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Der Unterstaatsanwalt ist ein Prosafragment von Franz Kafka das Ende des Jahres 1914 entstand und in den nachgelassenen Schriften und Fragmenten zu finden ist Ein Unterstaatsanwalt der seine beruflichen Fahigkeiten offensichtlich wesentlich hoher einschatzt als sein berufliches Umfeld dies tut hat sich verstrickt in die imaginare Aufarbeitung eines dienstlichen Versagens das allerdings nicht naher thematisiert wird Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Inhalt 3 Erzahlperspektive 4 Form und Textanalyse 5 Bezuge zu anderen Kafka Werken 6 Selbstzeugnis 7 Ausgabe 8 Sekundarliteratur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksEntstehung BearbeitenDieses Fragment aus den nachgelassenen Schriften entstand 1914 wahrend Kafka sich muhte seinen Roman Der Process voranzubringen wobei er im Dezember auch das Prosastuck Der Dorfschullehrer anfertigte und gleichzeitig eben das vorliegende Prosastuck in Angriff nahm 1 Es handelt sich um Aufzeichnungen zwischen Dezember 1914 und Marz 1915 im Rahmen der sogenannten Konvolute das vorliegende als Unterstaatsanwaltkonvolut bezeichnet 2 Inhalt BearbeitenDer Inhalt des Fragments erschliesst sich eigentlich erst von ruckwarts Ein Unterstaatsanwalt hat einen gewaltigen Abscheu vor dem Bezirksrichter der seiner Meinung nach von grosser Dummheit ist ebenso wie auch der Rest der Welt Der Bezirksrichter wird im Weiteren nur noch am Rande erwahnt seine Relation zum Unterstaatsanwalt bleibt unklar Vielmehr erfahrt der Leser nun von einer Disziplinarsache die der Unterstaatsanwalt wieder aufgerollt sehen mochte und bei der ihm Genugtuung zuteilwerden soll Nun kommt der eigentliche Fall des Unterstaatsanwaltes zur Sprache der vor 15 Jahren mit einem Prozess uber Majestatsbeleidigung befasst war und sich vom Ausgang dieses Verfahrens grosse Hoffnungen fur sein berufliches Fortkommen gemacht hat Daher hat er sich dieser Sache in einer ausserst intensiven Weise angenommen und sie sich vollig zu eigen gemacht Es folgen Schilderungen der damaligen Prozessablaufe Der Unterstaatsanwalt sieht den Verteidiger in dem Verfahren als konfuses lacherliches Mannchen mit zappelnden Fussen und Glatze Aber er schliesst sich dessen Antrag an die Verhandlung in offentlicher Sitzung fortzufuhren was bei den anderen Richtern Erstaunen hervorruft Der Unterstaatsanwalt aber streift in seiner Antragserwiderung lediglich die Beleidigung selbst wie etwas Nebensachliches mit wenigen Worten Erzahlperspektive BearbeitenDie Erzahlperspektive ist unbestimmt Nicht der Unterstaatsanwalt erzahlt unmittelbar aber auch nicht durchgangig ein auktorialer Erzahler Es gibt Passagen die eine auktoriale Sicht wiedergeben So zum Beispiel der eigentlich ironische Satz Es ist fur die personlichen Verhaltnisse des Unterstaatsanwalts an und fur sich sehr bedauerlich dass er nur einen so niedrigen Rang einnimmt Auch der oben genannte Satz von der Nebensachlichkeit der Beleidigung zeugt davon wie der Unterstaatsanwalt erzahlerisch von aussen gesehen wird In weiten Teilen des Fragmentes allerdings uberwiegt die direkte Sicht des Unterstaatsanwaltes und zwar umso mehr je starker er in den Gegenstand involviert ist So spricht er intensiv davon wie er sich in geradezu manischer Weise in die Vorbereitung auf diesen Prozess vertieft hat in eben solcher Weise schildert er auch die skurrilen Ablaufe beim Prozess selbst So wird der Leser in seinen Blickwinkel einbezogen und erlebt dabei auch die Realitatsverschiebung unter der der Protagonist offensichtlich leidet Form und Textanalyse BearbeitenDas Fragment beginnt mitten in einem Satz in dem es um Jagden auf Missgeburten und den Bezirksrichter als Ziel geht Der Schlusssatz Es ritten die Husaren durch die dunkle enge Gasse steht anscheinend ohne Zusammenhang da Der Fragmentcharakter tritt hier sehr deutlich hervor Der Text enthalt mehrfach direkte Rede wobei er meist aufmunternde beruhigende Worte beinhaltet die der Unterstaatsanwalt entweder sich selbst zuruft oder die angeblich hoher gestellte Personen aus dem Rechtswesen an ihn richten und ihm berufliche Genugtuung versprechen Das eigentliche Problem des Unterstaatsanwaltes das wohl im beruflichen Scheitern bei der Bewaltigung dieses Disziplinarverfahrens liegen durfte wird nie explizit erwahnt Er hatte sich eine Beforderung zum zehnten Staatsanwalt erhofft dies ist auch 15 Jahre spater noch nicht erfolgt Statt ein seiner Natur nach unbedeutendes Gerichtsverfahren einen unauffalligen Gang gehen zu lassen versteigt er sich zu abstrusen Uberlegungen und verwendet unangemessen viel Energie auf das Verfahren das ihn fast Tag und Nacht beschaftigt Diese intensive Beschaftigung fuhrt auch nicht dazu dass er den Fall bravouros lost sondern er hat sich zum Staunen des Gerichts regelrecht von der Sache selbst gelost Die unmittelbaren Konsequenzen fur den Unterstaatsanwalt erfahrt man nicht nur seine Jahre danach andauernde Frustration uber seine Berufssituation die am Beginn des Stuckes deutlich hervortritt Bezuge zu anderen Kafka Werken BearbeitenDieses Fragment von 1915 beinhaltet zum einen die Thematik des Rechtswesens ahnlich wie Der Process an dem Kafka gleichzeitig zu arbeiten versuchte Da sind die Hierarchien der Gerichtsbarkeit aber auch die Skurrilitat von Ablaufen und Personen die einerseits lacherlich andererseits auch bedrangend sind Ahnlichkeiten bestehen auch zu dem gleichzeitig entstandenen Der Dorfschullehrer Der Riesenmaulwurf Die Art und Weise wie die beiden Protagonisten dieses Stuckes namlich der Kaufmann und der Lehrer einen verbitterten Kampf fuhren der Lehrer uber die Existenz eines Riesenmaulwurfes hat etwas Irrationales was sich von dem eigentlichen Tatbestand losgelost hat Selbstzeugnis BearbeitenKafka Tagebuchaufzeichnungen 4 Januar 1915 Es ist alles nutzlos Kann ich die Geschichten nicht durch die Nachte jagen brechen sie aus und verlaufen sich so auch jetzt Der Unterstaatsanwalt 6 Januar 1915 Dorfschullehrer und Unterstaatsanwalt vorlaufig aufgegeben Aber auch unfahig den Process fortzusetzen Ausgabe BearbeitenNachgelassene Schriften und Fragmente I Herausgegeben von Malcom Pasley Born Neumann Schillemeit Fischer Taschenbuch Verlag S 217 224 ISBN 3 596 15700 5Sekundarliteratur BearbeitenPeter Andre Alt Franz Kafka Der ewige Sohn Eine Biographie Munchen C H Beck 2005 ISBN 3 406 53441 4 Reiner Stach Kafka Die Jahre der Entscheidungen S Fischer Verlag Frankfurt Main 2004 ISBN 3 596 16187 8 Koch Muller Pasley Hrsg Franz Kafka Tagebucher S Fischer Taschenbuch Verlag ISBN 3 596 15700 5 Einzelnachweise Bearbeiten Reiner Stach Kafka Die Jahre der Entscheidungen S Fischer Verlag Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 596 16187 8 S 583 586 Malcolm Pasley Born Neumann Schillemeit Hrsg Nachgelassene Schriften und Fragmente I S Fischer Verlag Frankfurt am Main 193 ISBN 3 596 15700 5 Anhang Inhalt S 2 Weblinks BearbeitenText des FragmentesWerke von Franz Kafka Zu Lebzeiten veroffentlicht Ein Damenbrevier Gesprach mit dem Beter Gesprach mit dem Betrunkenen Die Aeroplane in Brescia Richard und Samuel Grosser Larm Betrachtung Das Urteil Der Heizer Die Verwandlung Vor dem Gesetz Der Mord Ein Brudermord In der Strafkolonie Ein Landarzt Der Kubelreiter Josefine die Sangerin oder Das Volk der Mause Ein HungerkunstlerPostum veroffentlicht Auswahl Bilder von der Verteidigung eines Hofes Beschreibung eines Kampfes Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande Kleine Seele Der kleine Ruinenbewohner Unter meinen Mitschulern Skizze zur Einleitung fur Richard und Samuel Die stadtische Welt Ein junger ehrgeiziger Student Einleitungsvortrag uber Jargon Erinnerungen an die Kaldabahn Der Dorfschullehrer Blumfeld ein alterer Junggeselle Der Gruftwachter Die Brucke Eine Kreuzung Der Schlag ans Hoftor Der Jager Gracchus Beim Bau der Chinesischen Mauer Eine alltagliche Verwirrung Der Nachbar Vom judischen Theater Die Prufung Der Geier Prometheus Die Zurauer Aphorismen Brief an den Vater Der grosse Schwimmer Unser Stadtchen liegt Heimkehr Zur Frage der Gesetze Die Wahrheit uber Sancho Pansa Das Stadtwappen Der 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