www.wikidata.de-de.nina.az
Ein Studentenwerk oder Studierendenwerk ist eine Einrichtung an Hochschulen zur sozialen Betreuung der dort Studierenden 1 Die Studentenwerke sind in Deutschland fur die Forderung der sozialen wirtschaftlichen und kulturellen Belange der Studenten zustandig Ursprunglich entstanden als studentische Selbsthilfeeinrichtungen sind sie heute durch Landergesetze geregelt und nahezu alle als Anstalten des offentlichen Rechts organisiert Die derzeit 57 Studentenwerke Deutschlands sind durch landesgesetzlich festgelegte Zustandigkeiten fur eine oder mehrere Hochschulen und Stadte raumlich voneinander abgegrenzt Ihre Grosse ist sehr unterschiedlich sie reicht von ca 1 300 bis 125 000 Studenten im Zustandigkeitsgebiet und von 11 bis 790 Beschaftigte Die Studentenwerke arbeiten im Dachverband Deutsches Studierendenwerk DSW zusammen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Aufgaben 3 Rechtsform Finanzierung und Organisation 4 Deutsches Studierendenwerk 5 Internationaler Vergleich 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie ersten Studentenwerke entstanden nach dem Ersten Weltkrieg als viele Studenten durch Kriegs und Inflationsfolgen nur mit Muhe ihr Studium finanzieren konnten 1921 schlossen sich die lokalen studentischen Selbsthilfevereine akademischen Hilfswerke etc auf dem 4 Deutschen Studententag in Erlangen zur Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft e V zusammen Durch die politische Entwicklung innerhalb der Deutschen Studentenschaft selbst kam es aber bereits im Verlauf der 1920er Jahre zu einer zunehmenden Entfremdung zwischen beiden Organisationen die sich schliesslich 1929 in der Umbenennung der Wirtschaftshilfe in Deutsches Studentenwerk e V DSW niederschlug In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das DSW 1934 als Reichsstudentenwerk in eine reichsunmittelbare Anstalt des offentlichen Rechts uberfuhrt der neugeschaffenen Reichsstudentenfuhrung unterstellt und den politischen Zielen des NS Regimes unterworfen die ortlichen Studentenwerke wurden aufgelost und als unselbststandige Teilanstalten in das Reichsstudentenwerk mit Sitz in Berlin uberfuhrt 2 Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Reichsstudentenwerk aufgelost und in Westdeutschland die ortlichen Studentenwerke neu gegrundet zumeist in der Form von eingetragenen Vereinen oder Stiftungen Diese schlossen sich 1950 erneut zu einem lockeren Verband Deutscher Studentenwerke zusammen der 1956 wieder den alten Namen Deutsches Studentenwerk e V DSW annahm Ab 1957 wurden die Studentenwerke mit der Abwicklung der allgemeinen Studienforderung nach dem Honnefer Modell einem Vorlaufer des heutigen BAfoG betraut seit 1960 wurde zudem der Bau von Studentenwohnheimen forciert Da beide Aufgaben in steigendem Masse aus offentlichen Zuschussen finanziert wurden verloren die Studentenwerke mehr und mehr ihren Charakter als studentische Selbsthilfeeinrichtungen Dagegen wandten sich der damalige Verband Deutscher Studentenschaften und die Westdeutsche Rektorenkonferenz und forderten die Studentenwerke wieder starker in die Obhut der Studentenschaften bzw der Hochschulen zu uberfuhren Im Zuge der Einfuhrung des BAfoG dessen Administration ebenfalls den Studentenwerken ubertragen wurde wurden diese jedoch Anfang der 1970er Jahre nahezu flachendeckend in Anstalten des offentlichen Rechts uberfuhrt In der DDR gab es bis 1990 keine Studentenwerke Mensen Wohnheime und weitere soziale Einrichtungen wie z B Kinderkrippen und Kindergarten fur die Studierenden wurden stattdessen von den Hochschulen und Universitaten betrieben Ebenso wurden die staatlichen Stipendienzahlungen uber die Hoch und Fachschulen abgewickelt Im Zuge der Wiedervereinigung wurden auch in Ostdeutschland 1990 wieder Studentenwerke nach westdeutschem Vorbild eingerichtet 3 die ebenfalls Mitglied im Deutschen Studentenwerk wurden Bei der Einrichtung dieser neuen Anstalten setzte sich das DSW fur weitgehende Mitspracherechte der Studenten ein So stellen diese in den Gremien der ostdeutschen Studentenwerke oftmals die Halfte der Mitglieder Im Zuge der sprachlichen Gleichbehandlung von Frauen und Mannern haben mehrere Bundeslander ihre Studentenwerke in Studierendenwerke umbenannt Rheinland Pfalz 2003 Hamburg 2005 Baden Wurttemberg 2014 Mecklenburg Vorpommern und Nordrhein Westfalen 2015 Berlin und Thuringen beide 2016 sowie Bremen 2018 In Hessen wurde die Entscheidung uber ihren Namen den einzelnen Studentenwerken uberlassen woraufhin sich jene in Darmstadt und Kassel in Studierendenwerk umbenannten 2022 wurde auch der Dachverband DSW in Deutsches Studierendenwerk DSW umbenannt Die Umbenennungen stiessen vor allem wegen der damit verbundenen Kosten wiederholt auf Kritik 4 5 6 Aufgaben BearbeitenIn der Praxis ubernehmen die Studentenwerke heute folgende Aufgaben Betrieb von Mensen und Cafeterien insgesamt gab es Ende des Jahres 2013 875 gastronomische Einrichtungen mit 236 136 Tischplatzen 7 Verwaltung und Betrieb von Wohnheimen mit ca 184 000 Wohnheimplatzen Ende 2013 7 Studienfinanzierung im Rahmen des BAfoG Ausnahme Rheinland Pfalz hier sind die BAfoG Amter Teil der Hochschule und daruber hinaus Betreuung von auslandischen Studierenden etwa 265 000 im Studienjahr 2012 7 psychologische und soziale Beratungen sowie Rechtsberatungen Gewahrung von Darlehen und sozialer Unterstutzung Kinderbetreuung fur studierende Eltern kulturelle Angebote u a Fordern von Studentenclubs Rechtsform Finanzierung und Organisation BearbeitenStudentenwerke sind von den Hochschulen unabhangige rechtlich selbststandige Einrichtungen und arbeiten meist in der Rechtsform der Anstalt des offentlichen Rechts wobei ihre Arbeit in den Bildungsbereich fallt und daher durch Landesgesetze Landeshochschulgesetze oder eigenstandige Studentenwerksgesetze geregelt ist Sie finanzieren sich aus staatlichen Zuschussen mehrheitlich der Bundeslander aber auch des Bundes aus Sozialbeitragen die alle Studierenden bezahlen mussen und aus Umsatzen z B Einnahmen in der Mensa oder Mietbetrage Neben dem BAfoG das als direkte individuelle Studienfinanzierung gesehen werden kann sind Studentenwerke durch den staatlichen Zuschuss ein weiteres Mittel der Studienfinanzierung die in diesem Fall als indirekte Studienfinanzierung bezeichnet wird Studentenwerke werden von hauptamtlichen Geschaftsfuhrern geleitet in grundsatzlichen Fragen entscheiden jedoch ehrenamtliche Gremien Vorstand Verwaltungsrat die auch fur die Aufsicht uber die Geschaftsfuhrung zustandig sind Mitglieder in diesen Gremien sind je nach Bundesland Vertreter der Hochschulen der Studierendenschaft der Bediensteten des Studentenwerks der Landesregierungen oder externe Personen Deutsches Studierendenwerk Bearbeiten nbsp Logo des Deutschen Studierendenwerks aus dem Jahr 2016 damals noch Deutsches Studentenwerk Die 57 Studentenwerke in Deutschland sind im bundesweiten Dachverband Deutsches Studierendenwerk e V DSW 8 zusammengeschlossen 9 Seine Aufgabe ist zum einen der Erfahrungs und Wissensaustausch sowie Weiterbildungsmassnahmen fur die ortlichen Studentenwerke Zum anderen versteht sich das DSW auch als sozialpolitische Interessenvertretung der Studenten Zur Entstehung des DSW in der Weimarer Republik vgl GeschichteBesonders bekannt ist das DSW fur seine seit 1952 alle drei Jahre erscheinende Sozialerhebung zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden in Deutschland Sie bildet die Grundlage fur einen grossen Teil der Arbeit im Bereich der studentischen Sozialpolitik Das Deutsche Studentenwerk hat seinen Sitz in Berlin Beate Schucking ist seit dem 1 Januar 2023 Prasidentin des Deutschen Studierendenwerks 10 Vorsitzende bzw Prasidenten des Deutschen Studierendenwerks Weimarer Republik Wilhelm Schlink Fritz TillmannDrittes Reich Reichsstudentenwerk Gustav Adolf ScheelSeit 1950 Hans Meinzolt Wilhelm Hallermann Thomas Ellwein Gerald Grunwald Hans Ernst Folz Albert von Mutius Hans Dieter Rinkens Rolf Dobischat Dieter Timmermann Rolf Dieter Postlep Beate SchuckingInternationaler Vergleich BearbeitenDie wirtschaftliche und soziale Betreuung von Studenten ist international sehr unterschiedlich gelost wobei das deutsche System der von den Hochschulen losgelosten selbststandigen Betreuungseinrichtungen eher selten ist In vielen Landern werden die hier beschriebenen Aufgaben insbesondere die Verwaltung und der Betrieb von Mensen und Wohnheimen von den Hochschulen selbst ubernommen In anderen Fallen werden solche Einrichtungen hier dann vor allem Wohnheime von den Studentenvertretungen betrieben Mit Deutschland vergleichbar ist vor allem das franzosische System Hier gibt es das ebenfalls von den Hochschulen losgeloste Centre national des œuvres universitaires et scolaires CNOUS das auf nationaler Ebene organisiert ist Daruber hinaus gibt es die Centre regional des œuvres universitaires et scolaires CROUS die sich auf regionaler Ebene fur die Belange der Studierenden einsetzen Zu ihren Aufgabengebieten gehoren studentische Unterkunfte der Unterhalt von Mensen finanzielle Unterstutzung und Stipendien sowie der Empfang internationaler Studierender die in Frankreich ein Auslandsstudium absolvieren Zwischen den deutschen Studentenwerken und ihrem franzosischen Pendant gibt es jahrliche Treffen sowie einen Austausch uber Arbeitsgruppen um mittels internationaler Kooperation eine Verbesserung der eigenen Arbeit zu ermoglichen und die deutsch franzosische Freundschaft zu unterstreichen 11 Siehe auch BearbeitenListe der Studentenwerke in DeutschlandLiteratur BearbeitenAlbert von Mutius Studentenwerke In Flamig et al Hg Handbuch des Wissenschaftsrechts 2 Aufl Berlin 1996 ISBN 3 540 61129 0 S 601 630 1921 2001 80 Jahre Deutsches Studentenwerk Bonn Berlin 2002 Volltext PDF 10 1 MB Memento vom 28 September 2007 im Internet Archive DSW Hrsg Dialog unter einem Dach Studentenwerke im Wandel Festschrift fur den langjahrigen DSW Generalsekretar Horst Bachmann anlasslich seines Ausscheidens Bonn 1997 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Studentenwerk im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Website des Deutschen Studierendenwerks DSW Studenten und Studierendenwerke im Zahlenspiegel 2021 2022 Broschure des Deutschen Studentenwerks Sozialerhebung des DSWEinzelnachweise Bearbeiten Duden Geschaftsbericht Studentenwerk Braunschweig 2015 Verordnung uber die Errichtung von Studentenwerken vom 18 September 1990 GBl I S 1606 Unfrieden um Unisex SpiegelOnline vom 22 August 2014 Abgerufen am 24 August 2015 http www stuttgarter nachrichten de inhalt studierendenwerke umbenennung kostet soviel wie 13 wohnheimplaetze 6c155bd3 fdb9 4f95 8966 4f173a983198 html Studentenwerke laufen Sturm gegen teure Zwangs Umbenennung derwesten de vom 2 Februar 2015 Abgerufen am 24 August 2015 a b c Wiedersehen mit alten Bekannten in Unicum Ausgabe 11 2013 S 10 f Stellungnahme des Deutschen Studentenwerks DSW zum Gesetzesantrag des Freistaates Sachsen Entwurf eines Gesetzes zur Anderung des Aufenthaltsrechts BR Drs 185 11 vom 5 April 2011 Deutsches Studentenwerk 5 Mai 2011 abgerufen am 28 August 2020 Verwendung der Abkurzung DSW Studentenwerke Deutsches Studentenwerk abgerufen am 28 August 2020 Beate Schucking neue Prasidentin des Deutschen Studentenwerks In studentenwerke de 7 Dezember 2022 abgerufen am 7 Dezember 2022 Website des franzosischen CNOUS Abgerufen am 3 Marz 2014 Normdaten Sachbegriff GND 4140489 0 lobid OGND AKS LCCN n81053643 VIAF 154190454 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Studentenwerk amp oldid 235750480 Deutsches Studierendenwerk