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In unserer Synagoge Die Synagoge von Thamuhl ist ein Prosafragment von Franz Kafka das im Jahre 1922 entstand und in den nachgelassenen Schriften und Fragmenten zu finden ist Es handelt sich um die Beschreibung eines seltsamen Tieres das sich in einer alten Synagoge aufhalt Seine Wirkung auf die Synagogenbesucher symbolisiert sowohl das Verhaltnis zwischen Mannern und Frauen als auch zwischen dem alten Glauben und dem der assimilierten Juden Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Inhalt 3 Form und Textanalyse 4 Zitat 5 Rezension 6 Ausgabe 7 Sekundarliteratur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksEntstehung BearbeitenEs handelt sich um ein Fragment im Rahmen des sogenannten Hungerkunstlerheftes das Aufzeichnungen aus den Jahren 1915 und 1921 1922 enthalt 1 Das Fragment ist nicht in den handelsublichen Kafka Ausgaben zu finden wird aber von aktuellen Biographen und Publikationen erwahnt siehe u a Peter Andre Alt Kafka Der ewige Sohn I 2 Inhalt BearbeitenIm einleitenden Absatz wird die in Rede stehende Synagoge von Thamuhl beschrieben als ein karglicher Raum der von der sich immer mehr verkleinernden Gemeinde kaum gefullt wird In dieser Synagoge lebt ein eigentumliches marderahnliches Tier Es ist furchtsam und ruhig und halt sich mit Vorliebe an dem Gitter auf das die Frauenabteilung vom ubrigen Betraum abtrennt Nicht die Manner nur die Frauen furchten das Tier und auch sie furchten es wohl nicht ernsthaft sondern nehmen es zum Anlass auf sich aufmerksam zu machen Das Tier selbst ist unauffallig aber wenn die Gebete des Gottesdienstes gesprochen werden ist dieser Larm fur das Tier so irritierend dass es in der Synagoge hupfende Kapriolen schlagt Da die Gemeinde immer mehr schrumpft mag es sein dass die Synagoge irgendwann in der Zukunft vielleicht in einen Speicher umgewandelt wird und das Tier konnte zur Ruhe kommen Man versteht seine Angst nicht es gibt doch keinen gegen das Tier gerichteten Anlass es hatte sich doch im Laufe der Jahre gewohnen konnen Die sinnlose Furcht des Tieres wird mit der der Frauen verglichen Es wird erzahlt dass man vor vielen Jahren versucht habe das Tier zu vertreiben Nachweisbar ist aber nur dass Gutachten verschiedener beruhmter Rabbiner eingeholt wurden die aber geteilter Meinung waren Das Fragment endet mit folgenden Worten aber es war leicht von der Ferne zu dekretieren in Wirklichkeit war es ja unmoglich das Tier zu vertreiben Form und Textanalyse BearbeitenEs handelt sich hier um eine der zahlreichen bekannten Kafkaschen Tiergeschichten 3 diese wird allerdings in der gangigen Literatur kaum erwahnt Erzahlt wird hier nicht aus der Perspektive des Tieres wie in Der Bau oder in Ein Bericht fur eine Akademie sondern aus der Sicht eines offensichtlich mannlichen Synagogenbesuchers Das Innenleben des Tieres seine Angst vor dem Larm die Ahnlichkeit mit dem gerauschempfindlichen Tier 4 aus Der Bau ist offensichtlich seine Vorliebe fur bestimmte Platze in der Synagoge schildert der anonyme Erzahler sehr wohl aber ohne Verstandnis fur das Tier Ahnlich verstandnislos steht der Erzahler den furchtsamen Frauen gegenuber Das Tier nahert sich ihnen viel mehr als den Mannern Die Frauen sind weitgehend ausgeschlossen aus der judischen Synagogentradition Ein Hinweis der auf die Weitergabe von Wissen uber das Tier unter den Mannern von Generation zu Generation gegeben wird lasst sich auf die ganze judische Religionslehre anwenden Kafka hat sich intensiv mit dem judischen Glauben beschaftigt dessen europaische Wurzeln im Ostjudentum lagen dessen Entwicklung sich dann einerseits in Richtung Assimilation Soziologie und u a in die zionistische Bewegung unter Theodor Herzl mit neuem judischen Bewusstsein verlief 5 Im Brief an den Vater beschreibt Kafka auch das Leben in der Synagoge wie er es als Kind erlebte Er klagt dass er ein Nichts an Religion dort erlebt und von seinem Vater vermittelt bekommen habe Bezeichnenderweise beschreibt der Erzahler des Fragmentes emotionslos das karge Dasein und das fragliche Fortbestehen der Synagoge Das Tier ist ein skurriles archaisches Moment das nicht zu vertreiben ist Glaubensinhalte werden in dem Fragment auch andeutungsweise nicht erwahnt 6 Zitat Bearbeiten auch das angstlichste Tier hatte sich schon daran gewohnen konnen besonders wenn es sieht dass es nicht etwa der Larm von Verfolgern ist sondern ein Larm der es gar nicht betrifft Und doch diese Angst Ist es die Erinnerung an langst vergangene oder die Vorahnung kunftiger Zeiten Weiss dieses alte Tier vielleicht mehr als die drei Generationen die jeweils in der Synagoge versammelt sind Rezension BearbeitenPeter Andre Alt Was das Fragment uber das Tier ausfuhrt lasst sich auf das Verhaltnis der Westjuden zur Frommigkeit ubertragen Wenn es heisst dass den Mannern der Gemeinde der Anblick des merkwurdigen Synagogenbewohners langst gleichgultig geworden sei so erinnert das ebenso an die Assimilation wie der Hinweis auch die Kinder erstaunten nicht mehr uber sein Erscheinen Dass einzig die Frauen das Tier furchten deutet wiederum auf ihre Rolle im orthodoxen judischen Gottesdienst hin den sie nur als Zuschauerinnen in einem durch Gitter vom Inneren der Synagoge abgetrennten Raum verfolgen durfen S 72 Ausgabe BearbeitenMalcom Pasley Hrsg Nachgelassene Schriften und Fragmente II Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2002 ISBN 3 596 15700 5 S 217 224 Sekundarliteratur BearbeitenPeter Andre Alt Franz Kafka Der ewige Sohn Eine Biographie C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 53441 4 Bettina von Jagow Oliver Jahraus Kafka Handbuch Leben Werk Wirkung Vandenhoeck amp Ruprecht 2008 ISBN 978 3 525 20852 6 Malcom Pasley Hrsg Nachgelassene Schriften und Fragmente I Apparatband Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2002 ISBN 3 596 15700 5 S 333ff Einzelnachweise Bearbeiten Nachgelassene Schriften und Fragmente II Anhang Inhalt S 2 Alt S 72 vonJagow Jahraus S 530 ff Alt S 660 von Jagow Jahraus S 194 ff Alt S 72 Weblinks Bearbeitentalmud de Text des FragmentesKafka und das JudentumWerke von Franz Kafka Zu 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