auch mehrere Bucher Nach der Wiedervereinigung meldete er sich getreu seinem Motto Professor sein heisst Bekenner sein wieder deutlicher zu Wort als es daranging die Forstwirtschaft in den neuen Landern umzugestalten und die Fachhochschule Eberswalde zu grunden Die hohe Wertschatzung die Wagenknecht in Forst und Jagdkreisen genoss liess sich auch daran ablesen dass zu einem Ehrenkolloquium am 28 April 1998 anlasslich seines 90 Geburtstages mehr als 400 Forstleute Jager und Bekannte aus ganz Deutschland nach Eberswalde kamen 66 Jahre lang war er mit Charlotte Wagenknecht verheiratet mit der er drei Kinder hatte Egon Wagenknecht verstarb am 19 Januar 2005 im Alter von 96 Jahren Er liegt auf dem Klosterfriedhof Chorin begraben Leistungen BearbeitenBei der Bewaltigung der Kriegs und Nachkriegsfolgen mit den grossen Kahlflachenaufforstungen die nach den Reparationshieben erforderlich wurden hat sich Wagenknecht grosse Verdienste erworben vor allem dank seines Buches Aufforstung planmassig durchgefuhrt 1950 das spater als Die Walderneuerung noch in mehreren Auflagen erschien Wagenknecht verkorperte eine waldbauliche Ara die ausgehend von Friedrich Wilhelm Leopold Pfeil und auf dem okologischen Waldbau von Alfred Dengler fussend als die so genannte Eberswalder Schule bekannt ist Wie Pfeil berucksichtigte Wagenknecht bei seinen Forschungen stets auch die Erfahrungen aus der Praxis Der forstliche Standort wurde zu seinem Leitmotiv besonders deutlich in dem Werk Wege zu standortgerechter Forstwirtschaft Eberswalde 1953 das er gemeinsam mit Alexis Scamoni Albert Richter und Jobst Lehmann 1956 vorlegte Das grundlegend Neue daran war dass nicht mehr vom Allgemeinen sondern vom Einzelstandort ausgegangen wurde der Grundlage aller Massnahmen von der Verjungung bis zur Bestandespflege war ein Denkansatz der seine Fortsetzung in den spateren Eberswalder Baumarten und Wuchsgebietsmonografien fand Mit dieser wissenschaftlichen Einstellung entwickelte Wagenknecht 1955 auch Bestockungszieltypen fur das nordostdeutsche Diluvium und stiess im gleichen Jahr einen Grossversuch zur Umwandlung reiner devastierter Kiefernwalder in standortgerechten leistungsstarken Mischwald in den Revieren Schwenow und Tschinka bei Beeskow an Als sich nach 1960 in der Forstwirtschaft der DDR ein Arbeitskraftemangel auftat ruckten fur Wagenknecht und seine Mitarbeiter die Moglichkeiten der Intensivierung und Rationalisierung in den Mittelpunkt der Waldbauforschung Bei der Entwicklung verschiedener Verfahren beschaftigten sie sich auch verstarkt mit Fragen der Dungung des Herbizid Einsatzes bei der Kulturpflege der Mischbestandsbegrundung durch Voran oder Unterbau und der Naturverjungung Wagenknechts Bibliographie umfasst mehr als 300 Veroffentlichungen von denen allein 170 wahrend seiner Pensionarszeit entstanden und vor allem die Wildforschung und Jagdwissenschaft zum Gegenstand haben Die meisten dieser Bucher erlebten mehrere Auflagen was Wagenknecht stets Gelegenheit zu Aktualisierungen und Erganzungen bot Besonders bekannt sind Bewirtschaftung unserer Schalenwildbestande 1963 Rotwild 1985 und Rehwildhege mit der Buchse 1976 In diesen Werken vertrat er seine Auffassung der Einheit von Wald und Wildbewirtschaftung Wagenknecht hat sich immer als Waldbauer fur wirtschaftlich tragbare Wilddichten in Abhangigkeit von Standort und Wildschaden eingesetzt und merkte einmal kritisch an es ist heute nicht schwer Waldbau ohne Wild und Jagdwirtschaft ohne Rucksicht auf den Wald zu betreiben Sein Ziel war hingegen stets beides so zu vereinen dass Wald und Wild zu ihrem Recht kommen Schriften Auswahl BearbeitenUber den Einfluss verschiedener Bodenbearbeitungsverfahren auf das Wachstum von Kiefernkulturen Dissertation Eberswalde 1940 Aufforsten planmassig durchgefuhrt Eine Anleitung fur Forstwirte Bauernwaldbesitzer und Waldgenossenschaften Berlin 1950 spater unter dem Titel Die Walderneuerung Anbauwurdigkeit und waldbauliche Behandlung der Roteiche Quercus borealis Michaux Habilitationsschrift Berlin 1954 auch in Die Roteiche und ihr Holz Berlin 1955 zusammen mit Kurt Gohre Wege zu standortgerechter Forstwirtschaft Eberswalde 1953 Radebeul und Berlin 1956 zusammen mit Alexis Scamoni Albert Richter und Jobst Lehmann Die Fichte im nordostdeutschen Flachland Anbauwurdigkeit und waldbauliche Behandlung Radebeul und Berlin 1959 zusammen mit Gunter Belitz Rationelle Dickungspflege Radebeul und Berlin 1962 zusammen mit Wolfgang Henkel Bewirtschaftung unserer Schalenwildbestande Berlin 1965 spater unter dem Titel Bewirtschaftung von Schalenwild 6 uberarbeitete und erweiterte Auflage 1994 ISBN 3 331 00682 3 Die Altersbestimmung des erlegten Wildes Berlin 1968 als Herausgeber und Mitverfasser Jagdliche Einrichtungen Berlin 1973 2 uberarbeitete und erganzte Auflage 1989 ISBN 3 331 00318 2 Rehwildhege mit der Buchse Leipzig und Radebeul 1976 Der Rothirsch Cervus elaphus Die Neue Brehm Bucherei Band 129 Wittenberg Lutherstadt 1980 3 uberarbeitete Auflage 1996 bei Westarp Wissenschaften Hohenwarsleben ISBN 3 89432 500 3 Rotwild Melsungen Berlin Basel und Wien 1981 5 uberarbeitete und erweiterte Auflage 2000 ISBN 3 927848 24 7 Einzelnachweise Bearbeiten Harry Waibel Diener vieler Herren Ehemalige NS Funktionare in der SBZ DDR Peter Lang Frankfurt am Main u a 2011 ISBN 978 3 631 63542 1 S 354 355 Literatur BearbeitenAlbrecht Milnik Egon Wagenknecht Ein langes Leben fur Wald und Wild Reihe Forstliche Biografien Nr 13 Kessel Remagen Oberwinter 2005 ISBN 3 935638 67 1 Wald Wild und Jagd in Brandenburg Gemeinsames Ehrenkolloquium des Brandenburgischen Forstvereins e V und des Landesjagdverbandes Brandenburg e V anlasslich des 90 Geburtstages von Prof Dr Egon Wagenknecht Eberswalde 1998 Festschrift Potsdam 1998 Norbert Kohlstock Klaus Hoppner Professor Dr habil Egon Wagenknecht verstorben Nachruf in Brandenburgische Forstnachrichten Ausgabe 115 14 Jahrgang Januar Februar 2005 S 21 22 Siegfried Kuntsche Wagenknecht Egon In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 2 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Egon Wagenknecht im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kurzbiographie auf der Homepage von Albrecht MilnikNormdaten Person GND 120732238 lobid OGND AKS LCCN n88607173 VIAF 30374366 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wagenknecht EgonKURZBESCHREIBUNG deutscher ForstwissenschaftlerGEBURTSDATUM 29 Marz 1908GEBURTSORT RauenSTERBEDATUM 19 Januar 2005STERBEORT Eberswalde Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Egon Wagenknecht amp oldid 231583363