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Die Chathʿam arabisch خثعم DMG Ḫaṯʿam waren ein arabischer Stamm der seit dem sechsten Jahrhundert n Chr das gebirgige Gebiet zwischen at Ta if und Nadschran entlang der Karawanenroute vom Jemen nach Mekka bewohnte Tribale Gruppen auf der arabischen Halbinsel zur Zeit Mohammeds Die Chathʿam hier Khath am geschrieben lebten im Sudwesten der Halbinsel Inhaltsverzeichnis 1 Abstammung Name und Clane 2 Geschichte 2 1 Vorislamische Geschichte 2 2 Ubergang zum Islam 2 3 Nach dem Tode des Propheten 3 Literatur 4 EinzelnachweiseAbstammung Name und Clane BearbeitenHinsichtlich der Abstammung der Chathʿam gab es zwei Theorien Eine Theorie schrieb ihnen einen sudarabischen Ursprung zu Demnach waren die Chathʿam Nachkommen von Aqyal bzw Aftal einem Sohn von Anmar ibn Irasch ibn ʿAmr ibn al Ghauth ibn Nabt und Hind bint Malik ibn al Ghafiq ibn asch Schahid ibn ʿAkk 1 Uber ihren vaterlichen Vorfahren al Ghauth ibn Nabt waren sie mit den Azd verwandt 2 Nach der Theorie der Genealogen der Mudar dagegen gehorten die Chathʿam eigentlich zu den Nordarabern und waren wie ihr Bruderstamm Badschila Nachkommen von Anmar ibn Nizar ibn Maʿadd ibn ʿAdnan 3 Sie nahmen erst spater eine sudarabische Genealogie an als sie von ihren ursprunglichen Wohnsitzen in der Tihama bzw dem Sarat Gebirge vertrieben wurden 4 Auch hinsichtlich der Herkunft des Namens Chathʿam gab es unterschiedliche Auffassungen Eine besagte dass Chathʿam ursprunglich ein Beiname Aqyals Aftals war den er entweder von seinem Kamel oder von einem Berg erhalten haben soll Nach einer anderen Auffassung ruhrte der Name von einer Zeremonie her die die Nachkommen Aqyals bei einem Bundnisschluss mit Badschila vollzogen und bei der sie sich gegenseitig mit dem Blut eines geschlachteten Kamels bespritzt hatten Der Name dieser Bespritzungszeremonie die Chathʿama ḫaṯʿama genannt wurde ging auf den Stamm uber 5 Die Haupt Clane der Chathʿam waren die Schahran die Nahis die Quhafa und die Aklub Nahis und Schahran fuhrten sich auf zwei gleichnamige Urenkel von Chathʿam zuruck 6 Die Quhafa die eigentlich eine Untergruppe der Schahran darstellten bildeten nach Ibn Hazm die herrschende Familie Ahl al bait der Chathʿam 7 Die Aklub waren eigentlich kein genuin chathʿamitischer Clan sondern waren den Chathʿam erst nachtraglich beigetreten 8 indem man ihren Stammvater Aklub zu einem Ururenkel von Chathʿam erklart hatte 9 Geschichte BearbeitenVorislamische Geschichte Bearbeiten Nach der Theorie die die Chathʿam als Nordaraber betrachtete bezogen die Chathʿam zur Zeit der Trennung der Nachkommen des Maʿadd das Gebirge as Sarat wo sie sich besonders an den Bergen Schann und Bariq niederliessen bis die Azd bei ihrer Wanderung nach dem Dammbruch von Ma rib an ihnen voruberzogen und sie aus ihren Wohnplatzen vertrieben 10 Sie wanderten daraufhin nach Nordosten zum Wadi Bischa in der Tihama und zum Wadi Turaba sowie nach Tabala dem Mittelpunkt des Kultes der Gottheit Dhu l Chalasa aus 11 Sie nahmen ausserdem im Hidschaz die beiden Berge Sawan gemeinschaftlich mit den Salul Suwaʿ ibn ʿAmir Chaulan und ʿAnaza in Besitz 12 Durch die Lage ihres Gebietes spielten die Chathʿam eine wichtige Rolle in den Beziehungen zwischen Mekka und dem Jemen Als Konig Abraha um die Mitte des 6 Jahrhunderts in Sanaa eine prachtige Wallfahrtskirche errichtete gab es unter den Arabern Befurchtungen dass das Heiligtum von Mekka dadurch an Einfluss verlieren konnte Nach einem Bericht den at Tabari uberliefert kam Nufail ibn Habib ein Mann aus dem chathʿamitischen Clan der Aklub 13 deshalb nach Sanaa und warf Dreck und Leichen in die Kirche um sie zu entweihen Abraha erzurnte daruber und fasste den Plan mit Elefanten einen Feldzug nach Norden zu unternehmen um das mekkanische Heiligtum zu zerstoren 14 Nufail ibn Habib tat sich daraufhin mit den Schahran und Nahis zusammen und griff ihn unterwegs an Er wurde aber von Abraha geschlagen und gefangen genommen Nachdem Nufail ihm die Loyalitat der Chathʿam zugesichert hatte liess ihn Abraha frei und machte ihn zu seinem Wegweiser Nufail fuhrte ihn daraufhin bis nach at Ta if trieb allerdings ein doppeltes Spiel indem er heimlich auf ein Scheitern der Expedition hinarbeitete 15 Ubergang zum Islam Bearbeiten Frauen der Chathʿam waren in Mekka sehr prasent gingen haufig Ehen mit Mannern von den Quraisch ein und spielten eine wichtige Rolle in der fruhislamischen Geschichte Nach einer Erzahlung die bei at Tabari uberliefert wird war es eine chathʿamitische Priesterin aus at Tabala die auf dem Gesicht von ʿAbdallah ibn ʿAbd al Muttalib dem Vater Mohammeds ein Licht erkannte und ihn deshalb sofort ehelichen wollte was ʿAbdallah jedoch ablehnte weil sein Vater ʿAbd al Muttalib ibn Haschim fur ihn bereits eine andere Frau ausgesucht hatte 16 Die Chathʿamitin Asma bint ʿUmais die dem Clan Schahran zugehorte war eine der ersten Frauen die zum Glauben Mohammeds ubertraten und nahm an der Auswanderung nach Abessinien teil Sie war nacheinander mit Dschaʿfar ibn Abi Talib Abu Bakr und ʿAli ibn Abi Talib verheiratet und gebar einem jedem von ihnen Kinder Ihre Schwester Salma bint ʿUmais heiratete Mohammeds Onkel Hamza ibn ʿAbd al Muttalib 17 Chalid ibn al Walid heiratete eine Tochter des Chathʿamiten Anas ibn al Mudrik 18 Er war ein bekannter Dichter und Kampfer der dem chathʿamitischen Clan der Aklub gehorte 19 und vor allem fur seinen Sieg bei Faif ar Rih bekannt war bei dem er die Banu ʿAmir ibn Saʿsaʿa schlug 20 Ibn Hazm beschreibt ihn als den Herrn der Chathʿam saiyid Ḫaṯʿam 21 Die ersten Begegnungen der Chathʿam mit den Muslimen auf ihrem Stammesgebiet waren aber feindlich im Safar des Jahres 9 Mai Juni 630 sandte Mohammed Qutba ibn ʿAmir mit 20 Mann und zehn Kamelen gegen einen Zweig der Chathʿam bei Tabala Sie nahmen dort einen Mann gefangen um ihn auszufragen Er tat aber so als verstehe er sie nicht und versuchte die nachste Siedlung am Wasser zu alarmieren so dass Qutba ihm den Kopf abschlug In der Nacht uberfielen die Muslime dann die Niederlassung bei der sie allerdings auf heftige Gegenwehr stiessen Am nachsten Morgen kamen die Chathʿam in grossen Haufen herbeigeeilt doch wurden die Muslime durch einen angeschwollenen Regenbach geschutzt so dass sie unbehelligt mit der Beute nach Medina entkommen konnten 22 Aber nachdem Dscharir ibn ʿAbdallah aus dem Bruderstamm Badschila Anfang 632 das Dhu l Chalasa Heiligtum zerstort und einige Chathʿamiten getotet hatte schickten die Chathʿam zwei Gesandte al Aschʿath ibn Wahschi und Anas ibn Mudrik mit einem Gefolge anderer Chathʿamiten nach Medina um dem Propheten den Treueid zu leisten Er liess ihnen eine Urkunde ausfertigen in der er alle Blutschuld aus vorislamischer Zeit fur abgeschafft erklarte und Steuern fur ihr Land festlegte Demnach mussten diejenigen die Regenfeldbau betrieben und nur unsichere Ertrage hatten keine Steuern entrichten diejenigen aber die durch Bache oder Kanale bewasserte Felder besassen den zehnten bzw zwanzigsten Teil ihrer Ernte als Steuer abfuhren Als Zeuge des Schreibens fungierte Dscharir ibn ʿAbdallah 23 Bei der Abschiedswallfahrt im Fruhjahr 632 kam es zu einer denkwurdigen Begebenheit an der ebenfalls eine Chathʿamitin beteiligt war Als die besagte Chathʿamitin Mohammed in Mina zu den Wallfahrtsvorschriften befragte wurde sie von dessen Cousin al Fadl ibn al ʿAbbas langer angestarrt Mohammed stand daraufhin auf und wendete al Fadls Kopf von ihr weg Von al ʿAbbas ibn ʿAbd al Muttalib nach dem Grund dieser Handlungsweise befragt antwortete Mohammed dass er einen jungen Mann und eine junge Frau gesehen habe und sie nicht dem Satan uberlassen wolle 24 Die Begebenheit spielte spater eine grosse Rolle in den islamischen Diskussionen uber den Gesichtsschleier weil die Chathʿamitin offensichtlich mit Zustimmung des Propheten ihr Gesicht nicht verhullt hatte Je nachdem ob die Begebenheit der Zeit vor oder nach Beendigung des Weihezustands zugeordnet wurde zog man aus ihr unterschiedliche Schlusse Wahrend diejenigen die sie der Zeit nach Beendigung des Weihezustands zuordneten daraus ableiteten dass Frauen allgemein ihr Gesicht nicht verschleiern mussen meinten diejenigen die sie der Zeit vor Beendigung des Weihezustands zuordneten dass sich daraus nur ein Verbot der Verhullung des Gesichts wahrend des Weihezustands ergebe 25 Nach dem Tode des Propheten Bearbeiten Nach dem Tode des Propheten schloss sich nur ein Teil von den Chathʿam der Ridda Bewegung an Wahrend der Eroberungskriege kampften sie in den syrischen und irakischen Heeren Malik ibn ʿAbdallah ein Chathʿamit aus dem Clan der Quhafa fuhrte insgesamt 40 Jahre lang unter Muʿawiya I Yazid I und ʿAbd al Malik die Sommerfeldzuge ṣawaʾif gegen das Byzantinische Reich an 26 Viele von den Chathʿam siedelten sich in Kufa Basra Mosul Syrien und al Andalus an 27 Das wichtigste Zentrum der Chathʿam in al Andalus war Medina Sidonia Saḏuna 28 Literatur BearbeitenArabische QuellenAbu ʿUbaid al Bakri Muʿǧam ma staʿǧam min asmaʾ al bilad wa l mawaḍiʿ Ed Muṣṭafa as Saqqa 4 Teile Maṭbaʿat at ta lif wa t tarǧama wa n nasr Kairo 1945 1951 Teil I S 57 63 Digitalisat Muḥammad ibn al Ḥasan Ibn Duraid Kitab al Istiqaq Ed Ferdinand Wustenfeld Dieterich Gottingen 1854 S 304 306 Digitalisat Ibn Ḥazm Ǧamharat Ansab al ʿArab Ed ʿAbd as Salam Muḥammad Harun Dar al Maʿarif bi Miṣr Kairo 1962 S 390 392 Muḥammad ibn as Saʾib al Kalbi Nasab Maʿadd wa l Yaman al kabir Ed Naǧi Ḥasan 2 Bande ʿAlam al Kutub Beirut 1988 Bd I S 356 362 Online Version Ibn Qutaiba Kitab al Maʿarif Ed Ferdinand Wustenfeld Vandenhoeck u Ruprecht Gottingen 1850 S 50 Z 18 20 DigitalisatSekundarliteraturHuseyin Algul Art Has am Beni Has am in Turkiye Diyanet Vakfi Islam ansiklopedisi Bd XVI S 281b 282b Digitalisat Werner Caskel Ǧamharat an nasab das genealogische Werk des Hisam Ibn Muḥammad al Kalbi 2 Bde Brill Leiden 1966 Bd I Tafeln 224 226 Bd II S 45f 345 G Levi Della Vida Art Khathʿam in Enzyklopaedie des Islam Geographisches ethnograpisches und biographisches Worterbuch der Muhammedanischen Volker Bd II E J Brill Leiden und O Harrassowitz Leipzig 1927 S 991b 993a G Levi Della Vida Art Khathʿam in The Encyclopaedia of Islam New Edition Bd IV S 1105b 1106b Theodor Noldeke Geschichte der Perser und Araber zur Zeit der Sasaniden nach at Tabari Brill Leiden 1879 S 206 217 Digitalisat Ferdinand Wustenfeld Register zu den genealogischen Tabellen der Arabischen Stamme und Familien mit historischen und geographischen Bemerkungen Dieterichsche Buchhandlung Gottingen 1853 S 130f Digitalisat Ferdinand Wustenfeld Die Wohnsitze und Wanderungen der arabischen Stamme in Abhandlungen d K Gesellsch d Wiss zu Gottingen 14 1869 53 58 DigitalisatEinzelnachweise Bearbeiten So al Kalbi Nasab Maʿadd wa l Yaman al kabir 1988 Bd I S 343 356 und Ibn Ḥazm Ǧamharat Ansab al ʿArab 1962 S 392 Vgl Caskel Ǧamharat an nasab 1966 Bd I Tafeln 176 und 221 Vgl al Bakri Muʿǧam ma staʿǧam Ed F Wustenfeld Bd I S 41f Digitalisat Vgl Wustenfeld Die Wohnsitze und Wanderungen der arabischen Stamme 1869 S 53 58 Vgl al Kalbi Nasab Maʿadd wa l Yaman al kabir 1988 Bd I S 343 und Wustenfeld Register 1853 S 130 So al Kalbi Nasab Maʿadd wa l Yaman al kabir 1988 Bd I S 343 356 Vgl Ibn Ḥazm Ǧamharat Ansab al ʿArab 1962 S 391 Vgl Levi Della Vida Art Khathʿam 1927 S 992a Vgl Ibn Ḥazm Ǧamharat Ansab al ʿArab 1962 S 391 Vgl al Bakri Muʿǧam ma staʿǧam Ed F Wustenfeld Bd I S 41f Digitalisat Vgl Levi Della Vida Art Khathʿam 1927 S 992a Vgl Wustenfeld Register 1853 S 130f Vgl Ibn Ḥazm Ǧamharat Ansab al ʿArab 1962 S 391 Vgl Noldeke Geschichte der Perser und Araber 1879 S 216f Vgl Noldeke Geschichte der Perser und Araber 1879 S 206 214 Abu Ǧaʿfar Muḥammad b Ǧarir aṭ Ṭabari Taʾriḫ ar rusul wa l muluk Hrsg von M J de Goeje Leiden 1879 1901 Bd I S 1079f Digitalisat Vgl al Kalbi Nasab Maʿadd wa l Yaman al kabir 1988 Bd I S 358 Vgl Levi Della Vida Art Khathʿam 1927 S 992b Vgl al Kalbi Nasab Maʿadd wa l Yaman al kabir 1988 Bd I S 17 Vgl Levi Della Vida Art Khathʿam 1927 S 992b Vgl Ibn Ḥazm Ǧamharat Ansab al ʿArab 1962 S 391 Vgl Julius Wellhausen Muhammed in Medina das ist Vakidi s Kitab alMaghazi in verkurzter deutscher Wiedergabe Reimer Berlin 1882 S 387 Digitalisat Vgl Aloys Sprenger Das Leben und die Lehre des Moḥammad nach bisher grosstentheils ungenutzten Quellen 2 Ausg Nicolaische Verlagsbuchhandlung Berlin 1869 Bd III S 468f Digitalisat und Leone Caetani Annali dell Islam Bd II S 330 Digitalisat Vgl Musnad Aḥmad ibn Ḥanbal Musnad ʿAli ibn Abi Talib Nr 530 Wikisource Vgl dazu Ṣabri al Mutawalli al Mutawalli al Ḥiǧab baina l ifraṭ wa t tafriṭ Maktabat al Qurʾan Kairo 1996 S 85f Vgl Ibn Ḥazm Ǧamharat Ansab al ʿArab 1962 S 391 Vgl Caskel Ǧamharat an nasab 1966 Bd II S 345 Vgl Ibn Ḥazm Ǧamharat Ansab al ʿArab 1962 S 392 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chathʿam amp oldid 229172307