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Echinococcus shiquicus ist ein parasitischer Bandwurm aus der Familie der Taeniidae Als bislang einziger Endwirt ist der nur auf dem tibetanischen Hochplateau beheimatete Tibetfuchs Vulpes ferrilata bekannt Die Larven entwickeln sich in dessen Hauptbeute dem Schwarzlippigen Pfeifhasen Ochotona curzoniae Fur den Menschen ist dieser Bandwurm wahrscheinlich nicht pathogen Echinococcus shiquicusEchinococcus shiquicusSystematikKlasse Bandwurmer Cestoda Unterklasse Echte Bandwurmer Eucestoda Ordnung CyclophyllideaFamilie TaeniidaeGattung EchinococcusArt Echinococcus shiquicusWissenschaftlicher NameEchinococcus shiquicusXiao et al 2005 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Merkmale der Adulttiere 1 2 Genetische Merkmale 2 Verbreitung 3 Lebensweise und Lebenszyklus 4 Systematik 5 Epidemiologie und Bedeutung fur den Menschen 6 Belege 7 LiteraturMerkmale BearbeitenMerkmale der Adulttiere Bearbeiten Wie andere Echinococcus Arten besteht der ausgewachsene adulte Echinococcus shiquicus aus einem Kopfabschnitt dem Scolex mit einem vorstulpbaren Rostellum und einem zweireihigen Hakenkranz sowie daran anschliessend den Bandwurmgliedern Proglottiden Die vorletzte Proglottis tragt bei geschlechtsreifen Tieren die mannlichen Genitalien und die letzte enthalt als eiertragende weibliche Proglottis etwa einhundert Eier welche bereits reife Larven sogenannte Onkospharen enthalten Vergleich der Merkmale verschiedener Echinococcus Arten E shiquicus E granulosus E multilocularisKorperlange mm 1 3 bis 1 7 2 0 bis 11 0 1 2 bis 4 5Segmentanzahl 2 bis 3 2 bis 7 2 bis 6Lange der grossen Haken am Rostellum mm 20 0 bis 23 0 25 0 bis 49 0 24 9 bis 34 0Lange der kleinen Haken am Rostellum mm 16 0 bis 17 0 17 0 bis 31 0 20 4 bis 31 0Anzahl der Hoden 12 bis 20 25 bis 80 16 bis 35Die adulten Echinococcus shiquicus entsprechen in ihrer Anatomie weitgehend dem Fuchsbandwurm Echinococcus multilocularis Echinococcus shiquicus ist jedoch deutlich kleiner als die verwandten Arten Adulte Tiere erreichen eine Korperlange von 1 2 bis 1 7 Millimeter wahrend adulte Fuchsbandwurmer 1 2 bis 4 5 Millimeter und Dreigliedrige Hundebandwurmer Echinococcus granulosus sogar 2 bis 11 Millimeter lang werden Sie besitzen zudem nur zwei bis maximal drei Proglottiden wahrend sowohl der Fuchsbandwurm als auch der Dreigliedrige Hundebandwurm bis zu sechs oder sieben Proglottiden haben konnen 1 Auch die Haken im terminalen Hakenkranz dem Rostellum des Scolex sind deutlich kleiner als die der verwandten Arten und die Anzahl der Hoden der geschlechtsreifen Proglottis ist deutlich geringer Auch bezuglich der Eianzahl die bei Echinococcus shiquicus etwa 100 Eier und bei anderen Arten mehrere hundert Eier umfasst unterscheiden sie sich Weitere Unterschiede betreffen die Position des Genitalporus der sich hier bei der geschlechtsreifen Proglottis nahe dem oberen Ende befindet sowie die sackformige eiertragende Proglottis mit einem unverzweigten Uterus 1 Genetische Merkmale Bearbeiten Echinococcus shiquicus wurde vor allem aufgrund von genetischen Unterschieden zu den bekannten Arten Echinococcus multilocularis und Echinococcus granulosus entdeckt und als eigene Art identifiziert Dabei handelte es sich um verschiedene Gene der mitochondrialen DNA wie cox1 nad1 atp6 und vor allem cob 1 Durch nachfolgende Untersuchungen sind heute weitere Anteile der mitochondrialen und der nuklearen DNA Kern DNA bekannt 2 3 Verbreitung Bearbeiten nbsp Verbreitungsgebiet des Tibetfuchses 4 und damit zugleich die maximale Ausdehnung des Verbreitungsgebiets von Echinococcus shiquicusDas Verbreitungsgebiet von Echinococcus shiquicus ist wahrscheinlich auf das Hochland von Tibet beschrankt in dem seine Wirte leben 1 5 Da der Bandwurm bislang nicht in anderen Fuchsarten nachgewiesen werden konnte die ebenfalls auf dem tibetischen Hochplateau leben vor allem der Rotfuchs Vulpes vulpes und der Steppenfuchs Vulpes corsac ist eine weitere Verbreitung unwahrscheinlich Lebensweise und Lebenszyklus BearbeitenEchinococcus shiquicus wurde als Larve bislang ausschliesslich im Schwarzlippigen Pfeifhasen Ochotona curzoniae als Zwischenwirt und als Adulttier ausschliesslich im Tibetfuchs Vulpes ferrilata als Endwirt nachgewiesen Der Lebenszyklus entspricht dem anderer Echinococcus Arten Die Fuchse erbeuten Pfeifhasen die mit den Finnenstadien von Echinococcus shiquicus infiziert sind und nehmen mit dem Fleisch auch die in den Hydatiden enthaltenen Finnen auf Diese entwickeln sich im Magen Darm Trakt der Fuchse zu adulten Bandwurmern die sich im Dunndarm des Fuchses vor allem im Ileum festsetzen und hier in den eiertragenden Proglottiden Eier produzieren Der Fuchs kann als Endwirt von Hunderten bis Zehntausenden Bandwurmern befallen sein 1 Wie bei anderen Endwirten von Echinococcus Arten ist auch bei dieser Art anzunehmen dass eine Infektion erst bei einer sehr grossen Anzahl von Bandwurmern eine negative Wirkung auf den Gesundheitszustand der Fuchse hat Die mit Eiern gefullten Proglottiden werden in das Darmlumen abgegeben und gelangen mit dem Kot der Fuchse nach aussen Die Pfeifhasen nehmen die Proglottiden und die darin enthaltenen Eier mit verunreinigter pflanzlicher Nahrung auf und die Eier entwickeln sich zu Larven den Onkospharen die im Dunndarm in das Blutgefasssystem ubertreten und sich im Korpergewebe festsetzen Hier bilden sie vor allem in der Leber und Lunge durch ungeschlechtliche Vermehrung einzelne etwa 10 Zentimeter grosse Finnenblasen Hydatiden die der zystischen Echinokokkose des Dreigliedrigen Hundebandwurms entsprechen Diese durften bei den kleinen Pfeifhasen zwangslaufig zu einer starken gesundheitlichen Beeintrachtigung bis zum Tod fuhren entsprechende Untersuchungen liegen allerdings bislang nicht vor In den Blasen entwickelt sich die Metazestode als zweites Larvenstadium des Bandwurms Die Metazestoden bilden durch eine ungeschlechtliche Fortpflanzung in der Blasenwand zahlreiche knospende Tochterlarven die ausschliesslich aus einem eingestulpten Kopf Scolex mit Sprossungszone bestehen und Protoscolices genannt werden Tochterblasen in der Hydatide werden dabei nicht gebildet 1 5 Systematik BearbeitenVerwandtschaftsverhaltnisse innerhalb der Gattung EchinococcusEchinococcus multilocularis Echinococcus shiquicus Echinococcus oligarthra Echinococcus vogeli Echinococcus felidis Echinococcus granulosus s str G1 G2 G3 Echinococcus equinus G4 Echinococcus ortleppi G5 Echinococcus intermedius G6 G7 G9 Echinococcus canadensis G8 G10 Vorlage Klade Wartung Style Echinococcus oligarthra Echinococcus vogeli Echinococcus felidis Echinococcus granulosus s str G1 G2 G3 Echinococcus equinus G4 Echinococcus shiquicus Echinococcus multilocularis Echinococcus ortleppi G5 Echinococcus canadensis G8 Echinococcus canadensis G6 G7 G9 Echinococcus canadensis G10 Vorlage Klade Wartung StyleZwei verschiedene phylogenetische Baume auf der Basis mitochondrialer DNA 2 mtDNA beziehungsweise nuklearer DNA Kern DNA 3 Die Klammerzusatze stehen fur verschiedene Genotypen Die wissenschaftliche Erstbeschreibung von Echinococcus shiquicus erfolgte durch Ning Xiao et al 2005 1 die bei molekularbiologischen Untersuchungen von Larvenmaterial aus der Region Shiqu bei unterschiedlichen Zwischenwirten auf DNA gestossen waren die sich von den bekannten Sequenzen deutlich unterschied Das Material stammte aus Gewebe des Schwarzlippigen Pfeifhasen und die Autoren konnten die gleichen Sequenzen auch in Bandwurmern des Tibetfuchses nachweisen Die neu beschriebene Art wurde nach der Region Shiqu als shiquicus benannt Eine erste Entdeckung und wissenschaftliche Prasentation geht wahrscheinlich schon auf Guo et al 1993 6 zuruck die die von ihnen beschriebenen Finnenblasen im Gewebe der Pfeifhasen allerdings auf Echinococcus granulosus zuruckfuhrten 1 Qiu et al 1995 7 beschrieben atypische Adulte von Echinococcus multilocularis aus dem Darm von Tibetfuchsen auch hierbei handelte es sich nach Ansicht der Erstbeschreiber um eine Beschreibung der adulten Tiere von Echinococcus shiquicus 1 5 Die Systematik der Gattung Echinococcus und damit auch die systematische Position von Echinococcus shiquicus ist bislang nicht abschliessend geklart Problematisch sind dabei vor allem die zahlreichen als Genotypen in den Kladogrammen als G1 G2 usw bezeichnet beschriebenen Formen von Echinococcus granulosus die in den bisherigen molekularbiologischen Untersuchungen nicht als monophyletische Kladen erkennbar sind Diese werden in der aktuellen Literatur und daher auch in den nebenstehenden Kladogrammen zum Teil bereits als eigenstandige Arten E equinus E ortleppi E canadensis und E intermedius betrachtet 2 3 Der Artstatus von Echinococcus shiquicus sowie die Zuordnung zur Gattung Echinococcus werden dabei seit der wissenschaftlichen Erstbeschreibung durch Ning Xiao et al 2005 1 generell anerkannt 2 3 Die bisherigen molekularbiologischen Untersuchungen zur Systematik der Echinococcus Arten basieren auf mitochondrialer 2 sowie nuklearer 3 DNA Kern DNA Die Ergebnisse dieser beiden Studien unterscheiden sich deutlich Bei der Nutzung der Kern DNA stellen E multilocularis und E shiquicus die beiden basalen Arten der Gattung dar und die verschiedenen Genotypen des E granulosus bilden mit E felidis ein Taxon 3 Bei der Verwendung mitochondrialer DNA werden diese beiden Arten dagegen inmitten der E granulosis Genotypen platziert 2 Saarma et al 2009 befurworten die Nutzung der Kern DNA zur Ermittlung der phylogenetischen Verwandtschaftsverhaltnisse da die mitochondriale DNA in diesem Fall der parasitischen Lebensweise durch ihre zufallige Mutationsrate ohne Rekombination die tatsachliche Artentwicklung nicht nachzeichne 3 Entsprechend dieser Analyse stellt Echinococcus multilocularis die basalste Art der Gattung dar gefolgt von E shiquicus 3 Epidemiologie und Bedeutung fur den Menschen Bearbeiten nbsp Der Tibetfuchs ist der bislang einzige nachgewiesene Endwirt von Echinococcus shiquicus Epidemiologische Studien zur Befallshaufigkeit von Echinococcus shiquicus liegen weder fur den Tibetfuchs als Endwirt noch fur den Schwarzlippigen Pfeifhasen vor Im Hochland von Tibet kommt Echinococcus shiquicus gemeinsam mit dem Fuchsbandwurm und dem Dreigliedrigen Hundebandwurm vor Alle drei Arten konnen die heimischen Pfeifhasen und andere Kleinsauger als Zwischenwirte befallen beim Tibetfuchs als Endwirt wurden allerdings nur der Fuchsbandwurm und Echinococcus shiquicus nachgewiesen Dabei kann es auch zu Doppelinfektionen einzelner Pfeifhasen oder Fuchse mit beiden Bandwurmarten kommen 8 Nachgewiesen wurde eine Doppelinfektion bislang nur bei einem Pfeifhasen der in seiner Leber sowohl Finnen von Echinococcus shiquicus als auch von Echinococcus multilocularis aufwies 8 Echinococcus shiquicus wurde bislang beim Menschen nicht nachgewiesen und ist vermutlich fur den Menschen nicht pathogen 1 Auch in einer Studie in der uber molekularbiologische Methoden insgesamt 68 Falle von Echinokokkosen im Nordwesten Chinas zur Identifikation der pathogenen Echinococcus Arten untersucht wurden konnten keine Infektionen mit Echinococcus shiquicus nachgewiesen werden 9 Das Potenzial von Echinococcus shiquicus als Zoonoseerreger ist unbekannt 10 Belege Bearbeiten a b c d e f g h i j k Ning Xiao Jiamin Qiu Minoru Nakao Tiaoying Li Wen Yang Xingwang Chen Peter M Schantz Philip S Craig Akira Ito Echinococcus shiquicus n sp a taeniid cestode from Tibetan fox and plateau pika in China International Journal for Parasitology 35 6 2005 S 693 701 Abstract a b c d e f M Nakao D P McManus P M Schantz P S Craig A Ito A molecular phylogeny of the genus Echinococcus inferred from complete mitochondrial genomes Parasitology 134 5 S 713 722 PMID 17156584 a b c d e f g h U Saarma I Jogisalu E Moks A Varcasia A Lavikainen A Oksanen S Simsek V Andresiuk G Denegri L M Gonzalez E Ferrer T Garate L Rinaldi P Maravilla A novel phylogeny for the genus Echinococcus based on nuclear data challenges relationships based on mitochondrial evidence Parasitology 136 3 2009 S 317 328 PMID 19154654 Vulpes ferrilata in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2011 Eingestellt von Schaller amp Ginsberg 2004 Abgerufen am 25 Dezember 2011 a b c Ning Xiao Jiamin Qiu Minoru Nakao Tiaoying Li Wen Yang Xingwang Chen Peter M Schantz Philip S Craig Akira Ito Echinococcus shiquicus a new species from the Qinghai Tibet plateau region of China Discovery and epidemiological implications Parasitology International 55 Supplement 2006 S 233 236 Abstract Z X Guo D L He Y Q Li G Q Zhao Y F Ma P Y Liu et al Survey of endemic situation and natural foci of hydatidosis in Qinghai Tibet plateau International Archives of Hydatidoses 31 1993 S 69 J M Qiu X W Chen M Ren C X Luo D L Liu X T Liu et al Epidemiological study on alveolar hydatid disease in Qinghai Xizang plateau Journal of Practical Parasitic Diseases 3 1995 S 106 109 PMID 19154654 a b Ning Xiao Minoru Nakao Jiamin Qiu Christine M Budke Patrick Giraudoux Philip S Craig Akira Ito Dual infection of animal hosts with different Echinococcus species in the eastern Qinghai Tibet plateau region of China The American Journal of Tropical Medicine and Hygiene 75 2 S 292 294 T Li A Ito K Nakaya J Qiu M Nakao R Zhen N Xiao X Chen P Giraudoux P S Craig Species identification of human echinococcosis using histopathology and genotyping in northwestern China In Transactions of the Royal Society of Tropical Medicine and Hygiene Band 102 Nummer 6 Juni 2008 S 585 590 doi 10 1016 j trstmh 2008 02 019 PMID 18396303 PMC 2517144 freier Volltext Pedro Moro Peter M Schantz Echinococcosis a review International Journal of Infectious Diseases 13 2009 S 125 133 Literatur BearbeitenNing Xiao Jiamin Qiu Minoru Nakao Tiaoying Li Wen Yang Xingwang Chen Peter M Schantz Philip S Craig Akira Ito Echinococcus shiquicus n sp a taeniid cestode from Tibetan fox and plateau pika in China International Journal for Parasitology 35 6 2005 S 693 701 Abstract Ning Xiao Jiamin Qiu Minoru Nakao Tiaoying Li Wen Yang Xingwang Chen Peter M Schantz Philip S Craig Akira Ito Echinococcus shiquicus a new species from the Qinghai Tibet plateau region of China Discovery and epidemiological implications Parasitology International 55 Supplement 2006 S 233 236 Abstract nbsp Dieser Artikel wurde am 24 Januar 2012 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Echinococcus shiquicus amp oldid 233845247