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Das Bakterium Corynebacterium diphtheriae ist der Erreger der Diphtherie Er ist auch als Klebs Loeffler Bazillus bekannt weil es 1884 von Edwin Klebs 1834 1913 und Friedrich Loeffler 1852 1915 entdeckt wurde Das Bakterium bildet ein Toxin Diphtherietoxin was seine Gefahrlichkeit ausmacht Corynebacterium diphtheriaeCorynebacterium diphtheriaeSystematikAbteilung ActinobacteriaOrdnung ActinomycetalesUnterordnung CorynebacterineaeFamilie CorynebacteriaceaeGattung CorynebacteriumArt Corynebacterium diphtheriaeWissenschaftlicher NameCorynebacterium diphtheriae Kruse 1886 Lehmann amp Neumann 1896 Inhaltsverzeichnis 1 Morphologie 2 Epidemiologie 3 Pathogenese 4 Diphtherietoxin 5 Kultivierung 6 Meldepflicht 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseMorphologie BearbeitenCorynebacterium diphtheriae ist ein grampositives fakultativ anaerobes keulenformiges Bakterium 1 Die Zellwand enthalt Mykolsauren 2 Weil es keine Geisseln besitzt ist es unbeweglich Die meisten Stamme weisen Pili auf 2 Es bildet weder Kapsel noch Sporen Mit der Neisser Farbung lassen sich charakteristische endstandige Auftreibungen aus Polyphosphaten und Calcium darstellen die als Polkorperchen bezeichnet werden Unter dem Mikroskop lagern sich die einzelnen Stabchen Lange bis zu 5 µm Dicke 0 8 µm 1 haufig V oder Y formig an und erinnern so an chinesische Schriftzeichen Fur Studien ist von Bedeutung dass sich die Corynebacterien anhand der durchschnittlichen Anzahl der Polkorperchen in Biotypen einteilen lassen Biotyp Anzahl der PolkorperchenCorynebacterium diphtheriae mitis 5 bis 6Corynebacterium diphtheriae gravis 1 bis 2Corynebacterium diphtheriae intermedius 3 bis 4Epidemiologie BearbeitenWeil der Mensch das einzige Erreger Reservoir ist lasst sich die Ausbreitung des Bakteriums durch Impfungen sehr gut bekampfen Gab es im Zweiten Weltkrieg noch 3 Millionen Erkrankungen so ist die Inzidenz heute sehr gering In Mitteleuropa betragt sie ca 0 001 100 000 Jahr In den ersten Jahren nach dem Ende der UdSSR gab es in den Nachfolgestaaten einen massiven Anstieg der Erkrankungen als die Impfprogramme zusammengebrochen sind Heute wird C diphtheriae aber auch dort durch gross angelegte Impfkampagnen wieder erfolgreich bekampft In vielen Entwicklungslandern bleibt Diphtherie allerdings weiterhin ein Problem Pathogenese BearbeitenDie Ubertragung erfolgt durch engen Kontakt face to face mit infizierten Personen meistens durch Tropfchen seltener auch uber kontaminierte Gegenstande Der Erreger gelangt uber die Schleimhaut Konjunktiven oder Wunden in den Korper und vermehrt sich dort 3 Das Diphtherietoxin das allerdings nicht von allen Stammen von C diphtheriae gebildet wird schadigt lokal die Epithelzellen sodass sich eine Pseudomembran im Nasen Rachen Raum bildet Dieser dicke graue Belag besteht aus einem Fibrinnetz in das abgestorbene Zellbestandteile die Bakterien sowie Leukozyten eingelagert sind 3 Das Gewebe unter der Pseudomembran ist nekrotisch Wenn sich die Pseudomembran auf den Kehlkopf ausbreitet kann es zu massiver Atemnot und letztendlich zum Tod kommen Das Gift wirkt ausserdem im gesamten Korper und schadigt vor allen das Herz die Nieren die Nebennieren motorische Nerven und die Leber Unabhangig von der Wirkung des Giftes sind auch Hautinfektionen und Endokarditis beobachtet worden Diphtherietoxin BearbeitenDie genetische Information fur das Toxin tox befindet sich nicht von vornherein im Genom von C diphtheriae sondern in einem Virus dem so genannten Prophagen beta siehe Corynebacterium Phage beta 4 5 Das Gen wird durch Transduktion in das Bakteriengenom ubertragen 2 Die Zusammenarbeit dieser Gene ist so eng dass das Gen dtxR das tox reguliert auf dem Bakteriengenom zu finden ist In Anwesenheit von Eisen schaltet dtxR die Produktion des Giftes ab 3 Ahnlich wie andere AB Bakterientoxine setzt sich das kugelformige Diphtherietoxin aus einem grosseren B und einem kleineren A Teil zusammen Der B Teil enthalt eine Bindungsstelle mit der er sich an ein Rezeptor HB EGF precursor heparin binding epidermal growth factor dt heparinbindender Vorlaufer des epidermalen Wachstumsfaktors EGF das haufig an menschlichen Zellen zu finden ist bindet Der HB EGF Vorlaufer liegt besonders zahlreich in Zellmembranen von Herz Nerven oder Nierenzellen vor was erklart warum gerade diese Zellen bevorzugt das Toxin aufnehmen 6 Das Gift wird dann in einer endozytischen Vakuole in die Zelle aufgenommen wo sich das Toxin bei einem pH Wert von 5 auffaltet Infolgedessen kommen hydrophobe Anteile zum Vorschein die in die Membran der Vakuole inserieren 6 Der A Teil des Toxins wird zum Cytoplasma des Zelle exponiert und abspalten Auf dem A Teil befindet sich ein Enzym das ein ADP Ribosyl auf den Elongationsfaktor eEF2 von NAD ubertragt Dadurch ist der Elongationsfaktor inhibiert es kann keine Proteinbiosynthese mehr stattfinden und letztendlich stirbt die Zelle Das Diphtherietoxin ist dabei so potent dass ein Molekul ausreicht um eine Zelle zu toten 6 Der Nachweis erfolgt mittels Real Time PCR zur Bestatigung anschliessend via Elek Test 7 Kultivierung BearbeitenIm Labor kann C diphtheriae bei 37 C auf Blutagar und auf serumhaltige Kulturmedien bzw Hoyle Agar angezuchtet werden Normalatmosphare mit 10 CO2 Zusatz 7 Ein Nahrmedium aus Loffler Serum ermoglicht gutes Wachstum und bildet die charakteristische Morphologie Sichtbare Kolonien bilden sich bei Temperaturen von 15 40 C nach 18 24 Stunden Da Tellurit von den Bakterien zu Tellur reduziert und intrazellular angereichert wird farben tellurithaltige Medien die Kolonien mit der Zeit schwarz 7 Konzentrationen uber 100 mg ml wirken dabei auf andere Bakterien aus der Rachenflora hemmend so dass C diphtheriae selektiv identifiziert werden kann Ruckschlusse auf die Toxinbildung konnen jedoch nicht getroffen werden Biochemische Untersuchungen ermoglichen eine Speziesdifferenzierung alternativ geschieht dies via MALDI TOF 7 Meldepflicht BearbeitenIn Deutschland ist der Verdacht einer Erkrankung die Erkrankung Diphtherie und der Tod daran namentlich meldepflichtig nach 6 Ebenso ist der direkte oder indirekte Nachweis von Toxin bildenden Corynebacteria namentlich meldepflichtig nach 7 des Infektionsschutzgesetzes soweit der Nachweis auf eine akute Infektion hinweist In Osterreich ist Diphtherie eine anzeigepflichtige Krankheit gemass 1 Abs 1 Epidemiegesetz 1950 Die Meldepflicht bezieht sich auf Erkrankungs und Todesfalle In der Schweiz ist der klinische Verdacht der Krankheit Diphtherie und die Veranlassung einer erregerspezifischen Labordiagnostik und ein positiver laboranalytischer Befund oder ein negativer Befund bei Test auf Toxin Gen zum Erreger Corynebacterium diphtheriae und anderer toxinbildende Corynebakterien meldepflichtig und zwar nach dem Epidemiengesetz EpG in Verbindung mit der Epidemienverordnung und Anhang 1 bzw Anhang 3 der Verordnung des EDI uber die Meldung von Beobachtungen ubertragbarer Krankheiten des Menschen Literatur BearbeitenR R MacGregor Corynebacterium diphtheriae In Mandell Douglas and Bennett s Principles and Practice of Infectious Diseases 6 Auflage 2005 Marlies Hock und Helmut Hahn Korynebakterien In Sebastian Suerbaum Gerd Dieter Burchard Stefan H E Kaufmann Thomas F Schulz Hrsg Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie Springer Verlag 2016 ISBN 978 3 662 48678 8 S 309 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Corynebacterium diphtheriae Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikispecies Corynebacterium diphtheriae Artenverzeichnis CoryneRegNet Database of Corynebacterial Transcription Factors and Regulatory Networks SIB Club rod shaped bacteria one membrane Gram Morphology typical of Corynebacterium diphtheriae Zelle von Corynebacterium diphtheriae Interaktive Graphik von SwissBioPicsEinzelnachweise Bearbeiten a b Friedrich Hofmann Diphtherie In Heinz Spiess Ulrich Heininger Wolfgang Jilg Hrsg Impfkompendium 8 Auflage Georg Thieme Verlag 2015 ISBN 978 3 13 498908 3 S 148 ff a b c Marlies Hock und Helmut Hahn Korynebakterien In Sebastian Suerbaum Gerd Dieter Burchard Stefan H E Kaufmann Thomas F Schulz Hrsg Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie Springer Verlag 2016 ISBN 978 3 662 48678 8 S 309 doi 10 1007 978 3 662 48678 8 37 a b c Marlies Hock und Helmut Hahn Korynebakterien In Sebastian Suerbaum Gerd Dieter Burchard Stefan H E Kaufmann Thomas F Schulz Hrsg Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie Springer Verlag 2016 ISBN 978 3 662 48678 8 S 310 doi 10 1007 978 3 662 48678 8 37 SIB Viral exotoxin Expasy ViralZone SIB Modulation of host virulence by virus Expasy ViralZone a b c Marlies Hock und Helmut Hahn Korynebakterien In Sebastian Suerbaum Gerd Dieter Burchard Stefan H E Kaufmann Thomas F Schulz Hrsg Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie Springer Verlag 2016 ISBN 978 3 662 48678 8 S 312 doi 10 1007 978 3 662 48678 8 37 a b c d Marlies Hock und Helmut Hahn Korynebakterien In Sebastian Suerbaum Gerd Dieter Burchard Stefan H E Kaufmann Thomas F Schulz Hrsg Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie Springer Verlag 2016 ISBN 978 3 662 48678 8 S 313 doi 10 1007 978 3 662 48678 8 37 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Corynebacterium diphtheriae amp oldid 238363110