www.wikidata.de-de.nina.az
Culex pipiens molestus ist eine eigenstandige Form der Gemeinen Stechmucke die ausschliesslich in unmittelbarer Nahe des Menschen also synanthrop lebt Ihr taxonomischer Status ob Art Unterart Form oder Biotyp ist umstritten In den nordlicheren Teilen ihres Verbreitungsgebiets so in Nord und Mitteleuropa ist sie in auffallender Weise an unterirdische Lebensraume angepasst Die Mucke ist ein moglicher Ubertrager Vektor des West Nil Virus und als solcher vor allem in den USA gefurchtet Sie ist vom Menschen weltweit verschleppt worden und tritt heute auf allen Kontinenten auf sie ist auch in Deutschland sehr haufig Culex pipiens molestusCulex pipiens molestusSystematikOrdnung Zweiflugler Diptera Unterordnung Mucken Nematocera Familie Stechmucken Culicidae Gattung CulexArt Gemeine Stechmucke Culex pipiens Unterart Culex pipiens molestusWissenschaftlicher NameCulex pipiens molestus Forskal 1775 Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung 2 Morphologische Merkmale 3 Genetische Merkmale und Hybride 4 Merkmale der Lebensweise 5 Bedeutung als Vektor 6 Einzelnachweise 7 QuellenEntdeckung BearbeitenDer Artenkomplex um die Gemeine Stechmucke Culex pipiens gehort zu den schwierigsten innerhalb der Zweiflugler er wird aber wegen der grossen Lastigkeit einiger der Arten und ihrer Rolle als Krankheits Vektoren intensiv erforscht Bereits in fruheren Jahrhunderten fiel Forschenden dabei auf dass es innerhalb dessen was nach morphologischen Kriterien bereits von Carl von Linne als Art Culex pipiens gefasst worden war zwei Typen unterscheidbar waren von denen einer bevorzugt an Vogeln der andere an Saugetieren darunter dem Menschen saugt Spater wurden weitere Unterschiede zwischen ihnen entdeckt Zwar ist die am Menschen saugende Form auch als eigene Art beschrieben worden 1 doch gelang es nicht verlassliche distinktive Gestaltsunterschiede zu finden alle hierfur verwendeten morphologischen Merkmale sind variabel und uberlappen zwischen den Populationen Deshalb wurden diese fruhen Beschreibungen von spateren Taxonomen mit Culex pipiens synonymisiert Englischen Forschern fiel in den 1990er Jahren auf dass die am Menschen saugende Form gehauft subterran vorkommt so in der U Bahn London Underground 1999 gelang es erstmals sie auch nach genetischen Merkmalen zu differenzieren 2 Danach wurde diese Form an zahlreichen Orten weltweit identifiziert Morphologische Merkmale BearbeitenDie Form Culex pipiens molestus ist von der Nominatform Culex pipiens pipiens allein anhand morphologischer Merkmale nicht sicher unterscheidbar Die Auspragung von Merkmalen ist variabel Lange des Stechrussels Proboscis Bei f molestus ist die Russellange kurzer bis gleich lang zu den ersten vier Segmenten des Maxillartasters bei f pipiens langer 3 Farbung Exemplare von f molestus sind zumeist etwas heller gefarbt ohne auffallende helle Flecken auf den Spitzen der Schenkel und Hinterschienen 1 Diese und einige weitere vorgeschlagene morphologische Merkmale uberlappen aber bei Nachzuchten genetisch uniformer Linien treten immer wieder auch einzelne Individuen mit den Merkmalen der falschen Form auf 3 Genetische Merkmale und Hybride BearbeitenEine Unterscheidung der Formen anhand der mitochondrialen DNA oder anhand von Stammen des parasitischen Bakteriums Wolbachia ist ebenfalls problematisch beide sind auch gegenuber der warmeliebenderen sudlichen Unterart quinquefasciatus von vielen Taxonomen als Art aufgefasst derart nicht differenzierbar 4 Dies liegt wohl daran dass die heutigen Populationen durch Introgression bei Paarungen von Individuen der verschiedenen Arten Unterarten beeinflusst sind Eine Unterscheidung der Arten mittels konventionellem DNA barcoding anhand der mtDNA sollte danach unmoglich sein Zumindest ein Forscher meldete allerdings 2007 einen entsprechenden Marker doch gefunden zu haben 5 Elektrophoretische Untersuchung der DNA zeigten dass die verschiedenen Lokalpopulationen der Untergrund Form molestus untereinander genetisch mehr Ahnlichkeiten aufweisen als zu den jeweiligen Populationen der pipiens Form in unmittelbar benachbarten oberirdischen Lebensraumen Dieser Befund bedeutet dass entgegen fruheren Vermutungen die molestus Form nicht eine lokale Anpassung von pipiens Stammen an den unterirdischen Lebensraum darstellt Vielmehr ist die molestus Form wohl nur einmal entstanden und anschliessend in diese Lebensraume verschleppt worden 6 7 Vermutlich stammt f molestus aus Sudeuropa bzw der Mittelmeerregion wo beide Formen nebeneinander sympatrisch in oberirdischen Lebensraumen leben 8 Hier treten Hybride zwischen den Formen auf aber z B auch in den Niederlanden 9 wo solche Hybride z T neben f molestus im Untergrund leben Aufgrund der Unterschiede in der Lebensweise sollten Hybride in Nord und Mitteleuropa nicht oberirdisch lebensfahig sein denn sie legen keine Diapause ein und wurden im Winter erfrieren Merkmale der Lebensweise BearbeitenWahrend die beiden Formen also in Korperbau und Erscheinung uberaus ahnlich sind unterscheiden sie sich markant in einigen Merkmalen des Lebenszyklus und der Lebensweise 3 10 Wirt Wahrend f pipiens auf Vogel spezialisiert ist und nur ausnahmsweise an Saugetieren auftritt bevorzugt f molestus Saugetiere insbesondere den Menschen als Wirt Blutmahlzeit Weibchen von f pipiens sind zur Eiablage zwingend darauf angewiesen vorher bei einem Wirbeltier Blut gesaugt zu haben dessen Nahrstoffe sie fur die Eireifung benotigen Weibchen von f molestus hingegen konnen das erste Eigelege auch ohne Blutmahlzeit produzieren Dies wird als Autogenie bezeichnet Paarungsverhalten Die Mannchen von Culex pipiens pipiens bilden die fur Stechmucken typischen Schwarme in die die Weibchen auf der Suche nach einem Paarungspartner einfliegen Die Paarung von C pipiens molestus kann dagegen auch in engen beschrankten Raumen stattfinden was Stenogamie genannt wird Dieses Verhalten macht die dauerhafte Kolonisierung unterirdischer Lebensraume moglich Uberwinterungsmodus Beide Formen uberwintern als erwachsene Tiere Wahrend die erwachsenen Weibchen von f pipiens jedoch im Winter eine Diapause einhalten und sich nicht fortpflanzen ist f molestus ganzjahrig aktiv und vermehrt sich an passenden Orten ohne Pause weiter Dies ist fur Menschen besonderes lastig die so auch im Winter gestochen werden Die Lebensweise von f pipiens und f molestus ist mit Ausnahme der auffallenden Bevorzugung unterirdischer Lebensraume ansonsten vergleichbar Beide Formen entwickeln sich als Larven in Gewassern aller Art auch in kleinsten Wasseransammlungen und organisch stark verschmutztem Wasser Da sie Luftsauerstoff atmen sind sie auf Sauerstoff im Wasser nicht angewiesen Auch die Form molestus ist dabei auf Gewasser angewiesen Das mussen nicht unbedingt U Bahn Tunnel sein Die weite Verbreitung von Zisternen zur Brauchwassergewinnung an Wohnhausern ermoglicht der Form inzwischen eine weite Verbreitung bis in Wohnquartiere 11 Vor konventionellen Bekampfungsaktionen gegen Stechmucken sind sie in diesem Lebensraum weitgehend geschutzt Bedeutung als Vektor BearbeitenWie zahlreiche blutsaugende Insekten kann diese Stechmucke als Vektor von Krankheiten auftreten Besonders gefurchtet ist sie als Ubertrager des West Nil Virus 7 Diese Krankheit kann von Vogeln auf den Menschen ubertragen werden wahrend eine Ubertragung von Mensch zu Mensch als unwahrscheinlich gilt Doch kann die Stechmucke hier als Bruckenvektor dienen der die Ubertragung zustandebringt In den USA tritt die hier mit hoher Wahrscheinlichkeit erst vor kurzer Zeit vom Menschen eingeschleppte Form sowohl an Vogeln wie auch an Saugetieren auf Einzelnachweise Bearbeiten a b Ralph E Harbach Bruce A Harrison Adel M Gad 1984 Culex Culex molestus Forskal Diptera Culicidae neotype designation description variation and taxonomic status Proceedings of the Entomological Society of Washington 86 3 S 521 542 Katherine Byrne amp Richard A Nicols 1999 Culex pipiens in London Underground tunnels differentiation between surface and subterranean populations Heredity 82 S 7 15 a b c Elena B Vinogradova 2003 Ecophysiological and morphological variations in mosquitoes of the Culex pipiens complex Diptera Culicidae In Acta Societatis Zoologicae Bohemicae 67 S 41 50 Celestine M Atyame Frederic Delsuc Nicole Pasteur Mylene Weill Olivier Duron 2011 Diversification of Wolbachia Endosymbiont in the Culex pipiens Mosquito Molecular Biology and Evolution Volume 28 Issue 10 S 2761 2772 online E V Shaikevich 2007 PCR RFLP of the COI gene reliably differentiates Cx pipiens Cx pipiens f molestus and Cx torrentium of the Pipiens Complex European Mosquito Bulletin 22 S 25 30 Thomas Weitzel Amandine Collado Artur Jost Kerstin Pietsch Volker Storch Norbert Becker 2009 Genetic Differentiation of Populations within the Culex pipiens Complex and Phylogeny of Related Species Journal of the American Mosquito Control Association 25 1 S 6 17 doi 10 2987 08 5699 1 a b Dina M Fonseca Nusha Keyghobadi Colin A Malcolm Ceylan Mehmet Francis Schaffner Motoyoshi Mogi Robert C Fleischer Richard C Wilkerson 2004 Emerging Vectors in the Culex pipiens Complex Science 303 S 1535 1538 Bruno Gomes Carla A Sousa Maria T Novo Ferdinando B Freitas Ricardo Alves Ana R Corte Real Patricia Salgueiro Martin J Donnelly Antonio P G Almeida Joao Pinto 2009 Asymmetric introgression between sympatric molestus and pipiens forms of Culex pipiens Diptera Culicidae in the Comporta region Portugal BMC Evolutionary Biology 2009 9 S 262 doi 10 1186 1471 2148 9 262 C B E M Reusken A de Vries J Buijs M A H Braks W den Hartog E J Scholte 2010 First evidence for presence of Culex pipiens biotype molestus in the Netherlands and of hybrid biotype pipiens and molestus in northern Europe Journal of Vector Ecology Vol 35 no 1 S 210 212 Christine Chevillon Roger Eritj Nicole Pasteur Michel Raymond 1995 Commensalism adaptation and gene flow mosquitoes of the Culex pipiens complex in different habitats Genetical Research Volume 66 Issue 02 S 147 157 doi 10 1017 S0016672300034492 N Becker A Jost V Storch T Weitzel 1999 Exploiting the biology of urban mosquitoes for their control Proceedings of the 3rd International Conference on Urban Pests S 425 429 Quellen BearbeitenKurzbeschreibung Beschreibung engl Beschreibung auf nature com engl Wo die wilden Tiere wohnen sueddeutsche de vom 19 Mai 2010 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Culex pipiens molestus amp oldid 234593319