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Carl Theodor Schutz 11 April 1907 in Mayen 26 Marz 1985 in Koln auch Karl Theodor Schutz Carl Theodor Schutz und Carl Schutz war ein deutscher Jurist Kriminalrat Referatsleiter bei der Staatspolizeistelle Trier Stapo Abteilungsleiter bei der Sicherheitspolizei SiPo und des SD in Rom Mitarbeiter der Organisation Gehlen OG und des Bundesnachrichtendienstes BND Inhaltsverzeichnis 1 Schule Studium NSDAP SA und SS 2 Erste Jahre im Nationalsozialismus 3 Zweiter Weltkrieg 4 Gefangenschaft und Tatigkeit in der Organisation Gehlen 5 Kundigung im BND 6 Literatur 7 EinzelnachweiseSchule Studium NSDAP SA und SS BearbeitenAls Sohn eines Besitzers einer Grube besuchte Schutz von 1913 an die Volksschule und danach die Oberrealschule in Mayen Im Jahre 1923 war er auf dem Gymnasium in Koblenz dann bis 1926 in Oberkassel Es folgte ein Studium der Rechts und Staatswissenschaften an den Universitaten von Bonn Koln Marburg und Munchen In der Weimarer Republik orientierte sich Schutz rechtsnational und wurde 1923 bis 1924 Angehoriger des Freikorps Rhein Ruhr Dem Stahlhelm als Bund der Frontsoldaten gehorte er von 1928 bis 1930 an 1 Im Jahre 1930 trat er in die SA ein Anfang 1931 oder 1932 2 wurde er Mitglied der NSDAP Im Oktober 1931 trat er in die SS ein und stieg dort bis zum Hauptsturmfuhrer auf 3 Die Prufung zum ersten juristischen Staatsexamen legte er am Oberlandesgericht Koln im Februar 1932 ab Erste Jahre im Nationalsozialismus BearbeitenDanach begann Schutz juristische Laufbahn im Staatsdienst als Rechtsreferendar beim Amtsgericht Andernach dann beim Landgericht Koblenz Nachdem Oberscharfuhrer 2 Schutz mit SS Kameraden 1933 eines Nachts stark alkoholisiert mehrere Wohnungen politischer Gegner gesturmt und die wehrlosen Bewohner darunter auch Frauen brutal misshandelt hatte wurde er zu einer zweijahrigen Haftstrafe verurteilt und musste den Staatsdienst verlassen 2 Nach der Haftentlassung im Zuge einer Amnestie wurde er im August 1934 bei der 5 SS Standarte im SS Sturmbann 8 I in Koblenz hauptamtlich tatig Als Rechtsanwalt hatte er sich zuletzt in Mayen betatigt Ab Oktober hatte er die gleiche Position beim SS Sturmbann 8 II in Trier 4 In Trier wurde er auch Mitglied der Gestapo in der Staatspolizeistelle wo er ab dem 1 September 1934 bis Ende Marz 1935 Aufgaben auf dem Gebiet der Presse und Wirtschaftsangelegenheiten ubernahm Es folgte ein Lehrgang auf der Fuhrerschule der SiPo und des SD in Berlin Charlottenburg wonach er im Dezember 1935 zum Kriminalkommissar ernannt wurde Danach leitete er das Referat der Spionageabwehr bis Juni 1939 bei der Stapo Trier Sein Vorgesetzter war in dieser Zeit der Chef der Staapo Leitstelle SS Obersturmbannfuhrer Dr Josef Kreuzer 5 Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges kam Schutz nach Ottweiler zum Kommissariat Grenzsicherung als Abteilungsleiter der Spionageabwehr Zweiter Weltkrieg BearbeitenAm deutschen Uberfall auf Polen nahm er im September 1939 als Angehoriger des Einsatzkommandos 2 VI unter dem Befehl von Erich Naumann und Gerhard Flesch teil Die Einsatzgruppen erschossen im Rahmen eines Geheimbefehls Adolf Hitlers 60 000 bis 80 000 Menschen in Polen 1939 war er bei der Spionageabwehr in Lodsch im besetzten Polen tatig 2 Im Mai 1940 besuchte Schutz den I Koloniallehrgang in Berlin 4 Nach einem Aufenthalt in Tivoli vom 11 November 1940 bis zum 20 Dezember 1940 auf der dortigen italienischen Kolonialschule war er bis Marz 1942 Leiter der Abt III Stapo Trier im Rahmen der Spionageabwehr und wurde anschliessend zum Reichssicherheitshauptamt RSHA in das Amt VI Kultur in Berlin abkommandiert Vom 24 August 1942 bis zum 14 Oktober 1942 wurde er an die Ostfront nach Woroschilowsk in die Ukraine zum OKW I G Oberkommando Wehrmacht kommandiert Beim SS Brigadefuhrer Wilhelm Harster in Bozen sollte er ab September 1943 eine Aufgabe fur Neapel ubernehmen Da sich dort die Frontlage zuspitzte kam er am 21 September 1943 nach Rom als Abteilungsleiter fur die Bereiche IV und V der SiPo und des SD zum Hoheren SS und Polizeifuhrer in Italien Herbert Kappler Beim Massaker in den Ardeatinischen Hohlen am 24 Marz 1944 kommandierte Schutz die Erschiessungskommandos 6 Gemeinsam mit anderen hoheren Offizieren der SS darunter Kappler Karl Hass Hans Clemens und Erich Priebke bildete Schutz die ersten Kommandos und richtete die ersten Opfer eigenhandig hin 7 Priebke bezeichnete in seinem Strafprozess 1996 Schutz als Haupttater des Massakers der ihn entlasten konne 8 So habe Schutz die Teilnehmer des Exekutionskommandos mit dem Tode bedroht sollten sie sich weigern die Geiseln zu exekutieren Wer nicht schiessen wolle solle sich gleich neben die zu Exekutierenden stellen Diese Aussage Priebkes wurde allerdings weder von Schutz noch vom einzigen SD Angehorigen der sich zunachst weigerte an der Erschiessung teilzunehmen bestatigt Zudem raumte Kappler spater ein der Befehlsnotstand sei aus prozesstaktischen Grunden geschaffen worden 9 Im Juli 1944 ubernahm Schutz Aufgaben der SiPo und des SD in Forli Im November 1944 sollte er als Kommandeur und Kriminalrat Aufgaben der SiPo und des SD in Meran und Bozen ubernehmen was allerdings durch einen Lazarett Aufenthalt Herzkrankheit eingeschrankt wurde 4 Gefangenschaft und Tatigkeit in der Organisation Gehlen BearbeitenGegen Kriegsende Ende April 1945 fluchtete Schutz uber die Alpen und geriet im Juli 1945 fur einen Tag in das Gefangenenlager der US Armee bei Furstenfeldbruck Dann tauchte er mit dem Namen Hans Karl Scharinger unter und betatigte sich als Hilfsarbeiter und Versicherungsvertreter Ab Marz 1950 nahm er wieder seine wahre Identitat an und kam nach Koln wo er als Angestellter arbeitete Im November 1950 wurde Schutz als Mitlaufer entnazifiziert 2 In Trier besuchte ihn der V Mann Johannes Clemens mit der Kennung 2665 der Organisation Gehlen OG den Schutz aus seiner Kriegszeit in Italien kannte 10 Bei einer erneuten Zusammenkunft am 18 Mai 1952 teilte ihm Clemens mit dass die OG fur den Abwehrdienst Fachleute suche Schutz erklarte sich sofort bereit wieder auf seinem alten Gebiet der Spionageabwehr tatig zu werden Schon am 1 Juli 1952 wurde er von der Organisation angestellt und ubernahm die Leitung der sogenannten Untervertretung Rhein Ruhr mit Sitz in Dusseldorf 11 Laut anderer Quellen befand sich die Aussenstelle in Essen 3 Im Zusammenhang mit den Grundungsverhandlungen des Bundesnachrichtendienstes forderte Konrad Adenauer im August 1952 uber den damaligen Ministerialdirigenten Hans Globke die Personalakte und anderweitige Unterlagen uber Schutz an was aber von Reinhard Gehlen mit der Begrundung abgelehnt wurde diese Unterlagen befanden sich bei den Briten in London 3 Die Untervertretung Rhein Ruhr in Dusseldorf Konigsallee wurde unter Schutz Leitung spater nach Stuttgart Werastrasse 63 als Untervertretung Wurttemberg verlegt In der OG hatte er den Decknamen Carl Schuster Im Oktober 1954 erhielt die Central Intelligence Agency Informationen dass Heinz Felfe und Schutz ein Sicherheitsrisiko in der OG seien 12 Diese Information hatte jedoch weder fur Felfe noch fur Schutz erkennbare Folgen Denn im Jahre 1956 wurde er vom BND ubernommen und kam nach Koln als Aussenstellenleiter unter dem Decknamen Scherhack Er erwarb in dieser Stellung gute Beurteilungen so von General Erich Brandenburger und Oberstleutnant Oscar Reile Kundigung im BND BearbeitenSchutz war uberrascht als er am 27 November 1963 nach Pullach im Isartal in die BND Zentrale einbestellt wurde wo er mehrere Stunden uber seine Tatigkeiten im NS Regime befragt wurde Als man ihm vorwarf seine Dienste bei der Gestapo und beim Einsatzkommando in Polen verheimlicht zu haben widersprach er und fuhrte an bei Felfe und dem Leiter der Generalvertretung L GV L der Organisation Gehlen Alfred Benzinger in Karlsruhe alle diese Tatigkeiten genannt zu haben Seine Daten der Dienstlaufbahn im NS Regime hatte im Jahre 1952 der Leiter der Generalvertretung in Darmstadt Ludwig Albert erstellt der im Jahre 1955 als Agent des KGB enttarnt wurde Offensichtlich nahm er an durch seine Bekanntschaft mit Felfe und Clemens nicht mehr als tragbar fur den BND erachtet worden zu sein Von der Aufgabe der Organisationseinheit 85 hatte er keine Kenntnisse Die Unterredung endete damit dass ihm seine Kundigung zum 30 Juni 1964 uberreicht wurde 13 Gegen diese Kundigung prozessierte er vor dem Arbeitsgericht Munchen In einem Vergleich vom 30 Januar 1967 sollte sein Dienstverhaltnis am 30 November 1966 enden wobei er noch eine Abfindung von 70 000 DM erhielt Da er in der Zwischenzeit von zwei Jahren kein Gehalt mehr erhalten hatte und uber keine Barmittel mehr verfugte musste er allerdings zuvor sein Haus verkaufen Literatur BearbeitenGerhard Salter NS Kontinuitaten im BND Rekrutierung Diskurse Vernetzungen Veroffentlichungen der UHK zur BND Geschichte Band 15 Ch Links Verlag Berlin 2022 ISBN 978 3 96289 131 2 Einzelnachweise Bearbeiten Erich Schmidt Eenboom Geheimdienst Politik und Medien Berlin 2004 S 248 a b c d e Malte Herwig Die Unentbehrlichen In Suddeutsche Zeitung vom 27 28 Oktober 2012 S 13 a b c The Federal Chancellory Central Intelligence Agency 22 August 1952 archiviert vom Original am 30 Juli 2012 abgerufen am 18 April 2010 a b c Erich Schmidt Eenboom Geheimdienst Politik und Medien Berlin 2004 S 249 Die Gestapo Trier in der Christophstrasse 1 Eine Ausstellung Kulturstiftung Trier und Universitat Trier Katalog S 4 Als Karl Schutz bei Gerd R Ueberschar Orte des Grauens Verbrechen im Zweiten Weltkrieg Primus Verlag Darmstadt 2003 S 210 Zur Identitat von Karl Schutz und Carl Schutz siehe Joachim Staron Fosse Ardeatine und Marzabotto Deutsche Kriegsverbrechen und Resistenza Geschichte und nationale Mythenbildung in Deutschland und Italien 1944 1999 Schoningh Paderborn 2002 Staron Fosse Ardeatine S 67 Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel wies in diesem Zusammenhang bereits auf eine BND Mitarbeit Schutz hin Tonband eines Toten In Der Spiegel 25 1996 17 Juni 1996 Staron Fosse Ardeatine S 65 Gotthold Schramm Hrsg Angriff und Abwehr Die deutschen Geheimdienste nach 1945 Berlin 2007 S 125 Heinz Felfe Im Dienst des Gegners Autobiographie Berlin 1988 S 446 448 Richard Breitman US Intelligence and the Nazis New York 2005 S 402 Erich Schmidt Eenboom Geheimdienst Politik und Medien Berlin 2004 S 250 Normdaten Person GND 1051174740 lobid OGND AKS VIAF 308713274 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schutz Carl TheodorALTERNATIVNAMEN Schutz Karl TheodorKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist Kriminalrat und Angehoriger mehrerer GeheimdiensteGEBURTSDATUM 11 April 1907GEBURTSORT MayenSTERBEDATUM 26 Marz 1985STERBEORT Koln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carl Theodor Schutz amp oldid 238650968