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Der grosse Schwimmer ist ein Prosafragment von Franz Kafka aus dem Jahr 1920 Die Veroffentlichung erfolgte erst im Rahmen des Gesamtwerkes Ein Olympiasieger im Schwimmen verkundet vor einem festlichen Publikum dass er gar nicht schwimmen konne Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Inhalt 3 Textanalyse 4 Biografische Bezuge 5 Zitat 6 Selbstzeugnis 7 Rezeption 8 Ausgabe 9 Sekundarliteratur 10 Einzelnachweise 11 WeblinksEntstehung BearbeitenNiedergeschrieben wurde das Fragment Ende August 1920 Zu dieser Zeit fand in Antwerpen ein olympischer Schwimmwettbewerb statt 1 Der grosse Schwimmer ist nicht Bestandteil der herkommlichen Zusammenstellung der Werke Kafkas Er ist Teil der Fragmente aus den sogenannten Konvoluten Er erschien u a in der Kritischen Kafka Gesamtausgabe Nachgelassene Schriften und Fragmente II 2 Reiner Stach hat sich diesem Fragment in seiner Biographie Kafka Die Jahre der Erkenntnis naher gewidmet Inhalt BearbeitenEin Ich Erzahler berichtet wie er als Weltrekord Schwimmer in seine Heimatstadt zuruckkehrt und von den Leuten bejubelt wird Ein Automobil fahrt ihn zu einem Festsaal wo ihn eine Gesellschaft darunter auch ein Minister und die Frau des Burgermeisters erwartet Es werden Speisen gereicht Schone Madchen sind anwesend Ein dicker Mann halt eine Rede Der Schwimmer ist von Beginn an irritiert Er weiss nicht wo seine Heimatstadt ist Er versteht die Sprache nicht die hier gesprochen wird Die Gaste benehmen sich seiner Meinung nach seltsam So sitzen einige Gaste auffallend verkehrt namlich mit dem Rucken zu den Tischen Der dicke Herr weint bei seiner Rede Den Schwimmer drangt es selbst eine Rede zu halten Er gesteht dass er zwar einen Weltrekord errungen habe aber eigentlich gar nicht schwimmen konne Ausserdem sei er ja wohl nicht in seinem Vaterland da er hier kein Wort verstehe Aber gerade das store ihn nicht sehr Dass er aus der Rede seines Vorredners herausgehort hat sie sei trostlos traurig ist ihm sogar zu viel Wissen Er fragt sich ob nicht eine Verwechslung vorliegt Mit den Worten Doch kehren wir zu meinem Weltrekord zuruck endet das Fragment Textanalyse BearbeitenDer Erzahler berichtet von einem grossen ausserlichen Triumph Er wird begrusst mit dem doppelten Ruf Der grosse Schwimmer Er wird hofiert von hochgestellten Personlichkeiten und schonen Madchen Dass ein Minister anwesend ist erschreckt ihn Die Madchen lacheln ihn mit langen Blicken zu aber ein Kontakt zu ihnen scheint nicht moglich Das Ganze hat auch etwas Traumartiges an sich Zu den Vorgangen im Festsaal meint er vielleicht war alles sogar allzusehr beleuchtet Der Schwimmer versteht ihre Sprache nicht er ist wohl irritiert aber das beruhrt ihn nicht im Innersten Im Gegenteil er will sich gar nicht mit ihnen auseinandersetzen Bleibt die Frage des Schwimmens Eingangs postuliert er selbst dass er einen Weltrekord im Schwimmen erkampft hatte In der Rede an sein ihm fremdes Publikum gesteht er oder gibt er vor gar nicht schwimmen zu konnen Man konnte sogar einen leisen Spott in der Rede erkennen Seitjeher wollte ich es lernen Eine Wertung Sein oder Schein ist aus dem Text heraus nicht moglich Biografische Bezuge BearbeitenIn diesem Fragment werden zwei Themen aufgegriffen die einen starken Bezug zur Lebenswirklichkeit Kafkas haben Kafka wurde als Schuler und Student von einer Entlarvungsfurcht die seinen Schulalltag bestimmte 3 gepragt Er erwartete standig ein Ertapptwerden in seiner Unwissenheit Diese Angstvisionen des Schulers sind Kafka bis in seine letzten Jahre prasent Die klassischen Gerichtsszenen in seinen Texten beschreiben ein verdrangtes aber nicht dauerhaft zu unterdruckendes Schuldgefuhl und die peinliche Anklage Im vorliegenden Fragment kommt der Erzahler der Entlarvung zuvor aber eigentlich benutzt er sie auch zur Abgrenzung gegen diese ihm fremden Menschen die ihn bejubeln wollen Der zweite Tatbestand aus Kafkas eigener Vita ist das Thema Schwimmen Kafka selbst war ein ausgezeichneter akrobatischer Schwimmer 4 der auch bei seinen Reisen immer die Gelegenheit zum Schwimmsport wahrnahm Beruhmt ist seine lakonische Kommentierung des Beginns des Ersten Weltkrieges vom 2 August 1914 Deutschland hat Russland den Krieg erklart Nachmittag Schwimmschule 5 Zitat BearbeitenGeehrte Festgaste Ich habe zugegebener massen einen Weltrekord wenn Sie mich aber fragen wurden wie ich ihn erreicht habe konnte ich Ihnen nicht befriedigend antworten Eigentlich kann ich namlich gar nicht schwimmen Seitjeher wollte ich es lernen aber es hat sich keine Gelegenheit dazu gefunden Selbstzeugnis BearbeitenIm Oktober 1920 schrieb Kafka folgende Notiz Ich kann schwimmen wie die andern nur habe ich ein besseres Gedachtnis als die andern ich habe das einstige Nicht schwimmen konnen nicht vergessen Da ich es aber nicht vergessen habe hilft mir das Schwimmen konnen nichts und ich kann doch nicht schwimmen 6 Rezeption BearbeitenReiner Stach S 403 Das Schwimmer Fragment gehort zu einer dichten Serie literarischer Versuche auf insgesamt 51 losen Blattern die heute zum Konvolut 1920 zusammengefasst sind Sie zeigen das fur Kafka typische Muster des vielfachen Anlaufs Erzahlansatze durch Querstriche voneinander getrennt durch wiederkehrende Motive mit einander verwoben in unterschiedlichen Stadien ihrer Entfaltung meist ohne Uberschrift Ausgabe BearbeitenNachgelassene Schriften und Fragmente II Hrsg Jost Schillemeit Fischer Taschenbuch Verlag ISBN 3 596 15700 5 S 254 257 Sekundarliteratur BearbeitenReiner Stach Kafka Die Jahre der Erkenntnis S Fischer ISBN 978 3 10 075119 5Peter Andre Alt Franz Kafka Der ewige Sohn Eine Biographie Verlag C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 53441 4Einzelnachweise Bearbeiten Stach S 403 Nachgelassene Schriften und Fragmente II Hrsg Jost Schillemeit Fischer Taschenbuch Verlag ISBN 3 596 15700 5 S 254 257 Alt S 75 Alt S 205 206 Franz Kafka Tagebucher hrsg von H G Koch M Muller und M Pasley Fischer Taschenbuch Verlag 2002 ISBN 3 596 15700 5 S 543 Franz Kafka Nachgelassene Schriften und Fragmente II hrsg von Jost Schillemeit Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2002 ISBN 3 596 15700 5 S 334 Weblinks BearbeitenText Der grosse Schwimmer auf franzkafka de Betrachtung von Karlheinz FingerhutWerke von Franz Kafka Zu Lebzeiten veroffentlicht Ein Damenbrevier Gesprach mit dem Beter Gesprach mit dem Betrunkenen Die Aeroplane in Brescia Richard und Samuel Grosser Larm Betrachtung Das Urteil Der Heizer Die Verwandlung Vor dem Gesetz Der Mord Ein Brudermord In der Strafkolonie Ein Landarzt Der Kubelreiter Josefine die Sangerin oder Das Volk der Mause Ein HungerkunstlerPostum veroffentlicht Auswahl Bilder von der Verteidigung eines Hofes Beschreibung eines Kampfes Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande Kleine Seele Der kleine Ruinenbewohner Unter meinen Mitschulern Skizze zur Einleitung fur Richard und Samuel Die stadtische Welt Ein junger ehrgeiziger Student Einleitungsvortrag uber Jargon Erinnerungen an die Kaldabahn Der Dorfschullehrer Blumfeld ein alterer Junggeselle Der Gruftwachter 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