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Clostridium perfringens lateinisch perfringere durchbrechen ist ein stabchenformiges grampositives endosporenbildendes unbegeisseltes Bakterium der Gattung Clostridium In alterer Fachliteratur findet sich auch gelegentlich die Bezeichnung Welch Fraenkelscher Gasbazillus 1 bzw Welch Frankel Bazillus 2 oder Clostridium welchii 3 Im Jahr 1892 hatten sowohl William Henry Welch als auch Eugen Fraenkel den Gasbrandbazillus 4 entdeckt Clostridium perfringensClostridium perfringensSystematikAbteilung FirmicutesKlasse ClostridiaOrdnung ClostridialesFamilie ClostridiaceaeGattung ClostridiumArt Clostridium perfringensWissenschaftlicher NameClostridium perfringens Veillon amp Zuber 1898 Hauduroy et al 1937 Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen 2 Toxine 3 Pathogenese und Pathologie 3 1 Gasbrand 3 2 Intestinale Infektionen 4 Diagnose 5 Mikrobiologischer Nachweis 6 EinzelnachweiseVorkommen BearbeitenC perfringens ist ein strikter Anaerobier der das kurzzeitige Aussetzen in sauerstoffreicher Atmosphare aber problemlos uberlebt Der Organismus kann im Boden anaerobe Zonen in Wasser Staub und Lebensmitteln aber auch im Darm von Mensch und Tier nachgewiesen werden 1 000 bis 10 000 Keime g Fazes Im Boden zahlen Clostridien zu den wichtigsten anaerob Cellulose abbauenden Mikroorganismen Das Temperaturoptimum von C perfringens liegt bei ca 43 bis 47 C mit Generationszeiten von 8 bis 12 min Extrembereich min bei 10 bis 18 C und max bei 50 bis 52 C Die Sporen konnen in Abhangigkeit von diversen Umweltfaktoren Temperaturen von 60 C uberleben Die Hitzeresistenz ist je nach Stamm sehr variabel und kann bei 100 C bis zu 60 min betragen Das Toxin ist hitzelabil 4 min bei 60 C Als Dezimale Reduktionszeit werden 15 bis 145 min bei 90 C und 0 31 bis 38 min bei 100 C angegeben Toxine BearbeitenC perfringens der Serotypen A B C D und E bildet fur den Menschen pathogene Exotoxine Enterotoxine aus Durch den Nachweis der wesentlichen Toxine a b e i konnen diese Serotypen des C perfringens unterschieden werden 1 Gasbrandkeime bilden mindestens zwolf Toxine die als Enzyme Proteasen Kollagenasen Desoxyribonukleasen und Phospholipasen wirken Diese Enzyme bauen Gewebe ab und fuhren zu Nekrosen im betroffenen Muskelgewebe Pathogenese und Pathologie BearbeitenDer Erreger zahlt mit weiteren Clostridien zur Gruppe der Gasbrandbazillen und ist der haufigste Erreger des Gasbrands 70 bis 80 Daruber hinaus ist das Bakterium haufiger Verursacher der nekrotisierenden Pneumonie der gangranosen Cholezystitis einer Sepsis oder anderer unspezifischer Infektionskrankheiten In der Humanmedizin sind insbesondere Typ A und Typ C von Bedeutung 5 Daruber hinaus kann Clostridium perfringens Infektionserkrankungen des Zentralen Nervensystems verursachen wovon die haufigste die clostridiale Meningitis ist die sich meist aus einer Clostridien Sepsis entwickelt aber auch infolge von lokalen Traumen oder Operationen wie der Ausraumung eines subduralen Hamatoms entstehen kann Seltener wurden auch Falle einer clostridialen Enzephalitis beschrieben 6 Bei Tieren werden die Erkrankungen durch Clostridium perfringens Toxine als Enterotoxamie bezeichnet Gasbrand Bearbeiten Clostridium perfringens ist haufigster jedoch nicht einziger Erreger des clostridialen Myositis dem sogenannten Gasbrand Dieser gilt neben Wundstarrkrampf und Botulismus als eine schwersten der Clostridienkrankheiten und wird auch als clostridiale Myonekrose 1 oder Gasgangran 7 bezeichnet Die Krankheit entwickelt sich meist nach Verletzungen mit Infektion bei Gartenarbeit oder Tatigkeiten im landwirtschaftlichen Bereich aber auch nach Bissverletzungen oder Amputationen und hat eine Inkubationszeit von ca 2 Tagen Das Infektionsgebiet kennzeichnet sich durch Schwellung und braunlich livide Verfarbung Bei der Palpation kann gegebenenfalls ein Knistern Crepitatio festgestellt werden Aus der Wunde entleert sich haufig stinkendes seroses Wundsekret Erfolgt keine schnelle Behandlung kann es durch einen toxininduzierten Schock binnen Stunden zum Tod des Infizierten kommen 1 Trotz optimaler Therapie ist die Letalitat hoch und liegt bei 40 bis 60 Allerdings ist die Krankheit aufgrund einer guten chirurgischen Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland selten geworden im Jahre 1998 gab es in Deutschland 114 gemeldete Falle von Gasbrand 8 Als pathomechanische Ursache des Gasbrandes lassen sich Clostridium perfringens Bakterien vom Serotyp A nachweisen Diese zerstoren durch ihr a Toxin eine Lecithinase die membranstandiges Lecithin in Phosphorylcholin und Diacylglycerol spaltet die Zellmembranen im Infektionsgebiet Die Vermehrung der toxinbildenden Erreger bzw die Auskeimung der Sporen von C perfringens wird dabei durch eine Senkung des Redoxpotentials im Gewebe beispielsweise bei verminderter Durchblutung Sekretansammlung oder Nekrose angeregt Demzufolge begunstigen Quetschwunden verschmutzte Schurfwunden grosse Wundhohlen nach Amputation oder Pfahlungswunden eine Infektion 1 Intestinale Infektionen Bearbeiten C perfringens zahlt zudem zu den Lebensmittelvergiftern Die Infektionsdosis liegt bei 700 000 Individuen g bei Lebensmitteln meist noch hoher Gefahrdete Lebensmittel sind warmgehaltenes Fleisch Rindfleisch Geflugel Austern und andere Meeresfruchte Die intestinalen C perfringens Erkrankungen werden im uberwiegenden Teil der Falle von C perfringens Stammen vom Typ A verursacht 1 In den Vereinigten Staaten von Amerika ist Clostridium perfringens mit geschatzten 248 000 Fallen je Jahr die haufigste gemeldete Ursache von Nahrungsmittelvergiftungen Die nach dem Verzehr auskeimenden Clostridien beginnen im Darm mit der Herstellung des Perfringens Enterotoxins das die Durchlassigkeit des Darmepithels steigert und so zu Durchfallen und Darmkrampfen fuhrt jedoch selten von Fieber oder Erbrechen begleitet wird Erste Symptome treten innerhalb von 7 bis 15 Stunden nach dem Verzehr der kontaminierten Lebensmittel auf und verschwinden haufig nach 24 Stunden Die Letalitat ist gering 7 Wesentlich schwerwiegender ist beim Menschen die durch C perfringens ausgeloste und erstmals im Ersten Weltkrieg beschriebene Enteritis necroticans genannt auch Darmbrand 9 welche eine hochgradig nekrotisierende Erkrankung des Jejunums oberer Dunndarm darstellt Diese wird durch b toxinbildende Stamme des Bakteriums vom Serotyp C hervorgerufen und verlauft haufig todlich Die genauen Pathomechanismen sind noch nicht abschliessend geklart 1 Im Tierreich verursacht der Typ C die nekrotisierenden Darmentzundung der Saugferkel bzw die nekrotische Enteritis bei Lammern Schafen und Kalbern 3 Diagnose BearbeitenDie Nahrungsmittelvergiftung mittels Clostridium perfringens vom Typ A wird durch Isolierung des Erregers aus dem Darm oder am zuverlassigsten durch einen enzymgekoppelten Immunadsorptionstest ELISA zum Nachweis des Bakteriums im Darm diagnostiziert 7 Eine Laboratoriumsdiagnose kann jedoch in der Regel nur eine nachtragliche Bestatigung der Infektion ermoglichen da die Symptome der Erkrankung meist nach 24 Stunden bereits abgeklungen sind 3 Im Lebensmittel selbst wird die Keimzahl von Clostridium perfringens auf Sulfit Cycloserin Agar SC ermittelt Die Bestatigung kann mittels Lactose Sulfit LS Medium und in Nitrat Beweglichkeits Medium MN erfolgen 10 Die Diagnose von Gasbrand wird zunachst klinisch gestellt 1 Die Erregeranzucht kann aufgrund des zugigen Fortschreitens des Gasbrandes in der Regel nicht abgewartet werden und kann demzufolge lediglich der nachtraglichen Bestatigung dienen 8 Mikrobiologischer Nachweis Bearbeiten nbsp C perfringens Kultur auf Eigelb AgarDer Nachweis von Clostridium perfringens wird zunachst mikroskopisch durch Anfertigung eines gram gefarbten Praparates gefuhrt in dem ca 4 bis 6 1 mm grosse Stabchen mit abgerundeten Enden sichtbar werden Dabei konnen in Originalpraparaten die Erreger teilweise von Kapseln umgeben sein was an nicht angefarbten Zonen um die Bakterien erkennbar wird Sporen sind gelegentlich in Stuhl und Bodenproben zu finden jedoch meist nicht in angezuchteten Kulturen Als Merkmal dient u a die Unbeweglichkeit aufgrund der fehlenden Begeisselung und die fehlende Bildung von Sporen in vitro Des Weiteren wird das Verdachtsmaterial auf Anaerobier bzw Standard Blutagar und auf Eigelb Agar angezuchtet Clostridium perfringens Kolonien werden unter Bebrutung in der Regel nach 10 bis 12 Stunden sichtbar Charakteristisch sind beim Anaerobier Blutagar runde gewolbte feuchtglanzende gelegentlich rotlich schimmernde Kolonien von 3 bis 5 mm Durchmesser die sich unter Sauerstoffeinwirkung erst grau dann hellbraun und spater grunlich verfarben und von keinem grosseren Hamolysefeld umgeben sind Auf dem Standard Blutagar findet um die Kolonien eine Doppelzonenhamolyse statt Auf Eigelb Agar verursacht die vom Erreger freigesetzte Lecithinase eine charakteristische weissliche Aufhellung um den Wachstumsrasen Seiffert Nagler Reaktion In Nahrbouillons tritt rasch eine Trubung mit starker Gasentwicklung auf In Speziallaboratorien konnen zudem die Serotypen des Clostridium perfringens mittels Identifikation der Exotoxine in Tierversuchen unter Einsatz spezifischer Antiseren ermittelt werden 5 Der Nachweis kann auch molekularbiologisch mittels PCR erfolgen 11 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Arne C Rodloff Obligat anaerobe sporenbildende Stabchen In Helmut Hahn u a Hrsg Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie 5 Auflage Berlin Heidelberg 2004 S 339 ff Worterbuch der Veterinarmedizin 2 Aufl S 1318 a b c Werner Kohler Sporenbildende gram positive Bakterien Bacillus Clostridium Milzbrand Tetanus Gasbrand pseudomembranose Colitis Botulismus In Werner Kohler u a Hrsg Medizinische Mikrobiologie 8 Auflage Jena Munchen 2001 S 402 ff Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 48 a b Gerhard Ruckdeschel Clostridium perfringens und andere histotoxische sowie sonstige gewohnlich apathogene Klostridienarten In Friedrich Burkhardt Hrsg Mikrobiologische Diagnostik Stuttgart New York S 228ff J Finsterer B Hess Neuromuscular and Central Nervous System Manifestations of Clostridium perfringens Infections In Infection Band 35 Nr 6 2007 S 396 405 doi 10 1007 s15010 007 6345 z a b c Michael T Madigan John M Martinko Brock Mikrobiologie 11 uberarb Auflage Munchen u a 2006 S 814 1069 a b Herbert Hof Bakteriologie In Herbert Hof Rudiger Dorries Hrsg Mikrobiologie Duale Reihe Stuttgart 2005 S 345ff Hans Adolf Kuhn Enteritis necroticans Darmbrand In Ludwig Heilmeyer Hrsg Lehrbuch der Inneren Medizin Springer Verlag Berlin Gottingen Heidelberg 1955 2 Auflage ebenda 1961 S 812 f DIN EN ISO 7937 2004 11 Mikrobiologie von Lebensmitteln und Futtermitteln Horizontales Verfahren zur Zahlung von Clostridium perfringens Koloniezahlverfahren doi 10 31030 9565762 U Messelhausser R Zucker D Elmer Englhard U Busch S Hormansdorfer U Pudich C Holler Nachweis und Charakterisierung von Clostridium perfringens mittels real time PCR In Journal fur Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Band 2 Nr 2 2007 ISSN 1661 5867 S 194 197 doi 10 1007 s00003 007 0173 z Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Clostridium perfringens amp oldid 239203033