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Die Bestie ist eine Kurzgeschichte von Bertolt Brecht aus dem Jahr 1928 Sie basiert auf einer Schauspieleranekdote die Moshe Lifshits im selben Jahr veroffentlichte Die Bestie handelt von einer Begebenheit wahrend der Dreharbeiten zu einem russischen Film uber einen besonders brutalen Gouverneur Bertolt Brecht 1954 Brecht gewann mit Die Bestie ein Preisausschreiben 1987 wurde die Kurzgeschichte verfilmt Sie gilt als eine der besten fruhen Kurzgeschichten Brechts Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Entstehungsgeschichte 2 1 Ein Wiedererkennen 2 2 Der weisse Adler 2 3 Der Gouverneur 2 4 Nikolai Pawlowitsch Muratow 3 Stil und Analyse 4 Rezeption 5 Verfilmung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHandlung Bearbeiten nbsp Wassili Iwanowitsch Katschalow 1908 gezeichnet von Walentin SerowBrecht berichtet in seiner Kurzgeschichte von einem Vorfall der sich unlangst in den Moszropom Russ Filmateliers wahrend der Aufnahmen zu dem Film Der weisse Adler ereignet habe Der Film brandmarkt die Haltung der Polizei wahrend der Pogrome in Sudrussland die sich vor dem Krieg Erster Weltkrieg ereigneten Die Hauptrolle die des Gouverneurs Muratow Urheber jener blutigen Metzeleien hatte der bekannte Moskauer Schauspieler Kochalow Zum Portier des Ateliers kam ein alterer langer und durrer Mann mit der Bitte um eine Beschaftigung und verwies auf seine ausserordentliche Ahnlichkeit mit dem beruhmten Gouverneur Der altere Mann wurde vorgelassen aber zunachst von niemandem beachtet Dies anderte sich aber als der nach historischen Fotografien geschminkte Kochalow zufallig neben dem Mann stand und alle die ausserordentliche Ahnlichkeit erkennen konnten Kochalow hatte von vorneherein wenig Interesse an der Rolle der Bestie da sie seinem volkstumlichen Ruf eher schadlich ware Daher begannen die Verantwortlichen des Films mit dem Ahnlichen uber die Hauptrolle zu verhandeln Kochalow war mit diesem Experiment sofort einverstanden Man bat den Ahnlichen die Rolle des Muratow genau so zu spielen wie er sich vorstellte Fur die Probe wahlte man eine Szene in der der Gouverneur eine Deputation der Juden empfangt die ihn beschwort dem weiteren Morden Einhalt zu gebieten Der Ahnliche konnte den Regieanweisungen aber nur ungenugend folgen und blieb in der ersten Szene hilflos stecken Ein Regieassistent gab ihm einige Ratschlage So ware das Apfelessen wichtig Muratows Amtszeit habe ausser viehischen Erlassen hauptsachlich im Apfelessen bestanden Die Szene wurde wiederholt und der Ahnliche war vor allem mit seinem Apfel beschaftigt Mit einer fahrigen Bewegung der rechten Hand unterbrach er die Rede eines der Deputierten Fragend drehte sich der Ahnliche zu den Regisseuren und fragte sie Wer fuhrt sie ab Der Chefregisseur erklarte daraufhin dem Ahnlichen dass sich so vielleicht ein kleiner Beamter benehme aber keine Bestie Der Ahnliche baute die Szene in der Wiederholung nun dramatischer auf Er stellte sich dabei deutlich besser an aber der Chefregisseur war immer noch unzufrieden Das sei ganz gewohnliches Theater und ein Bosewicht alter Schule aber kein Muratow Danach begann eine Diskussion zwischen dem Regiestab und Kochalow der die ganze Zeit dem Ahnlichen zugeschaut hatte Unter den Komparsen waren zwei judische Greise die seinerzeit Mitglieder der Deputation waren Sie fanden dass die erste Szene des Ahnlichen nicht schlecht gewesen sei Gerade das Gewohnheitsmassige und Burokratische hatten sie damals als besonders entsetzlich empfunden Sie merkten ausserdem an dass Muratow damals keinen Apfel gegessen habe Der Hilfsregisseur lehnte das brusk ab Muratow hat immer Apfel gegessen Mitten in dieser Diskussion kam vom Ahnlichen der sich die ganze Zeit zuruckgehalten hatte ein Vorschlag Er habe nun verstanden welche Bestie man wolle Das ginge auch mit einem Apfel den er einem der Juden vor die Nase halte und dazu Friss sage Er wandte sich dabei an den Darsteller der den Fuhrer der Deputation spielte und erganzte dass er wahrend er den Apfel fresse bedenken solle dass er ihm in seiner Todesangst selbstverstandlich in der Kehle stecken bleibe er ihn aber essen musse weil er der Gouverneur ihn schliesslich ihm gebe Das sei eine freundliche Geste sagte der Ahnliche zum Chefregisseur und dabei konne er so ganz nebenbei das Todesurteil unterzeichnen was der Apfelessende dann auch sehen konne Auf diese Ausfuhrungen reagierte das Filmteam mit purem Entsetzen Der Chefregisseur glaubte gar dass der Alte ihn verhohnen wollte Kochalow indes hatte den Ausfuhrungen des Ahnlichen die seine schauspielerische Phantasie entzundeten genau zugehort Er schob den Ahnlichen mit einer brutalen Armbewegung davon und machte dem Regiestab klar dass diese Szene genau so aussehen werde Er spielte die vom Ahnlichen vorgeschlagene Szene An deren Ende dem Unterzeichnen des Todesurteils brach das ganze Atelier in Handeklatschen aus Danach wurde die Szene genauso abgedreht Es hatte sich gezeigt dass Kunst dazugehort um den Eindruck wirklicher Bestialitat zu vermitteln Der Ahnliche bei dem es sich um den ehemaligen kaiserlichen Gouverneur Muratow handelte verliess das Filmstudio und begab sich zuruck in die Quartiere des Elends der Stadt Der Tag hatte sich fur ihn gelohnt Er hatte zwei Apfel gegessen und eine kleine Geldsumme ergattert die fur ein Nachtquartier ausreichte Entstehungsgeschichte Bearbeiten nbsp Sergei EisensteinBertolt Brecht schrieb Die Bestie im Jahr 1928 Er beteiligte sich damit an einem Kurzgeschichten Preisausschreiben der Berliner Illustrirten Zeitung Das Ziel des Preisausschreibens war es Defizite der Kurzprosa deutscher Autoren in thematischer und formaler Hinsicht wettzumachen 1 Brecht gewann einen von funf mit je 3000 Mark dotierten ersten Preisen Weitere Preistrager waren Georg Britting 2 Otto Ehrhardt Ernst Zahn und Arnold Zweig die ebenfalls je 3000 Mark erhielten 3 1 Am 9 Dezember 1928 wurde Die Bestie in der Berliner Illustrirten Zeitung Ausgabe 50 auf den Seiten 2161 bis 2163 erstmals veroffentlicht 4 Die Wochenzeitschrift hatte zu dieser Zeit etwa 1 8 Millionen Leser 5 1930 wurde Die Bestie zusammen mit acht weiteren Kurzgeschichten im Verlag Felix Bloch Erben in Buchform veroffentlicht 6 Im selben Jahr verfasste Brecht ein Drehbuch fur Die Bestie 7 Die experimentierfreudigen russischen Filme wie beispielsweise Aelita 1924 Die Frauen von Riasan 1927 und vor allem Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin 1925 waren in den 1920er Jahren in Deutschland ausgesprochen popular Das ganze Themenfeld Film interessierte Brecht sehr Bereits zu Augsburger Zeiten schrieb der junge Brecht in der Zeitung Volkswille Filmkritiken 8 Ab etwa 1920 beschaftigte sich Brecht als Autor intensiver mit dem Medium Film In dieser Zeit schreibt er wie ein Verruckter Filme 9 In sein Tagebuch notierte er Diese Intrigen sind so sauschwer ich gehe immer dabei aber davon werde ich verdammt mud und dann falle ich zusammen und es filmt in mir weiter Ich gehe noch um den ganzen Globus herum mit lauter Filmen Bertolt Brecht 10 Ich schmiere Filme und verplempere mich Bertolt Brecht Juni 1921 11 1922 drehte mit seinem Freund Karl Valentin den Kurzfilm Mysterien eines Frisiersalons Brecht fuhrte zusammen mit Erich Engel Regie und schrieb auch am Drehbuch 12 Brecht war mit der russischen Filmindustrie sehr vertraut und hatte enge Kontakte zu Meschrabpom Rus Mezhrabpom Rus Meschrabpom war zu dieser Zeit die fuhrende sowjetische Filmgesellschaft 13 In Die Bestie machte er daraus das Moszroprom Russ Filmatelier Brecht ubernahm sehr haufig Motive und Geschichten aus Zeitungsnachrichten oder Berichten Damit verlieh er seinem eigenen Werk den Charakter eines Dokumentes mit dem er versucht die soziale Wirklichkeit hinsichtlich kritischer Erkenntnisse darzulegen 13 7 1929 lernte Brecht Sergej Eisenstein in Deutschland kennen 14 und fuhr 1932 mit ihm von Berlin nach Moskau zur Premiere des Tonfilms Kuhle Wampe oder Wem gehort die Welt an dessen Drehbuch Brecht mitgewirkt hatte 15 Es ist unklar und in der Brecht Forschung umstritten welchen Anteil Elisabeth Hauptmann an Die Bestie oder allgemeiner an Brechts Werken dieser Epoche hat 16 Ein Wiedererkennen Bearbeiten nbsp Moshe LifshitsAls Vorlage fur Die Bestie diente Brecht eine Anekdote mit dem Titel Ein Wiedererkennen die am 22 Juni 1928 in der Frankfurter Zeitung erschien Der Autor des auf Seite 3 unter der Rubrik Aus Welt und Leben gedruckten Artikels wird mit dem Kurzel M L ausgewiesen Dabei handelt es sich um Moshe Lifshits Lifshits berichtet von den Dreharbeiten zu dem russischen Film Der weisse Adler Originaltitel Belyi orel 17 der zu dieser Zeit produziert wurde Nach Lifshits Schilderung soll die Filmregie kurz vor der ersten Aufnahme auf die Mitwirkung Kochalows verzichtet haben da die Rolle von einem neu entdeckten Darsteller gemimt werden sollte der dem Gouverneur tauschend ahnlich sah Zur Aufnahme der Szene bei der der Gouverneur Muratow die Deputation der Israeliten empfing sollen zwei Komparsen die s Zt Mitglieder der genannten Deputation gewesen waren den wirklichen Muratow erkannt haben Dieser habe aus Not die Rolle seines eigenen Ich ubernommen um auf der Leinwand sein fruheres Tun wiederzugeben 4 Der weisse Adler Bearbeiten Der von Moshe Lifshits beschriebene Film Der weisse Adler wurde tatsachlich 1928 abgedreht Der Film ist wiederum eine Verfilmung der Novelle Der Gouverneur von Leonid Andrejew 18 Regie fuhrte Jakow Alexandrowitsch Protasanow Der Stummfilm hat eine Lange von 67 min und wurde auf 35 mm Schwarz weiss Film gedreht Er wurde am 9 Oktober 1928 uraufgefuhrt 18 Wassili Iwanowitsch Katschalow spielte die Hauptrolle des Films die des Gouverneurs Katschalow war einer der fuhrenden Schauspieler des Moskauer Kunstlertheaters 19 Brecht entlehnte von ihm den Namen des Schauspielers Kochalow fur seine Kurzgeschichte Im gesamten Film findet sich kein Bezug zu den 1903 bis 1906 stattgefundenen Pogromen und in der Besetzungsliste ist kein Muratow aufgefuhrt 20 Tatsachlich handelt der Film von den Ereignissen um den Petersburger Blutsonntag Der liberale Gouverneur des Films entspricht nicht der brechtschen Figur der Bestie So ist man im Film in Sankt Petersburg unzufrieden uber den Liberalismus des Gouverneurs einer Industriestadt der nach zwei Streikwochen mit den Arbeitern uber das Ende des Streiks verhandelt Die Regierung rat ihm dagegen nicht mit Patronen zu sparen 1 Der Gouverneur Bearbeiten nbsp Leonid Andrejew Autor der Novelle Der GouverneurLeonid Andrejew veroffentlichte 1906 die Novelle Der Gouverneur Die Ereignisse der Russischen Revolution von 1905 bilden den Rahmen der Handlung Das russische Original erschien zuerst in Deutschland 21 Der Gouverneur tragt in Andrejews Novelle den Namen Peter Iljitsch Der Name Muratow findet an keiner Stelle Erwahnung 22 Nach drei Wochen Streik ziehen die Arbeiter einer in der Vorstadt gelegenen Fabrik mit Frauen Greisen und Kindern zu Tausenden mit ihren Forderungen zum Gouverneur Der kann die Forderungen nicht erfullen Es kommt zu Ausschreitungen Steine fliegen Scheiben zerbrechen und der Polizeimeister wird verwundet Der Staatsapparat schlagt zuruck Es fallen Schusse 35 Manner 9 Frauen und 3 Kinder sterben Die Ermordung des fur die Taten verantwortlichen Gouverneurs ist bei den Arbeitern und ihren Familien beschlossene Sache Uber mehrere Wochen erhalt er Drohbriefe und Ankundigungen seiner Ermordung In dieser Zeit verandert er sich Er macht eine hochst sonderbare und radikale Wandlung durch Letztlich sehnt er den Zeitpunkt seiner Bestrafung geradezu herbei Bei seinen morgendlichen Spaziergangen sucht er in hochst unverstandiger Weise die gefahrlichsten Orte auf Eines Tages wird er auf der Strasse von zwei Mannern mit drei Schussen aus einem Revolver ermordet 22 Nikolai Pawlowitsch Muratow Bearbeiten nbsp Nikolai Pawlowitsch Muratow 1915 Nikolai Pawlowitsch Muratow Nikolaj Pavlovich Muratov 1867 1930 war von 1906 bis 1912 Gouverneur von Tambow und danach bis 1915 Gouverneur von Kursk 23 24 25 26 Muratow fiel 1909 in Tambow durch einige antisemitische Aktionen auf So setzte er S M Starikow den Leiter der Musikakademie ab da seiner Meinung nach die Qualitat der Musik in Tambow in den Handen der Juden zu sehr gelitten habe 27 Von Juden liess Muratow die Passe einziehen obwohl diese gultig und von der Polizei ausgestellt waren Er begrundete den Einzug der Papiere mit der falschen Behauptung dass Passe von dem Ansiedlungsrayon ausgegeben werden mussten Anschliessend liess Muratow die Juden denen zuvor die Papiere abgenommen wurden mit der Begrundung ausweisen dass sie keine Passe hatten Einem judischen Zahnarzt soll Muratow verboten haben eine Praxis zu eroffnen Anschliessend liess er den Zahnarzt ausweisen da dieser seinem Beruf nicht nachgehe 28 Im offiziellen Regierungsblatt soll Muratow einen Plan veroffentlicht haben mit dem die Autokratie aus dem Volke Geiseln entnehmen solle die das Los zu bestimmen hatte fur jeden von den Revolutionaren ermordeten Soldaten oder Polizisten zwei fur einen Polizei Offizier drei fur einen Generalgouverneur funfzehn fur einen Minister zwanzig Mann aus dem Volke die danach hinzurichten seien 29 Es ist unbekannt ob Nikolai Pawlowitsch Muratow die Vorlage fur Moshe Lifshits Anekdote und damit auch fur Brechts Kurzgeschichte Die Bestie bildete Jedoch verwendet Brecht die Figur Muratow erneut veroffentlicht in Versuche Heilige Johanna der Schlachthofe Ausgabe 5 8 S 212 Entworfen als Szene fur Die Mutter Leben der Revolutionarin Pelagea Wlassowa aus Twer Gemeint sind hier Sawwa Morosow und die Textilfabrik Twerskaja Manufaktura Stil und Analyse BearbeitenDie Bestie ist durchgangig ohne Tempuswechsel in der unvollendeten Vergangenheit Prateritum verfasst die abgeschlossene Ereignisse beschreibt Die Erzahlung ist streng chronologisch aufgebaut und umfasst einen Zeitraum von nur wenigen Stunden an einem Ort dem Filmatelier Sie hat die klassische Gliederung mit Einleitung Hauptteil und Schluss Fur den Schluss wahlte Brecht die offene Variante offen was die Konsequenzen des Geschehenen betrifft Das was der Leser zuvor schon insgeheim vermutete dass der Ahnliche die Bestie hochstselbst war lasst Brecht dagegen nicht offen Diese Pointe verrat er am Ende der Erzahlung Wie spater im von ihm entwickelten epischen Theater sieht er hier die Kunst nicht als Konsumprodukt sondern als padagogisches Mittel Mitarbeit zu fordern und die Leserschaft zum Denken aufzufordern 7 Brecht formulierte dies im Dezember 1934 in seinem Essay 5 Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit als Alles kommt darauf an dass ein richtiges Denken gelehrt wird ein Denken das alle Dinge und Vorgange nach ihrer verganglichen und veranderbaren Seite fragt Bertolt Brecht 30 Die Erzahlweise ist auktorial das heisst der Erzahler ist selbst kein Bestandteil von ihm dargestellten Welt von der er berichtet Mit seiner Aussenperspektive lasst er den Leser uber seinen Wissenstand im Unklaren Der Leser wird ausserdem durch die Verwendung von hypothetischen oder andeutenden Adverbien wie vielleicht und anscheinend im Ungewissen gelassen Vom allwissenden Erzahler ist der Erzahler ein gutes Stuck entfernt Ein richtiges Vertrauensverhaltnis wird dadurch eher unterdruckt wozu auch der eher distanzierte Erzahlstil beitragt 7 Die Kurzgeschichte erinnert in ihrem Aufbau an einen Film Verschiedene Einstellungen wie Totale Halbtotale oder Nahaufnahme der Charaktere werden wie einzelne Filmszenen montiert Fur Gerhard Neumann ist Die Bestie ein Musterbeispiel fur inszenierendes Erzahlen 31 das vom Verhaltnis von Mimesis und Realitat beziehungsweise Inszenierung und Authentizitat handelt 32 Brecht verzichtete auf die Szene des Wiederkennens des Gouverneurs durch die zwei judischen Statisten aus Lifshits Anekdote Ein Wiedererkennen Das Wiedererkennen Anagnorisis ist eines der drei Grundelemente einer Handlung und stellt nach Aristoteles den dialektischen Umschlag von Unkenntnis in Kenntnis dar 33 Der Verzicht auf dieses Element sorgt dafur dass der Leser mehr als die Beteiligten weiss Dieser Wissensvorsprung fuhrt zu einem Gefuhl der Beklemmung beim Leser 34 was ein tieferes Eintauchen in die Handlung fordern und ein aktiveres Lesen bewirken soll 7 Brechts Prosaarbeiten der 1920er Jahre sind thematisch sehr heterogen basieren aber auf einigen grundlegenden Erzahlarrangements die diese Texte miteinander verbinden Diese Arrangements haben ihren Ursprung vermutlich in der Beschaftigung Brechts mit den Kurzgeschichten von Rudyard Kipling 35 Eine Variation des Themas findet sich in dem Stummfilm Sein letzter Befehl OT The Last Command von Josef von Sternberg der im selben Jahr wie Brechts Kurzgeschichte erstmals aufgefuhrt wurde Auch hier ist das Thema eine Filmproduktion In Hollywood erkennt der russische Regisseur unter seinen Statisten den ihm verhassten ehemaligen russischen General Sergius Alexander Der Regisseur lasst den Ex General in den Proben sich selbst spielen um ihn zu demutigen Sergius Alexander spielt die Rolle mit voller Leidenschaft ubernimmt sich aber dabei und verstirbt am Set 36 Rezeption BearbeitenDie fruhen Prosaarbeiten Brechts aus den 1920er Jahren sind vergleichsweise wenig bekannt Die Bestie die als eine der besten von Brechts fruhen Kurzgeschichten gilt bildet hier eine Ausnahme 37 Von der vergleichsweise spat einsetzenden Forschung zur Erzahlprosa Brechts wird Die Bestie als eine erzahlerische Leistung ersten Rangs gesehen 1 Verfilmung Bearbeiten nbsp Ekkehard Schall 1989 Brechts Kurzgeschichte wurde 1987 vom Fernsehen der DDR in einer Inszenierung von Alejandro Quintana verfilmt Ekkehard Schall zu seiner Zeit einer der profiliertesten Brechtdarsteller spielte in einer Doppelrolle Muratow und Kochalow Die Rolle des Aufnahmeleiters hatte Peter Hladik Fernsehregie fuhrte Margot Thyret Werner Hecht schrieb nach Brechts Vorlage das Drehbuch Die Erstausstrahlung war am 10 Februar 1988 im 1 Programm des Fernsehen der DDR 38 Literatur BearbeitenBertolt Brecht Die Bestie In Gesammelte Werke Band 11 1967 S 197 203 Jan Knopf Joachim Lucchesi Brecht Handbuch Band 3 Prosa Filme Drehbucher Metzler 2002 ISBN 3 476 01831 8 S 112 119 Joachim Dyck Ideologische Korrektur der Wirklichkeit Brechts Filmasthetik am Beispiel seiner Erzahlung Die Bestie Brechtdiskussion Hrsg Joachim Dyck Heinrich Gossler u a Scriptor 1974 S 207 260 Michael Morley Truth in Masquerade Structure and Meaning in Brecht s Die Bestie MLN 90 1975 S 687 695 Dieter Wohrle Bertolt Brechts Geschichte Die Bestie Ein Pladoyer fur eine mehraugige Wahrnehmung In Diskussion Deutsch 139 1994 S 329 335 Dieter Wohrle Die Erzahlung Die Bestie Oder wie Brecht den Leser zum Regisseur macht In Inge Gellert Barbara Wallburg Hrsg Brecht 90 Schwierigkeiten mit der Kommunikation Kulturtheoretische Aspekte der Brechtschen Medienprogrammatik Verlag P Lang Berlin 1991 ISBN 3 86032 001 7 S 141 149 Constanze Eichendorff Analyse der Kurzgeschichte Die Bestie von Bertolt Brecht Studienarbeit Karl Franzens Universitat Graz 2015 ISBN 978 1 5150 9084 7 36 S Weblinks BearbeitenPeter Kummel Er ist wieder da War er je weg In zeit de 5 Oktober 2015 abgerufen am 12 Marz 2016 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Jan Knopf Joachim Lucchesi Brecht Handbuch Band 3 Prosa Filme Drehbucher Metzler 2002 ISBN 3 476 01831 8 S 111 119 Ulrich Kleber Grossartiger Dichter Rebell und Weinfreund In Mittelbayerische Zeitung Ausgabe vom 26 und 27 April 2014 S 27 PDF Memento vom 10 November 2014 im Internet Archive Will Vesper Die schone Literatur Avenarius Leipzig 1929 S 47 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Bertolt Brecht Die unwurdige Greisin und andere Geschichten Suhrkamp Taschenbuch 1746 11 Auflage 2013 ISBN 978 3 518 38246 2 S 213 Jan Knopf Brecht stand immer irgendwo auf der Abschussliste In Conturen Ausgabe 2 3 2012 S 91 106 Jan Knopf Brecht Handbuch eine Asthetik der Widerspruche Band 5 Verlag J B Metzler 1996 ISBN 3 476 00587 9 S 115 a b c d e Constanze Eichendorff Analyse der Kurzgeschichte Die Bestie von Bertolt Brecht Studienarbeit Karl Franzens Universitat Graz 2015 ISBN 978 1 5150 9084 7 36 S Karsten Witte Brecht und der Film In Heinz Ludwig Arnold Hrsg Text Kritik Zeitschrift fur Literatur Sonderband Bertolt Brecht 3 Auflage Richard Boorberg Verlag 2006 S 64 Werner Hecht Alles was Brecht ist Suhrkamp Verlag 1998 ISBN 978 3 518 40911 4 S 207 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Bertolt Brecht Journale 1 2 Aufbau Verlag 1994 S 191 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Jan Knopf Joachim Lucchesi Prosa Filme Drehbucher Metzler 2002 ISBN 978 3 476 01831 1 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Thomas Brandlmeier Die deutsche Filmkomodie vor 1945 Ed Text Kritik 2004 S 36 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Joachim Dyck Ideologische Korrektur der Wirklichkeit Brechts Filmasthetik am Beispiel seiner Erzahlung Die Bestie In Joachim Dyck Heinrich Gossler u a Hrsg Brechtdiskussion Scriptor 1974 S 207 260 Rober Leach Eisenstein s theatre work In Ian Christie Richard Taylor Hrsg Eisenstein Rediscovered Routledge 2005 ISBN 978 1 134 94441 5 S 119 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Werner Wuthrich Bertolt Brecht und die Schweiz Chronos 2003 ISBN 978 3 0340 0564 7 S 438 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche John Willett Brecht In Context Bloomsbury Publishing 2015 ISBN 978 1 4742 4308 7 S 75 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Der weisse Adler Belyi orel 1928 Bei Bundesarchiv abgerufen am 6 Marz 2016 a b Filme von Jakow Protasanow BJELY ORJOL Gubernator Der weisse Adler Der Gouverneur 12 internationales Forum des jungen Films Berlin 13 23 Februar 1982 Bertolt Brecht Prosa Aufbau Verlag 1997 S 649 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Dieter Wohrle Die Erzahlung Die Bestie Oder wie Brecht den Leser zum Regisseur macht In Inge Gellert Barbara Wallburg Hrsg Brecht 90 Schwierigkeiten mit der Kommunikation Kulturtheoretische Aspekte der Brechtschen Medienprogrammatik Verlag P Lang Berlin 1991 S 141 149 ISBN 3 86032 001 7 Leonid Andrejew Der Gouverneur Books on Demand 2013 ISBN 978 3 95584 493 6 S 1 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Leonid Andrejew Der Gouverneur Ubersetzung von August Scholz Heinz Dietrich Lowe Antisemitismus und reaktionare Utopie Hoffmann u Campe 1978 ISBN 978 3 455 09229 5 S 299 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Iurii Vladimirovich Got e Time of Troubles Princeton University Press 2014 ISBN 978 1 4008 5932 0 S 111 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Oleg Budnitskii Russian Jews Between the Reds and the Whites 1917 1920 University of Pennsylvania Press 2012 ISBN 978 0 8122 0814 6 S 25 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Anastasia S Tumanova A Conservative in Power Governor N P Muratov In Russian Studies in History 53 2015 S 38 doi 10 1080 10611983 2014 1020227 Oleg Budnitskii Russian Jews Between the Reds and the Whites 1917 1920 University of Pennsylvania Press 2012 ISBN 978 0 8122 4364 2 S 25 Heinz Dietrich Lowe Antisemitismus und reaktionare Utopie Hoffmann u Campe 1978 ISBN 978 3 455 09229 5 S 140 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Bernhard Stern Geschichte der offentlichen Sittlichkeit in Russland 1907 S 501 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Frank Thomsen Ungeheuer Brecht Vandenhoeck amp Ruprecht 2006 ISBN 978 3 525 20846 5 S 234 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Gerhard Neumann Bertolt Brecht Die Bestie Die Unsichtbarkeit der Geschichte und die Medien Vortrag am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften zur Tagung Die Unanschaulichkeit der Geschichte 31 Mai 2008 Gunter Gregor Saverschel Authentizitat und Darstellung von Terrorismus am Beispiel des Theaterstucks Babel Diplomarbeit Universitat Wien 2008 S 50 56 Aristoteles Poetik ubersetzt von Manfred Fuhrmann Reclam Verlag 1982 ISBN 3 15 007828 8 S 35 Burkhardt Lindner Die Entdeckung der Geste Brecht und die Medien In text kritik Sonderband 3 Auflage Richard Boorberg Verlag 2006 S 21 32 Florian Gelzer Nehmt eure Stuhle und eure Teeglaser mit hier hinter den Ofen Erzahlarrangements in fruhen Prosatexten Brechts vor dem Hintergrund von Kiplings Kurzgeschichten In Colloquia Germanica Band 42 Nummer 2 2009 S 139 155 Hans Martin Ritter Bertolt Brecht Die Bestie Erzahlen als Diskurs In Hans Martin Ritter Nachspielzeit Aufsatze zu theaterpadagogischen und theaterasthetischen Fragen epubli 2014 ISBN 3 8442 9577 1 S 166 178 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Klaus Detlef Muller Brecht Kommentar zur erzahlenden Prosa Verlag Winkler Munchen 1980 ISBN 3 538 07029 6 S 89 BESTIE DIE 1987 Ein Film des Fernsehens der DDR nach der gleichnamigen Erzahlung von Bertolt Brecht abgerufen am 1 Marz 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Bestie Brecht amp oldid 236268881