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Der Nachbar ist eine Erzahlung aus dem Nachlass von Franz Kafka Sie wurde 1917 geschrieben und 1931 in Berlin von Max Brod und Hans Joachim Schoeps herausgegeben Die Geschichte Der Nachbar die Merkmale einer Kurzgeschichte aufweist handelt von einem jungen sich anfangs selbstsicher gebenden Inhaber einer kleinen Firma der sich durch seinen neuen Nachbarn Harras bedroht fuhlt Inhaltsverzeichnis 1 Inhaltsanalyse 2 Form 3 Bezuge zu anderen Werken Kafkas 4 Rezeption 5 Ausgaben 6 Sekundarliteratur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseInhaltsanalyse BearbeitenDer Ich Erzahler scheint erfolgreich zu sein und ihm scheint es auch nicht schwerzufallen sein Geschaft zu fuhren Beteuerungen Ich klage nicht ich klage nicht deuten aber bereits am Anfang der Geschichte darauf hin dass es doch Grund zur Klage geben konnte Im Nachhinein scheint es der Erzahler zu bereuen dass er die Nachbarwohnung nicht gemietet hat weil er glaubte mit der dazugehorigen Kuche nichts anfangen zu konnen Diese Nachbarwohnung hat nun ein anderer junger Geschaftsmann angemietet Der Erzahler mochte Naheres uber das Leben und die Tatigkeiten seines Nachbarn herausbekommen der inzwischen die Wohnung bezogen hat Seinem Nachbarn Harras unterstellt er dass er ihm geschaftlich schaden ihn womoglich ruinieren wolle Er stellt Harras jedoch nicht zur Rede sondern er zieht Erkundigungen bei anderen ein um Informationen uber Harras herauszufinden Dabei stellt sich heraus dass dieser ein ebenso junger und aufstrebender Mann wie er selbst ist Zunehmend fuhlt sich der Ich Erzahler in seinem Verdacht bestarkt dass Harras irgendetwas gegen ihn im Schilde fuhre da dieser es immer sehr eilig hat und sich offenbar einem Gesprach mit dem Ich Erzahler entzieht Der Erzahler empfindet immer starkere ins Groteske wachsende Angste die darauf schliessen lassen dass er unter Verfolgungswahn leidet Denn Beweise dafur dass Harras ihn seinen Nachbarn durch die hellhorige Wand belauscht sich auf den Weg zu dem Kunden macht mit dem der Erzahler eben noch telefoniert und ihm so Kunden abwirbt gibt es nicht Der Schein der Selbstsicherheit hat sich am Ende der Geschichte vollstandig aufgelost Form BearbeitenEs handelt sich bei der Erzahlung Der Nachbar um eine Kurzgeschichte insofern als die Handlung unvermittelt beginnt und am Ende abrupt abbricht dem Leser wird es wie es fur diese Textart typisch ist uberlassen einen Schluss zu finden Hier entwickelt sich ein zunehmend wahnhafter Monolog eines durch seine Arbeit und das Konkurrenzdenken uberforderten Menschen mit einer grundsatzlichen Lebensverunsicherung 1 Kafka gibt durch seine Erzahltechnik dem Leser keine Chance mehr zu erfahren als der Ich Erzahler ihm mitteilt Die Notigung sich in einen Paranoiker so es denn wirklich Paranoia ist einzufuhlen empfindet man als unbehaglich Das gilt auch fur die ganze surrealistisch verfremdete Welt in die man eingefuhrt wird Typisch fur den Surrealismus ist es dass diese Welt einem zunachst vertraut vorkommt aber stufenweise fremdartige Zuge annimmt Vertraut kommt einem diese Welt auch wegen der benutzten Sprache Hochsprache mit gelaufigen Begriffen und einfach konstruierten Satzen vor Damit kann der Leser die Handlung zwar leicht nachvollziehen sie aber nicht vollends verstehen Es beschleicht den Leser das ungute Gefuhl dass diese Lesereise der Innenansicht eines Wahns gleicht 2 Die angstvoll ausufernde Phantasie des Erzahlers druckt sich aus indem die anfanglich kurzatmigen Satze sich zu weit ausgreifenden Satzgebilden andern Zum Eindruck des Grotesken tragt bei dass der Erzahler seinen Rivalen sogar sprachlich entmenschlicht z B Wie der Schwanz einer Ratte ist er hineingeglitten Der das Telefon umtanzende Erzahler als eine tragikomische Jammergestalt ist eine geradezu chaplineske Erscheinung mit Slapstick Elementen des Stummfilms Bezuge zu anderen Werken Kafkas BearbeitenDas zentrale Vehikel der Verunsicherung des Protagonisten ist das Telefon Dieses war Anfang des 20 Jahrhunderts eine neue Kommunikationsform die Kafka nicht geheuer war 3 Es wird eine falsche nur technisch bedingte Prasenz suggeriert Das Gespenstische zwischen den Menschen wird nicht ausgeschaltet eher verstarkt Die Stortone die im Telefon rauschen bleiben dem der sie hort fremd und bedrohlich Auch im Roman Das Schloss spielt das Telefon eine verwirrende Rolle Die Thematik der vorliegenden Geschichte ist nicht isoliert zu sehen Die Muhsal des Kaufmannsdaseines thematisiert Kafka immer wieder wahrscheinlich auch bedingt durch die zahlreichen Klagen seines Vaters Bereits im Fruhwerk Betrachtung tritt Der Kaufmann auf der vielfaltig mit seiner Existenz hadert In Das Ehepaar wird genau die ungute Konkurrenzsituation zwischen zwei Kaufleuten thematisiert Gregor Samsa aus Die Verwandlung ist bevor er ein Kafer wird ein unglucklicher Handelsvertreter Losgelost vom Kaufmannsschicksal ist aber die ins Paranoide fuhrende Besessenheit des Protagonisten zu sehen Sie erinnert an die Besessenheit des grabenden Tieres aus Der Bau Dort ist es das Gerausch das das Tier hort und wodurch es immer tiefer verunsichert wird In der vorliegenden Geschichte ist das Verstorende das was der Konkurrent vermeintlich hort Rezeption BearbeitenSudau S 82 Doch der Konkurrenzkampf ist nur das offensichtliche Problem des Textes eine tiefer sitzende Daseinsunsicherheit und angst kann als das eigentliche angesehen werden Zogerlichkeit Kleinlichkeit Misstrauen Angstlichkeit Selbstvorwurfe und Zwangsvorstellungen sind sein Daseinsdiktum Der Text zeigt die Genese von Vorurteil und Verfolgungswahn Ausgaben BearbeitenSamtliche Erzahlungen Herausgegeben von Paul Raabe Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 1970 ISBN 3 596 21078 X Nachgelassene Schriften und Fragmente 1 Herausgegeben von Malcolm Pasley Fischer Frankfurt am Main 1993 ISBN 3 10 038148 3 S 370 372 Sekundarliteratur BearbeitenRalf Sudau Franz Kafka Kurze Prosa Erzahlungen Klett Verlag 2007 ISBN 978 3 12 922637 7 Peter Andre Alt Franz Kafka Der ewige Sohn Eine Biographie Verlag C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 53441 4 Franz Kafka Johannes Diekhans Elisabeth Becker Textausgaben Die Verwandlung Brief an den Vater und andere Werke Schoningh im Westermann Januar 1999 ISBN 978 3 14 022290 7 Weblinks BearbeitenDer Nachbar Text Einzelnachweise Bearbeiten Sudau S 81 Sudau S 83 85 Alt S 281Werke von Franz Kafka Zu Lebzeiten veroffentlicht Ein Damenbrevier Gesprach mit dem Beter Gesprach mit dem Betrunkenen Die Aeroplane in Brescia Richard und Samuel Grosser Larm Betrachtung Das Urteil Der Heizer Die Verwandlung Vor dem Gesetz Der Mord Ein Brudermord In der Strafkolonie Ein Landarzt Der Kubelreiter Josefine die Sangerin oder Das Volk der Mause Ein HungerkunstlerPostum veroffentlicht Auswahl Bilder von der Verteidigung eines Hofes Beschreibung eines Kampfes Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande Kleine Seele Der kleine Ruinenbewohner Unter meinen Mitschulern Skizze zur Einleitung fur Richard und Samuel Die stadtische Welt Ein junger ehrgeiziger Student Einleitungsvortrag 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