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Carl Wilhelm Heinrich Coerper seit 1913 von Coerper 18 Mai 1854 in Meisenheim 20 April 1942 in Frankfurt am Main war ein deutscher Admiral Admiral Carl von CoerperInhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Militarkarriere 1 2 Familie 2 Auszeichnungen 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenCarl Coerper war der Sohn des Kaufmanns Johann Baptist Coerper 1823 1893 und dessen erster Ehefrau Mathilde geborene Bonnet 1828 1856 Nach ihrem Tod heiratete sein Vater Susanne Albert Aus dieser Ehe hatte Carl eine Halbschwester und drei Halbbruder Militarkarriere Bearbeiten Nach dem Schulbesuch trat Coerper am 31 Mai 1871 als Kadett in die Kaiserliche Marine ein Seine seemannische Grundausbildung absolvierte er bis 1876 durch den Besuch der Marineschule und mehrere Bordeinsatze Es schloss sich ab 1886 eine Kommandierung zur Marineakademie an Seine erste Uberseereise fuhrte ihn 1895 nach Sansibar Nach der Ruckkehr nach Deutschland wurde er im Juni 1897 in die Militarische Abteilung des Reichsmarineamts kommandiert Da hier die Aktivitaten in die einzelnen Gesandtschaften zur Koordination des Einsatzes der Marineattaches zusammenflossen bereitete er sich in diesem Bereich auf seinen Verwendung als Attache vor Dieser fuhrte ihn am 1 Oktober 1898 nach London Geschaftstrager der Deutschen Gesandtschaft in London war zu dieser Zeit Paul von Hatzfeld 1831 1901 Zeitgleich mit ihm war auch der Militarattache Arthur von Luttwitz 1865 1925 notifiziert worden mit dem es enge Koordinationen gab Vor Ort erfolgte dann die Ubergabe des Postens als Marineattache durch seinen Vorganger Kapitanleutnant Ernst Gulich 1853 1920 an ihn Zu Beginn seiner Dienstzeit bestand noch eine Atmosphare der relativ offenen Sondierung durch England gegenuber Deutschland In den aussenpolitischen Positionen gab es mehrere Gemeinsamkeiten die hauptsachlich aus der Kolonialpolitik herruhrten In einigen Einzelfragen hatten die Englander sogar ein gemeinsames Vorgehen signalisiert das aber durch Kaiser Wilhelm II als Unterstutzungsangebot in sehr geringschatziger Form abgelehnt wurde Aber die durch Deutschland beginnende Flottenpolitik vor allem die Flottenrustung wirkte zunehmend storend auf die noch bestehenden Gemeinsamkeiten In den kommenden Jahren wahrend der Amtszeit Coerper setzten hier deutliche Veranderungen ein Allein im Jahr 1900 schrieb er ca 600 Berichte nach Berlin uber seine Beobachtungen und Einschatzungen der auf die Marine bezogenen Entwicklungen und Ereignisse Bereits im Folgejahr mehrten sich in seiner Berichterstattung schon Hinweise auf die Zunahme von antideutschen Stimmungen in verschiedenen englischen Bevolkerungskreisen Denn den Englandern blieb die massive Flottenrustung in Deutschland nicht verborgen Der Staatssekretar des Reichsmarineamtes Alfred von Tirpitz mahnte sogar in aller Offentlichkeit die deutschen Versaumnisse im Flottenprogramm an Was wiederum so berichtete der Marineattache die deutschfeindliche Stimmung auf der Insel weiter schurte Es war eine Zeit des gegenseitigen Hochschaukelns an dem der Deutsche Flottenverein nicht wenig Schuld mittrug Obwohl Coerper auch einzelne Versuche in seinem Wirkungsfeld unternahm gegenseitige Spannungen abzubauen musste er zum Jahresende uber erste Signale der Umorientierung bzw Neuausrichtung der englischen Marinepolitik berichten 1 Das betraf vor allem erste Schritte zur strategischen Orientierung der englischen Marine auf die Nordsee und Uberlegungen einen eigenen Hafen in Nordseerichtung auszubauen Des Weiteren teilte er in einem Bericht vom 13 Februar 1902 mit dass Chile mehrere Panzerschiffe auf englischen Werften bestellt habe Im Sommer des gleichen Jahres gab es eine etwas schwierige Entscheidungssituation fur ihn als ein Englander ihm Geheimunterlagen mit einem Original Signalbuch anbot Die Annahme ware ein Verstoss gegen die geltenden Attache Instruktionen Position 4 gewesen 2 Nach Rucksprache mit dem Staatssekretar im Reichsmarineamt von Tirpitz informierte er die englische Admiralitat von dem Sachverhalt Allein im Jahre 1902 hatte Coeper 840 Berichte angefertigt Insgesamt wurden fur den Zeitraum seines Einsatzes seine Arbeit und die Berichterstattung als sachlich und ausgewogen bewertet Mit Bekanntwerden des obligatorischen Ablosetermins teilte der seit 1902 amtierende Geschaftstrager der deutschen Gesandtschaft Metternich dem Reichskanzler in einem Schreiben vom 3 April 1903 das Bedauern fur die Ablosung Coerpers mit denn er habe seine Aufgaben gut erfullt 3 Am 29 September 1903 ubernahm schliesslich sein Nachfolger im Amt des Marineattaches Hugo von Cotzhausen 1863 1945 die Geschafte in London Dieser weilte bereits zur Ubergabe seit Juni in London und erhielt zum Ubergabetermin noch einen ausfuhrlichen Abschlussbericht ausgehandigt Am 7 Dezember 1903 erhielt Coerper vom Chef des Admiralstabes in Berlin Wilhelm Buchsel 1848 1920 die Anweisung 4 fur Grossbritannien eine geheime Nachrichtenorganisation der Marine aufzubauen ohne dass das Auswartige Amt davon Kenntnis erhalten durfe Das betraf vor allem den Aufbau eines Netzwerkes von geheimen Informanten an allen wichtigen englischen Seeplatzen und Werftbereichen zur Erlangung und Sammlung verdeckter marinetechnischer und logistischer Informationen die englische Marine betreffend Das war ein erstmaliger Akt in der Entwicklung der deutschen Marineattaches dass ein solcher Schritt der eigentlich durch die Attacheinstruktionen von 1900 untersagt war nunmehr ausserhalb einer akuten Kriegssituation im Jahr 1903 bewusst vollzogen wurde Da aber Coerper zu diesem Zeitpunkt nicht das Amt des Marineattaches in London ausubte war es lediglich eine Casur dafur dass Deutschland nunmehr dazu ubergegangen war einen von der Sektion III b des Grossen Generalstabes unabhangigen Marinenachrichtendienst aufzubauen Sein Handlungspartner vor Ort war der im Admiralsstab eingesetzte Referatsleiter fur das Operationsgebiet England Gustav Steinhauer 1870 um 1930 5 Da aber der als Nachfolger im Amt des Marineattaches in London eingesetzte Hugo von Cotzhausen nicht den in ihn vor allem durch Kaiser Wilhelm II und den Staatssekretar im Reichsmarineamt von Tirpitz gesetzten Erwartungen entsprach wurde bereits kurz nach dem Londonbesuch des Kaisers im Herbst 1904 seine Abberufung betrieben Coerper wurde von Oktober bis Dezember 1904 zur Information ins Reichsmarineamt und den Admiralsstab kommandiert und bereitete sich hier auf seinen erneute Verwendung als Attache vor Am 5 Dezember 1904 ubernahm Coerper erneut den Posten des Marineattache an der Deutschen Botschaft in London Gleich zu Beginn seiner zweiten Amtsperiode stellte er erhebliche Veranderungen fest Das betraf vordergrundig den nach dem Flottenbesuch Konig Edwards VIII im Juli 1904 eingetretenen Wendepunkt in den englisch deutschen Beziehungen Aber es hatten sich auch in erheblicher Weise die eigenen Arbeitsbedingungen verschlechtert Spannungen bei den Begegnungen mit Englandern Verschlossenheit Informationsblockaden die von fruher bekannte Vertrautheit in seinem eigenen Umgangskreis war einem frostigen Klima gewichen Dazu kam noch dass seit dem Sommer 1905 neue Geheimhaltungsvorschriften in Grossbritannien erlassen worden waren Darin wurde jeder englische Offizier zu ausserster Zuruckhaltung in Gesprachen uber dienstliche Tatsachen verpflichtet Die Zulieferfirmen fur die technische Ausrustung der Marine hatten strengstes Stillschweigen uber Interna ihrer Arbeit zu bewahren Vor allem technische Details durften nicht ausserhalb der eigenen Dienstwege kommuniziert werden Carl von Coerper bemuhte sich diese Situation fur seine tatigkeitsgebundenen Berichterstattungen dadurch zu verbessern dass er sich regelmassig mit dem osterreichischen Attache abstimmte Daruber hinaus zwangen ihn diese sparlichen Informationen aber auch dazu sich starker auf die Auswertung der englischen Presse zu konzentrieren In seinen Berichten signalisierte er sehr deutlich diesen eingetretenen Stimmungsumschwung Aber er beschrieb auch die positiveren Meinungen gegenuber Deutschland in seinen Berichten an das Reichsmarineamt Dabei versuchte er vor allem zu konstatieren dass die Angste der Englander vor den massiven deutschen Marinerustungen ernst genommen werden mussten Er drangte auf Realismus in der deutschen Politik Obwohl er sich damit auf einer Wellenlange mit dem Botschafter Wolf von Metternich befand wurden seine Warnungen auch vom Auswartigen Amt nicht ernst genommen Ab Juli 1905 berichtete er von deutlichen Hinweisen uber konkrete Annaherungsschritte der Englander zu Russland 6 Unter Umgehung des Auswartigen Amtes beauftragte ihn dann sogar Wilhelm II 1906 fuhrenden englischen Personlichkeiten auszurichten Wenn England sich noch einmal herausnahme ihn mit Krieg zu bedrohen er sofort uber Frankreich herfallen wurde 7 Vorsichtshalber unterrichtete Coerper vor Ausfuhrung des kaiserlichen Auftrages Alfred von Tirpitz und den Admiralstabschef Buchsel die ihn zur Ignorierung drangten Erneut gab es Ende 1906 gegenuber dem Marineattache ein Angebot eines Englanders geheime Unterlagen und ein Geheimbuch aus englischen Marinekreisen zu beschaffen Da die Person aber als zweifelhaft bewertet wurde reichte er auch diese Offerte an den englischen Admiralstab weiter 8 Als der Termin seiner obligatorischen Abberufung immer naher ruckte setzte er sich fur die Besetzung des Attachepostens durch Wilhelm Widenmann 1871 1955 ein In seinem Abschlussbericht vom 14 Marz 1907 als scheidender Marineattache bewertete er dann dass sich die deutsch englischen Beziehungen auf dem Tiefstand befanden Das gipfelte in der Feststellung dass Deutschland nunmehr der Hauptfeind Nr 1 fur Grossbritannien geworden war Die Ursache so seine Feststellung lag im nicht nachlassenden massiven Kriegsflottenbau der Kaiserlichen Marine 9 Das hohe Ansehen das Coerper sich in London aufgrund seiner gewandten Formen und seiner guten Menschenkenntnisse und Zusammenhange zwischen Politik und der Marine erworben hatte dokumentiert sich unter anderem in dem Umstand dass der britische Konig Eduard VII ihm bei seiner Abschiedsaudienz das Grosskomtur des Royal Victorian Orders verlieh Sein Nachfolger auf dem Attacheposten wurde wie vorgeschlagen Wilhelm Widenmann 1871 1955 10 Nach seiner Ablosung in London wurde Coerper dem Ostasiengeschwader zugeteilt und war zunachst mit der kommissarischen Fuhrung des Kreuzergeschwaders beauftragt Auf diesem Posten unternahm er im Juni 1907 als Konteradmiral eine Erkundungsreise von Shanghai aus auf dem Jangtsekiang flussaufwarts Diese Fahrt an der sich die Schiffe Tiger Leipzig und das Torpedoboot S 90 beteiligt diente vor allem der Erkundung aus wirtschaftlichem Interesse Am 27 Januar 1909 erfolgte seine Ernennung zum Chef des Ostasiengeschwaders Ab Fruhsommer wurde Coerper am 18 Mai 1909 zur Verfugung des Chefs der Marinestation der Ostsee gestellt der Inspektion des Bildungswesens der Marine zugeteilt und mit Wirkung vom 9 November 1909 zum Chef der Inspektion des Bildungswesens der Marine ernannt Mit seiner gleichzeitigen Beforderung zum Admiral am 6 Mai 1912 erfolgte einen Tag spater die Ernennung zum Chef der Marinestation der Ostsee die er bis zum 22 Juli 1914 befehligen sollte In dieser Stellung wurde Coerper anlasslich des 25 jahrigen Regierungsjubilaums von Kaiser Wilhelm II am 16 Juni 1913 in den erblichen preussischen Adelsstand erhob 11 12 Vom 23 Juli 1914 stellte man Coerper zur Allerhochsten Verfugung am 17 September 1914 zur Disposition und gleichzeitig a la suite des Seeoffizierkorps Familie Bearbeiten Coerper hatte sich am 30 August 1890 in Dusseldorf mit Ellen Siebert Charters 1865 1904 verheiratet Aus der Ehe gingen der Sohn Hans Albrecht 1891 und eine Tochter 1918 hervor Am 20 April 1942 verstarb Carl Coerper in Frankfurt am Main Auszeichnungen BearbeitenRoter Adlerorden I Klasse mit Eichenlaub 13 Kronenorden I Klasse 13 Ritterkreuz des Koniglichen Hausordens von Hohenzollern 13 Preussisches Dienstauszeichnungskreuz 13 Ritter I Klasse des Ordens vom Zahringer Lowen 13 Ritter I Klasse des Philipps Ordens 13 Chilenischer Verdienstorden I Klasse 13 Grossoffizier des Ordens der Aufgehenden Sonne 13 Grosskreuz des Ritterordens der Heiligen Mauritius und Lazarus 13 Orden der Eisernen Krone II Klasse 13 Russischer Orden der Heiligen Anna II Klasse 13 Kommandeur II Klasse des Schwertordens 13 Strahlender Stern von Zanzibar 2 Stufe 13 Literatur BearbeitenDermot Bradley Hrsg Hans H Hildebrand Ernest Henriot Deutschlands Admirale 1849 1945 Die militarischen Werdegange der See Ingenieur Sanitats Waffen und Verwaltungsoffiziere im Admiralsrang Band 1 A G Biblio Verlag Osnabruck 1988 ISBN 3 7648 1499 3 S 216 217 Klaus Volker Giessler Die Institution der Marineattaches im Kaiserreich Harald Boldt Verlag Boppard am Rhein 1976 S 77 Wilhelm Widenmann Marineattache an der Kaiserlich deutschen Botschaft in London 1907 1912 1952 Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Hauser 1919 Dreizehnter Jahrgang Justus Perthes Gotha 1918 S 162 Einzelnachweise Bearbeiten Klaus Volker Giessler Die Institution des Marineattaches im Kaiserreich Harald Boldt Verlag Boppard am Rhein 1976 S 134 ff Generalinstruktion des Reichskanzlers fur die Militar und Marineattaches vom 11 Dezember 1890 und die geanderte Fassung vom 2 Februar 1900 BA MA Fasz 5056 I 1 17 1 Band In Heinrich Otto Meisner Militarattaches und Militarbevollmachtigte in Preussen und im Deutschen Reich Rutten amp Loening Verlag Berlin 1957 S 73 ff Klaus Volker Giessler Die Institution der Marineattaches im Kaiserreich Harald Boldt Verlag Boppard am Rhein 1976 S 103 Klaus Volker Giessler Die Institution der Marineattaches im Kaiserreich Harald Boldt Verlag Boppard am Rhein 1976 S 135f Gustav Steinhauer Ich war der Spion des Kaisers Taschenbuch Verlag 2009 Bericht vom 20 Juli 1905 in Klaus Volker Giessler Die Institution der Marineattaches im Kaiserreich Harald Boldt Verlag Boppard am Rhein 1976 S 149f Klaus Volker Giessler Die Institution der Marineattaches im Kaiserreich Harald Boldt Verlag Boppard am Rhein 1976 S 77 streng geheimer Brief Coerpers vom 6 Dezember 1906 Klaus Volker Giessler Die Institution der Marineattaches im Kaiserreich Harald Boldt Verlag Boppard am Rhein 1976 S 283 Wilhelm Widenmann Marineattache an der Kaiserlich deutschen Botschaft in London 1907 1912 1952 S 60 Militar Wochenblatt Nr 81 vom 19 Juni 1913 S 1866 A Freiherr von Houwald Brandenburg Preussische Standeserhebungen und Gnadenakte fur die Zeit 1873 1918 Gorlitz 1939 S 200 a b c d e f g h i j k l m Marine Kabinett Hrsg Rangliste der Kaiserlich Deutschen Marine E S Mittler amp Sohn Berlin 1914 S 107 Normdaten Person GND 1019239395 lobid OGND AKS VIAF 231365410 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Coerper Carl vonALTERNATIVNAMEN Coerper Carl Wilhelm Heinrich von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher AdmiralGEBURTSDATUM 18 Mai 1854GEBURTSORT MeisenheimSTERBEDATUM 20 April 1942STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carl von Coerper amp oldid 238621928