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Gustav Adolf Herbert Kappler 23 September 1907 in Stuttgart 1 9 Februar 1978 in Soltau war in der Zeit des Nationalsozialismus Kommandeur der Sicherheitspolizei SiPo und des SD in Rom Als Verantwortlicher fur das Massaker in den Ardeatinischen Hohlen Fosse Ardeatine am 24 Marz 1944 wurde er 1948 zu lebenslanger Haft verurteilt und wurde zur Symbolfigur deutscher Kriegsverbrechen in Italien wahrend des Zweiten Weltkriegs Herbert Kappler 1946 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Sonstiges 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKappler arbeitete nach einer Ausbildung und einem Studium der Mathematik an der Technischen Hochschule Stuttgart zunachst als Elektroingenieur in verschiedenen Firmen in Wurttemberg Er trat am 1 August 1931 der NSDAP Mitgliedsnummer 594 899 bei und wurde noch vor deren Machtergreifung Mitglied der SA bzw spater der SS Mitgliedsnummer 55 211 Nach kurzer Arbeitslosigkeit wurde er im Juni 1933 bei der Wurttembergischen Politischen Polizei Hilfspolizei Beamter und leitete ab 1934 die Aussenstelle Tubingen 2 1937 legte er an der Polizeiakademie Berlin sein Examen als Kriminalkommissar ab Kappler kam bereits im Fruhjahr 1939 als Verbindungsbeamter zur italienischen Polizei nach Rom Im November 1939 war er vorubergehend in Berlin um den Burgerbrau Attentater Georg Elser zu verhoren 3 1942 wurde er Polizeiattache an der deutschen Botschaft in Rom Am 10 September 1943 ubernahm Kappler das Kommando uber die Sicherheitspolizei und den SD in Rom und begann mit der Beschlagnahme judischen Besitzes Er plante die Deportation samtlicher Juden in Rom ca 8000 bis 10 000 Menschen In der Nacht vom 15 zum 16 Oktober 1943 liess er 1 259 Juden festnehmen und 1 007 von ihnen nach Auschwitz deportieren In einem Fernschreiben vom 18 Oktober an Karl Wolff den Leiter des SS Hauptamts Personlicher Stab Reichsfuhrer SS ruhmte er sich fur sein Vorgehen Judenaktion heute nach buromassig bestmoglichst ausgearbeitetem Plan gestartet und abgeschlossen 4 Noch am 26 September 1943 hatte Kappler fur die Zusage dass kein Mitglied der judischen Gemeinde Roms deportiert werde 50 Kilogramm Gold von den Gemeindevorstehern entgegengenommen Eine solche Kombination von Erpressung und Tauschung wandte die SS auch in anderen besetzten Landern gegenuber judischen Gemeinden an 5 Der SD hatte bereits vor der Landung der Alliierten bei Anzio am 22 Januar 1944 versucht jeden Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht in Rom zu unterdrucken Zu diesem Zweck unterhielt der SD in einem Wohnhaus in Rom Via Tasso 145 155 heutiges Museo storico della Liberazione 6 ein Aussenkommando das als Folterzentrum beruchtigt war 7 Herbert Kappler war auch fur das Massaker in den Ardeatinischen Hohlen verantwortlich bei dem am 24 Marz 1944 als Repressalie fur das tags zuvor begangene Attentat in der Via Rasella 335 Geiseln erschossen wurden Er hatte die vorher verabredete Zahl der Opfer nicht nur eigenmachtig um 10 erhoht sondern zusatzlich funf Juden erschiessen lassen Um ein Beispiel zu geben brachten er und andere hohere SS Fuhrer darunter Erich Priebke Karl Hass Carl Theodor Schutz und Hans Clemens die ersten Opfer eigenhandig durch Genickschuss um 8 Kappler stellte sich im Mai 1945 in Bozen der britischen Militarpolizei 1947 wurde er dem italienischen Militar ubergeben Er wurde am 20 Juli 1948 von einem italienischen Militargericht fur die Erpressung des judischen Goldes zu 15 Jahren und fur das Massaker in den Ardeatinischen Hohlen zu lebenslanger Haft verurteilt Das Gericht sah in allen 335 Fallen den Tatbestand des Mordes erfullt Seine mitangeklagten Untergebenen wurden freigesprochen weil sie Kapplers Befehl nicht als rechtswidrig hatten erkennen konnen Das Urteil wurde am 25 Oktober 1952 vom Obersten Militargericht Italiens bestatigt 9 Kappler behauptete Von Endlosung und Vernichtungslagern habe ich erst nach 1945 erfahren 4 Schutzbehauptungen wahrend seines Prozesses er habe Juden zur Erschiessung ausgewahlt weil er keine Unschuldigen habe toten lassen wollen lassen dies hochst unwahrscheinlich erscheinen 10 Seine Strafe musste er auf der Festung Gaeta verbussen Spatere Gnadengesuche des Bundesprasidenten des Bundeskanzlers Willy Brandt 11 des Bundesaussenministers des Stuttgarter Oberburgermeisters Arnulf Klett 11 aber auch der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland 12 scheiterten zunachst an der Haltung der italienischen Regierung Die schliesslich 1976 von einem Militargericht ausgesprochene Begnadigung wurde nach offentlichen Protesten in Italien durch ein ordentliches Gericht revidiert 13 1977 wurde er wegen einer Krebserkrankung in das romische Militarkrankenhaus Celio verlegt Von dort gelang ihm am 15 August 1977 mit Hilfe seiner Frau die er wahrend der Haft als Unterstutzerin kennengelernt und 1972 geheiratet hatte die Flucht nach Deutschland Uber die Umstande der Flucht kursierten wilde Spekulationen Es hiess Kapplers Frau habe ihn aus dem Krankenzimmer im dritten Stock abgeseilt und anschliessend uber die Grenze bis nach Soltau gefahren Wahrscheinlicher ist dass Kappler dem seit Marz 1976 Haftverschonung gewahrt war und seine Frau das Krankenhaus einfach verliessen Die Erzahlung diente wohl vor allem dem Schutz der Carabinieri die Kappler zu bewachen hatten 14 Kapplers Flucht loste in Italien eine Protestwelle aus und belastete die deutsch italienischen Beziehungen Kappler starb einige Monate spater An seiner Beisetzung in Soltau nahmen bis zu 800 Menschen teil 15 Sonstiges BearbeitenDem irischen Priester und Kammerherrn des Papstes Monsignore Hugh O Flaherty gelang es fur Juden italienische Soldaten und andere Verfolgte eine geheime Hilfsorganisation aufzubauen die mehrere Tausend Menschen vor dem Zugriff der Besatzungsmacht in Klostern und anderen Quartieren versteckte Kappler versuchte ihn verhaften und ermorden zu lassen Spater besuchte O Flaherty Kappler jeden Monat im Gefangnis 1959 konvertierte Kappler zum Katholizismus und wurde von O Flaherty getauft 16 1973 wurden die Umstande und das Mitwirken Kapplers beim Massaker in den Ardeatinischen Hohlen im italienischen Film Rappresaglia Todlicher Irrtum dargestellt Richard Burton spielte dabei Kappler Der Widerstandskampf von O Flaherty gegen Kappler wurde 1983 unter dem Titel Im Wendekreis des Kreuzes mit Christopher Plummer als Standartenfuhrer Herbert Kappler und Gregory Peck in der Rolle des Monsignore verfilmt Literatur BearbeitenFelix Nikolaus Bohr Flucht aus Rom Das spektakulare Ende des Falles Kappler im August 1977 In Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte 60 2012 S 111 141 Digitalisat Felix Nikolaus Bohr Ermittlung nicht erwunscht Das geplante Restverfahren im Fall Herbert Kappler Ein Zeugnis deutscher und italienischer Vergangenheitspolitik 1959 1961 In Themenportal Europaische Geschichte 2012 URL aufgerufen 25 Juli 2014 Felix Nikolaus Bohr Die Kriegsverbrecherlobby Bundesdeutsche Hilfe fur im Ausland inhaftierte NS Tater Suhrkamp Verlag Berlin 2018 ISBN 978 3 518 42840 5 Richart Breitman Dannecker und Kappler in Rom Neue Quellen zur Oktober Deportation 1943 In Jurgen Matthaus Klaus Michael Mallmann Hrsg Deutsche Juden Volkermord Der Holocaust in Geschichte und Gegenwart WBG Darmstadt 2006 ISBN 3 534 18481 5 S 191 203 J P Gallagher Der Monsignore und der Standartenfuhrer Originaltitel Scarlet Pimpernel of the Vatican Hugh Joseph O Flaherty Deutsch von Margreth Kees Verlag Styria Graz Wien Koln 1968 229 S Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag zweite aktualisierte Auflage Frankfurt am Main 2005 ISBN 978 3 596 16048 8 Eintrag zu Kappler Herbert S 299 Joachim Staron Fosse Ardeatine und Marzabotto Deutsche Kriegsverbrechen und Resistenza Geschichte und nationale Mythenbildung in Deutschland und Italien 1944 1999 Schoningh Paderborn 2002 ISBN 3 506 77522 7 Weblinks BearbeitenEin mehr als bedruckendes Schauspiel Der Spiegel 1977 uber die Flucht Kapplers und die Reaktionen in Italien Literatur von und uber Herbert Kappler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Lt Col Herbert Kappler in der Internet Movie Database englisch The Scarlet and the Black 1983 TV dt Im Wendekreis des Kreuzes in der Internet Movie Database englisch Rappresaglia 1973 dt Das Massaker Der Fall Kappler in der Internet Movie Database englisch Einzelnachweise Bearbeiten Geburtsregister des Standesamtes Stuttgart Nr 4273 1907 Ingrid Bauz Sigrid Bruggemann Roland Maier Hrsg Die Geheime Staatspolizei in Wurttemberg und Hohenzollern Stuttgart Schmetterling Verlag 2013 S 95f Elser und die Kommissare a b Zitat bei Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Fischer Taschenbuch 2005 S 299 Bohr Flucht aus Rom S 114 Via Tasso Studienkreis Deutscher Widerstand 1933 1945 abgerufen am 5 Oktober 2014 Bohr Flucht aus Rom S 115 Gerhard Feldbauer Von Mussolini bis Fini Die extreme Rechte in Italien Berlin 1996 S 88 Bohr Flucht aus Rom S 116 Joachim Staron Deutsche Kriegsverbrechen S 60 f a b Rafael Binkowski Freiheit fur einen Naziverbrecher in Stuttgarter Zeitung Nr 265 15 November 2019 S 28 Deutsche Bischofe bitten um Gnade fur Kappler In Frankfurter Allgemeine Zeitung 6 Dezember 1976 Herbert Kappler verstarb in Soltau In Bohme Zeitung 10 Februar 1978 Bohr Flucht aus Rom S 120 127 Nach kirchlicher Trauerfeier Hitlergruss an Kapplers Grab In Frankfurter Rundschau 14 Februar 1978 Brian Fleming The Vatican Pimpernel The Wartime Exploits of Monsignor Hugh O Flaherty Memento vom 6 Dezember 2016 im Internet Archive Waschzettel von Collins Press engl Normdaten Person GND 118720821 lobid OGND AKS LCCN n98063924 VIAF 52484397 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kappler HerbertALTERNATIVNAMEN Kappler Gustav Adolf Herbert vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Kommandeur der SiPo und des SD in RomGEBURTSDATUM 23 September 1907GEBURTSORT StuttgartSTERBEDATUM 9 Februar 1978STERBEORT Soltau Deutschland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herbert Kappler amp oldid 237077993