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Carl Ludwig Johann d Ester 1 4 November 1813 in Vallendar bei Koblenz 18 Juni 1859 in Chatel Saint Denis war ein deutscher Arzt Publizist und radikaler Demokrat Carl d EsterGemeinnutziges Wochenblatt des Gewerbevereins zu Koln vom 8 Februar 1845Carl d Esters Grabstein in Chatel Saint Denis 1864 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Politik im Vormarz 3 Tatigkeit wahrend der Revolution von 1848 49 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEr war Sohn des Lederfabrikanten Theodor d Ester und dessen Frau Therese geb Pidoll D Ester begann 1831 ein Studium der Medizin in Bonn und ging spater nach Heidelberg Das Studium schloss er 1835 mit einer Dissertation uber Symptome bei Ruckenmarkserkrankungen ab Wahrend seines Studiums war d Ester ab 1831 Mitglied der Alten Bonner Burschenschaft Germania 2 und wurde 1834 nach dem Frankfurter Wachensturm von der Bundeszentralbehorde verhort Im Jahr 1838 wurde er Arzt und Geburtshelfer in Koln und heiratete ein Jahr spater Elenore Koch Durch die Heirat verbesserte sich seine finanzielle Situation merklich und erleichterte seine politische Tatigkeit Politik im Vormarz BearbeitenSeine Tatigkeit als Armenarzt fuhrte dazu dass fur d Ester anfangs die soziale Frage im Vordergrund seines politischen Handelns stand So forderte er die Vereinigungsfreiheit der Arbeiter und Staatseingriffe bei Lohnfragen und schliesslich die Umgestaltung der bestehenden Arbeits und Verkehrsverhaltnisse Erstmals offentlich in Erscheinung trat er 1842 als er eine Petition an den rheinischen Provinziallandtag veroffentlichte und sich darin fur den Erhalt der Irrenanstalt in Siegburg verwandte Im selben Jahr beteiligte sich d Ester als Aktionar an der Grundung der Rheinischen Zeitung Kurz vor dem Verbot der Zeitung machte er den vergeblichen Vorschlag mit dem noch vorhandenen Kapital in Baden ohne Gefahr durch die preussische Zensur ein neues Blatt zu grunden Ebenfalls ab 1842 beteiligte sich d Ester an dem so genannten Montagskranzchen von Kolner politischen Oppositionellen Zu den Teilnehmern gehorten unter anderem Gustav von Mevissen Moses Hess und auch Karl Marx In der Folge trat d Ester dem kolnischen Gewerbeverein bei und wurde dort 1844 in den Vorstand und 1846 47 zum Sekretar gewahlt Ab 1845 war d Ester ausserdem Herausgeber des Gemeinnutzigen Wochenblattes des Gewerbevereins zu Koln das bis zu deren Verbot eine Beilage der Rheinischen Zeitung gewesen war Als sich auf Anregung des Centralverein fur das Wohl der arbeitenden Klassen als Lokalorganisation 1844 der Allgemeine Hulfs und Bildungsverein fur Koln und Deutz bildete war d Ester massgeblich an der Formulierung der Statuten beteiligt Nachdem diese vom Oberprasidenten nicht genehmigt wurden grundete d Ester zusammen mit Georg Gottlieb Jung den Verein zur Abhilfe der gegenwartigen Not der unter anderem Suppenkuchen organisierte Daneben war er Mitglied im Bund der Kommunisten aber auch in der linksliberalen Gesellschaft Eintracht und sogar im Kolner Dombauverein Als es im Jahr 1846 zu militarischen Ubergriffen bei der Martinskirmes Jahrmarkt kam gehorte d Ester neben Franz Raveaux einer Kommission an die die Vorfalle untersuchen sollte und die Ergebnisse an den Konig weiterleiten sollte Nach der Veroffentlichung des kritischen Berichts war d Ester politischen Repressalien ausgesetzt die aber seine Popularitat erhohten und dazu fuhrten dass er in den Kolner Gemeinderat gewahlt wurde Oktober 1846 1848 Neben sozialen Forderungen sprach er sich in der Stadtverordnetenversammlung fur das allgemeine Wahlrecht und die vollstandige Gleichberechtigung der Juden aus Mit der Trennung der vormarzlichen Opposition in Liberale und Demokraten gehorte d Ester zu den Demokraten und bekannte sich zum Prinzip der Volkssouveranitat und zur Republik Tatigkeit wahrend der Revolution von 1848 49 BearbeitenZu Beginn der Revolution von 1848 beteiligte sich d Ester an der Mitgrundung der demokratischen Gesellschaft in Koln Im Fruhjahr 1848 bereitete er zusammen mit Fritz Anneke Heinrich Burgers Roland Daniels und Moses Hess die Herausgabe der Neuen Rheinischen Zeitung vor Allerdings machte er sich bei den Radikalen unbeliebt als er bei den Unruhen am 3 Marz zur Massigung aufrief Er gehorte dennoch zu einer Delegation die Konig Friedrich Wilhelm IV am 18 Marz die Petitionen der Kolner uberreichte Spater war d Ester Mitglied des Frankfurter Vorparlaments Uber eine Nachwahl in Mayen wurde er im Mai 1848 Mitglied der preussischen Nationalversammlung und gehorte der linken Fraktion an Dort war er insbesondere an der Ausarbeitung einer neuen Gemeinde Kreis und Bezirksordnung beteiligt Scharfe Kritik ubte er an der im Spatsommer 1848 allmahlich einsetzenden Gegenrevolution in Preussen So forderte er die Aufhebung des im September 1848 verhangten Belagerungszustandes uber Koln und die Anklage gegen die zustandigen Generale Der konkreten politischen Agitation diente die Zeitung Der demokratische Urwahler die d Ester zusammen unter anderem mit Eduard von Reichenbach zwischen Dezember 1848 und 5 Februar 1849 herausbrachte D Ester nahm am demokratischen Gegenparlament und dem zweiten Demokratenkongress in Berlin teil Aus Sorge vor politischer Verfolgung floh er nach der Aufhebung der preussischen Nationalversammlung zunachst nach Leipzig wo er mit Michail Bakunin und Richard Wagner zusammentraf Als Abgeordneter der zweiten Kammer des preussischen Landtages kehrte er Anfang 1849 nach Berlin zuruck Im Parlament polemisierte er scharf gegen die Einschrankungen der Vereinigungs und Versammlungsfreiheit und verband dies mit allgemeiner Kritik am politischen System Wir wollen indem wir diese Gesetze zuruckweisen nicht die gegenwartigen Minister sondern das ganze gegenwartige System sturzen wonach dann freilich auch die Anhanger des Systems welche ich unter dem Ausdruck Junkertum begriff keine Hoffnung mehr hatten auf die Ministerbank zu kommen 3 Nach der Auflosung der Kammer wurde ein Haftbefehl uber d Ester verhangt und in Abwesenheit zum Tode verurteilt dem er sich durch Flucht in die Pfalz entzog Dort beteiligte er sich am Pfalzischen Aufstand und arbeitete in der provisorischen Regierung mit Friedrich Engels ausserte sich in seinem Bericht uber die Vorgange in der Pfalz auch uber d Esters Wirken Hinter der provisorischen Regierung stand d Ester als eine Art geheimer Generalsekretar oder wie Herr Brentano es nannte als rote Kamarilla welche die gemassigte Regierung von Kaiserslautern umgab Zu dieser roten Kamarilla gehorten ubrigens noch andre deutsche Demokraten namentlich Dresdner Fluchtlinge In d Ester fanden die Pfalzer Regenten jenen administrativen Uberblick der ihnen abging und zugleich einen revolutionaren Verstand der ihnen dadurch imponierte dass er sich stets nur auf das Zunachstliegende unleugbar Mogliche beschrankte und daher nie um Detailmassregeln verlegen war D Ester erlangte hierdurch einen bedeutenden Einfluss und das unbedingte Vertrauen der Regierung Wenn auch er zuweilen die Bewegung zu ernsthaft nahm und z B durch Einfuhrung seiner fur den Moment total unpassenden Gemeindeordnung etwas Wichtiges leisten zu konnen glaubte so ist doch gewiss dass d Ester die provisorische Regierung zu allen einigermassen energischen Schritten forttrieb und namentlich in Detailkonflikten stets passende Losungen zur Hand hatte 4 Nach der Zerschlagung der provisorischen Regierung der Pfalz floh d Ester in die Schweiz In Chatel Saint Denis arbeitete er bis zu seinem Tod als Arzt und erwarb sich grosse Verdienste um die arme Bevolkerung Werke BearbeitenDe semilogia medullae spinalis Diss med Bonn 1835 Ein Wort uber die offentliche Irrenpflege im Allgemeinen und uber die Irrenheilanstalt zu Siegburg in s Besondere Koln 1842 Der Kampf der Demokratie und des Absolutismus in der Preussischen constuirenden Versammlung 1848 Mannheim 1849 Literatur BearbeitenKarl Obermann Karl D Ester Arzt und Revolutionar seine Tatigkeit in den Jahren 1842 1849 In Aus der Fruhgeschichte der deutschen Arbeiterbewegung Akademie Verlag Berlin 1964 S 102 200 Karl Obermann D Ester Carl Ludwig In Biographisches Lexikon zur Deutschen Geschichte Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1967 S 91 92 Kurt Koszyk Karl D Ester als Gemeinderat und Parlamentarier 1846 1849 In Archiv fur Sozialgeschichte Hannover 1961 Band 1 S 43 60 Dr Karl D Ester In Helmut Dressler Arzte um Karl Marx Verlag Volk und Gesundheit Berlin 1970 S 29 46 Karl Obermann D Ester Karl Ludwig Johann In Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung Biographisches Lexikon Dietz Verlag Berlin 1970 S 90 91 Kurt Koszyk Carl d Ester 1813 1859 In Rheinische Lebensbilder 11 1988 S 149 165 Axel Koppetsch Carl d Ester 1813 1859 In Ottfried Dascher und Everhard Kleinertz Hrsg Petitionen und Barrikaden Rheinische Revolutionen 1848 49 Aschendorff Munster 1998 S 317 332 ISBN 3 402 05378 0 Helge Dvorak Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft Band I Politiker Teilband 1 A E Winter Heidelberg 1996 ISBN 3 8253 0339 X S 267 268 Friedrich Engels Die deutsche Reichsverfassungskampagne In Marx Karl Werke Band 7 Berlin DDR 1960 S 109 197 mlwerke de abgerufen 29 April 2017 Das Grab eines Verbannten In Die Gartenlaube Heft 9 1864 S 139 142 Volltext Wikisource Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Carl d Ester Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Personlichkeiten Rheinische GeschichteEinzelnachweise Bearbeiten Carl d Ester wurde haufig Karl d Ester geschrieben und schrieb sich moglicherweise selbst manchmal Karl etwa in seinen Briefen an Karl Marx Karl d Ester war auch der Name seines Grossneffen eines Pioniers der Zeitungswissenschaften Helge Dvorak Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft Band I Politiker Teilband 1 A E Winter Heidelberg 1996 ISBN 3 8253 0339 X S 267 Koppetsch S 320 Friedrich Engels Die deutsche Reichsverfassungskampagne In Marx Karl Werke Band 7 Berlin DDR 1960 S 149 f Normdaten Person GND 116584661 lobid OGND AKS VIAF 101149294357780522281 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME d Ester CarlALTERNATIVNAMEN d Ester Carl Ludwig Johann vollstandiger Name d Ester KarlKURZBESCHREIBUNG deutscher Arzt Publizist und demokratischer PolitikerGEBURTSDATUM 4 November 1813GEBURTSORT VallendarSTERBEDATUM 18 Juni 1859STERBEORT Chatel Saint Denis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carl d Ester Mediziner amp oldid 234657634