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Der Codex Argenteus ˈkoːdɛks arˈgɛnteʊs lateinisch codex Buch argenteus silbern aus Silber ist der Rest eines um 505 verfassten spatantiken Evangeliars in gotischer Sprache der in der Universitatsbibliothek Carolina Rediviva zu Uppsala aufbewahrt wird Es handelt sich um eine Abschrift der gotischen Bibelubersetzung Wulfilabibel des Bischofs Wulfila lateinisch Ulfilas 311 383 Die gotischen Schriftzeichen sind mit silber und goldfarbener Tinte auf purpurgefarbtes Pergament geschrieben worauf wegen der Silberbuchstaben der Name Silberkodex entstand Es wurde falschlicherweise oft auch angenommen dass die Bezeichnung wegen des 1665 hinzugefugten Silbereinbandes erfolgte die Bezeichnung Codex Argenteus tauchte jedoch bereits 1597 auf 1 Auf jeder Seite der Handschrift sind am unteren Rand biblische Parallelstellen vermerkt die von romanischen Rundbogen umschlossen sind Seite aus dem purpurfarbenen Codex Argenteus Mk 3 27 32 EU Inhaltsverzeichnis 1 Umfang und Inhalt 1 1 Speyrer Fragment 2 Geschichte 3 Textbeispiel aus dem Codex Argenteus 4 Bedeutung 5 Literatur 6 Weblinks 7 Einzelnachweise und AnmerkungenUmfang und Inhalt BearbeitenDer Codex Argenteus umfasste ursprunglich 336 Blatter Davon sind einschliesslich des sogenannten Speyrer Fragment siehe unten noch 188 Blatter erhalten 2 Im Codex Argenteus sind die vier Evangelien in der Reihenfolge Matthaus Johannes Lukas und Markus enthalten 3 Der Text wurde von zwei verschiedenen Abschreibern geschrieben namlich Matthaus und Johannes von Hand I und Lukas und Markus von Hand II 4 Speyrer Fragment Bearbeiten Dieses 1970 5 im Dom zu Speyer einzeln aufgefundene Pergamentblatt das als Speyrer Fragment bezeichnet wird war das ursprunglich verschollene fol 336 des Codex Argenteus Es schliesst sich genau an den Abbruch von fol 335 187 verso des Codex Argenteus an Enthalten ist das Ende des Markusevangeliums Die Charakteristiken des Codex Argenteus namlich Purpurfarbung sowie die Gold und Silberbuchstaben sind auf dem Speyrer Fragment ebenfalls vorhanden Auch die Wurmlocher der Blatter stimmen uberein 6 Geschichte BearbeitenDer zwischen 500 und 510 in Norditalien vermutlich fur Theoderich den Grossen geschriebene Codex Argenteus war zuerst im Kloster Werden nachweisbar Moglicherweise wurde die Handschrift vom heiligen Liudger etwa 742 809 dem Grunder dieses Klosters aus Italien nach Werden gebracht 1569 wurde von Johannes Goropius Becanus 1519 1572 das gotische Vaterunser nach dem Text des Codex Argenteus veroffentlicht Schon am Anfang des 17 Jahrhunderts war der Codex stark verstummelt Er wurde 1573 vom Abt Heinrich Duden an den spateren Kaiser Rudolf II verkauft der die Kostbarkeit nach Prag schaffte und in der Prager Burg verwahrte Gegen Ende des Dreissigjahrigen Krieges fiel der Codex bei der Plunderung Prags schwedischen Truppen in die Hande Im gleichen Jahr schickte Graf Konigsmarck die Handschrift Konigin Christina von Schweden 1626 1689 als Geschenk Konigin Christina reichte den Codex als Teil einer Bezahlung von Schulden an den niederlandischen Altphilologen Isaac Vossius 1618 1689 weiter 7 Vossius vertraute die Handschrift Franz Junius dem Jungeren 1591 1677 aus der niederlandischen Stadt Dordrecht an der dort 1665 die Erstausgabe des Codex Argenteus herausgab und drucken liess Der schwedische Reichskanzler Magnus Gabriel de la Gardie 1622 1686 der zugleich Kanzler der Universitat Uppsala war liess die Handschrift noch vor der Erstedition durch Junius 1665 in Silber binden Er kam in den Besitz des Codex und schenkte 1669 diese verbliebenen 187 Blatter versehen mit dem neu angefertigten Silbereinband der dortigen Universitatsbibliothek wo der Codex sich noch heute befindet 8 In den 1920er Jahren wurde der Codex durch Hugo Ibscher restauriert Textbeispiel aus dem Codex Argenteus BearbeitenDer Text des Vaterunsers Mt 6 9 13 EU ist im Codex Argenteus auf fol 4 recto letzte Zeile und auf fol 5 verso Zeilen 1 bis 12 zu finden Der nachfolgenden Abschrift ist eine Transliteration beigefugt Zur genaueren Beschreibung der Schriftzeichen Interpunktion und Worttrennung des Vaterunsers im Codex Argenteus siehe Artikel Gotisches Alphabet nbsp Bedeutung BearbeitenDer Codex Argenteus zahlt zu den altesten schriftlichen Zeugnissen einer germanischen Sprache uberhaupt Er ist ausserdem neben den 4 Blattern des Codex Gissensis den ebenfalls 4 Blattern des Codex Carolinus und den 193 Blattern der Codices Ambrosiani A E eines der wenigen umfangreichen uberlieferten Zeugnisse in gotischer Sprache Literatur BearbeitenWilhelm Braune Gotische Grammatik Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte A Hauptreihe 19 Auflage 1981 bearbeitet von Ernst A Ebbinghaus Max Niemeyer Verlag GmbH Tubingen 2004 ISBN 3 484 10852 5 Cornelis Dekker The Origins of Old Germanic Studies in the Low Countries Brill s studies in intellectual history 92 Leiden 1999 ISBN 90 04 11031 3 Peter Arnold Heuser Zur Geschichte des Codex Argenteus im 16 Jahrhundert In Rheinische Viertelsjahrsblatter 69 2005 S 133 152 Tonnes Kleberg Codex Argenteus Silver Bibeln i Uppsala Universitets Bibliotek Uppsala 1954 auf deutsch Codex Argenteus Die Silberbibel von Uppsala 4 bearbeitete Auflage Almqvist amp Wiksell Uppsala 1981 ISBN 91 85092 14 2 Wolfgang Krause Handbuch des Gotischen Handbucher fur das germanistische Studium C H Beck sche Verlagsbuchhandlung Munchen 1963 2 verbesserte Auflage Lars Munkhammar The Silver Bible Origins and History of the Codex Argenteus Selenas Uppsala 2011 ISBN 978 91 979609 0 8 Reinhart Staats Der Codex Argenteus und Philipp Melanchthon in Helmstedt In Daphnis 40 2011 S 377 409 Wilhelm Streitberg Hrsg Die Gotische Bibel Erster Teil Der gotische Text und seine griechische Vorlage Mit Einleitung Lesarten und Quellennachweisen sowie den kleinern Denkmalern als Anhang Carl Winter s Universitatsbuchhandlung Heidelberg 1908Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Codex Argenteus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Digitalisat des Codex Argenteus im schwedischen Portal fur Kulturerbe Sammlungen alvin record 60279 Digitale Rekonstruktion des Codex Argenteus Matthaus Evangelium Sehr gut lesbar Lars Munkhammar Codex Argenteus From Ravenna to Uppsala The wanderings of a Gothic manuscript from the early sixth century ausfuhrlichere Darstellung der Uberlieferungsgeschichte in englischer Sprache Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Krause S 18 Braune S 7 Krause S 17 Braune S 7 Christian Berger Spektakulare Entdeckung in der Afra Kapelle des Speyerer Doms In rheinpfalz de 16 Oktober 2020 abgerufen am 1 Marz 2022 Braune S 7 S 8 Dekker S 179 Krause S 17 S 18 Streitberg S XXV S XXVI Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Codex Argenteus amp oldid 236424136