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Die Donauversinkung auch Donauversickerung ist eine unterirdische unvollstandige Flussanzapfung der Oberen Donau Auf den Versickerungsstrecken zwischen Immendingen und Mohringen und bei Fridingen Landkreis Tuttlingen verschwindet Wasser der Donau an verschiedenen Stellen im Flussbett wobei die Hauptversinkungsstelle am Gewann Bruhl zwischen Immendingen und Mohringen liegt etwa bei Flusskilometer 2755 1 Der Bereich ist Teil des Naturparks Obere Donau Versinkungsstellen der Donau bei ImmendingenDer Ausdruck Versinkung wird bevorzugt weil das Wasser sich nicht flachig im Erdreich verteilt sondern in unterirdischen Hohlraumen als gerichteter Strom abfliesst Es handelt sich um eine unterirdische Bifurkation da das verschwundene Wasser als Schwarze Donau die Europaische Hauptwasserscheide durchquert im Aachtopf als Quelle der Radolfzeller Aach wieder zu Tage tritt und uber den Bodensee und den Rhein in die Nordsee fliesst Inhaltsverzeichnis 1 Hydrographie 2 Geschichte 3 Aktuelle Entwicklung 4 Ausblick 5 Eingriffe 6 Dokumentation 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHydrographie Bearbeiten nbsp Versinkungsstellen mit schematisiertem Weg zum AachtopfDas von der Versinkung abgezapfte Donauwasser verschwindet in einem Karstwassersystem der Wohlgeschichteten Kalk Formation des Weissen Jura ox2 und tritt in verschwammten liegenden Bankkalken des Weissen Jura ki 4 im rund zwolf Kilometer entfernten Aachtopf wieder aus 2 Es fliesst sodann als Radolfzeller Aach bei Radolfzell in den Bodensee Somit fliesst ein Teil des Donauwassers in den Rhein Diese geografische Situation ist eine markante Besonderheit der grossen Europaischen Wasserscheide die die Einzugsgebiete der Nordsee und des Schwarzen Meeres trennt nbsp Schluckloch am sudlichen Donauufer an der Hauptversinkungsstelle unterhalb von ImmendingenDa das Wasser durch eine Vielzahl von kleinen bis sehr kleinen Rissen und Kluften abfliesst befindet sich die Verkarstung an diesen Stellen noch in einem fruhen Entwicklungsstadium Das anschliessende Hohlensystem bis zum Aachtopf also der unterirdische Donau Abzweig ist dagegen vermutlich schon weit entwickelt Das ergibt sich aus der engen zeitlichen Korrelation der Wassertemperaturen von Donau und Aachquelle die eher auf einen unterirdischen Fluss als auf ein verasteltes Kluftsystem schliessen lasst In den 1960er Jahren hat Jochen Hasenmayer vom Aachtopf aus die ersten 400 Meter einer grossen klammformigen Quellhohle der Aachhohle entdeckt und erforscht Seine Forschungen endeten an einer verschutteten Stelle an der kein Weiterkommen mehr moglich war Eine weitere Erforschung des Hohlensystems lauft seit den 1980er Jahren im Rahmen einer Privatinitiative Zu diesem Zweck wurde zwischenzeitlich eine Doline im Bergland zwischen Donau und Aachtopf erschlossen die einen Zugang zu den wasserfuhrenden Schichten ermoglicht Geschichte Bearbeiten nbsp Bei Vollversinkung fallt das Bett der Donau vollstandig trockenDie erste historisch belegte vollstandige Versinkung fand 1874 statt 3 Seitdem ist die Anzahl der Versinkungstage pro Jahr im Schnitt stark angestiegen wenn auch mit kleinen Ausreissern Wahrend Messungen von 1884 bis 1904 jahrlich durchschnittlich 80 Vollversinkungstage ergaben und das Jahr 1921 mit 309 Vollversinkungstagen einen bis heute ungebrochenen Rekord halt wurden 1922 lediglich 29 Tage gemessen 1923 allerdings wieder 148 Tage Von 1933 bis 1937 steigerte sich die Zahl auf 209 und von 1938 bis 1945 auf 270 Tage Der Zusammenhang zwischen Donauversinkung und Aachtopf wurde am 9 Oktober 1877 nachgewiesen indem der Geologe Adolph Knop von der Technischen Hochschule Karlsruhe das Wasser in der Donauversinkung mit 10 Kilogramm Natriumfluorescein 20 Tonnen Salz und 1200 Kilogramm Schieferol versetzte 60 Stunden darauf traten alle drei Substanzen als prachtvoll grunleuchtendes Salzwasser mit deutlich kreosotartigem Geschmack im Aachtopf auf 4 Spater wurde die Verbindung einzelner Versinkungsstellen erforscht 5 So wurde etwa 1908 in Fridingen ein Schacht angelegt um durch Versuche herauszufinden wohin das Wasser dieser Versinkung abfliesst 6 1927 wurde vor dem Staatsgerichtshof fur das Deutsche Reich ein zwischen den Landern Wurttemberg und Preussen als Landesherr der Hohenzollernschen Lande einerseits und dem Land Baden andererseits schwelender Streit um die quantitative Beeintrachtigung des Donauwassers ausgetragen der als Donauversinkungsfall bekannt wurde Aktuelle Entwicklung BearbeitenUngefahre Vollversinkungstage nach Jahr Die Darstellung von Grafiken ist aktuell auf Grund eines Sicherheitsproblems deaktiviert Angegeben ist die Anzahl der Tage des jeweiligen Jahres an denen die Pegelstation Mohringen den Abflusswert Null als Tageshochstwert registrierte 7 Ausblick Bearbeiten nbsp Hinweisschild bei ImmendingenEs ist nicht genau vorhersehbar wie sich die Verkarstung an den Versinkungsstrecken weiterentwickeln wird Da die unterirdische Donau jahrlich ca 7000 Tonnen 2700 Kubikmeter Kalk aus dem Karstsystem des Aachtopfs abfuhrt sind in naher Zukunft Erweiterungen oder Einsturze im Untergrundsystem moglich oberirdisch erkennbar an Dolinen oder neuen Schlucklochern Auf lange Sicht wird die heutige obere Donau vermutlich vollstandig zur Radolfzeller Aach und damit zum Flusssystem des Rheins hin umgeleitet Dann wurden die heute unbedeutenden Nebenflusse Krahenbach in Mohringen und Elta in Tuttlingen zu den neuen Quellflussen der oberen Donau die allerdings schon heute weniger Wasser fuhrt als die in Ulm mundende Iller Eine vielleicht ahnliche Flussanzapfung hat die Urdonau in diesem Abschnitt Feldbergdonau genannt in der Wurm Kaltzeit auch schon weiter flussaufwarts am heutigen Wutachknie bei Blumberg erfahren Eingriffe BearbeitenDie Sickerstellen werden uber mehrere Stollen umgangen In Fridingen treiben Donau und Bara das Wasserkraftwerk Fridingen an 8 9 Am Stauwehr wird das Wasser durch einen 1 4 Kilometer langen Stollen am ostlichen Ende des Tunnels der Bahnstrecke Tuttlingen Inzigkofen 48 2 9 47 N 8 57 24 39 O 48 035963 8 956774 ausgeleitet und dabei die elf Kilometer lange Fridinger Donauschleife mitsamt der dortigen Versinkungsstelle umgangen Dokumentation BearbeitenDie schwarze Donau Ein Fluss verschwindet Dokumentation unter Regie von Axel Nixdorf im Auftrag des ZDF unter Zusammenarbeit mit Arte Bewegte Zeiten Filmproduktion GmbH 50 Minuten Deutschland 2009 Deutsche Erstausstrahlung am 29 April 2010 auf ARTE Wasser Die Umwege des geringsten Widerstands Wissenschaftsmagazin von Radio SRF Erstausstrahlung am 8 August 2020 Redaktion Katharina Bochsler Autorin Katrin Zofel Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Donauversinkung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Nachlese Reportage uber Suche nach dem unterirdischen Donau Flusslauf Spaziergang im Donaubett wahrend einer Vollversinkung Erlebnisbericht anlasslich der Entdeckung der Donauhohle PDF 362 kB ARD Mediathek Donauversickerung Reportage vom 27 09 1957 Salzungsversuch im Raum der Donau und AachquelleEinzelnachweise Bearbeiten Ungefahr bei 47 55 52 3 N 8 45 46 6 O 47 931180555556 8 7629305555556 Hans Binder Herbert Jantschke Hohlenfuhrer Schwabische Alb 7 Auflage 2003 ISBN 3 87181 485 7 S 260 Hans Binder Herbert Jantschke Hohlenfuhrer Schwabische Alb 7 Auflage 2003 ISBN 3 87181 485 7 S 261 A Knop 1878 Uber die hydrographischen Beziehungen zwischen der Donau und der Aachquelle im badischen Oberlande In Neues Jahrb Mineral Geol Palaeontol S 350 363 PDF 1 0 MB H Hotzl 1996 Origin of the Danube Aach system In Environmental Geology Bd 27 Nr 2 S 87 96 doi 10 1007 BF01061676 Bestand Ho 235 T 11 12 Nr 677 auf Landesarchiv BW de StGH RGZ 116 Anhang S 24 Daten und Kartendienst der Landesanstalt fur Umwelt Baden Wurttemberg Hydrologische Landespegel www windkraft journal de Karl Falko Hahn Donauschleife liefert Strom In Sudkurier vom 2 Dezember 2005 47 932173 8 763528 Koordinaten 47 55 56 N 8 45 49 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Donauversinkung amp oldid 237742412