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Der holzgeschnitzte Prinz ungarischer Originaltitel A fabol faragott kiralyfi op 13 Sz 60 BB 74 ist ein einaktiges Tanzspiel des ungarischen Komponisten Bela Bartok auf ein Libretto von Jozsef Ujfalussy nach Bela Balazs Die Urauffuhrung fand am 12 Mai 1917 in Budapest statt Inhaltsverzeichnis 1 Handlung des Tanzspiels 2 Musik 2 1 Besetzung 2 2 Stilistisch 3 Entstehung 4 Rezeption 5 Literatur 6 Aufzeichnungen 6 1 Gesamtaufnahmen 6 2 Verfilmung des Balletts 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHandlung des Tanzspiels BearbeitenDas einaktige Werk behandelt ein Marchenthema mit einer Prinzessin und einem Prinzen als Handlungstragern Das Tanzspiel besteht aus einem Vorspiel Einleitung und sieben Tanzen mit folgenden Bezeichnungen Erster Tanz Tanz der Prinzessin im Walde Zweiter Tanz Tanz der Baume Dritter Tanz Wellentanz Vierter Tanz Tanz der Prinzessin mit der Holzpuppe Funfter Tanz Die Prinzessin zerrt und rupft an ihm und will ihn zum Tanz notigen Sechster Tanz Mit verfuhrerischem Tanze will sie ihn zu sich locken Siebter Tanz Die Prinzessin will erschrocken zu ihm eilen doch der Wald halt sie auf 1 Das Vorspiel beginnt mit einem tiefen Orgelpunkt in C Dur mit Obertonen der das darauf folgende Erwachen der Natur einleitet und Parallelen zum Vorspiel von Richard Wagners Oper Das Rheingold aufweist 2 Erst nach dem Vorspiel setzt die eigentliche Handlung ein Eine hochmutige Prinzessin unter der Obhut einer Fee und ein Prinz leben durch einen Wald und einen Bach getrennt in ihren Schlossern Der Prinz verliebt sich in die Prinzessin wird aber durch den von der Fee verzauberten Wald Tanz der Baume und ein anschwellendes Gewasser Wellentanz gehindert Zunachst stellt sich die gesamte Natur gegen den Prinzen Um die Aufmerksamkeit der Prinzessin zu erregen fertigt er eine holzerne Puppe an die er mit seinen Haaren seiner Kleidung und seiner Krone ausstattet Die Prinzessin verliebt sich statt in den Prinzen in den Popanz den die Fee so verzaubert dass er springen und tanzen kann Sie tanzt mit ihm in einem Pas de deux Tanz der Prinzessin mit der Holzpuppe ohne den Prinzen zu beachten Der Prinz ist verzweifelt aber die Natur die ihm zuvor feindlich gesinnt war trostet ihn Als die Puppe immer kraftloser wird und leblos zusammensinkt wird sie von der Prinzessin beiseite gestossen Erst jetzt erkennt sie den Prinzen an und verliebt sich in ihn Dieser aber entzieht sich ihr Auch der Wald stellt sich ihr entgegen und verspottet sie mit verschiedenen Visagen holzerner Prinzen Erst als die Prinzessin ihren Stolz uberwindet und sich im Schlusstanz ihres Schmuckes und ihres Haares entledigt hat sie den Bann gebrochen Prinz und Prinzessin sind vereint und auch die Natur ist versohnt Das Werk schliesst mit einer Hornmelodie Musik BearbeitenBesetzung Bearbeiten Die szenische Auffuhrung des Werkes erfordert neben den Tanzern ein grosses Orchester in folgender Besetzung Blaser 4 Floten 3 und 4 Flote auch Piccoloflote 4 Oboen 3 und 4 auch Englischhorn Altsaxophon in Es Tenorsaxophon in B Baritonsaxophon in Es 4 Klarinetten in B auch Klarinetten in A 3 und 4 auch Klarinette in Es 1 Bassklarinette in B 1 Bassklarinette in A 4 Fagotte 3 und 4 auch Kontrafagott 4 Horner 4 Trompeten in B 2 Kornette in B 3 Posaunen Tuba Pauken grosses Schlagwerk mit 5 Schlagzeugern Celesta 2 Spieler 3 2 Harfen Streicher 16 erste Violinen 16 zweite Violinen 12 Bratschen 10 Violoncelli 8 Kontrabasse 4 Die Auffuhrungsdauer betragt etwa 45 Minuten Stilistisch Bearbeiten Bartok verwendet zwar in der Tradition von Richard Strauss im Holzgeschnitzten Prinzen ein grosses spatromantisches Orchester zeigt sich aber in der Instrumentation innovativ indem er auch ungebrauchliche Instrumente wie Saxophone Celesta und eine grosse Schlagzeugbatterie einsetzt In der Tonsprache ist das Werk nicht spatromantisch sondern eher impressionistisch wobei eine herbe Farblichkeit vorherrscht 3 Trotz der Parallele des Vorspiels zu Richard Wagners Rheingold Vorspiel wegen des tiefen Orgelpunkts in C Dur mit Obertonen ist Bartoks Tonsprache eigenstandig und die verwendete nicht diatonische sondern heptatonale Tonreihe beruht teilweise auf seinen Studien der rumanischen Volksmusik 5 Auch im weiteren Verlauf des Werkes zeigt sich bei Bartoks Darstellungen der Natur die Nahe zur Volksmusik jedoch nicht in Form von folkloristischen Zitaten sondern in eigenen nachempfundenen Volksliedformen 6 Entstehung Bearbeiten nbsp Bartok bei der Aufzeichnung von Volksmusik 1908Nachdem Bartok seine 1911 vollendete einaktige Oper Herzog Blaubarts Burg auf ein Libretto von Bela Balazs zum Erkel Wettbewerb und 1912 zum Rozsavolgyi Wettbewerb eingereicht hatte wurde sie beide Male als unspielbar abgelehnt Aufgrund dieser Enttauschung zog sich Bartok aus der Neuen Ungarischen Musikgesellschaft zuruck und beschaftigte sich hauptsachlich mit der Auswertung seiner auf Phonographenwalzen aufgenommenen ungarischen Volksmusik Bauernmusik die einen Gegenpol zur volkstumlichen stadtischen Musik darstellte 1912 las er in der literarischen Zeitschrift Nyugat Abendland Bela Balazs Entwurf fur ein Handlungsballett das ihn interessierte 1914 begann er mit der Komposition was aus einem Brief an seine Mutter hervorgeht das Ballett entsteht denn es verlangt danach 7 Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs unterbrach Bartok jedoch die kompositorische Arbeit da er wenig Chancen sah das Ballett zur Auffuhrung zu bringen Erst 1916 setzte er die unterbrochene Komposition fort nachdem Bela Balazs in Verhandlungen mit dem Budapester Opernhaus erreicht hatte dass das Werk im Fruhjahr 1917 uraufgefuhrt werden sollte 8 Im Januar 1917 vollendete Bartok das Werk 2 1917 schrieb Bartok ruckblickend uber die Entstehung des holzgeschnitzten Prinzen dass der Impuls zur Komposition des Balletts aus der Abweisung seiner Oper entsprang die auch wegen ihrer statischen Handlung als unspielbar und wegen ihrer Kurze nicht als abendfullend galt In Kombination mit den spektakularen farbigen reichen und variablen Geschehnissen des Tanzspiels sah er dagegen eine Moglichkeit beide Werke an einem Abend aufzufuhren 9 Die Premiere wurde mehrfach verschoben einerseits da sich das Orchester erneut geweigert hatte ein Werk von Bartok aufzufuhren andererseits aber auch weil sich niemand um die Arbeit auf der Buhne kummern wollte sodass schliesslich Bela Balazs als Regisseur einsprang Dass es trotz dieser Intrigen zur Urauffuhrung kam war nicht zuletzt das Verdienst des italienischen Dirigenten Egisto Tango der seit 1913 an der Budapester Oper wirkte 8 Rezeption BearbeitenWahrend der Urauffuhrung am 12 Mai 1917 herrschte nach den Angaben von Bela Balazs eine knisternde Spannung wobei viele konservative Zuschauer darauf warteten das Werk durchfallen zu sehen Letztendlich verschaffte jedoch die Galerie dem Werk des als progressiv geltenden Komponisten Bartok einen durchschlagenden Erfolg Bartoks Holzgeschnitzter Prinz blieb auf dem Spielplan und trug massgeblich dazu bei dass im Folgejahr auch Bartoks Oper Herzog Blaubarts Burg erfolgreich uraufgefuhrt werden konnte 8 Einzig die konservative Musikkritik fand Einwande So berichtete Zoltan Kodaly in seinem Aufsatz uber Bela Bartok Damals fand er Bartok fur die Trostlosigkeit seines Prinzen Klange die die Zuhorer erschauern machten und einige Kritiker zu der Bemerkung veranlassten das Werk sei verfehlt weil die Musik fur ein Feenmarchen zu tragisch anmute Andere erkannten zwar Bartoks Genie in den grotesken Tanzen besonders in dem der Holzpuppe an doch wollte sie die Kritik den ausdrucksvollen Szenen keine Gerechtigkeit widerfahren lassen erklarte sie vielmehr fur kalt 10 Eine von Bartok zusammengestellte Konzertsuite mit drei Tanzen aus dem Werk wurde am 23 Februar 1931 unter der Leitung von Ernst von Dohnanyi uraufgefuhrt 11 Heutzutage steht der Holzgeschnitzte Prinz im Schatten der beiden anderen Buhnenwerke Bartoks der Oper Herzog Blaubarts Burg und der zwischen 1918 und 1924 entstandenen Tanzpantomime Der wunderbare Mandarin 12 die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs auch als Konzertsuite einen grossen Bekanntheitsgrad erreicht hat Eine Beschreibung des holzgeschnitzten Prinzen fehlt in Reclams Ballettfuhrer Ausgabe 2006 13 obwohl das Werk weiterhin aufgefuhrt wird entweder als Ballett oder konzertant Literatur BearbeitenTibor Tallian Bela Bartok Sein Leben und Werk Corvina Budapest 1988 ISBN 963 13 2325 0 S 113 119 124 125 Daniel Frederic Lebon Bela Bartoks Handlungsballette in ihrer musikalischen Gattungstradition Dr Koster Berlin 2012 ISBN 978 3 89574 810 3Aufzeichnungen BearbeitenGesamtaufnahmen Bearbeiten London Symphony Orchestra unter Antal Dorati Mercury Living Presence Decca 1964 New Yorker Philharmoniker unter Pierre Boulez CBS Sony 1972 1977 Chicago Symphony Orchestra unter Pierre Boulez DGG 1993 Festivalorchester Budapest unter Ivan Fischer Decca 1996 Ungarische Nationalphilharmonie unter Zoltan Kocsis Hungaroton 2007 Bournemouth Symphony Orchestra unter Marin Alsop Naxos 2008Verfilmung des Balletts Bearbeiten A fabol faragott kiralyfi Der holzgeschnitzte Prinz 1970 Regie Adam Horvath 14 Weblinks BearbeitenKurzbeschreibungEinzelnachweise Bearbeiten Bezeichnung der Tanze nach Angaben aus dem Programmheft des Schleswig Holstein Musik Festivals vom 28 29 Juli 2007 anlasslich der konzertanten Gesamtauffuhrung des Werkes a b Wolfgang Stahr Grunderzeit in Ungarn Bela Bartoks Tanzspiel Der holzgeschnitzte Prinz in Programmheft des SHMF vom 28 29 Juli 2007 ohne Seitenangabe a b Hans Klaus Jungheinrich in Beiheft zur CD CBS 1972 1977 ohne Seitenangabe Orchesterbesetzung nach Angaben der Universal Edition Tibor Tallian Bela Bartok Sein Leben und Werk Corvina Budapest 1988 S 119 Zitat Tibor Tallian Bela Bartok Sein Leben und Werk Corvina Budapest 1988 S 119 Tibor Tallian Bela Bartok Sein Leben und Werk Corvina Budapest 1988 S 115 a b c Tibor Tallian Bela Bartok Sein Leben und Werk Corvina Budapest 1988 S 124 Tibor Tallian Bela Bartok Sein Leben und Werk Corvina Budapest 1988 S 115 116 Zitate bei Hans Klaus Jungheinrich in Beiheft zur CD CBS 1972 1977 ohne Seitenangabe Tibor Tallian Bela Bartok Sein Leben und Werk Corvina Budapest 1988 S 284 Rainer Aschemeier Bartok im Marchenland in The Listener vom 9 Marz 2008 Klaus Kieser und Katja Schneider Reclams Ballettfuhrer Philipp Reclam junior Stuttgart 2006 ISBN 978 3 15 010603 7 S 526 Nachweis in der IMDb deutsch 1 und IMDb englisch 2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der holzgeschnitzte Prinz amp oldid 234961477