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Die Drude Theorie auch Drude Modell nach Paul Drude 1 2 veroffentlicht um 1900 ist eine klassische Beschreibung des Ladungstransports durch ein externes elektrisches Feld in Metallen oder verallgemeinert durch freie Elektronen in Festkorpern 3 4 Bei Betrachtung von elektrischen Wechselfeldern damit auch Licht wird auch die Bezeichnung Drude Zener Theorie bzw Modell nach Clarence Melvin Zener verwendet 5 Schematische Darstellungder Bewegung von Elektronen blau in einem Kristallgitter rot nach der Drude Theorie mit Erlauterungen im Text vd Driftgeschwindigkeit der ElektronenE Richtung des elektrischen FeldesI Richtung des elektrischen StromsMit dem Drude Modell konnte erstmals das ohmsche Gesetz erklart werden wenn auch der mit diesem Modell berechnete Widerstandswert etwa sechsmal grosser ist als der wahre gemessene Widerstandswert des jeweiligen Materials Grund dafur ist dass tatsachlich aufgrund quantenstatistischer Vorgange mehr Elektronen zur Verfugung stehen da die Fermi Energie erreicht wird Die Drude Theorie wurde 1905 von Hendrik Antoon Lorentz erweitert und 1933 von Arnold Sommerfeld und Hans Bethe um die Ergebnisse der Quantenmechanik erganzt 6 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Gleichstromleitfahigkeit 1 2 Frequenzabhangige elektrische Leitfahigkeit 2 Grenzen 3 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenIm Drude Modell wird ein elektrischer Leiter als Ionenkristall betrachtet in dem sich die Elektronen frei bewegen konnen ein Elektronengas bilden und so verantwortlich fur die Stromleitung sind Der Begriff Elektronengas ruhrt von der Ahnlichkeit dieser Theorie zur kinetischen Gastheorie her Herrscht im Inneren des Leiters namlich kein elektrisches Feld so verhalten sich die Elektronen wie Gasteilchen in einem Behalter Gleichstromleitfahigkeit Bearbeiten Durch ein ausseres elektrisches Feld E displaystyle vec E nbsp erfahren die freien Elektronen im Leiter eine Kraftwirkung F e l q E displaystyle F mathrm el q cdot E nbsp und werden beschleunigt jedoch nicht kontinuierlich Ware dies so dann durften der Widerstand und die Stromstarke nicht konstant sein und das ohmsche Gesetz wurde somit nicht gelten Nach kurzer Zeit stellt sich jedoch ein Gleichgewicht ein bei dem die mittlere Geschwindigkeit des Elektrons und damit der elektrische Strom proportional zur Feldstarke ist Dies wird vom Drude Modell dadurch erklart dass das Elektron mit einem Gitterion zusammenstosst und abgebremst wird Dieser Vorgang wird phanomenologisch durch eine mittlere Stosszeit t displaystyle tau nbsp zwischen zwei Kollisionen beschrieben Mit steigender Temperatur sinkt die mittlere Stosszeit und damit auch die elektrische Leitfahigkeit der Metalle Die Bewegungsgleichung hierfur lautet m v m t v D e E displaystyle m dot v frac m tau v mathrm D eE nbsp mit m displaystyle m nbsp der Elektronenmasse v displaystyle v nbsp der Elektronengeschwindigkeit v D displaystyle v mathrm D nbsp der Driftgeschwindigkeit e Geschwindigkeit abzuglich der thermischen Geschwindigkeit und t displaystyle tau nbsp der Stosszeit e displaystyle e nbsp der Elementarladung Fur den stationaren Zustand v 0 displaystyle dot v 0 nbsp gilt v D e t m E displaystyle Rightarrow v mathrm D frac e cdot tau m E nbsp Mit der Ladungstragerdichte n displaystyle n nbsp ergibt sich die Stromdichte j displaystyle j nbsp damit zu j e n v D e 2 t n m E displaystyle j e cdot n cdot v mathrm D frac e 2 cdot tau cdot n m E nbsp Die Gleichstromleitfahigkeit s displaystyle sigma nbsp ist daher s j E e 2 t n m displaystyle sigma frac j E frac e 2 cdot tau cdot n m nbsp Diese Gleichung wird auch als Drude Formel oder Drude Leitfahigkeit bezeichnet Frequenzabhangige elektrische Leitfahigkeit Bearbeiten Ein elektrisches Feld das sich periodisch mit der Kreisfrequenz w displaystyle omega nbsp andert beschreibt man mit E t E w exp i w t displaystyle E t hat E omega cdot exp mathrm i omega t nbsp Sofern die Kreisfrequenz genugend hoch ist w t 1 displaystyle omega tau gg 1 nbsp und die elektrische Feldstarke begrenzt bleibt so dass eine lineare Stromantwort vorliegt stellt sich keine konstante Driftgeschwindigkeit ein Es ist dann die Einteilchengleichung m v t m t v t e E t displaystyle m dot v t frac m tau v t eE t nbsp zu losen Diese Gleichung gilt fur isotrope Materialien bei denen die elektrische Stromdichte j w displaystyle j omega nbsp mit dem elektrischen Feld uber eine skalare Proportionalitatskonstante die elektrische Leitfahigkeit s w displaystyle sigma omega nbsp verknupft ist j w s w E w displaystyle j omega sigma omega cdot hat E omega nbsp Bei anisotropen Materialien erweitert man die elektrische Stromdichte und das elektrische Feld zu Vektoren und die Leitfahigkeit zu einem Tensor Im isotropen Fall berucksichtigt man die Phasenverschiebung zwischen v t displaystyle v t nbsp und E t displaystyle E t nbsp mit einem komplexen v t displaystyle v t nbsp Mit dem Ansatz v t v w exp i w t displaystyle v t hat v omega cdot exp mathrm i omega t nbsp erhalt man die Losung v w e t m 1 1 i w t E w displaystyle hat v omega frac e tau m cdot frac 1 1 mathrm i omega tau cdot hat E omega nbsp Mit j w n e v w displaystyle j omega ne hat v omega nbsp und der Beziehung j w s w E w displaystyle j omega sigma omega cdot hat E omega nbsp erhalt man fur ein Material mit der Ladungstragerdichte n displaystyle n nbsp seine frequenzabhangige Leitfahigkeit s w displaystyle sigma omega nbsp 7 s w n e 2 t m 1 1 i w t s D C 1 i w t displaystyle sigma omega frac ne 2 tau m cdot frac 1 1 mathrm i omega tau frac sigma mathrm DC 1 mathrm i omega tau nbsp s D C displaystyle sigma mathrm DC nbsp ist die im vorherigen Abschnitt angegebene Gleichstromleitfahigkeit Diese lasst sich auch uber die Plasmafrequenz ausdrucken als s D C ϵ 0 w p 2 t displaystyle sigma mathrm DC epsilon 0 cdot omega p 2 cdot tau nbsp wobei w p 2 n e 2 ϵ 0 m displaystyle omega p 2 ne 2 epsilon 0 m nbsp ist In der Optik stellt man den Bezug zur dielektrischen Funktion uber die Beziehung ϵ w ϵ i s w ϵ 0 w displaystyle epsilon omega epsilon infty frac mathrm i sigma omega epsilon 0 omega nbsp her und erhalt 7 ϵ w ϵ w p 2 w 2 i w t displaystyle epsilon omega epsilon infty frac omega p 2 omega 2 mathrm i omega tau nbsp ϵ displaystyle epsilon infty nbsp ist der dielektrische Hintergrund im Material ohne den Beitrag der freien Ladungstrager Grenzen BearbeitenDas Drude Modell steht mit seiner Annahme alle Elektronen wurden zum Strom beitragen im Widerspruch zu den Aussagen des Pauli Prinzips und auch klassisch gesehen erzeugt diese Annahme einen Widerspruch aus der statistischen Thermodynamik folgt dass alle Freiheitsgrade eines Systems hier Festkorper im Mittel 1 2 k B T displaystyle tfrac 1 2 k text B T nbsp zu seiner inneren Energie beitragen Jedes Elektron musste also 3 1 2 k B T displaystyle 3 cdot tfrac 1 2 k text B T nbsp liefern Messungen haben aber gezeigt dass der elektronische Beitrag zur Gesamtenergie etwa tausendmal kleiner ist Es konnen also nicht alle Elektronen Teil des Elektronengases sein und mehr noch die Bewegung des Elektronengases ist weniger frei als es die kinetische Gastheorie beschreibt Abgesehen von der falsch vorhergesagten Grosse der Leitfahigkeit bzw des Widerstandes hat das Drude Modell weitere deutliche Schwachen Es sagt eine Proportionalitat von Widerstand und Elektronengeschwindigkeit zur Wurzel aus der Temperatur voraus die in Wirklichkeit nicht gegeben ist Des Weiteren kann keine Aussage daruber getroffen werden ob ein Material ein Leiter Halbleiter oder ein Isolator ist Letzteres kann als Vorteil gewertet werden indem man die Theorie auch auf die freien Elektronen im Leitungsband eines Halbleiters anwenden kann Abhilfe schafft die quantenmechanische Beschreibung durch das sommerfeldsche Modell 6 bzw weiterfuhrend das Bandermodell in dem die Bandlucken richtig vorausgesagt werden Eine Verallgemeinerung des Drude Modells stellt das Lorentz Oszillator Modell auch Drude Lorentz Modell dar Dabei werden zusatzliche Absorptionsmaxima beschrieben die beispielsweise durch Bandubergange verursacht werden Mit dem Lorentz Oszillator Modell ist es moglich die dielektrische Funktion einer Vielzahl von Materialien auch Halbleitern und Isolatoren zu beschreiben 8 Einzelnachweise Bearbeiten Paul Drude Zur Elektronentheorie der Metalle In Annalen der Physik Band 306 Nr 3 1900 S 566 613 doi 10 1002 andp 19003060312 Volltext in Internet Archive BookReader Paul Drude Zur Ionentheorie der Metalle In Physikalische Zeitschrift Jg 1 Nr 14 1900 ZDB ID 200089 1 Volltext in Internet Archive BookReader Neil W Ashcroft N David Mermin Festkorperphysik 4 verbesserte Auflage Oldenbourg R Munchen 2012 ISBN 978 3 486 71301 5 S 1 35 John N Lalena Principles of inorganic materials design Third edition Auflage Hoboken NJ USA 2020 ISBN 978 1 119 48676 3 S 111 179 Absorption processes in semiconductors Section 2 1 3 Memento vom 28 Marz 2017 im Internet Archive a b Arnold Sommerfeld Hans Bethe Elektronentheorie der Metalle In Handbuch der Physik Band 24 Teil 2 Aufbau der zusammenhangenden Materie 2 Auflage Springer Berlin 1933 S 333 622 a b Stefan Alexander Maier Plasmonics Fundamentals and applications Springer Berlin 2007 ISBN 978 0 387 37825 1 Kap 1 2 Harland G Tomkins Eugene A Irene Hrsg Handbook of Ellipsometry Springer u a Heidelberg u a 2005 ISBN 3 540 22293 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Drude Theorie amp oldid 236250036